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    Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Hautpflege bei Schuppenflechte: Der umfassende Ratgeber


    Chronische Entzündungen, Trockenheit und Schuppenbildung – das sind typische Symptome der Schuppenflechte Neben medizinischen Therapien ist eine konsequente Hautpflege die Grundlage für ein verbessertes Hautgefühl und eine verlängerte beschwerdefreie Zeit. In diesem Ratgeber konzentrieren wir uns auf die täglichen Pflegemaßnahmen, die Betroffene unabhängig von akuten Schüben in ihren Alltag integrieren können.

    Hautreinigung bei Psoriasis: So mild wie möglich

    Die tägliche Hautreinigung bei Psoriasis muss den Ausgleich zwischen gründlicher Säuberung und dem Erhalt der natürlichen Schutzbarriere finden. pH-hautneutrale, seifenfreie Produkte mit einem Säurewert von 5,5 eingen sich da, weil sie den Hydrolipidfilm nicht angreifen und Mikroentzündungen vorbeugen. Moderne Waschlotionen kombinieren milde Tenside wie Cocamidopropyl Betaine (Kokosfettsäure) mit rückfettenden Komponenten wie Mandel- oder Sonnenblumenöl, um während des Reinigungsvorgangs bereits Feuchtigkeitsverluste auszugleichen.

    Für den Körper eignen sich Duschöle mit hohem Lipidanteil, die durch Emulgatoren wie Glyceryl Oleate eine milchige Textur entwickeln und gleichzeitig die Haut mit Sheabutter oder Hanfsamenöl nähren.

    Bei der Badehygiene gilt die Regel: maximal einmal wöchentlich für 15 Minuten in lauwarmem Wasser (32–35°C), angereichert mit zwei bis drei Esslöffeln Totes-Meer-Salz oder basischen Badezusätzen. Diese Mineralien reduzieren nicht nur den Juckreiz, sondern fördern auch die Ablösung überschüssiger Hornschichten durch osmotische Effekte. 

    Ölbäder mit hydrolysiertem Weizenprotein oder Jojobaöl bilden einen Schutzfilm, der das Austrocknen verhindert – was auch bei Psoriasis arthritis ein Plus sein kann, wo Beweglichkeitseinschränkungen das Eincremen erschweren.

    Mechanische Reibung durch Schwämme oder Peelings sollten strikt vermieden werden. Stattdessen empfiehlt sich die Reinigung mit den Handflächen in sanften Kreisbewegungen, wobei Gesichtspartien separat mit ölbasierten Cleansern behandelt werden. Nach dem Abspülen sollte die Haut lediglich abgetupft werden, um Mikro-Schädigungen durch das Frottieren zu verhindern. Ein noch junger Ansatz sind zweiphasige Reinigungsfluide, die durch Mizellentechnologie Schmutzpartikel einschließen, ohne die Epidermis zu strapazieren – ideal für stark entzündete Areale.

    Nach der Reinigung bildet die Sofortpflege die kritische Phase: Innerhalb der ersten 3 Minuten nach dem Trocknen wird die Hautbarriere durch rückfettende Lotionen mit Ceramiden und Cholesterol stabilisiert, was die Penetration nachfolgender Wirkstoffe optimiert. 

    Bei nässenden Läsionen kommen antibakterielle Zusätze wie Zink-PCA zum Einsatz, die das Mikrobiom regulieren und Superinfektionen vorbeugen. Diese abgestufte Reinigungsroutine schafft die Voraussetzung für eine erfolgreiche Basistherapie und kann die erscheinungsfreie Zeit verlängern.

    Basispflege: Feuchtigkeit und Rückfettung

    Die Wiederherstellung der gestörten Hautbarriere bildet das Fundament der Psoriasis-Pflege. Moderne Derma-Membran-Strukturcremes (DMS) imitieren das natürliche Lipidmuster der Haut durch physiologische Fettsäureketten wie Caprylic/Capric Triglyceride und stabilisieren so den Zellverbund46. Klinische Studien zeigen, dass der tägliche Einsatz von Urea (5–10 %) in Kombination mit Ceramiden NP die transepidermale Wasserverlustrate (TEWL) um bis zu 38 % senkt und Remissionsphasen verlängert36.

    Harnstoff wirkt je nach Konzentration. Während 5% Urea primär feuchtigkeitsbindend agieren, fördern 10– bis 20%ige Formulierungen die Schuppenablösung durch Keratolyse. Noch neu sind Kombinationen mit Hydroxyethyl-Urea, die durch verbesserte Penetrationstiefe auch dickere Schuppenschichten durchdringen.

    Ceramide NP unterstützen die Reparatur der Hautbarriere, indem sie den epidermalen Ziegelmörtel-Effekt stabilisieren. Studien legen nahe, dass eine ceramidhaltige Hautpflege helfen kann, Symptome wie Trockenheit und Schuppung bei Psoriasis zu reduzieren.

    Tägliche Anwendungsroutinen

    Das 3-Minuten-Fenster nach dem Duschen ist entscheidend: Nach dem Duschen verdunstet Feuchtigkeit schnell aus der Haut. Das kann zu Trockenheit führen. Wenn innerhalb weniger Minuten eine feuchtigkeitsspendende oder rückfettende Lotion aufgetragen wird, kann dies helfen, die hauteigene Barriere zu stabilisieren und Feuchtigkeitsverlust zu minimieren.

    Abends unterstützen Ölkompressen mit Nachtkerzenöl (15 % Gamma-Linolensäure) die Prostaglandinsynthese – in einer prospektiven Studie reduzierte dies nächtlichen Juckreiz bei 73 Prozent der Teilnehmer.

    Bei Psoriasis an Händen und Füßen empfiehlt sich die Okklusionstechnik: Nach dem Auftragen urea-haltiger Cremes (30 Prozent) verstärken Baumwollhandschuhe bzw. Socken die Wirkstoffpenetration und verhindern mechanische Reibung.

    Ergänzend zeigen basische Salzbäder (pH 8,5) mit Magnesiumsulfat eine synergistische Wirkung: Die osmotische Schuppenlösung erleichtert die Aufnahme nachfolgender Wirkstoff.

    Starkes Einreiben kann die Haut reizen. Besser ist es, die Creme sanft einzuklopfen oder einzumassieren.

    Öl- und Salzbäder zur Schuppenlösung

    Bäder mit Öl oder Salz können helfen, Hautschuppen sanft zu lösen und die Haut zu beruhigen:

    • Ölbäder: Natürliche Öle wie Oliven-, Mandel- oder Jojobaöl pflegen die Haut intensiv.
    • Salzbäder: Badezusätze mit Totes-Meer-Salz können entzündungshemmend wirken und die Haut regenerieren.
    • Nach dem Baden: Die Haut vorsichtig abtupfen und direkt eine rückfettende Pflege auftragen.

    Temperatur- und Zeitmanagement

    Lange, heiße Duschen oder Bäder sind bei Psoriasis nicht empfehlenswert, weil sie die Haut austrocknen können. Stattdessen gilt:

    • Kurze Duschzeiten (max. 10 Minuten) mit lauwarmem Wasser.
    • Baden nicht zu häufig (1-2 Mal pro Woche), um die Haut nicht zu strapazieren.
    • Raumklima beachten: Trockene Heizungsluft kann die Haut austrocknen. Ein Luftbefeuchter oder Schüsseln mit Wasser auf der Heizung können Abhilfe schaffen.

    Kopfhautpflege bei Psoriasis capitis

    Bei Psoriasis auf der Kopfhaut ist eine sanfte Pflege besonders wichtig:

    Spezielle Shampoos verwenden: Produkte mit Salicylsäure oder Harnstoff helfen, Schuppen zu lösen.

    Nicht zu häufig waschen: Tägliches Haarewaschen kann die Kopfhaut reizen. Zwei- bis dreimal pro Woche ist meist ausreichend.

    Sanft massieren: Starkes Kratzen oder Rubbeln verschlimmert die Symptome.

    Kosmetikauswahl bei sensibler Haut

    Viele herkömmliche Kosmetikprodukte enthalten Duftstoffe, Alkohol oder Konservierungsstoffe, die die Haut reizen können. Deshalb sollten Menschen mit Psoriasis auf dermatologisch getestete und hypoallergene Produkte zurückgreifen. Besonders empfehlenswert sind:

    • Make-up auf Mineralbasis, das weniger irritierend wirkt.
    • Feuchtigkeitsspendende Foundations mit pflegenden Inhaltsstoffen.
    • Sanfte, alkoholfreie Reinigungsprodukte, um Make-up zu entfernen.

    Hausmittel und ergänzende Pflegemethoden

    Zusätzlich zur medizinischen und kosmetischen Pflege können einige Hausmittel helfen:

    • Gel mit Aloe vera: Kühlt und beruhigt gereizte Haut.
    • Kokosöl: Spendet Feuchtigkeit und kann entzündungshemmend wirken.
    • Haferbäder: Ein Bad mit Hafermehl kann juckreizlindernd wirken.
    • Kamillentee-Umschläge: Helfen gegen Rötungen und Entzündungen.

    Fazit

    Die richtige Hautpflege kann helfen, die Beschwerden bei Psoriasis zu lindern und das Hautbild zu verbessern. Wichtig sind sanfte Reinigungsmethoden, eine intensive Feuchtigkeits- und Rückfettungspflege sowie spezielle Anwendungen wie Öl- und Salzbäder. Wer seine Pflegeprodukte bewusst auswählt und eine konsequente Routine entwickelt, kann seine Haut langfristig unterstützen und die Lebensqualität verbessern.

    Tipps zum Weiterlesen

    Wir lesen, sehen und hören viel, damit Ihr es nicht müsst. Hier findet Ihr Hinweise auf Funstücke aus dem Netz, die über das Thema Hautpflege informieren.

    Warum Biologiestudent Leon über Hautpflege aufklärt – und wie
    (Podcast "Ab 21" von Deutschlandfunk Nova, 10.07.2022)
    Wer auf Instagram zum Thema Haut unterwegs ist, kann Leon kaum übersehen. Er ist Biologiestudent und klärt in seinem Instagram-Kanal xskincare über das auf, was in Hautpflegeprodukten drin ist. Er erklärt, welche Inhaltsstoffe gut sind, welche okay und welche nicht, was mehr Hype ist und was etwas Vernünftiges. In diesem Beitrag von DLF Nova wird Leon vorgestellt und das, was ihn antreibt.

    Leon verkauft aber auch eigene Hautpflegeprodukte – eben mit Inhaltsstoffen, von denen er überzeugt ist. So ganz uneigennützig ist sein Instagram-Kanal dann also auch wieder nicht.

    Werbeaussagen auf Kosmetika – was sie bedeuten und was nicht
    (Stiftung Warentest, 26.01.2022)
    Ob klein gedruckt oder plakativ: Hinweise auf der Packung verleiten oft zum Kauf bestimmter Kosmetika. Manche Claims sind fragwürdig, wie der Check zeigt.

    Einfache Rezepte für den Kick beim Baden
    (Gala, 31.05.2021)
    In diesem Artikel gibt es allerlei Rezepte, was man seinem Badewasser zusetzen kann. Darunter sind Rezepte

    • für gesündere Haut – mit Haferflocken
    • mit pflegenden Eigenschaften – mit Milch (besonders gut: Ziegenmilch) und Honig
    • für eine schöne Haut – mit Grünem Tee

    Wie Psoriasis-Haut im Winter gut gepflegt werden kann
    (Deutscher Psoriasis-Bund e.V., 16.12.2020)
    Im Winter braucht Psoriasis-Haut oft besonderen Schutz. Hier wird erklärt, was dann im Gesicht, an den Lippen, Füßen, Händen, auf der Kopfhaut und am Körper gut tut.

    Bodylotionen zum Selbermixen
    (freundin, 12.05.2020)
    In diesem Artikel gibt es Rezepte für drei Bodylotions. Alle Rezepte klingen einfach "nachzukochen". Nur bei den ätherischen Ölen muss man wirklich auf seine Nase und seine Haut hören. Die verträgt nicht jeder gleich gut. Okay, und die viele Werbung und Affiliate-Links im Artikel sollte man innerlich ignorieren.

    Ein Apotheker erklärt, wie gute Hautpflege geht
    (#DerApotheker, 16.12.2019)
    #DerApotheker klärt in sozialen Netzwerken sehr unterhaltsam, kurz und knapp über alles auf, was ihm in seinem Apothekerleben so unterkommt. In diesem Beitrag geht's um einige Fragen in Sachen Haut – konkret um falsche Creme gegen Akne, Hautpflege mit Kokosöl, die richtige Gesichtswäsche, Gesichtsreinigung, Naturkosmetik für Veganerinnen, Mitesser und Hautpflege nach dem Duschen. Also ein wilder Ritt  #DerApotheker hat auch ein Buch geschrieben.

    Badezusätze – welche wann richtig sind und wie sie wirken
    (Pharmazeutische Zeitung, 12.11.2019)
    In diesem Artikel lernt man von einer Apothekerin viel über das Baden. Welcher Badezusatz ist wofür gut? Was ist bei welchem Badezusatz zu beachten? Was passiert da eigentlich, wenn in der Wanne das Wasser und der Badezusatz zusammentreffen?

    "Dermatologisch getestet" – was Siegel wie dieses heißen
    (So gesund, 14.08.2019)
    Dermatologisch getestet, hypoallergen: Diese Bezeichnungen findet man häufig auf Produkten für sensible und allergische Haut. Doch was sagen sie aus?

    Welche Hautpflege bei Schuppenflechte in der Apotheke empfohlen werden kann
    (pta Forum (Beilage der Pharmazeutischen Zeitung, 06.08.2019)
    Hier werden verschiedene Zubereitungen aus der Apotheke genannt, die der Haut bei Schuppenflechte gut tun können. Auch so einige Fertig-Produkte werden empfohlen – ein Ritt durchs Hautpflege-Regal in den Apotheken. Der ist immer mal gut, wenn ein Hautpflege-Produkt mal nicht mehr so wirkt und ein neues her soll.

    Kosmetik aus Schneckenschleim
    (Süddeutsche Zeitung, 24.05.2019)
    Schnecken schützen sich mit einem Sekret gegen Trockenheit, Bakterien und UV-Strahlung. Wäre das auch für die menschliche Haut? Mehr darüber, warum der Hype durchaus sein Logik haben könnte.

    "Parabenfrei" gut und schön – was ist mit den Ersatzstoffen?
    (Der Spiegel, 02.05.2019)
     "Frei von Parabenen" – das steht auf vielen Kosmetikverpackungen. Hersteller haben nach Ersatz dafür gesucht. Was sie fanden, war offensichtlich nicht minder allergen – Methylisothiazolinon zum Beispiel. Das ist inzwischen zwar in Cremes auch verboten, aber wer "damals" dagegen allergisch wurde, bleibt es. Und: Der Stoff darf in anderen Produkten durchaus weiterhin verwendet werden.

    Sanddorn könnte für die Pflege bei Psoriasis interessant sein
    (Carstens-Stiftung, 12.02.2019)
    In einer Studie wurde gezeigt, dass Sanddornöl eine Schuppenflechte lindern kann. Aber: Es gab nur zehn Teilnehmer/innen. Und: Der Beobachtungszeitraum war recht kurz. Ein paar Ergebnisse werden in diesem Artikel erklärt.

    Cremes mit Nanopartikeln sind sicher – wenn die Haut gesund ist
    (Pharmazeutische Zeitung, 08.04.2014)
    Salben, Cremes und andere äußerlich auf der Haut anzuwendende Produkte mit Nanopartikeln sind sicher. Zu diesem Schluss kommen die Experten der Gesellschaft für Dermopharmazie. Der Pferdefuß für Menschen mit Hautkrankheiten kommt zum Ende des Artikels hin:

    Zitat

    Unklar ist die Situation hingegen bei Wunden oder Hautkrankheiten: Ob und in welchem Ausmaß Nanopartikel eine geschädigte Hautbarriere überwinden können, ist nicht genau untersucht. Hier besteht laut der GD noch intensiver Forschungsbedarf.

    Seife selber machen bei Psoriasis
    ((Naturseife und Kosmetik, 31.10.2013)
    Ein Rezept für eine Naturseife

    Mehr zum Thema im Psoriasis-Netz

    Umfrage: Was muss in Deiner Pflegecreme sein?

    Forum: Erfahrungen in Sachen Hautpflege bei Schuppenflechte

    Marktüberblick: Produkte zur Hautpflege


    Über die Autorin

    Claudia Liebram ist Journalistin in Berlin. Ihre Psoriasis begann, als sie drei Jahre alt war. Sie absolvierte den Masterstudiengang "Consumer Health Care" an der Berliner Charité.

    Mehr über und von Claudia Liebram


    Wissen und Tipps für Dein Leben mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis

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