Zum Inhalt
  • Rolf Blaga
    zuletzt aktualisiert:
    Rolf Blaga

    Warum Waschen mit Urea sinnvoll ist

    Veladerm war, so weit wir es beurteilen können, die einzige Wasch-Emulsion, die nicht mit fettlösenden Tensiden reinigt. Damit war sie gerade für Hautkranke gut geeignet. Das Problem: Sie wird nicht mehr produziert. Nach dem Konkurs des bisherigen Anbieters esteer hat der Nachfolger die Veladerm-Produkte nicht übernommen. Aber: Jeder kann diese harnstoffhaltige Waschsubstanz auch selbst herstellen. Vorher sollte man jedoch testen, ob man Harnstoff gut verträgt.

    Der Freiburger Immunologe Professor Eckhard Kownatzki hatte mit Veladerm 1993 ein Reinigungsprodukt entwickelt, das die Hautbarriere nicht angreift. Bei vielen Hautkrankheiten ist es wichtig, die schon verletzte Schutzschicht nicht noch weiter zu schwächen – krankmachende Bakterien, Viren oder Allergene können sonst verstärkt in die Haut eindringen. Das trifft vor allem bei Neurodermitis zu. Eine intakte Hautbarriere spielt bei der Schuppenflechte zwar eine eher untergeordnete Rolle, weil sie durch innerliche Entzündungsprozesse angestoßen wird. Aber auch die psoriatische Haut sollte durch Waschen nicht austrocknen, weil sie dann verstärkt juckt und sich schuppige Psoriasis-Stellen verschlimmern können.

    Tenside schädigen die Hautbarriere

    Bei Seifen, Shampoos und Syndets wirken die enthaltenen Tenside: Sie verringern die Oberflächenspannung zwischen Fett und Wasser. Dadurch lösen sich die Schmutzpartikel von der Haut. Gleichzeitig werden aber auch Fette ausgewaschen. Das beschädigt den Schutzmantel der Haut. Im Gegensatz zur gesunden Haut benötigt die erkrankte deutlich mehr Zeit, bis sich ihre Barriere wieder erneuert hat. Um das zu beschleunigen, enthalten viele dieser Waschsubstanzen rückfettende Mittel.

    Professor Kownatzki meint, Rückfettungsmittel seien kein vollwertiger Ersatz. Die natürlichen Fette der Hornschicht (Ceramide) ließen sich nicht genau nachahmen.

    pH-neutrale Waschsubstanzen sollen dafür sorgen, dass der so genannte "Säureschutzmantel" nicht angegriffen wird. Die Aussage, es wäre allein der niedrige pH-Wert, der vor Bakterien schützt, ist aber umstritten, wenn nicht sogar unwahrscheinlich. Die schützende Hautflora besteht aus einem vielfältigen chemischen Gemisch und nicht lediglich aus sauren Substanzen. Professor Kownatzki weist darauf hin, dass eine Schutzfunktion der sauren Reaktionsweise der Haut nie nachgewiesen worden sei. Das wäre lediglich ein "Märchen", damit die Verbraucher vor allem diese Produkte kaufen.

    Wie alle (industriell hergestellten) Kosmetika können auch Seifen- und Syndetreiniger problematische Stoffe enthalten: die lösen Allergien aus, wirken hormonell, vor allem zeugungshemmend, sind krebsverdächtig oder reichern sich im Fettgewebe an. Manche Inhaltsstoffe irritieren die Haut (Rötung, Jucken, Brennen) und können sie langfristig reizen (Rötung, Entzündung, Ekzem). Vor allem ÖKOTEST und Stiftung Warentest verweisen regelmäßig darauf.

    Waschen mit Harnstoff (Urea)

    Veladerm dagegen war eine Waschsubstanz ohne fettlösende Tenside. Der Schmutz wird durch den Harnstoff (Urea) von der Haut gelöst, ohne den Fettfilm anzugreifen. Der "Erfinder" hat nun sein Wissen ins Netz gestellt und beschreibt unter anderem, wie man es für unterschiedliche Anwendungen selbst herstellen kann – völlig ohne problematische Zusatzstoffe.

    Es ist für Hautkranke sinnvoll, sich mit einem Harnstoff-Reiniger zu säubern. Professor Kownatzki empfiehlt das vor allem

    • Kindern mit einer Neurodermitis, die durch Tenside (v.a. Seife) verursacht ist,
    • Beschäftigten in „Feuchtberufen“ bzw. mit Gummihandschuhen (Ekzem-Risiko),
    • Frauen mit Ekzemen im Intimbereich,
    • Senioren, weil ihre Haut meist trocken ist und juckt.

    Aber: Harnstoff kann die Haut reizen, vor allem dann, wenn sie akut entzündet ist. Dr. Petra Staubach weist darauf hin, dass er auf der Haut brennen kann ("Stinging-Effekt"). Deshalb sollte man Produkte mit Urea vorsichtig an kleinen, nicht sichtbaren Hautflächen ausprobieren. Völlig darauf zu verzichten rät Professor Markus Metz dann, wenn man das Gefühl hat, die Haut reagiert gereizt darauf.  Bei Kindern würde er Harnstoff immer vorsichtig und gering dosiert einsetzen. In den Neurodermitis Leitlinien dagegen wird nur davon abgeraten, Harnstoff  bei Säuglingen für Pflege und Reinigung einzusetzen. Andere Dermatologen ziehen die Grenze bei drei bzw. fünf Jahren. In einer Studie, in der Flüssigseife mit Milchsäure und Harnstoff getestet wurde, waren die jüngsten Teilnehmer drei Jahre alt.

    Während bei der Hautpflege der Wirkstoff  auf der Haut bleibt und einzieht, wird er bei der Hautreinigung auf der angefeuchteten Haut verdünnt und gleich wieder mit dem gelösten Schmutz abgespült. Deshalb geht Professor Kownatzki davon aus, dass die harnstoffhaltige Waschsubstanz kein Brennen verursacht und für Kinder geeignet ist.

    Hautärzte warnen, dass wir uns zu oft und fast immer mit zu starken Reinigungsprodukten waschen. Klares (warmes) Wasser reicht zur sanften Reinigung eigentlich völlig aus. Aber selbst „Wasser ist kein Freund der Hautkranken“, so Dr. Joachim Kresken. Vermutlich meint er zu viel Wasser.

    Zum Weiterlesen


    Wissen und Tipps für Dein Leben mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis

    Meld dich für unseren Newsletter an.

    Bildquellen

    Erstmals erschienen:

    Kommentare

    Empfohlene Kommentare

    Keine Kommentare vorhanden



    Dein Kommentar

    Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
    Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.

    Gast
    Einen Kommentar hinzufügen

    ×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

      Only 75 emoji are allowed.

    ×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

    ×   Du hattest schon mal angefangen, etwas zu schreiben. Das wurde wiederhergestellt..   Egal, weg damit.

    ×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.


  • Jetzt Teil der Psoriasis-Community werden

    Hier findest Du Menschen, die von der Hautkrankheit Psoriasis, der Gelenkerkrankung Psoriasis arthritis oder von beidem betroffen sind.

    Als Community-Mitglied kannst Du:

    fragen und antworten
    Themen folgen
    in der Bildergalerie stöbern
    chatten
    Kontakt mit anderen Nutzern aufnehmen

     

  • Auch interessant

    Warum eine neurologische Reha?
    Mein Reha-Aufenthalt im Quellenhof in Bad Wildbad (neurologische Klinik)
    Neben der Psoriasis, die durch Cosentyx weitestgehend symptomlos ist, ist auch eine moderate MS mein ständiger Beglei...
    Hallo Ihr, bald startet die Studie mit einem Lichttherapie-Set für zuhause. Als ich so darüber nachdachte, hab ic...
    Antrag auf GDB sinnvoll? PSO / PSA
    Rechtliches und Soziales
    Hallo zusammen,  Ich bin 37 Jahre alt und leide seit 20 Jahren an Schuppenflechte. PSA / PSO An Behandlung ha...
    Die Lipikar Lotion Urea 10% besteht, wie der Name andeutet, zu zehn Prozent aus Urea. Das ist schon recht viel und ka...
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtig:

Diese Seite verwendet einige wenige Cookies, die zur Verwendung und zum Betrieb notwendig sind. Auf Werbetracker verzichten wir bewusst.