Der eine Arzt behandelt die Schuppenflechte, der andere den Bluthochdruck. Ein weiterer kümmert sich um den Diabetes. Dabei würde eine integrierte Behandlung dem Psoriasis-Patienten viel mehr bringen - unter Umständen sogar mehr Lebensjahre, meint Professor Kristian Reich.
"Den wenigsten Psoriasis-Patienten ist bewusst, dass sie ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes tragen", sagt Professor Kristian Reich. "Diese Begleiterkrankungen verringern ihre Lebenserwartung um bis zu vier Jahre."
Doch häufig werden alle Parallelerkrankungen getrennt voneinander behandelt. Professor Reich betont: „Eine integrierte Behandlung leistet echte Prophylaxe. Die Behandlung ist sehr differenziert und umfasst auch Sport und eine ganzheitliche Ernährung. Mit diesem Konzept können wir dafür sorgen, dass Psoriasis-Patienten weniger krank werden.“
Reich ist Sprecher der PsoNet-Netzwerke (nicht zu verwechseln mit dem Psoriasis-Netz). In diesen regionalen Netzen haben sich Ärzte zusammengeschlossen, die ihr Wissen um die Gefahren von Begleiterkrankungen und die Therapiemöglichkeiten Ärzten vertiefen wollen. Doch auch Patienten sollen mit Hilfe der PsoNet-Fachleute mehr über ihre Krankheit erfahren. „Letztlich fängt die Genesung beim informierten Patienten an“, meint Reich.
Beispiel Metabolisches Syndrom
Die Psoriasis wird nicht durch Nahrungsmittel ausgelöst. Es gibt keine spezielle Psoriasis-Diät. Wichtig ist aber der in den letzten Jahren deutlich gewordene Zusammenhang zwischen einer Schuppenflechte und metabolischen Veränderungen. Darunter ist auch eine Störung des Zucker- und Fettstoffwechsels.
Diese metabolischen Veränderungen und die Schuppenflechte selbst erhöhen für den Patienten das Risiko, kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln. Schließlich steht Übergewicht auch im Verdacht, die Aktivität der Schuppenflechte ungünstig zu beeinflussen.
Da einige Medikamente gegen die Schuppenflechte bei vermindertem Gewicht besser wirken, gibt es gute Gründe, dass Patienten mit Schuppenflechte sehr sorgfältig auf eine ausgewogene Ernährung und eine Normalisierung des Gewichtes achten. Auf diese Weise können Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimiert werden.
"Unter einer ganzheitlichen Betreuung verstehen wir heute, dass bei Patienten mit Psoriasis nicht nur auf eine Haut- und Gelenkmanifestation geachtet wird, sondern dass auch nach metabolischen Erkrankungen und anderen Begleiterkrankungen gefahndet wird", so Reich. "Diese Erkrankungen müssen gegebenenfalls in das Behandlungskonzept einbezogen werden."
Viele Patienten mit Psoriasis und Übergewicht wüssten beispielsweise nicht, was eine gesunde Ernährung ist oder wie viele Kalorien sie am Tag zu sich nehmen sollen. Sie würden von einer Ernährungsberatung profitieren, in der diese Aspekte besprochen werden.
Reich ist international anerkannter Spezialist für Psoriasis-Erkrankungen und war lange am Dermatologikum Hamburg tätig.
Empfohlene Kommentare
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und dich später registrieren. Wenn du schon einen Account bei uns hast, logg dich ein, um deinen Beitrag mit deinem Account zu verfassen.
Hinweis: Dein Beitrag wird von einem Moderator freigeschaltet, bevor er erscheint.