Auf der diesjährigen Hautärzte-Tagung der DDG wurde wieder einmal viel Interessantes rund um die Psoriasis berichtet: Auffällig ist der Wechsel hin zur Dauer-Therapie, nicht nur bei innerlichen Wirkstoffen. Selbst das Ausschleichen bei Kortison wurde in Frage gestellt. Inzwischen ist nachgewiesen, dass eine Psoriasis sich bessern kann, wenn die Mandeln entfernt oder Zahnfleisch-Entzündungen behandelt werden. Als schwer ausrottbarer Mythos gilt die Warnung vor Beta-Blockern. Fumaderm dagegen erwies sich in einer Untersuchung auch nach 12 Jahren als wirkungsvolles und sicheres Medikament. In Einzelfällen wurde Psoriasis als Berufskrankheit anerkannt.
Alle zwei Jahre, um den 1. Mai herum, lädt die Fachgesellschaft der Hautärzte, die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), zur Tagung ein. Viele Jahre fand das in Dresden statt, dieses Jahr aber im neuen CityCube Berlin. Wir dürfen dankenswerter Weise daran teilnehmen, um Informationen weiterzugeben, die Patienten interessieren könnten.
Keine Behandlungspausen mehr?
Für die Psoriasis galt bisher, dass nur bei Bedarf behandelt wird. Ist der Patient mehr oder weniger erscheinungsfrei, wird der Wirkstoff abgesetzt – bis zum nächsten Schub (Intervall-Therapie). So sind die meisten Hautärzte auch bei innerlich wirkenden Stoffe vorgegangen. Nur bei Fumarsäureester und Methotrexat gab es schon immer viele Patienten, die ohne Unterbrechung behandelt wurden. Bei den Biologika hieß es von Anfang an, dass sie dauerhaft gegeben werden sollten. Skeptiker verdächtigen die Pharmafirmen, sie würden dieses Vorgehen unterstützen, um noch mehr Präparate zu verkaufen. Der Sinneswandel beruht aber auf der relativ neuen Erkenntnis, dass die Entzündung der Psoriasis weitere schwere Krankheiten fördert.
Deshalb haben viele Referenten gefordert, Psoriasis-Patienten „lebenslang“ zu behandeln – unabhängig davon, wie schwer sie betroffen sind. Um schwere Begleiterkrankungen zu verhindern oder abzumildern, so Professor Peter Altmeyer, solle die „risikoreiche Entzündungslast im Körper gering“ gehalten werden. Professor Matthias Augustin sprach sich bei einer schweren Psoriasis gegen jede Therapie-Pause aus. Professor Kristian Reich dagegen würde prüfen, ob der Wirkstoff niedriger dosiert oder in größeren Zeitabständen gegeben werden kann, wenn ein Patient ein Jahr erscheinungsfrei ist.
Schon 2014 wurde in München für das äußerlich wirkende Daivobet Gel eine Erhaltungs-Therapie empfohlen. Auch wenn keine Plaques mehr vorhanden sind, sollten die bekannten Stellen 2x wöchentlich weiter behandelt werden. In einer Übersichtsarbeit wird dieses Vorgehen für die Kombination Calcipotriol und dem starken Kortison Betamethason als wirkungsvoll und kostengünstig herausgestellt. „Vermutlich“, so die Autoren, wirke das Calcipotriol der Hautverdünnung durch Kortison entgegen. Da sei bisher aber noch nicht nachgewiesen.
Professor Reich bestätigte auf Nachfrage, dass man bei äußerlich angewendetem Kortison nicht mehr völlig ausschleichen sollte, wenn der Patient erscheinungsfrei geworden ist. Inzwischen gelte auch dafür, die Dosis zu reduzieren und den Zeittakt zu verlängern, aber nicht auf Null Kortison zu setzen. Sonst komme die Psoriasis schneller wieder. Aus der Behandlung des Atopischen Ekzems (Neurodermitis) wisse man, dass bleibender Kortison-Schäden nicht zu erwarten sind.
Professor Altmeyer machte darauf aufmerksam, dass Biologika zwar dauerhaft eingesetzt werden, aber im Laufe der Zeit schwächer wirken würden. Niemand wisse bisher, was danach komme.
Psoriasis fördert weitere Entzündungen
Mandeln entfernen?
Bisher wurde nur vermutet, dass eine Psoriasis sich verbessert, wenn die Mandeln entfernt werden. Jetzt weiß man mehr über die Zusammenhänge zwischen Mandeln und Haut. Wenn Streptokokken eine Mandelentzündung (Angina) verursachen, so wandern Linolsäuren (CLA) in die Haut, anstatt in die Leber oder die Nieren. Bei einem Drittel der Psoriatiker verschlechtert sich daraufhin der Hautzustand.
Professor Ulrich Mrowietz wies auf eine aufwendige Untersuchung aus Island hin. Bei 70 Prozent der Psoriasis-Patienten verbesserte sich der PASI nach zwei Monaten deutlich, nach dem die Mandeln herausgenommen wurden. Bei niemanden wurde sie durch die Operation schlimmer. Das entspricht auch den Erfahrungsberichten in der Psoriasis-Community. In Südost-Asien sei das die erste Maßnahme bei der pustulösen Form an Händen und Füßen (Psoriasis pustulosa palmoplantaris). Professor Mrowietz meinte, HNO-Ärzte würden bei Erwachsenen nicht gerne die Mandeln entfernen. Vermutlich seien ihnen die Zusammenhänge zur Psoriasis noch nicht so bekannt. Vielleicht hilft ein Hinweis auf die Doktorarbeit einer HNO-Ärztin aus Aschersleben?
Zahnfleisch-Entzündung behandeln?
Es ist schon seit 1820 bekannt, dass Zahnfleisch-Entzündungen (Parodontitis) und Rheumatoide Arthritis miteinander zusammenhängen. Für die Psoriasis wird das erst seit einigen Jahren vermutet. Professor Mrowietz erklärte, dass sich bei der Parodontitis die gleichen Entzündungsparameter zeigen, wie bei der Psoriasis. Beide würden sich gegenseitig verstärken („triggern“). Die Entzündung finde in einer „hoch aktiven Zone mit kompetenten Immunsystem“ statt. Ihre schwere Form führe zu Knochenabbau und Zahnverlust.
Psoriasis komme bei Patienten mit Parodontitis häufiger vor, als in der Normalbevölkerung. Auch umgekehrt konnte gezeigt werden, dass Psoriatiker eher gefährdet sind, daran zu erkranken. Raucher und Übergewichtige hätten ein zusätzliches Risiko.
Viele merken nicht, dass sie eine Zahnfleisch-Entzündung haben. Typische Symptome fallen erst auf, wenn sie dauerhaft auftreten. Die Diagnose erfordert meist eine aufwendige Untersuchung mit einer Sonde. Wie bei anderen Begleiterkrankungen kann vermutet werden, dass eine Behandlung der Parodontitis auch die Psoriasis verbessert – und umgekehrt.
Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)
Dr. Marc Alexander Radtke bezeichnet die Psoriasis als „Gatekeeper“ (Türhüter) für weitere Krankheiten. Selbst bei leichteren Formen seien Unterschiede im Immunsystem gefunden worden. Es gelte, Begleit-Erkrankungen früh zu erkennen und gezielt zu behandeln. Vor allem bei der Psoriasis arthritis gebe es nur ein kurzes Zeitfenster für Diagnose und Behandlung. Schon nach zwei bis vier Jahren entwickele ein bedeutender Teil der Patienten Schädigungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten.
Psoriatiker benötigten eine lebenslange Betreuung, um Komorbiditäten kontrollieren zu können. Sie sollten sich alle 12 Monate (bei schwerer Pso alle 6 Monate) auf eine Fettstoffwechsel-Störung (Lipid-Stoffwechsel-Störung = Dyslipidämie) untersuchen lassen. Außerdem regelmäßig nach Blut-Hochdruck (arterielle Hypertonie), Adipositas und Diabetes.
Stress und Depression
Professor Kai G. Kahl erklärte, dass bei der Depression fast die gleichen Begleit-Erkrankungen auftreten wie bei der Psoriasis. Er erklärte das neurobiologisch: Psoriatiker seien oft eingeschränkt bei den Aktivitäten des täglichen Lebens wie auch in ihren sozialen Beziehungen. Sie nähmen ihre Krankheit besorgt wahr und hätten Angst vor dem nächsten Schub. Das beeinflusse Psyche und Persönlichkeit und mache Stress. Wird der chronisch, ist das Gehirn nicht mehr in der Lage, die nötige Energie (Glukose) selbst aufzubringen und greift in den Insulin-Haushalt ein. Das wiederum fördert die Neigung zu kohlenhydrat- und fettreicher Ernährung, Alkohol- und Nikotin. Stress aktiviere die gleichen Botenstoffe, wie eine Entzündung und könne damit auf Dauer eine Depression auslösen. Bei den Hautkranken mit Depression, Ängsten und Selbstmordgefährdung stehen die Psoriatiker weit vorne.
Aber auch die Entzündung der Psoriasis könne zur Depression führen – unabhängig vom Stress. Entsprechende Bio-Marker seien im Gehirn nachweisbar. Deshalb sei es denkbar, so Professor Kahl, dass die Therapie der Psoriasis ebenfalls eine Depression verbessere.
Psychotherapeutisch biete sich, neben Medikamenten, eine Therapie des Akzeptierens und das Engagierens (Acceptance-and-commitment-treatment) an: „Du hast zwar eine Psoriasis, aber was hält dich davon ab, das zu machen, was du willst?“. Es gehe darum, die Menschen zu befähigen, trotz der Krankheit ihren eigenen Lebenssinn zu finden, d.h. gesund und zielgerichtet zu leben.
Mythen über Medikamente
Es müsse genau hingeschaut werden, so Professor Reich, ob ein Medikament gegen eine andere Krankheit die Psoriasis triggert. Genauso wenig wie Spinat besonders viel Eisen enthält, genauso wenig würden Beta-Blocker generell eine Psoriasis verursachen oder verschlimmern. Zwar wisse man das schon seit einigen Jahren, aber selbst in den aktuellen Psoriasis-Leitlinien würde das noch so behauptet. Tatsächlich aber würden Beta-Blocker eine Psoriasis nur in einzelnen Fällen verschlechtern.
Bei Lithium, oft zur Behandlung von psychisch Kranken eingesetzt, sei es sehr zweifelhaft, ob es eine Psoriasis auslöst oder antreibt. Während der Wirkstoff Chloroquin, der gegen Malaria eingesetzt wird, deutlich auf die Psoriasis wirke.
Fumaderm-Therapien langfristig ausgewertet
Mediziner der Universitätsklinik Bochum hatten die Akten von 879 Patienten ausgewertet, die seit 12 Jahren mit Fumarsäureester (FSE) behandelt wurden. Das, so Dr. Heinrich Dickel, sei die erste Langzeit-Untersuchung, die länger als drei Jahre umfasst. Einige Patienten seien zusätzlich mit MTX oder UV-Licht behandelt worden. FSE habe über diese Zeit nicht an Wirkung verloren, unabhängig von der jeweiligen Psoriasis-Form. Wenn FSE abgesetzt und dann wieder eingesetzt wurde, wirkte es genau so gut wie vorher. Denn anders, als z.B. bei den Biologika, würden keine Anti-Körper gebildet. Über diesen langen Zeitraum hätte es keine schweren (so genannte „oppurtunischen“) Infektionen gegeben. Deshalb bestätigte Dr. Dickel dem Fumarsäure-Gemisch „ein gutes Sicherheitsprofil“.
Die aktuellen Meldungen über den Wirkstoff Dimethyl-Fumarat, der in Fumaderm enthalten ist, wurden auf der Tagung nicht problematisiert. Auf Nachfrage bemerkte Professor Altmeyer, ein PML-Risiko gebe es schließlich für alle immunsuppressiven Wirkstoffe, vor allem bei MS-Medikamenten. Durch regelmäßige Blutkontrollen könne das aber ausgeschlossen werden.
Psoriasis als Berufskrankheit
Professorin Vera Mahler berichtete, dass es zwischen 1995 und 2010 in Deutschland 130 Fälle gab, in denen Psoriasis als Berufskrankheit anerkannt wurde. Sechs Betroffene davon wurden wegen ihrer Berufsunfähigkeit als „rentenberechtigt“ eingestuft.
Zwar sei Psoriasis genetisch bedingt, aber unter bestimmten Bedingungen könne sie als Berufskrankheit gelten. Zum Beispiel, wenn sie erstmals durch berufliche Einwirkungen am Arbeitsplatz ausbricht; aber auch, wenn sie sich beruflich bedingt verschlimmert oder deutlich verändert. Wer das an sich beobachtet, solle das unbedingt der Hautärztin berichten und dokumentieren lassen.
Grundlage ist die Berufskrankheiten-Verordnung, eine Liste der offiziell anerkannten Berufskrankheiten. Die jeweils aktuelle Version findet sich auf der Internetseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Psoriasis wäre nach Ziffer 5101 zu überprüfen. Ein wesentlicher Hinweis ist, dass sie sich in der „arbeitsfreien Zeit“ deutlich bessere. Wirklichkeitsfremd sei, so Prof. Mahler, dass dem eine sechswöchige, durchgehende Arbeitspause zugrunde gelegt werde. Das geht heutzutage eigentlich nur durch Krankschreibung.
Berufsbedingt entstehe eine Psoriasis an „Kontaktstellen“,meist an den Händen (Köbner-Effekt). Typisch sei die „ekzematisierte Psoriasis“. Eine Berufskrankheit werde auch dann anerkannt werden, wenn die Arbeit lediglich eine wesentliche Teil-Ursache sei. Die Krankheit schütze nicht vor einer beruflich erworbenen Kontakt-Allergie. Es dauere bei Psoriatikern nur manchmal etwas länger, bis die ausbreche.
Neue Medikamente
Apremilast (Otezla)
Über das hinaus, was das Psoriasis-Netz bisher schon über Apremilast geschrieben hat, gab es weitere Informationen:
Apremilast sei für Patienten, die nicht auf TNF-Alpha-Blocker ansprechen oder sie nicht benutzen wollen bzw. können („Second-Line Medikament“), so Professor Mrowietz. Die Wirkung sei schwächer, als die des neuen IL-17a-Bloker Secukinimab (Cosentyx®) und würde über ein Jahr nachlassen. Vor allem die Magen-Darm-Probleme würden sich im Laufe der Therapie verbessern. Gewichtsverluste, auf die der Hersteller hinweist, seien bei nur 6 Prozent der Patienten beobachtet worden. Generell hätte es im Beobachtungszeitraum von fünf Jahren keinen Abbruch wegen der Nebenwirkungen gegeben.
Dr. Michael Sebastian berichtete über deutliche Verbesserung der Nagel-, Kopf und Palmoplantaris-Psoriasis. Einige Patienten hätten auf Apremilast extrem gut angesprochen, andere nicht („Non-Responser“). Der Wirkstoff sei eine zusätzliche Chance für an sich „aus-therapierte“ Patienten. Eine regelmäßige Blutbild-Kontrolle sei nicht nötig.
Secukinumab (Cosentyx)
Über das hinaus, was das Psoriasis-Netz bisher schon über Secukinumab geschrieben hat, gab es weitere Informationen:
Das Biologikum, so Professor Reich, zeige erst nach 16 Wochen seine volle Wirksamkeit. Es scheine auch die Psoriasis arthritis sehr gut zu beeinflussen. Wenn die Behandlung unterbrochen wird, wirke es bei Wiederaufnahme genau so gut wie vorher. Im Gegensatz zu anderen Biologika werden bei Secukinumab kaum Anti-Körper gebildet.
Es gebe keine Sicherheitsbedenken, so Professor Mrowietz. Aber es könnte sich die Zahl der Leukozyten verringern, so dass eine Neutropenie möglich ist. Bei manchen Patienten hätten sich die Schleimhäute mit dem Hefepilz Candida infiziert. Genau zu beobachten sei, ob Patienten unter dieser IL-17a-Therapie später einen Morbus Crohn (MC) entwickeln. Professor Ulrich Amon schließt Secukinumab für MC-Patienten aus.
Biosimilars
Es sei kein Problem, vom Original-Biologikum Infliximab (Remicade) auf das Biosimilar zu wechseln. Dr. Sandra Philipp berichtete, dass bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis über ein Jahr lang keine signifikanten Unterschiede festgestellt wurden. Beide angebotenen Präparate (Remsima, Inflectra) sind identisch und werden vom gleichen Produzenten geliefert.
Bestrahlungstherapie
Die angekündigten Studien zum sichtbaren Licht (Dermodyne) parallel in verschiedenen Behandlungszentren kommt erst einmal nicht zustande. Es war vorgesehen, die Blaulicht-Therapie bei Neurodermitis-Patienten zu vergleichen mit einer äußerlichen Behandlung (erst Kortison, dann Tacrolimus). Die positiven Erfahrungsberichte sollten wissenschaftlich untermauert werden.
Aus unterschiedlichen Gründen haben aber fast alle Therapiezentren, die sich daran beteiligen wollten, die Geräte nicht installiert oder nicht in Betrieb genommen. Lediglich in Wien bei Professor Adrian Tanew und in Mainz bei Dr. Detlef Becker wird das Verfahren angewendet. Die geplante Studie wurde von deren Universitätsgremien als „Arzneimittel-Studie“ eingeordnet. Die damit verbundenen Anforderungen und Kosten sind aber für die beiden Zentren zu hoch.
Professor Tanew ist davon überzeugt, dass die Therapie mit Blaulicht wirkt, wenn auch langsam. Er könne sich aber nicht erklären, weshalb sie funktioniert. In Wien werde es jetzt nur eine einfache Studie mit Blaulicht geben.
Nachtrag: Erst 2023 wurde eine Blaulicht-Studie veröffentlicht, bei festgestellt werden sollte, wie sie auf die Atopische Dermatitis (AD), bekannt als Neurodermitis, wirkt. Ernüchterndes Ergebnis: Nur der Juckreiz konnte verringert werden und nur mit einem bestimmten Blaulicht-Spektrum. Die AD verbesserte sich kaum. Die Autoren schreiben die Blaulicht-Therapie trotzdem noch nicht ab: Durch die Bestrahlung gingen die Aktiväten des Interleukin 31 messbar zurück. Das ist vornehmlich für den Juckreiz verantwortlich. Es wirkt aber auf auf weitere Entzündungsauslöser. Durch häufigere, intensivere Bestrahlung könnten eventuell doch Effekte nachgewiesen werden. In ihrer "AD-Blue-Study" hätten kaum schwer AD-Betroffene teilgenommen, nicht alle Patienten seien therapietreu geblieben und bei mehr Teilnehmern seien Ergebnisse statistisch sicherer.
Hautkrebs
Empört reagierten viele Referenten auf den Vorwurf des TV-Magazins „Kontraste“, Hautkrebs-Screening sei nutzlos und teuer. Die Früherkennung führe nicht dazu, dass sich die Zahl der Todesfälle verringert. Stattdessen würden mehr Hautkrebs-Diagnosen gestellt, obgleich unklar sei, wie viele davon tatsächlich gefährlich werden würden.
Der Pressesprecher des Berufsverbandes BVDD, Dr. Ralph von Kiedrowski, meinte, die Sterblichkeit sei tatsächlich genau so hoch wie vor Einführung der Früherkennung. Allerdings verdoppele sich die Erkrankungsrate bei Hautkrebs alle zehn Jahre. Das läge auch daran, dass die Bevölkerung immer älter würde. Freya Trautmann (Uniklinik Dresden) hat ermittelt, dass Screening Teilnehmer länger überleben. Die Ursache sei aber vermutlich nicht eine frühere Diagnose bzw. frühzeitige Behandlung, sondern die Veränderung des Lebensstils. Patienten, die zum Screening gehen, verhalten sich wahrscheinlich inbezug auf die Hautkrebs-Gefahr bewusster.
Andere Experten gestehen dagegen ein, dass die Datenlage „miserabel“ sei. Selbst die Meldequoten seien je nach Region und Tumortyp unterschiedlich. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin fordert einen „klaren Nutzennachweis“. Bis dahin sollte die Bevölkerung nicht ermuntert werden, zum Haut-Screening zu gehen.
Tipps
- Bei Kopf-Psoriasis empfiehlt Prof. Reich zwei Nächte lang eine Kappe mit Eucerin 5 % - Shampoo + Creme (Kortison oder kombiniert mit Calcipotriol). Salicyl sei nicht für alle Patientengruppen geeignet, alkoholische Tinkturen würden austrocknen, Daivobet Gel sei schwer auszuwaschen und Clarelux-Schaum würde spannen.
- Bei manchen Psoriasis-Formen sind die Stellen feucht und damit schwer einzucremen. Prof. Reich empfiehlt, sie kurz mit dem Fön zu trocknen.
- Bei Nagel-Psoriasis empfiehlt Prof. Reich eine Kombinationsbehandlung: erst Onypso-Lösung (Harnstoff) auftragen, nach kurzer Wartezeit Clobegalen®-Lösung (Kortison) und danach Daivobet Gel (Kortison + Calcipotriol) – alles luftdicht über Nacht einwirken lassen.
- Wer es schafft, 5 kg abzunehmen, könne seinen Therapie-Erfolg verdoppeln, so Prof. Augustin mit Hinweis auf eine italienische Studie. Bei Abnehmer-Programmen ohne Begleitung (Coaching) würden die meisten nach einer Zeit in alte Verhaltensweisen zurückfallen, so Dr. Sascha Gerdes.
- In Deutschland hätten diejenigen Psoriasis-Patienten die besten Erfolge, so Prof. Mrowietz, die ihre Therapie ausführlich mit der Ärztin bzw. dem Praxispersonal besprochen hätten.
- Ob ein Wirkstoff für einen konkreten Psoriasis-Patienten tatsächlich geeignet ist, sollte frühesten sechs Monate nach Therapie-Beginn entschieden werden. Spätestens nach 4 bis 6 Wochen aber sollte das Präparat sichtbar ansprechen, so Dr. Andreas Körber.
Produkte
- Wer versuchen will, ob seine Krankenkasse das Bestrahlungsgerät BlueControl bezahlen würde, kann selbst oder über den behandelnden Arzt Antragsunterlagen bei Hönle anfordern. Parallel dazu bietet die Firma eine dreimonatige Testphase an. Wer das Gerät danach kauft, bekommt die Miete beim Preis angerechnet.
- Präparate mit sulfoniertem Öl aus schwefelreichem Schiefer werden oft mit teerhaltigen gleichgestellt. Sie haben aber, so der Hersteller Ichthyol Gesellschaft, andere Eigenschaften und weniger Nebenwirkungen. Die Ichthyol Gesellschaft stellte ihre seit langen Jahren bekannten Präparate in modernem Design vor. Das Crino Cordes® N Shampoo wird nicht vor Herbst 2015 lieferbar sein. Auf der Tagung war außerdem Bionatar vertreten, das von Psoriasis-Netz-Nutzern getestet wurde.
- Die Creme letiSR ist eigentlich für Rosazea entwickelt, eignet sich aber für alle, die Rötungen im Gesicht haben. Die Haut wird leicht getönt, was streifenfrei aufzutragen und vor allem sehr unauffällig ist.
- Tarmed, das teerhaltige Shampoo, wird noch vor dem Sommer 2015 auf dem deutschen Markt kommen, hieß es am Firmenstand von GSK. Dann darf dieses Fertigpräparat wieder verschrieben werden. Man kann sich das Shampoo aber auch als Rezeptur verschreiben lassen.
- Leo wird Daivobet-Gel ab Herbst 2015 in einer völlig anderen "Applikation" anbieten. Details wurden nicht genannt, aber wir vermuten eine Flasche mit Spender. Damit wäre (nicht nur) unsere jahrelang geäußerten Kritik endlich erfolgreich: Die Plastikflasche ist viel zu steif, um das Gel herauszudrücken – besonders bei Gelenkproblemen. Die Öffnung ist viel zu scharfkantig, weil man sie selbst aufschneiden muss.
- Fumaderm ist in Tübingen relativ erfolgreich gegen krankhaften Haarausfall eingesetzt worden, so Dr. Katharina Meier.
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