Seit langem wird vermutet, dass Autoimmunerkrankungen und ein erhöhtes Krebsrisiko zusammenhängen. Der Epidemiologe Kari Hemminki untersuchte jetzt mit schwedischen Kollegen im Deutschen Krebsforschungszentrum die Wechselbeziehung zwischen 33 verschiedenen Autoimmunerkrankungen und elf unterschiedlichen Krebserkrankungen des gesamten Verdauungstraktes – also von Mundhöhle, Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, Leber und Bauchspeicheldrüse. Die meisten Autoimmunerkrankungen erhöhen demnach das Krebsrisiko für die Betroffenen.
Auch bei der Schuppenflechte (Psoriasis) fanden die Forscher erhöhte Risiken für mehrere Krebsarten des Verdauungstraktes. Bei Rheumatikern dagegen beobachteten die Epidemiologen ein um 30 Prozent vermindertes Darmkrebsrisiko.
Wenn es um Ursachen geht, dürften die Medikamente der Knackpunkt sein: Viele der Auotimmunkrankheiten werden mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem unterdrücken. Das so gedrosselte Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, Tumorzellen effizient zu bekämpfen. Das bedingt ein erhöhtes Krebsrisiko. Entzündungshemmende Medikamente dagegen können das Krebsrisiko mindern. So wurde etwa gezeigt, dass der Aspirin-Wirkstoff ASS, der in vielen Rheumamedikamenten enthalten ist, Krebserkrankungen vorbeugen kann.
Hemminki und seine Kollegen nutzten Daten des schwedischen Krebsregisters. Dies umfasst mit zwölf Millionen Personen die gesamte schwedische Bevölkerung.
Untersucht wurden Menschen, die nach 1964 wegen einer Autoimmunerkrankung im Krankenhaus behandelt wurden und bis zum Jahr 2008 an Krebs erkrankten. Dabei erhoben die Wissenschaftler erstmals auch Daten von Frauen und Kindern.
Für Kari Hemminki ist die wichtigste Schlussfolgerung aus den Studienergebnissen: "Ärzte sollten ihren Patienten mit Autoimmunerkrankungen empfehlen, regelmäßig an Krebsfrüherkennungsprogrammen teilzunehmen."
Quelle: Hemminki, K., Liu, X., Sundquist , J. Ji, J., Sundquist, K.: Autoimmune disease and subsequent digestive tract cancer by histology. In: Annals of Oncology 2011
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