Professor Michael Boutros und Dr. Iris Augustin hatten untersucht, wie die äußeren Hautschichten mit dem Immunsystem kommunizieren. Dabei konzentrierten sie sich auf den so genannten Wnt-Signalweg. Der ist während der Embryonalentwicklung wichtig, aber auch später bei der Regulation von Stammzellen in Haut oder Darm.
Die Zellen der Haut bilden so genannte Wnt-Moleküle. Die müssen aus der Zelle raus, damit Hautzellen miteinander "sprechen" können. Ein Protein namens Evi schnappt sich dazu die Wnt-Moleküle, transportiert sie an die Zellwand und schleust sie hinaus. Die Moleküle haften sich an Nachbarzellen und lösen dort Signale aus – etwa für die Produktion von Botenstoffen oder zum Wachstum der Zellen.
Bei den Versuchen der Forscher um Professor Michael Boutros am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg kamen Mäuse zum Einsatz, die kein Evi produzieren konnten. Also blieben die Wnt-Moleküle in der Zelle hocken, denn Evi kam nicht, um sie abzutransportieren. Folglich gab es auch die Signale nicht wie beim normalen Vorgang. Außerdem beobachteten die Wissenschaftler nun typische Symptome wie bei einer Psoriasis. „Die Haut entzündet sich, neue Gefäße entstehen, die Hautzellen vermehren sich stark und verschuppen,“ sagt Iris Augustin.
Abwehr und Vorbeugung gestört
Dazu kam, dass in der Haut dieser Mäuse weniger so genannte „Dendritische epidermale T-Zellen“ (DETC) vorhanden waren. Die haben aber für gewöhnlich ihren Sinn – beispielsweise das Abwehren von Eindringlingen oder das Vorbeugen von Entzündungen. Das tun sie, indem sie Immunzellen in ihrem Elan bremsen, die aus dem Blut einwandern wollen. Und so fehlt der Wächter. „Wahrscheinlich führt das Fehlen der DETCs in der Mäusehaut dazu, dass Immunzellen verstärkt aus dem Blut in die Haut einwandern“, so Iris Augustin.
Nun verglichen die Forscher die Haut der Mäuse mit der Haut von Menschen mit Schuppenflechte. Siehe da: Es fanden sich Parallelen. Auch beim Menschen war nur wenig Transporteiweiß Evi zu finden und das Wnt-Signal entsprechend schwach ausgeprägt. „Das lässt vermuten, dass der Wnt-Signalweg auch bei humaner Psoriasis eine wichtige Rolle spielt“, sagt Iris Augustin, „diese Erkenntnis bietet eine neue Möglichkeit, die komplexen Vorgänge entzündlicher Hauterkrankungen verstehen zu lernen.“
Andersherum kann ein zu viel an Evi bei Brust- oder Darmkrebs eine Rolle spielen, so dass Forschern noch die knifflige Aufgabe bleibt, den richtigen Weg – Blockade oder Anfeuerung – herauszufinden.
Quelle: Presseinformation des Deutschen Krebsforschungszentrums
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