Was passiert im Körper, wenn es zu einer Schuppenflechte kommt? Forscher der Hautklinik an der Universität München wollen jetzt eine heiße Spur haben.
"Die Psoriasis ist eine Reaktion des Immunsystems gegen die pigmentbildenden Zellen der Haut", erklärt Professor Jörg Prinz von der Universitäts-Hautklinik der Ludwig-Maximilian-Universität München. „Das erklärt den hautspezifischen Charakter der Schuppenflechte, da diese Melanozyten vorwiegend in der Haut vorkommen.“
Seit langem sind Wissenschaftler wie Prinz den Ursachen der Erkrankung auf der Spur. Offenbar spielt das Immunsystem der Haut einen bösen Streich. T-Zellen – weiße Blutkörperchen im Kampf gegen Krankheitserreger – greifen Zellen der Haut an und lösen die Entzündung aus. Doch welche Zellen zum Opfer werden, das war bisher unbekannt.
Versuche mit echtem Psoriasis-Gewebe
Nicht mit Tierversuchen, sondern mit menschlichem Psoriasis-Hautgewebe haben die Forscher die Art der attackierten Zellen bestimmt – zweifelsfrei, wie sie meinen. Ihr Ergebnis: Es sind die pigmentbildenden Zellen.
Das Team um Jörg Prinz und Klaus Dornmair will auch den komplizierten Mechanismus der Erkrankung weitgehend aufgeklärt haben. Bisher war bekannt: Wer für die Krankheit empfänglich ist, trägt bestimmte Varianten bestimmter Gene in seinen Zellen. Das Hauptrisiko-Gen für die Psoriasis heißt HLA-C*06:02. Es ist eines von vielen HLA-Genen. Sie codieren die Bauanleitung für HLA-Moleküle, die auf der Oberfläche aller Zellen sitzen. Die HLA-Moleküle wiederum präsentieren den T-Zellen Teile von Krankheitserregern. Die T-Zellen erkennen daraufhin den Krankheitserreger und werfen die Maschine für Immunantworten an.
Gefahr erkannt – und Attacke!
Die Münchner Forscher meinen: Die Risikovariante von HLA-C*06:02 präsentiert Teile von Molekülen, die die Melanozyten selbst produzieren und die von den T-Zellen erkannt werden.
Prinz sieht einen „vollkommen unbekannten und unerwarteten autoimmunen Aktvierungsweg bei der Psoriasis”. Er spricht denn auch von einer „bahnbrechenden Entdeckung“, denn erstmals sei ein Krankheitsmechanismus für eine Autoimmunerkrankung derart umfassend aufgeklärt worden. Das sei beispielhaft für die Erforschung anderer entsprechender Leiden.
Die Aufklärung der Psoriasis als T-Zell-vermittelte Autoimmunreaktion gegen Melanozyten bietet den Patienten „nun erstmalig einen Ansatz zur Erklärung ihres Krankheitsbildes“. Prinz hofft, dass diese Erkenntnisse auch die soziale Wahrnehmung der Psoriasis verändern und Unsicherheiten und ablehnende Reaktionen vermindern.
Quellen:
- "Melanocyte antigen triggers autoimmunity in human psoriasis", in: Journal of experimental medicine 2015, Vol. 212, Nr. 13
- Pressemitteilung der Ludwig-Maximilian-Universität München
Empfohlene Kommentare
Keine Kommentare vorhanden
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.