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    Rolf Blaga

    So wird Psoriasis arthritis erkannt – und von anderen Erkrankungen unterschieden

    Bei Gelenkschmerzen ist die Diagnose oft knifflig. Hier findest Du Informationen darüber, welche Symptome auf eine Psoriasis arthritis hinweisen und welche eher für eine Arthrose oder eine Rheumatoide Arthritis sprechen. Außerdem geht es um Verfahren, mit denen ein Rheumatologe die Diagnose feststellen kann. 

    Für die Psoriasis arthritis (PsA) gilt: Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto eher besteht die Chance, dass sie weniger schlimm verläuft oder sogar gestoppt wird. Wenn die beschriebenen Symptome auftreten, sollten Betroffene umgehend zur Ärztin oder zum Arzt gehen.

    • Eine Psoriasis arthritis tritt schubweise auf. Das heißt: Sie kann lange Zeit verschwinden. Danach können andere Gelenke betroffen sein.
    • Es muss immer eine Entzündung vorliegen.
    • Typisch sind geschwollene Finger-Endgelenke oder Schwellungen am ganzen Finger.
    • Oft ist die Achilles-Sehne mitbetroffen.
    • Rückenschmerzen können auf eine axiale PsA an der Wirbelsäule und im Brustbereich hinweisen.
    • Grundsätzlich ist kein "Rheumafaktor" zu messen; manche PsA-Betroffenen haben ihn aber dennoch!

    Woher kommen die Schmerzen?

     Schmerzen und Schwellungen an den Gelenken, vor allem den Finger und Zehen, den Sehnen und im Kreuz können eine PsA sein. An den Gelenken können sie unterschiedliche Ursachen haben. Sie können von verschlissenen Gelenken stammen (Arthrose) oder von entzündeten (Arthritis). Entzündete Gelenke hat man z.B. bei der PsA oder der Rheumatische Arthritis (RA), dem so genannten „Rheuma“. Manche Schmerzpatienten haben beides: Arthrose und Arthritis, andere sogar Psoriasis Arthritis und Rheuma. 

    Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um.

    Worin unterscheiden sich Arthrose und Arthritis?

    Als Faustregeln gelten, dass

    • die Rheumatische Arthritis sofort in allen Gelenken auftritt und dann nicht mehr verschwindet.
    • die Psoriasis Arthritis sich langsam entwickelt. Schmerzen und Schwellungen können für lange Zeit verschwinden, um schubweise erneut, aber durchaus an völlig anderen Gelenken aufzutreten.
    • bei Arthrosen grundsätzlich keine Entzündungen (Rötung, Überwärmung) auftreten.

    Um eine Arthrose von einer Arthritis zu unterscheiden, gibt es folgende Hinweise:

      Arthrose Arthritis (PsA, RA)
    Betroffene Körperteile
    • Kniegelenke
    • Hüftgelenke
    • Fingergelenke
    • Schultergelenke
    • selten andere Gelenke
    • Finger- und Zehgelenke
    • Wirbelsäule
    • Kreuz-Darmbein-Gelenk
    • Kiefergelenke
    • Weichteile (Fett-, Muskel- und Bindegewebe)
    • Sehnen
    Schmerzen in Ruhe nein ja
    Schmerzmaximum abends nach Belastung morgens und nachts
    Anlaufschmerz nach längeren Ruhephase ja, verschwindet nach 10 Minuten „warmlaufen“ möglich
    Morgensteifigkeit kurz ja, über 1 Stunde
    Besserung durch Bewegung anfangs ja, nach Belastung nein häufig
    Besserung durch Wärme häufig* selten
    Besserung durch Kälte nein ja
    Schmerzsteigerung innerhalb von Monaten bis Jahren innerhalb von Tagen bis Wochen
    Weiche, teigige Schwellung nein* ja
    Harte, knöcherne Schwellungen möglich selten
    Rötung, Überwärmung nein* möglich
    Fatigue (chronische Müdigkeit) nein ja
    Schmerzen an Rücken, Skelett, Fersen und Muskeln nein ja
    *Ausnahme aktivierte Arthrose, d.h. wenn das Gelenk akut gereizt ist und Schwellung oder Erguss auf eine Entzündung hindeuten.    

    Worin liegt der Unterschied zum Rheuma?

      Arthrose Psoriasis Arthritis Rheumatoide Arthritis
    Auftreten verschlimmert sich belastungsabhängig über die Jahre schubartig, längere Unterbrechungen möglich einmal aufgetreten verschwindet sie nicht mehr
    betroffene Gelenke über die Jahre immer die gleichen, keine Daktylitis

    über die Jahre unterschiedliche:

    • Finger-Endgelenke
    • einzelne, vollständig geschwollene Finger oder Zehen – Daktylitis,
    • Achilles-Sehne - Enthesitis
    über die Jahre immer die gleichen, nie Finger-Endgelenke

    Was weist noch auf eine Psoriasis Arthritis hin?

    Als typisch für eine PsA gilt, dass

    • sich an den Knochen Spangen, Randzacken, Höcker, Auflagerungen oder Wulste bilden.
    • man Schmerzen im Kreuz und im Brustbereich (axiale PsA) hat.
    • man eine Nagel-Psoriasis (Tüpfel, Ölfleck, Krümel, Grübchen, Rillen bis hin zur Verfärbung oder Abhebung des Nagelbetts) hat.
    • man zusätzlich an Schuppenflechte erkrankt ist. Es gibt aber auch die PsA ohne bzw. mit nachträglich auftretendem Hautbefall.
    • Schuppenflechte in der Familie verbreitet ist oder früher war.

    Warum das schnell geklärt werden muss

    Psoriasis arthritis ist keine Frage des Alters. Zwar tritt sie häufiger bei Älteren auf. Aber schon bei Kindern und Jugendlichen wurde sie als Begleiterkrankung der Schuppenflechte festgestellt. Deshalb gilt: Bei Symptomen, wie sie beschrieben sind, muss umgehend einen Arzttermin vereinbart werden! Denn wenn eine Behandlung wirken soll, muss schon bei den ersten Anzeichen abgeklärt werden, worum es sich handelt. 

    Es gibt nur ein kurzes Zeitfenster, um eine PsA langfristig gut zu kontrollieren. Entzündungen können schon nach zwei Jahren den Knochen angreifen. Wird die Psoriasis arthritis nicht oder falsch behandelt, können Gelenke zerstört werden oder die Wirbelsäule versteift sich. Wie auch andere chronische Entzündungs-Erkrankungen provoziert die PsA Begleiterkrankungen, die teilweise schwer verlaufen können. Dazu gehören Metabolisches Syndrom, Herz-/Kreislauf-Erkrankungen, chronische Darmentzündungen, Diabetes, Adipositas (Fettsucht), Fibromyalgie (Muskelschmerz), Fatigue (Erschöpfungssyndrom), aber auch Uveitis (Augenentzündung) und Depressionen.

    Mit heutigen Medikamenten können Gelenkveränderungen verlangsamt oder sogar gestoppt und Begleiterkrankungen abgemildert oder vermieden werden. Vorausgesetzt, die PsA wird früh genug erkannt und therapiert!

    Welche Ärztin bzw. welcher Arzt ist zuständig?

    Der richtige Facharzt dafür ist der (internistische) Rheumatologe, eventuell auch ein Orthopäde. Inzwischen diagnostizieren aber auch Hautärzte eine Psoriasis arthritis, wenn sie als Begleiterkrankung mit einer Schuppenflechte auftritt. Zahlreiche Uni-Kliniken bieten interdisziplinäre (Entzündungs-) Sprechstunden an, um eine Psoriasis arthritis frühzeitig zu erkennen. Die gibt es zum Beispiel in Bonn, Heidelberg, Kiel, Mannheim, München und Tübingen, aber auch in Zürich.

    Betroffene sollten ihre Symptome aufschreiben, um zur Befragung und Untersuchung bei der Ärztin gut vorbereitet zu sein. Empfehlenswert ist, vorher einen Patientenfragebogen auszufüllen, z.B. den Rheuma-VOR. Auf dem kann man gleich die betroffenen Gelenke einzeichnen. Verbreitet sind die Fragebögen GEPARD und CASPAR. Eine Untersuchung aus 2021 zeigte aber, dass mit denen deutlich zu viele PsA-Verdachtsdiagnosen gestellt wurden. 

    Fragebogen liefern zwar wichtige Hinweise, ersetzen aber nicht die ärztliche „Inspektion“. Dabei wird z.B. geschaut, wie gerötet und geschwollen die betroffenen Gelenke sind und ob es schon Fehlstellungen gibt. Getestet wird das Schmerzempfinden und wie beweglich, kräftig und präzise die Gelenke noch funktionieren.

    Diagnose der Psoriasis arthritis

    Im Frühstadium ist eine Psoriasis arthritis oft schwer nachweisbar. In dieser Phase kommt es immer wieder zu Fehldiagnosen, denn PsA kann leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Oft werden (Poly-) Arthrose oder Rheumatische Arthritis („Rheuma“) angenommen, aber auch psychische Ursachen.

     

    Gibt es PsA-Blutwerte?

    Es gibt keinen sicheren Marker im Blut, mit dem eine PsA sicher diagnostiziert werden kann. Lange Zeit galt es als typische Abgrenzung zum Rheuma, dass bei der PsA kein „Rheumafaktor“ gemessen werden konnte. Später hoffte man, dass das HLA-B27 ein Hinweis für eine PsA wäre. Leider sind beide Annahmen nicht sicher, weil immer wieder Ausnahmefälle gefunden wurden.

    image.png

    Was kann man abbilden?

    Jede Gelenkerkrankung hat ihre typischen Entzündungsmuster. Deshalb kann man anhand von Bildern relativ sicher eine Diagnose stellen.

    Für die Finger gibt es den Rheuma-Scan (Xiralite), mit dem man sofort ermitteln kann, ist welche Gelenke sich entzündet haben. Das funktioniert schon im frühesten Stadium, d.h. bevor die Beschwerden in den Fingern auffällig werden und der Arzt etwas ertasten kann. 

    Nicht für das Frühstadium geeignet, aber sehr zuverlässig sind Techniken, die Veränderungen an Knorpel, Knochen und Weichteilen zeigen. Das machen zum Beispiel hochauflösende Ultraschallgeräte (Sonographie). Aktuell wird ein transportables Ultraschallgerät getestet, mit dem auch Dermatologen einfach und sicher eine Psoriasis arthritis diagnostizieren können. Am genauesten ist die Kernspin-Tomographie (MRT) der entsprechenden Gelenke. Dafür gibt es lange Wartezeiten und sie ist sehr teuer. Deshalb wird meist erst dann darauf zurückgegriffen, wenn die Ärztin oder der Arzt nicht mehr weiter weiß.

    Computer-Tomographie (CT) und Röntgen zeigen am deutlichsten, was sich am Knochen selbst verändert hat. Das macht aber erst Sinn, wenn die PsA schon so weit fortgeschritten ist, dass Teile des Gelenkknochens zerstört sind. Soweit sollte man es nicht kommen lassen!

    Was tun, wenn die Diagnose sich bestätigt?

    Man sollte sich möglichst gleich mit einem der neu entwickelten Wirkstoffe behandeln lassen. Bisher eingesetzte konventionelle Wirkstoffe wirken nicht auf alle PsA-Ausprägungen und überhaupt nicht auf die Begleiterkrankungen. Methotrexat z.B. wirkt nach heutigen Maßstäben nicht besonders gut. So konnte bisher nicht nachgewiesen werden (Aufgeschnappt), dass es die Gelenkzerstörung bei der PsA besser aufhält als ein Placebo. Auch wird davon abgeraten, MTX als Verstärker z.B. zu einem Biologikum zu geben (Methotrexat).

    Man sollte die Therapie immer unterstützen: D.h. bei Fettleibigkeit abnehmen, nicht rauchen sich körperlich angemessen bewegen sowie ballaststoffreich und mediterran ernähren. Naturheilkundliche Methoden (Fasten, Kohlblätterwickel, Kältekammer) und Wirkstoffe (Teufelskralle, Kreuzkümmel, Curcuma) sollte nicht anstatt sondern nur zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eingesetzt werden. Jede und jeder von uns hat nur diese einen Gelenke!

    Psoriasis Arthritis - Deutsche Rheuma Liga 2022

    Handbuch Psoriasis + Psoriasis-Arthritis -Deutscher Psoriasis Bund 2022


    Über den Autoren

    Rolf Blaga hat sich mehr als 28 Jahre lang in der Patienten-Selbsthilfe für Menschen mit Schuppenflechte engagiert. Als Autor fürs Psoriasis-Netz besucht er regelmäßig medizinische Veranstaltungen. Er ist Vorsitzender der AG Medizin und Gesundheit bei Transparency Deutschland.

    Mehr über und von Rolf Blaga


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    Empfohlene Kommentare

    Hallo Rolf,

    Dein Artikel ist sehr gut, aber ich kann meine entzündete Schulter (Schmerzen, keine Schwellung, keine Rötung) nicht eindeutig zuordnen.

    Die Entzündung ereignete sich vor etwa 10J einfach mal eben "übernacht" und war so schmerzhaft, dass ich den Arm nicht mal "aus eigener Kraft" mehr bewegen konnte. Damit er aber nicht völlig versteifen konnte, hatte ich ihn erst mit der anderen Hand im Zeitlupentempo bewegt und dann mit Unterwassermassagen im Schwimmbad (Dtsche Rheumaliga) behandelt. Selbst als das Gelenk nicht mehr so sehr schmerzte, waren die Bewegungen lange Zeit eingeschränkt. Nach 4J konnte ich noch nicht wieder einen Ball damit werfen. Nach Gymnastik und 8J war wieder alles ok mit der Schulter, sie war sogar besser als die gesunde Schulter geworden und ist so bis heute geblieben.

    Natürlich vergleiche ich die PsA von anderen mit meinen Symptomen, aber herbeisehnen will ich auch nichts, deshalb war ich mit meiner Schulter auch nicht beim Arzt. (Meine Mutter hatte auch einmalig über 2J eine entzündete Schulter, die danach (über 50J) nicht wieder aufgetreten ist.) 

    Eventuell gibt es noch mehr als Arthrose, PsA und rheumatoide Arthritis? Oder es gibt auch "unspezifische" Symptome der vorgenannten Erkrankungen?

    LG Burg

    bearbeitet von Burg
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    Hallo Burg!

    Psoriasis Arthritis kann an Hand- und Fußgelenken oder der Wirbelsäule auftreten, aber auch an Sehnen, nicht aber an der Schulter!

    Bei den Orthopäden gibt es inzwischen "Schulterspezialisten". Denn es gibt sehr viele Ursachen für Schmerzen und Entzündungen an der Schulter, wie meine KI mir sagt:

    • Impingement-Syndrom: Eine Verengung des Raums zwischen Schulterdach und Oberarmkopf, die zu Einklemmungen und Entzündungen führt.
    • Kalkschulter: Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette, die Schmerzen und Entzündungen verursachen können.
    • Risse in der Rotatorenmanschette: Teilweise oder vollständige Risse in den Sehnen, die den Oberarmkopf stabilisieren.
    • Schulterarthrose: Verschleiß des Gelenkknorpels, der zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.
    • Frozen Shoulder: Eine schmerzhafte Versteifung des Schultergelenks.

    Weitere mögliche Ursachen

    • Chronische Muskelverspannungen, besonders bei Menschen mit sitzenden Berufen
    • Entzündung des Schulterschleimbeutels (Bursitis)
    • Instabilität des Schultergelenks
    • Verletzungen wie Brüche oder Ausrenkungen des Gelenks
    • Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule
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    Hallo Rolf,

    für mich ist es gut zu wissen, dass "meine entzündete Schulter" keine PsA gewesen sein kann und ich werde nicht mehr erfahren, was das genau war, da ich selbst, einen zwar langen aber dann doch erfolgreichen Behandlungsweg eingeschlagen hatte - nach dem Motto, das aktiv zu tun, was die Schmerzen und die Beweglichkeit verbesserte.

    Danke für Deine Anlistung! LG Burg

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