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    Rolf Blaga

    Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahr 2017

    Wir haben uns auf der 49. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Berlin umgehört, was es an interessanten Informationen für Menschen mit Schuppenflechte gibt.

    Ja, der Artikel ist lang :) Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren.

    Psoriasis-Medikamente

    Dimethylfumarat (Skilarence)

    Erstmals wird es voraussichtlich eine europaweite Zulassung für ein Fumarat zur Behandlung der Psoriasis geben. Das nur in Deutschland zugelassene Fumaderm ist ein Gemisch aus vier Fumarsäure-Esther-Substanzen. Das neue ist ein Mono-Präparat, mit Dimethylfumarat (DMF) als einziger Wirksubstanz. Professor Ulrich Mrowietz (Kiel) hatte schon 2005 ein DMF-Präparat gegen Psoriasis dem Namen Panaclar vorgestellt.

    Auch das neue Präparat kann Flushs (Gesichtsrötungen) oder Magen-Darmprobleme verursachen. Aber im Vergleich zu Fumaderm wären die Magen-Darm-Effekte meist milder, so Mrowietz.  Wie Fumaderm hilft auch das neue DMF-Medikament zwar bei der Haut-Psoriasis, nicht aber bei der Psoriasis Arthritis, so übereinstimmend die Experten.

    Gefragt wurde Prof. Mrowietz nach dem Risiko einer Lymphopenie. Das ist eine Erkrankung, bei der die Lymphozytenzahl im Blut auf einen gefährlichen Wert absinkt. Er wies darauf hin, dass eine Lymphopenie unabhängig von Dosis und Länge der Einnahme auftreten kann. Es gäbe Patienten, bei denen schon bei geringer Dosis die Lymphozyten-Zahl stark zurückgeht. So etwas könne auch nach einem Jahr unauffälliger DMF-Therapie plötzlich passieren. Es seien vor allem die CD-8-Lymphozyten, die weniger würden. Das sind, wie das Psoriasis-Netz berichtete, genau diejenigen, die gebraucht werden, um das lebensgefährliche JVR-Virus zu bekämpfen.

    Deshalb muss die Lymphozytenzahl auch bei dem neuen Medikament regelmäßig kontrolliert werden. Für Fumaderm gilt, dass bei 700 pro mm3 die Dosis verringert, bei 500 pro mm3 das Präparat abgesetzt werden muss. Für das neue Medikament, so Mrowietz, werden andere Werte gelten. Problematisch sei, dass eine Lymphopenie noch lange anhält, nachdem das Fumarat abgesetzt wurde.

    Ohne, dass es ausdrücklich erwähnt wurde, wird man auch bei Skilarence besonders auf neu auftretende Symptome im neurologischen Bereich achten müssen. Sie könnten ein Hinweis auf die Gehirnkrankheit PML sein. Zu achten ist auf Bewegungsstörungen, kognitive Probleme (“Denkstörungen”) oder psychiatrische Anzeichen (Siehe Rote Hand-Briefe für Fumaderm undTecfidera). Im April 2017 sind erneut acht Fälle veröffentlicht worden, in denen Psoriasis-Patienten unter Fumaraten an PML erkrankt sind. Die Autoren weisen zwar darauf hin, dass das selten vorkomme. Aber es könne nicht ausgeschlossen werden, dass viele Fälle nicht erkannt und deshalb nicht gemeldet werden.

    Ixekizumab (Taltz)

    Seit März 2017 darf das Biologikum in Deutschland verschrieben werden. Es hemmt das Interleukin (IL) 17a und ist deshalb vergleichbar mit Secukinumab (Cosentyx). Beide, so Professor Kristian Reich (Hamburg), wirken auf die Plaque-Psoriasis etwa gleich gut. Vor allem, wenn Patienten vorher schon mit einem anderen Biologikum unbefriedigend behandelt wurden. Ixekizumab wirke aber deutlich schneller. Nach zwei Wochen seien ersten Erfolge zu sehen; gelegentlich sogar nach nur wenigen Tagen. 70 Prozent der Studienteilnehmer hätten ihre 90%-ige Abheilung (PASI 90) über zwei Jahre stabil halten können.

    Vermehrte Pilzinfektionen werden bei allen IL-Blockern festgestellt. Reich sprach von 2,5 Fällen pro 100 Patientenjahre. Eine Vergleichsstudie hatte bei 3,3 Prozent der Ixekizumab-Studienteilnehmern Candida-Infektionen gefunden. Wer entsprechend vorbelastet ist, so Reich, sollte nicht mit dem Präparat behandelt werden. Andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Infektionen, schwarzer oder weißer Hautkrebs oder Herzkomplikationen würden genauso selten auftreten, wie bei allen Biologika: 0,5 Fälle pro 100 Patientenjahre.

    Gute Ergebnisse, so Professor Mrowietz, gäbe es in den Studien außerdem bei der Psoriasis am Kopf, an den Nägeln und Händen und Füßen. Bei der pustulösen Psoriasis dagegen wirke es nicht.

    Brodalumab (Kyntheum)

    Es deutete sich auf der Tagung an, dass demnächst ein weiterer Interleukin-17-Blocker zugelassen werden wird. Die bisher bekannten Ergebnisse bringen ungefähr die gleichen PASI-Verbesserungen wie die anderen Präparate dieser Gruppe. Vorteile gegenüber den konkurrierenden Produkten werden aber mit Sicherheit in nächster Zeit bekannt gemacht.

    Nachteile dagegen sind schon veröffentlicht worden: In einer Vergleichsstudie hatten 4 Prozent der Brodulumab-Patienten eine Candida-Infektion – der höchste Wert unter den IL17-Blockern.

    Erwartet wird, dass der Anbieter Leo sich zu den bekannt gewordenen vier Selbstmordfällen in drei Brodalumab-Studien äußert. In den USA wird das Medikament deshalb nur unter verschärften Sicherheitsauflagen abgegeben. Am Rande wurde darüber spekuliert, ob die Patienten schon zu Beginn der Studie selbstmordgefährdet waren, ohne dass das rechtzeitig erkannt worden ist.

    Etanercept-Biosimilar

    Für Enbrel gibt es schon seit 2016 das Biosimilar Benepali. Ab Mitte 2017 wird ein zweites unter dem Namen Erelzi hinzukommen, das – im Unterschied zu Benepali – auch als Pen verfügbar sein wird.

    Etanercept wird vor allem bei Rheuma und Psoriasis Arthritis erfolgreich eingesetzt. Bei der Psoriasis wirkt es langsamer und erreicht nicht die hohen Abheilungsraten wie die IL-Blocker. Professor Diamant Thaci (Lübeck) wies aber darauf hin, dass bei Etanercept die Wirkung im Laufe der Zeit nicht nachlässt – im Gegensatz zu anderen Biologika. Außerdem würden keine Antikörper gegen den Wirkstoff gebildet. Wenn man Etanercept nach einer Pause wieder neu anwendet, gäbe es keinen Wirkverlust.

    Certolizumab-Pegol (Cimzia)

    Dieser TNF-Alpha-Blocker ist weniger bekannt, obwohl er schon seit 2014 zur Behandlung der Psoriasis Arthritis zugelassen ist. Der Hersteller hat eine Studie veranlasst, um zu belegen, weshalb es sinnvoll ist, das Biologikum vor allem jungen Frauen zu verschreiben: Es kann nicht durch die Nabelschnur von der Mutter aufs Kind übertragen werden – im Gegensatz zum Beispiel zu Adamilumab (Humira). Das berichtete Dr. Dagmar Dr. Wilsmann-Theis (Bonn). Schließlich seien 30 bis 40 Prozent der Schwangerschaften in Deutschland ungeplant. Auch beim Stillen würde der Wirkstoff nicht übertragen werden. Ansonsten könne das Biologikum gut mit anderen TNF-Alpha-Blockern mithalten.

    Professor Thaci geht davon aus, dass Certolizumab im Jahr 2018 auch zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen werden wird.

    Verdrängen  Biosimilars  die Originale? 

    Wenn das Patent für ein Biologikum ausläuft, dürfen auch andere Firmen den biologischen Wirkstoff anbieten. Technisch ist es nur möglich, ein „ähnliches“ Präparat herzustellen. Deshalb heißen diese Nachbauten „Biosimilars“ (Siehe auch Handbuch Biosimilars 2017). Im Gegensatz zu Generika müssen Biosimilars in einer aufwendigen Phase-III-Studie nachweisen, dass sie vergleichbar wirken wie das Originalprodukt. Von daher müssten sie eigentlich die Originale verdrängen.

    Machen sie aber nicht: Denn viele Ärzte verschreiben nur denjenigen ein Biosimilar, die erstmals mit einem Biologikum behandelt werden sollen. Wer schon mit einem Original-Biologikum „gut eingestellt“ ist, würde meist nicht auf das preisgünstigere umgestellt werden.

    Professor Matthias Augustin (Hamburg) meinte, nur wenn die Preise sinken, würden mehr Menschen mit „innovativen Medikamenten“ versorgt werden können. Weltweit würden zur Zeit 2 Prozent aller Verordnungen für Biologika ausgestellt werden. Die aber würden 21 Prozent aller Arzneimittelausgaben ausmachen. Die weniger teuren Biosimilars könnten die Hemmschwelle von Ärzten senken, auch Kassenpatienten besser damit zu versorgen.

    Siehe: Biologika-Hersteller wehren sich gegen Verluste von Marktanteilen durch Biosimilars

    Schwere Schuppenflechte ohne Biologika behandeln?

    Professor Martin Röcken (Tübingen) stellte Fälle vor, in denen er schwere Formen der Psoriasis ohne Biologika erfolgreich behandelt hat. Für ihn sei es „eine Kunst“, im jeweiligen Fall die richtige Kombination von Methotrexat (MTX), Dithranol und Fototherapie (vor allem PUVA) herauszufinden. Gut die Hälfte der Psoriatiker würde, so Röcken, allein mit MTX ein weitgehend normales Leben führen können. Das bestätige eine aktuelle Studie. Fototherapie könne im aktuellen Schub vorübergehend die Wirkung von MTX verstärken, solle aber bei Besserung wieder abgesetzt werden. Für diese „therapeutische Herausforderung“ müsse man sich jedoch Zeit nehmen. Echte "Therapieversager", d.h. Patienten, bei denen nichts wirkt, sind nach seiner Erfahrung selten.

    Röcken meinte, die Dermatologen sollten unbedingt wieder mehr „vernünftige“ Fototherapie bei der Psoriasis einsetzen. Bestrahlung hätte weniger unerwünschte Nebenwirkungen; selbst langfristig nicht. Große Studien, so Röcken, hätten gezeigt, dass das Hautkrebsrisiko nur minimal erhöht sei. Deshalb könnten zum Beispiel sogar Schwangere unbesorgt eine PUVA-Therapie machen. Unterschiedliche Einschätzungen jedoch gäbe es darüber, ob  für die PUVA-Therapie eine Lebensdosis festgelegt werden müsse, die nicht überschritten werden darf. Er sei sich sicher, dass  Lichttherapie als Therapie „wieder kommen“ werde.

    Wenn zusätzlich eine Psoriasis Arthritis oder eine Nagel-Psoriasis vorliegt, will auch Röcken nicht auf Biologika verzichten. Da empfiehlt er TNF-Alpha-Blocker.

    Neues Therapieziel: der absolute PASI

    Der PASI ist seit vielen Jahren die Messgröße, mit der gemessen wird, wie schwer jemand an Psoriasis erkrankt ist. In Deutschland gilt ein PASI größer als 10 als mittelschwere Psoriasis, die mit innerlichen Medikamenten behandelt werden sollte. Für Laien war es deshalb immer etwas verwirrend, dass der Erfolg von Präparaten damit beschrieben wurde, dass ein PASI 75, PASI 90 oder sogar PASI 100 erreicht wurde. Denn tatsächlich beschrieben diese Werte, dass sich bei einem Patienten der persönliche Anfangs-PASI um 75, 90 oder sogar um 100 Prozent verbessert hat. Wer in die Therapie mit einem PASI 20 gegangen ist, hatte nach einer 75-prozentigen Verbesserung am Ende einen PASI von 5. Nun gilt es heutzutage als „Therapieversagen“, wenn sich bei einer Therapie der PASI weniger als um 50 Prozent verbessert hat. Aber diejenigen, die mit PASI 10 eine Therapie begonnen haben, kämen bei einer nur 50-prozentigen Abheilung am Ende gleichfalls auf PASI 5. Alles ist eben relativ!

    Deshalb schlug Professor Mrowietz vor, zukünftig als Therapie-Endziel einen „absoluten PASI“ zu setzen, mit dem Patienten leben können. So eine Zielgröße würde den Wunsch des Patienten besser ausdrücken, durch eine Therapie weitgehend erscheinungs- und entzündungsfrei zu werden – unabhängig vom Ausgangs-PASI.

    Wie riskant sind Entzündungen?

    Professor Wolf-Henning Boehncke (Genf) erinnerte daran, dass die Psoriasis keine reine Hautkrankheit ist, sondern eine innerliche Entzündungskrankheit. Deshalb sei sie ein eigener Risikofaktor für teilweise gefährliche Begleiterkrankungen.

    Es war nie ganz klar, ob das nur für relativ schwere, stark entzündete Fälle gilt oder für jegliche Ausprägung der Psoriasis. Gibt es einen PASI, ab dem die Entzündungen so gering sind, dass sie keine weiteren Krankheiten provozieren? Riskiert ein schlanker Patient mit einer leichten Psoriasis weiterhin diese gefährlichen Begleiterkrankungen? Prof. Reich verneint das.

    Professor Mrowietz wies darauf hin, dass eine Haut, die einmal entzündet war, weiterhin Entzündungszellen enthält. Selbst wenn die Psoriasis äußerlich abgeheilt ist und auf der Haut nichts mehr zu sehen ist. Er nennt das Phänomen „immunologische Narben“. Welchen Einfluss diese jedoch auf das Risiko von Folgeerkrankungen haben, ist noch ungeklärt.

    Psoriasis-Register – Sicherheit im Blick

    Seit 2005 sind bis heute weltweit 14 Psoriasis-Register aufgebaut worden. Die sammeln Daten von Patienten, die in ihrem Alltag mit innerlichen Mitteln behandelt werden. Einige verstehen sich als reine „Biologika-Interventionsregister“, andere erfassen alle innerlich wirkenden Medikamente. Die Beobachtungen sollen über 8 bis 10 Jahre laufen, eventuell sogar länger.

    Hauptzweck der Register ist es, erst langfristig auftretende Nebenwirkungen zu erfassen. Je größer die Zahl der beobachteten Patienten ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch sehr seltene Nebenwirkungen erfasst werden. Darüberhinaus wird z.B. registriert, wie viele Patienten wie lange bei einzelnen Medikamenten „verweilen“ bzw. die Therapie wegen der Nebenwirkungen abbrechen.

    In Deutschland haben Dermatologen dem Register PsoBest inzwischen über 5.000 Patienten gemeldet, die mit einem der zahlreichen innerlichen Medikamente behandelt werden. Bei PSOLAR, einem weltweiten Register der Firma Johnson & Johnson, werden die Daten von über 12.500 Patienten gesammelt, um Ustekinumab (Stelara) mit TNF-Alpha-Blockern und anderen innerlichen Wirkstoffen zu vergleichen. In den USA hat der nationale Patientenverband das „unabhängige“ Corrona Psoriasis Registry mit über 5.200 Teilnehmern eingerichtet. Die meisten Psoriasis-Register gibt es in europäischen Ländern.

    Die Datenbanken sind nicht vollständig, weil in fast allen Ländern die Meldungen freiwillig sind. Sie sagen nicht aus, wie gut einzelne Medikamente wirken, weil die Ausgangsdaten dafür nicht erhoben werden. Aber ohne diese Datensammlungen wüsste man überhaupt nicht, wie sicher einzelne Medikamente sind und welche Nebenwirkungen wie häufig auftreten. Patienten sollten ihre Ärzte fragen, ob auch sie Daten ans Psoriasis-Register weitergeben. Nur dadurch kann dem verbreiteten Misstrauen und der Unsicherheit gegenüber innerlich wirkenden Psoriasis-Medikamenten mit Fakten begegnet werden.

    Juckreiz-Atlas

    Professor Martin Metz (Berlin) hat bei verschiedenen dermatologischen Krankheiten den Juckreiz untersucht, darunter bei 138 Psoriasis-Patienten. Die Hälfte der Psoriatiker litt unter mittelstarkem bis schwerem Juckreiz. Am schlimmsten wäre es auf dem Kopf, den Ellenbogen und den Waden. Aber auch die Oberschenkel, die Knie und die Hände seien betroffen. Die rechte Hand, so Metz, jucke deutlich stärker als die linke.

    Patienten, die unter mehr oder weniger starkem Juckreiz leiden, sind dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Deshalb sei es wichtig, den Juckreiz mit zu behandeln.

    Aufgeschnappt

    „Bei keiner anderen Hautkrankheit weiß man so genau, wie die Entzündungen entstehen, wie bei der Psoriasis“

    (Professor Kristian Reich, Hamburg)

    „Es gibt keine augenfälligeres Zeichen für die schlechte Versorgung von Psoriasis-Patienten wie die hohe Zahl derjenigen, die an Studien teilnehmen wollen“

    (Professor Kristian Reich, Hambug)

    „Die Psoriasis ‚heilt‘ von oben nach unten“

    (Professor Ulrich Mrowietz, Kiel)

    Wer das Biologikum wechselt, muss nicht warten, bis die Haut sich wieder so verschlechtert hat, dass mindestens PASI 10 erreicht ist. Es gilt die ursprüngliche Einschätzung.“

    (Professor Ulrich Mrowietz, Kiel)

    „Allein der Verdacht, dass ein Hautproblem berufsbedingt ist, reicht für eine Reha-Maßnahme durch die Berufsgenossenschaft aus – ohne den Arbeitgeber einzubeziehen.“

    Dr. Werner Kurrat, Asklepios-Nordseeklinik, Westerland/Sylt

    „Nur ein Teil der Hautärzte verschreiben Biologika. Psoriasis-Patienten in Deutschland haben nur eine 20-prozentige Chance leitliniengemäß behandelt zu werden.“

    Professor Matthias Augustin, Hamburg

    „Mit den Patienten muss ausführlich erarbeitet werden, was es für ihre Lebensqualität bedeutet, wenn ein neues Medikament hohe, schnelle und langanhaltende Abheilungsquoten erreicht. Nur so ist sein zusätzliche Nutzen angemessen zu bewerten.“

    Professor Matthias Augustin, Hamburg

    „Psoriasis ist die zur Zeit am besten zu behandelnde Auto-Immunkrankheit.“

    Dr. Marc A. Radtke, Hamburg

    Ob eine Psoriasis „schwer“ ist, hängt von der Definition ab: Nach der engsten Bestimmung hätten wir in Deutschland 14 Prozent schwere Fälle; nach der weitesten 86 Prozent.

    Dr. Marc A. Radtke, Hamburg

    Unter Biologika werden nur 3 Prozent der Patienten depressiv, unter anderen innerlichen Medikamenten und Phototherapie aber 6 Prozent!

    Prof. Diamant Thaci, Lübeck

    Bei Psoriatikern findet man weniger MRSA-Bakterien in der Haut, weil sie dort viel mehr antimikrobielle Peptide haben. Die schützen sie vor den gefährlichen "Krankenhausbakterien", die gegen die meisten anderen Antibiotika resistent sind.

    Dr. Richard Brans, Osnabrück

    23 Prozent befragter Infliximab-Patienten reagierten überempfindlich auf die Infusion oder den Wirkstoff selbst.

    Professor Bettina Wedi, Hannover

    Innerliche Glutokortikoide können abhängig machen, so dass man sie nur schwer wieder absetzen kann.

    Professor Martin Röcken, Tübingen

    Zukünftig Zuzahlungen bei MTX?

    Ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses wurde von Vertretern einiger Firmen, Rheumatologen und vom Deutschen Psoriasis Bund heftig kritisiert: Methotrexat (MTX) soll zukünftig einer Festbetragsgruppe zugeordnet werden. Die Krankenkasse muss dann nur noch einen festen Betrag erstatten. Sollte ein MTX-Präparat teurer sein, zahlt der Kassenpatient den Restbetrag aus eigener Tasche zu.

    MTX wird bei völlig verschiedenen Krankheiten in sehr unterschiedlichen Konzentrationen und extrem verschiedenen Dosierungen angeboten. Den Wirkstoff gibt es als Tablette, Injektions- und Infusionslösung, Fertigspritze und Fertigpen (Autoinjektor). Die Firma Medac hat darauf hingewiesen, dass sie den Fertigpen oder bestimmte Wirkstärken und Packungsgrößen zu diesem Festbetrag nicht mehr wirtschaftlich anbieten könne. Das würde vor allem Patienten mit Psoriasis vulgaris, Psoriasis Arthritis bzw. Rheuma treffen, die entweder zuzahlen müssten oder für die das Angebot wegfallen würde.

    Problematisch könnte das z.B. für Patienten sein, die sich wegen ihrer erkrankten Handgelenke selbst keine Spritze setzen können und auf den Pen angewiesen sind. Den benötigen auch Patienten, die überempfindlich oder sogar panisch auf Spritzen reagieren. Der GBA verwies darauf, dass von den Firmen keine Unterlagen eingereicht worden seien, nach denen eine bestimmte Patientengruppe allein auf den Pen angewiesen wäre.

    Der Deutsche Psoriasis Bund hat den Bundesgesundheitsminister aufgefordert, diesen Beschluss nicht zu genehmigen.

    Produkte

    • Saalux Schuppenlöser basiert, im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten, auf pflanzlichen Ölen. Trotzdem lässt es sich leicht mit klarem Wasser auswaschen. Das Produkt ist vor allem für die hartnäckigen Kopf-Plaques entwickelt worden. Anbieter: Saalmann medical GmbH & Co. KG.
    • ANTI-DANDRUFF ist ein neues Shampoo aus der „head & shoulder“-Serie. Es soll die Produktion normaler, aber hartnäckiger Kopfschuppen und -plaques hemmen. Das Shampoo ist kein Mittel, um die Schuppen abzulösen oder um Psoriasis-Kopfschuppen zu behandeln. Es enthält als Wirkstoff Selensulfid, riecht aber überhaupt nicht nach Schwefel. Das Produkt wird ab Herbst 2017 erhältlich sein. Anbieter:Procter & Gamble
    • PROXERA PSOMED heißt eine Produktlinie, in der für Psoriatiker ein Shampoo mit 3 Prozent Harnstoff (Urea) angeboten wird und eine Creme mit 20 Prozent sowie ein Gel mit 40 Prozent. Hersteller: ICIM International (Italien), Vertrieb: Kosmetik vom Waßerfall GmbH.
    • Allpremed hydro ist das weiterentwickelte Pflegeprodukt der Allpresan-Schaum-Creme für Hand und Körper. Je nach Hautzustand gibt es drei verschiedene Variationen. Mit einer speziellen Technik, die Hautbarriere zu schützen, ist das Produkt zwar hauptsächlich für Neurodermitiker gedacht. Aber es wird auch für Psoriasis beworben. Anbieter: neubourg skin care GmbH & Co. KG.
    • Vitop forte heißt eine neue Pflegecreme mit Färberwaid, Aloe Vera und grünem Tee. Die pflanzlichen Wirkstoffe sollen bei trockener und gereizter Haut die Hautbarriere stärken. Das Produkt ist hauptsächlich für Neurodermitiker gedacht. Die Inhaltsstoffe müssten aber auch bei Psoriasis wirken. Anbieter: P & M Cosmetics GmbH & Co. KG.
    • Policalm, die „blaue Creme", enthält feuchtigkeitsspendes Urea, juckreizstillendes Polidocanol, kühlendes Menthol und entzündungshemmendes Kamillenöl (Bisabolol). Das Medizinprodukt soll die Hautbarriere stärken und den Juckreiz lindern. Neben der Neurodermitis wird auch Psoriasis als Anwendungsgebiet genannt. Hersteller: Bodem Laboratories (Griechenland), Vertrieb: Faroderm GmbH.
    • Deumavan ist ein Präparat, speziell entwickelt für den Intimbereich. Die Salbe soll im Genital- und Analbereich die Haut fetten und damit glätten, schützen und wieder gleitfähig machen. Es enthält hochgereinigte Paraffine und ist für Allergiker geeignet. Es wird ausdrücklich auch für die Psoriasis empfohlen, um eine Therapie zu unterstützen. Anbieter: Kaymogyn GmbH.
    • BR Creme wird zur Wiederherstellung der Hautbarriere ausgelobt und enthält unter anderem Weihrauchextrakt. Es soll den Juckreiz lindern. Das Produkt zielt hauptsächlich auf Neurodermitiker, wird aber ebenfalls für die Psoriasis beworben. Anbieter: Zeitschild Skin Aesthetics GmbH.
    • Mixa Bodylotion mit Hafermilch soll unangenehme Hautreizungen wie Spannung und Juckreiz beruhigen und den Feuchtigkeitsgehalt der Haut deutlich erhöhen. Der Hersteller wirbt mit seiner Erfahrung seit 1924 in französischen Apotheken. Anbieter: ConsumerCare Mixa.

    Über den Autoren

    Rolf Blaga hat sich mehr als 28 Jahre lang in der Patienten-Selbsthilfe für Menschen mit Schuppenflechte engagiert. Als Autor fürs Psoriasis-Netz besucht er regelmäßig medizinische Veranstaltungen. Er ist Vorsitzender der AG Medizin und Gesundheit bei Transparency Deutschland.

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