Der „Verband Forschender Arzneimittelhersteller“ (VfA) plante, ab Mitte April 2007 die Krankheit Psoriasis ins Rampenlicht zu stellen. In bundesweit gesendeten Fernsehspots sollten Menschen mit Schuppenflechte erklären, dass sie dank eines „bewährten oder innovativen Medikaments“ erfolgreich behandelt wurden. Dabei sollten sie ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Forschung ist die beste Medizin“ tragen.
Gesucht wurden Psoriatiker, deren Gesundheitszustand sich durch ein Medikament deutlich verbessert hat und die sich trauen, vor einer Kamera über ihre Krankheit zu sprechen. Anfang März 2007 fanden Dreh- und Fototermine in Berlin statt. Die Reise- und Hotelkosten wurden übernommen.
Im Internet sollte eine Dokumentation über jeden Fall veröffentlicht werden. Die Bewerber sollten genug Zeit haben, um danach für weitere Pressegespräche oder Interviews zur Verfügung zu stehen. Die PR-Agentur versprach, jeden entsprechend zu betreuen.
Wir wissen, dass Foto- und Filmshootings zustanden kamen. Auf dem Flughafen Berlin-Tegel war auch einmal kurz ein Ergebnis davon mit einem Psoriasis-Patienten zu sehen. Die Psoriasis-Spots wurden jedoch nie groß verbreitet, die gesamte Kampagne später eingestellt.
Unser Kommentar
Die Kampagne des VfA gab es seit 2005. Patienten, die an Rheuma, Multipler Sklerose, Brustkrebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall erkrankt waren, zeigten sich öffentlich unter dem Motto „Forschung ist die beste Medizin“. Was ist der Sinn einer derartigen PR-Kampagne? Wer soll davon überzeugt werden, dass Forschung sehr wichtig und das Geld dafür gut angelegt ist?
Der „Verband Forschender Arzneimittelhersteller“ ist eine Vereinsgründung der Pharmaindustrie. Es kann also bei der Kampagne nicht darum gehen, die Politiker aufzufordern, mehr Steuermittel für die Forschung auszugeben. Vielmehr sollen doch wohl zufriedene Patienten als Kronzeugen dafür auftreten, dass es neu erforschte Wirkstoffe und neu entwickelte Medikamente sind, die ihnen nach einem langen Leidensweg endlich geholfen haben. Wie wir wissen, sind das aber auch meist die sehr teuren Präparate. Die Öffentlichkeit soll davon überzeugt werden, dass Forschung nicht nur sinnvoll ist, sondern auch ihren Preis hat. Teure Forschung müssen die Krankenkassen über die Medikamentenpreise finanzieren. Der Patient, der davon überzeugt ist, dass neue Medikamente ihm helfen könnten, fordert sie von seinem Arzt und seiner Krankenkasse. Das bezahlen alle Kassenmitglieder über die Beiträge mit.
Niemand wird der Pharmaindustrie vorwerfen, dass sie die zwei Milliarden Euro Forschungsausgaben in Deutschland über die Preise der Präparate finanzieren will. Jeder wird verstehen, dass neue Medikamente deshalb teuer sind. Das Problem aber ist, dass für Werbung doppelt so viel ausgegeben wird – nämlich vier Milliarden Euro pro Jahr. (1) Zum Beispiel auch für solche Kampagnen wie „Forschung ist die beste Medizin“. Auch dieses Geld wird über die Preise der Medikamente von der Gemeinschaft der Krankenkassen-Mitglieder bezahlt. Um wie viel könnten diese Medikamente billiger sein, wenn solche Werbeausgaben wegfallen würden!?
Quelle:
(1) Glaeske/Schubert, zitiert in FAZ.NET vom 04.12.06, „Finanzierung von Selbsthilfegruppen – Wer hat so viel Geld“ von Magnus Heier
Beispiel für den Fernsehspot eines Nieren-Patienten:
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