Von der Erfahrungsmedizin der Indianer zur Pharmakotherapie
Von Markus Lampert und Willi Schaffner
Mahonia aquifolium ist ein immergrüner, ein bis zwei Meter hoher Strauch aus der Familie der Sauerdorngewächse. Ihre ursprüngliche Heimat ist die Pazifikküste Nordamerikas. Dort wurde die Pflanze in der traditionellen Medizin nordamerikanischer Indianer bei Hautkrankheiten und Magen-Darm-Störungen eingesetzt. Von den Indianern auf Vancouver Island ist bekannt, dass sie eine Abkochung aus Zweigen und Rinde innerlich und äußerlich gegen Akne verwendeten. Neben der medizinischen Verwendung wird in Nordamerika aus den Beeren Wein hergestellt.
In der Homöopathie wird Mahonia unter anderem bei Hautkrankheiten mit Juckreiz, Bläschen, Papeln und Pusteln eingesetzt. Zu Beginn wurde Mahonia nur innerlich als Tropfen oder Kügelchen in niedrigster Potenz verabreicht, später auch in der Potenz D2 bis D12. Mahonia wurde anfangs der 90er Jahre in die örtliche Behandlung der Psoriasis eingeführt.
Bei der Mahonia können einzelne pharmakologische Effekte definierten Inhaltsstoffen zugeordnet werden. So wissen wir, dass vor allem die drei Alkaloide Berberin, Berbamin und Oxyacanthin Entzündungen der Haut vermindern und das Zellwachstum hemmen. Berbamin bewirkte außerdem die Hemmung von Calmodulin. Diese Hemmung eines wichtigen Botenstoffes bei der Zellteilung könnte an einer antipsoriatischen Wirkung beteiligt sein.
Berbamin und Oxyacanthin erwiesen sich in einer Versuchsreihe als stärkere Radikalfänger als Anthralin, ein konventionelles Antipsoriatikum. Als nur mäßig aktiv erwies sich die Urtinktur von Mahonia (nach Deutschem Homöopathischen Arzneibuch, HAB1).
Mahonia-Creme bei Akne
In einer eigenen prospektiven Beobachtungsstudie wurde versucht, einen ersten Eindruck vom therapeutischen Nutzen einer Mahonia-Creme bei Akne zu gewinnen. Subjektiv beurteilten 19 der 25 Patienten die Wirksamkeit als zufriedenstellend bis ausgezeichnet (4 ausgezeichnet, 12 gut, 3 zufriedenstellend). Die übrigen sechs betrachteten die Behandlung in einem Fall als gering, in 5 Fallen als gar nicht wirksam.
Unerwünschte Wirkungen oder Hautreizungen traten nicht auf. Die Fettigkeit der Haut nahm in der subjektiven Beurteilung der Patienten ab, die entzündlichen Hautveränderungen gingen deutlich zurück, doch wurden die Komedonen kaum beeinflusst.
Wirkung bei Neurodermitis
In einer weiteren orientierenden Untersuchung prüften wir die Wirkung einer hydrophilen Creme mit 10% Mahonia Urtinktur (nach HAB l) auf das klinische Bild einer Neurodermitis bei 11 Patienten. Die Studie wurde angelegt als prospektive, offene, multizentrische Anwendungsbeobachtung ohne Kontrollgruppe.
Insbesondere der Juckreiz ließ bei 7 der 11 untersuchten Personen nach, bei 3 blieb er unverändert und bei einer verschlimmerte er sich. Bezüglich anderer klinischer Veränderungen wie Intensität von Erythem und Schuppung sowie Ausdehnung des Ekzems ergaben sich – teils statistisch bedingt durch die geringe Patientenzahl, teils mangels einer Kontrollgruppe – keine überzeugenden Befunde.
Unklare Wirkung bei Psoriasis
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die bisherigen klinischen Daten noch keine abschließende Beurteilung des therapeutischen Wertes von Mahonia Urtinktur bei Psoriasis zulassen. Insbesondere fehlt eine schlüssige, placebokontrollierte Studie, welche den heute geltenden Anforderungen an klinische Studien zu genügen vermag. Interessante Wirkungen waren dennoch in den vorgelegten Studien zu beobachten.
Neue Erkenntnisse dazu lieferte eine kontrollierte, offene Studie im Vergleich zu Dithranol liefern. Nach etwa 80 Patienten zeigt sich bei einem Teil der Psoriatiker eine relativ gute Wirkung. Der Wirkungseintritt scheint im Vergleich zu Dithranol teilweise verzögert. Die Verträglichkeit war bisher unproblematisch.
In einer monozentrischen randomisierten Phase-III-Studie mit intraindividueller Kontrolle wurde die Wirksamkeit gegen Calcipotriol verglichen. Vergleichsstudien wie diese werden dazu beitragen können, den Stellenwert von Mahonia-Präparaten in der Psoriasis-Therapie zu definieren.
Dr. Markus Lampert war Wissenschaftlicher Assistent und praktiziert heute als Spitalapotheker, Professor Dr Willi Schaffner ist Leiter der Abteilung Pharmazeutische Biologie am Departement Pharmazie der Universität Basel.
Quelle: Interne KLINIKZEITUNG der Alexanderhausklinik Davos, l/98
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