Eine niederländische Untersuchung hat ergeben, dass nur 7 Prozent der Patienten ihre Biologika zu Hause im Kühlschrank bei der Temperatur aufbewahren, wie sie vom Hersteller empfohlen wird. Das Berliner Start-Up MEDANGEL hat für solche Fälle eine App entwickelt.
Eine Apothekerin der Universität Utrecht und ein Arzt der Sint Maartenskliniek in Nijmegen haben für ihre Analyse auf die Verpackungen von TNF-Alpha-Blockern einen Chip angebracht, der die Lager-Temperatur messen sollte. Von 255 Rheuma-Patienten haben nur 17 Patienten die Spritzen bzw. Pens im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt, wie es vorgeschrieben ist. Bei 64 Patienten (25 Prozent) lag die Verpackung mehr als zwei Stunden bei einer Temperatur unter dem Gefrierpunkt im Kühlschrank – obwohl im Beipackzettel deutlich darauf hingewiesen wird, dass die Präparate nicht eingefroren werden dürfen.
Bei welcher Temperatur wirkt es nicht mehr?
In einer nachfolgenden Untersuchung soll herausgefunden werden, welche Folgen es für die Wirksamkeit und die Sicherheit haben kann, wenn Biologika bei falschen Temperaturen aufbewahrt werden – zu kalt oder zu warm.
Bisher gilt, dass ein Biologikum 14 Tage bei Raumtemperatur – also maximal bei 25° C – und vor Licht geschützt gelagert werden kann. Das heißt: Sobald es aus dem Kühlschrank oder dem Kühlbehälter herausgenommen wird, muss es innerhalb von 14 Tagen aufgebraucht werden. Danach darf es nicht mehr verwendet werden. Sicherheitshalber kann man sich notieren, an welchem Tag die Kühlkette abgebrochen wurde.
Aber wenn das Biologikum zu Eis gefriert, muss man davon ausgehen, dass sich die Struktur der Proteine verändert. Es ist fraglich, ob und wie es dann noch wirkt. Ähnliches wird vermutet, wenn das Medikament zu warm wird.
Kühlschranktemperatur schwankt
Warum lagern so viele Patienten Medikamente nicht richtig? Die Temperaturen im Kühlschrank schwanken. Das hängt von der Außentemperatur ab: Im Sommer oder in warmen Küchen wird mehr gekühlt. Außerdem kommt es darauf an, wie oft der Kühlschrank geöffnet wird und wie lange die Tür aufsteht. Die Verpackung kann zu dicht an gefrorenen Wänden liegen, vor allem, wenn nicht richtig abgetaut wurde.
Generell kommt es darauf an, wo genau im Kühlschrank die Medikamente gelagert werden. Die Studienleiter empfehlen für Biologika das oberste oder das unterste Fach. Wer sich anschaut, wie kalt es an unterschiedlichen Stellen des Kühlschranks ist, wählt vermutlich vorrangig das oberste Fach. Es scheint sinnvoll, mit einem Thermometer die Temperaturen im eigenen Kühlschrank zu messen, wenn teure Biologika darin aufbewahrt werden sollen.
Alarm bei falscher Temperatur
Die Firma MEDANGEL hat eine App für temperaturempfindliche Medikamente entwickelt. Die schlägt über BlueTooth auf dem Mobiltelefon Alarm, wenn die Packung zu warm oder zu kalt wird. Amin Zayani, einer der Gründer der Firma, stellte den Sensor auf einer Veranstaltung in Berlin vor. Es sei besonders praktisch bei Reisen in warme Länder oder wenn man die Packung im Auto liegen lässt. Ziel sei, dass weniger Medikamente weggeworfen werden. Die App werde bald zertifiziert, so dass sie demnächst auf den Markt kommt. Wir werden darüber berichten.
Quelle
"Dure reumageneesmiddelen thuis lang niet altijd goed bewaard", Presseerklärung des Sint Maartenskliniek (Nijmegen), 16.06.2015
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