Bei Gelenkschmerzen ist die Diagnose oft knifflig. Hier findest Du Informationen darüber, welche Symptome auf eine Psoriasis arthritis hinweisen und welche eher für eine Arthrose oder eine Rheumatoide Arthritis sprechen. Außerdem geht es um Verfahren, mit denen ein Rheumatologe die Diagnose feststellen kann.
Für die Psoriasis arthritis (PsA) gilt: Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto eher besteht die Chance, dass sie weniger schlimm verläuft oder sogar gestoppt wird. Wenn die beschriebenen Symptome auftreten, sollten Betroffene umgehend zur Ärztin oder zum Arzt gehen.
- Eine Psoriasis arthritis tritt schubweise auf. Das heißt: Sie kann lange Zeit verschwinden. Danach können andere Gelenke betroffen sein.
- Es muss immer eine Entzündung vorliegen.
- Typisch sind geschwollene Finger-Endgelenke oder Schwellungen am ganzen Finger.
- Oft ist die Achilles-Sehne mitbetroffen.
- Rückenschmerzen können auf eine axiale PsA an der Wirbelsäule und im Brustbereich hinweisen.
- Grundsätzlich ist kein "Rheumafaktor" zu messen; manche PsA-Betroffenen haben ihn aber dennoch!
Woher kommen die Schmerzen?
Schmerzen und Schwellungen an den Gelenken, vor allem den Finger und Zehen, den Sehnen und im Kreuz können eine PsA sein. An den Gelenken können sie unterschiedliche Ursachen haben. Sie können von verschlissenen Gelenken stammen (Arthrose) oder von entzündeten (Arthritis). Entzündete Gelenke hat man z.B. bei der PsA oder der Rheumatische Arthritis (RA), dem so genannten „Rheuma“. Manche Schmerzpatienten haben beides: Arthrose und Arthritis, andere sogar Psoriasis Arthritis und Rheuma.
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Worin unterscheiden sich Arthrose und Arthritis?
Als Faustregeln gelten, dass
- die Rheumatische Arthritis sofort in allen Gelenken auftritt und dann nicht mehr verschwindet.
- die Psoriasis Arthritis sich langsam entwickelt. Schmerzen und Schwellungen können für lange Zeit verschwinden, um schubweise erneut, aber durchaus an völlig anderen Gelenken aufzutreten.
- bei Arthrosen grundsätzlich keine Entzündungen (Rötung, Überwärmung) auftreten.
Um eine Arthrose von einer Arthritis zu unterscheiden, gibt es folgende Hinweise:
Arthrose | Arthritis (PsA, RA) | |
---|---|---|
Betroffene Körperteile |
|
|
Schmerzen in Ruhe | nein | ja |
Schmerzmaximum | abends nach Belastung | morgens und nachts |
Anlaufschmerz nach längeren Ruhephase | ja, verschwindet nach 10 Minuten „warmlaufen“ | möglich |
Morgensteifigkeit | kurz | ja, über 1 Stunde |
Besserung durch Bewegung | anfangs ja, nach Belastung nein | häufig |
Besserung durch Wärme | häufig* | selten |
Besserung durch Kälte | nein | ja |
Schmerzsteigerung | innerhalb von Monaten bis Jahren | innerhalb von Tagen bis Wochen |
Weiche, teigige Schwellung | nein* | ja |
Harte, knöcherne Schwellungen | möglich | selten |
Rötung, Überwärmung | nein* | möglich |
Fatigue (chronische Müdigkeit) | nein | ja |
Schmerzen an Rücken, Skelett, Fersen und Muskeln | nein | ja |
*Ausnahme aktivierte Arthrose, d.h. wenn das Gelenk akut gereizt ist und Schwellung oder Erguss auf eine Entzündung hindeuten. |
Worin liegt der Unterschied zum Rheuma?
Arthrose | Psoriasis Arthritis | Rheumatoide Arthritis | |
---|---|---|---|
Auftreten | verschlimmert sich belastungsabhängig über die Jahre | schubartig, längere Unterbrechungen möglich | einmal aufgetreten verschwindet sie nicht mehr |
betroffene Gelenke | über die Jahre immer die gleichen, keine Daktylitis |
über die Jahre unterschiedliche:
|
über die Jahre immer die gleichen, nie Finger-Endgelenke |
Was weist noch auf eine Psoriasis Arthritis hin?
Als typisch für eine PsA gilt, dass
- sich an den Knochen Spangen, Randzacken, Höcker, Auflagerungen oder Wulste bilden.
- man Schmerzen im Kreuz und im Brustbereich (axiale PsA) hat.
- man eine Nagel-Psoriasis (Tüpfel, Ölfleck, Krümel, Grübchen, Rillen bis hin zur Verfärbung oder Abhebung des Nagelbetts) hat.
- man zusätzlich an Schuppenflechte erkrankt ist. Es gibt aber auch die PsA ohne bzw. mit nachträglich auftretendem Hautbefall.
- Schuppenflechte in der Familie verbreitet ist oder früher war.
Warum das schnell geklärt werden muss
Psoriasis arthritis ist keine Frage des Alters. Zwar tritt sie häufiger bei Älteren auf. Aber schon bei Kindern und Jugendlichen wurde sie als Begleiterkrankung der Schuppenflechte festgestellt. Deshalb gilt: Bei Symptomen, wie sie beschrieben sind, muss umgehend einen Arzttermin vereinbart werden! Denn wenn eine Behandlung wirken soll, muss schon bei den ersten Anzeichen abgeklärt werden, worum es sich handelt.
Es gibt nur ein kurzes Zeitfenster, um eine PsA langfristig gut zu kontrollieren. Entzündungen können schon nach zwei Jahren den Knochen angreifen. Wird die Psoriasis arthritis nicht oder falsch behandelt, können Gelenke zerstört werden oder die Wirbelsäule versteift sich. Wie auch andere chronische Entzündungs-Erkrankungen provoziert die PsA Begleiterkrankungen, die teilweise schwer verlaufen können. Dazu gehören Metabolisches Syndrom, Herz-/Kreislauf-Erkrankungen, chronische Darmentzündungen, Diabetes, Adipositas (Fettsucht), Fibromyalgie (Muskelschmerz), Fatigue (Erschöpfungssyndrom), aber auch Uveitis (Augenentzündung) und Depressionen.
Mit heutigen Medikamenten können Gelenkveränderungen verlangsamt oder sogar gestoppt und Begleiterkrankungen abgemildert oder vermieden werden. Vorausgesetzt, die PsA wird früh genug erkannt und therapiert!
Welche Ärztin bzw. welcher Arzt ist zuständig?
Der richtige Facharzt dafür ist der (internistische) Rheumatologe, eventuell auch ein Orthopäde. Inzwischen diagnostizieren aber auch Hautärzte eine Psoriasis arthritis, wenn sie als Begleiterkrankung mit einer Schuppenflechte auftritt. Zahlreiche Uni-Kliniken bieten interdisziplinäre (Entzündungs-) Sprechstunden an, um eine Psoriasis arthritis frühzeitig zu erkennen. Die gibt es zum Beispiel in Bonn, Heidelberg, Kiel, Mannheim, München und Tübingen, aber auch in Zürich.
Betroffene sollten ihre Symptome aufschreiben, um zur Befragung und Untersuchung bei der Ärztin gut vorbereitet zu sein. Empfehlenswert ist, vorher einen Patientenfragebogen auszufüllen, z.B. den Rheuma-VOR. Auf dem kann man gleich die betroffenen Gelenke einzeichnen. Verbreitet sind die Fragebögen GEPARD und CASPAR. Eine Untersuchung aus 2021 zeigte aber, dass mit denen deutlich zu viele PsA-Verdachtsdiagnosen gestellt wurden.
Fragebogen liefern zwar wichtige Hinweise, ersetzen aber nicht die ärztliche „Inspektion“. Dabei wird z.B. geschaut, wie gerötet und geschwollen die betroffenen Gelenke sind und ob es schon Fehlstellungen gibt. Getestet wird das Schmerzempfinden und wie beweglich, kräftig und präzise die Gelenke noch funktionieren.
Diagnose der Psoriasis arthritis
Im Frühstadium ist eine Psoriasis arthritis oft schwer nachweisbar. In dieser Phase kommt es immer wieder zu Fehldiagnosen, denn PsA kann leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Oft werden (Poly-) Arthrose oder Rheumatische Arthritis („Rheuma“) angenommen, aber auch psychische Ursachen.
Gibt es PsA-Blutwerte?
Es gibt keinen sicheren Marker im Blut, mit dem eine PsA sicher diagnostiziert werden kann. Lange Zeit galt es als typische Abgrenzung zum Rheuma, dass bei der PsA kein „Rheumafaktor“ gemessen werden konnte. Später hoffte man, dass das HLA-B27 ein Hinweis für eine PsA wäre. Leider sind beide Annahmen nicht sicher, weil immer wieder Ausnahmefälle gefunden wurden.
Was kann man abbilden?
Jede Gelenkerkrankung hat ihre typischen Entzündungsmuster. Deshalb kann man anhand von Bildern relativ sicher eine Diagnose stellen.
Für die Finger gibt es den Rheuma-Scan (Xiralite), mit dem man sofort ermitteln kann, ist welche Gelenke sich entzündet haben. Das funktioniert schon im frühesten Stadium, d.h. bevor die Beschwerden in den Fingern auffällig werden und der Arzt etwas ertasten kann.
Nicht für das Frühstadium geeignet, aber sehr zuverlässig sind Techniken, die Veränderungen an Knorpel, Knochen und Weichteilen zeigen. Das machen zum Beispiel hochauflösende Ultraschallgeräte (Sonographie). Aktuell wird ein transportables Ultraschallgerät getestet, mit dem auch Dermatologen einfach und sicher eine Psoriasis arthritis diagnostizieren können. Am genauesten ist die Kernspin-Tomographie (MRT) der entsprechenden Gelenke. Dafür gibt es lange Wartezeiten und sie ist sehr teuer. Deshalb wird meist erst dann darauf zurückgegriffen, wenn die Ärztin oder der Arzt nicht mehr weiter weiß.
Computer-Tomographie (CT) und Röntgen zeigen am deutlichsten, was sich am Knochen selbst verändert hat. Das macht aber erst Sinn, wenn die PsA schon so weit fortgeschritten ist, dass Teile des Gelenkknochens zerstört sind. Soweit sollte man es nicht kommen lassen!
Was tun, wenn die Diagnose sich bestätigt?
Man sollte sich möglichst gleich mit einem der neu entwickelten Wirkstoffe behandeln lassen. Bisher eingesetzte konventionelle Wirkstoffe wirken nicht auf alle PsA-Ausprägungen und überhaupt nicht auf die Begleiterkrankungen. Methotrexat z.B. wirkt nach heutigen Maßstäben nicht besonders gut. So konnte bisher nicht nachgewiesen werden (Aufgeschnappt), dass es die Gelenkzerstörung bei der PsA besser aufhält als ein Placebo. Auch wird davon abgeraten, MTX als Verstärker z.B. zu einem Biologikum zu geben (Methotrexat).
Man sollte die Therapie immer unterstützen: D.h. bei Fettleibigkeit abnehmen, nicht rauchen sich körperlich angemessen bewegen sowie ballaststoffreich und mediterran ernähren. Naturheilkundliche Methoden (Fasten, Kohlblätterwickel, Kältekammer) und Wirkstoffe (Teufelskralle, Kreuzkümmel, Curcuma) sollte nicht anstatt sondern nur zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eingesetzt werden. Jede und jeder von uns hat nur diese einen Gelenke!
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