Wer Schuppenflechte hat, erkrankt öfters an Krebs alsansonsten gesunde Menschen. Zu diesem Schluss kommen Forscher von derUniversität Manchester, die 58 Beobachtungsstudien ausgewertet haben. Bis auf bekannteRisiken wie Rauchen, Alkoholmissbrauch oder Fettleibigkeit und UV-Therapie kannman bisher nicht eindeutig erklären, warum das so ist. Für die Patientenbedeutet das, dass sie unbedingt regelmäßig zur Krebsvorsorge gehen müssen.
Die Wissenschaftler haben errechnet: Mit Psoriasis ist dasRisiko 18 Prozent höher, an einem Krebs zu erkranken, als für den Durchschnittsmenschen. Wer eine schwere Schuppenflechte hat, bei dem ist das Krebsrisiko um 22 Prozent höher. Dieseschwer Betroffenen haben außerdem ein erhöhtes Risiko, an einer Krebserkrankungzu sterben.
Betrachtet man die alle Psoriatiker, unabhängig davon, wie schwer sie betroffen sind, hat sich in den ausgewerteten Studien ein höheres Risiko für viele Krebs-Arten gezeigt. Die drei häufigsten waren:
- Mundhöhlen-Krebs
- Bösartigen Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom)
- Speiseröhren-Krebs
Betrachtet man dagegen nur diejenigen mit schwerer Psoriasis, so erkranken sie vermehrt an
- Schwarzer Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom)
- Lymphdrüsen-Krebs (Lymphom)
- Weißer Hautkrebs (Basalzellkarzinom)
(Und das sind wieder nur die drei häufigsten.)
Weshalb erkranken Psoriatiker häufiger an Krebs?
Die Wissenschaftler betonen, dass es bisher überwiegend nurHypothesen darüber gibt, weshalb Psoriatiker ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Von anderen Krankheiten weiß man, dass eine ständige Entzündung im Körper durchaus krebsfördernd sein kann. Das könnte der Grund sein, ist aber nochnicht bewiesen. Außerdem werden die immunschwächenden Medikamente wie Biologika verdächtigt, das Krebsrisiko zu erhöhen. Das aber ist in bisherigen Studien weder für Rheuma (Rheumatoide Arthritis) noch für Psoriasis bestätigt worden. Beider Fototherapie ist es dagegen nachgewiesen, dass sie vermehrt zu Hautkrebs führen kann.
Ganz eindeutig krebsauslösend sind Rauchen, übermäßigerAlkoholkonsum und Fettleibigkeit – Lebensstil-Umstände, die (nicht nur) bei Psoriatikernverstärkt auftreten.
Was schließen die Forscher daraus?
Die Auswertung geeigneter Studien hat gezeigt, dass Menschen mit Psoriasis ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken oder zu sterben.Dabei treten einige Krebsarten häufiger auf, als andere.
Das müsse aber noch genauer untersucht werden, um die Zusammenhänge zu verstehen: Hängt das Krebsrisiko davon ab, wie lange jemand erkrankt ist oder wie schwer? Ihre eigene Festlegung, wann sie eine Psoriasis als „schwer“ definierten, war nicht der PASI, sondern Faktoren wie Lichttherapie, Krankenhausaufenthalt oder innerliche Therapie.
Obwohl nicht nachgewiesen ist, ob immunschwächendeMedikamente krebsfördernd sind, empfehlen die Wissenschaftler, auch das nocheinmal genauer zu untersuchen.
Ebenfalls sollten sich weitere Forschungsarbeiten mit Lebensstilfaktoren, Behandlungen und den entzündlichen Prozessen der Psoriasis beschäftigen. Damit könnten die zugrunde liegenden Mechanismen für das scheinbar erhöhte Krebsrisiko geklärt werden.
Ganz eindeutig ist aber ihr Hinweis für die Betroffenen:
ZitatDie Erkenntnisse aus dieser Meta-Analyse (...) zeigen auch, dass dieses Risiko durch eine Änderung des Lebensstils teilweise gemildert werden könnte.
Bekanntlich fällt es aber vielen Patienten schwer, mit dem Rauchen aufzuhören, das Alkoholtrinken einzuschränken und abzunehmen. Es stelle eine „Herausforderung“ für Angehörige der Gesundheitsberufe dar, die Patienten dazu zu bringen.
Zwei der fünf Autoren der Studie gaben an, dass sie für ihre Arbeit irgendwann einmal Geld von diversen Pharmafirmen bekommen haben. Die jetzige Meta-Analyse schrieben sie für den Global Psoriasis Atlas – ein Atlas, der von mehreren Organisationen erstellt wurde und wird und der wiederum von mehreren Pharmafirmen finanziert wird. Diese Organisationen hatten bei der Meta-Analyse laut Autoren jedoch keinen Einfluss auf die Gestaltung oder Durchführung der Studie, auf Erhebung, Verwaltung, Analyse, Interpretation der Daten oder am Ende auf das Manuskript für die Einreichung in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology.
Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um.
Krebs-Risiko bei mehreren Autoimmunerkrankungen erhöht
Im Jahr 2011 hatte der Epidemiologe Kari Hemminki mit schwedischen Kollegen eine ähnliche Studie vorgelegt. Im Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten sie die Wechselbeziehung zwischen 33 verschiedenen Autoimmunerkrankungen und elf unterschiedlichen Krebserkrankungen des gesamten Verdauungstraktes – also von Mundhöhle, Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, Leber und Bauchspeicheldrüse. Die meisten Autoimmunerkrankungen erhöhen demnach das Krebsrisiko für die Betroffenen.
Auch bei der Schuppenflechte (Psoriasis) fanden die Forscher erhöhte Risiken für mehrere Krebsarten des Verdauungstraktes. Bei Rheumatikern dagegen beobachteten die Epidemiologen ein um 30 Prozent vermindertes Darmkrebsrisiko.
Die Autoren sahen den gleichen Knackpunkt, wenn es um Ursachen geht: die Medikamente. Viele der Autoimmunkrankheiten werden mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem unterdrücken. Das so gedrosselte Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, Tumorzellen effizient zu bekämpfen. Das bedingt ein erhöhtes Krebsrisiko. Entzündungshemmende Medikamente dagegen können das Krebsrisiko mindern. So wurde etwa gezeigt, dass der Aspirin-Wirkstoff ASS, der in vielen Rheumamedikamenten enthalten ist, Krebserkrankungen vorbeugen kann.
Hemminki und seine Kollegen nutzten Daten des schwedischen Krebsregisters. Dies umfasst mit zwölf Millionen Personen die gesamte schwedische Bevölkerung.
Untersucht wurden Menschen, die nach 1964 wegen einer Autoimmunerkrankung im Krankenhaus behandelt wurden und bis zum Jahr 2008 an Krebs erkrankten. Dabei erhoben die Wissenschaftler erstmals auch Daten von Frauen und Kindern.
Für Kari Hemminki ist die wichtigste Schlussfolgerung aus den Studienergebnissen: "Ärzte sollten ihren Patienten mit Autoimmunerkrankungen empfehlen, regelmäßig an Krebsfrüherkennungsprogrammen teilzunehmen."
👉 Tipp: Das Bundesgesundheitsministerium listet auf seiner Internetseite auf, wer ab wann welche Vorsorgeuntersuchung zur Krebsfrüherkennung in Ansprcuh nehmen kann.
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