Wenn auf die typischen Merkmale einer Psoriasis irgendwann Gelenkschmerzen folgen, scheint die Diagnose klar: Laut Informationen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie entwickeln fünf bis 15 Prozent der Patienten mit Psoriasis auch eine Psoriasis arthritis. Daher sollte es für den Arzt leicht sein, die richtige Diagnose zu stellen - sollte man meinen.
Doch was, wenn - in selteneren Fällen - die Psoriasis arthritis den psoriatischen Hauterscheinungen vorauseilt? Oder wenn sich zu einer Psoriasis entzündliche Gelenkerkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis gesellen, die mit ihrer Hauterkrankung gar nichts zu tun haben?
"Wenn eine Psoriasis fehlt und der Gelenkbefall untypisch ist - zum Beispiel ähnlich einer Rheumatoiden Arthritis (RA) - wird es schwierig“, sagt Professor Klaus Krüger, praktizierender Rheumatologe im Münchener Praxiszentrum St. Bonifatius und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Berufsverbands Deutscher Rheumatologen. Einerseits gibt es für die Psoriasis arthritis keine spezifischen Laborwerte, andererseits wären typische Veränderungen auf dem Röntgenbild erst im Langzeitverlauf erkennbar.
Typische Laborwerte fehlen
Dieser Meinung ist auch H.E. Langer, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie aus Düsseldorf: „Allgemein kann man sagen, dass die Psoriasis arthritis zu den Krankheitsbildern gehört, bei denen oft große diagnostische Schwierigkeiten bestehen“, erklärt er bei Rheuma-Online. Neben den fehlenden charakteristischen Laborwerten wäre vielen rheumatologisch nicht spezialisierten Ärzten bedauerlicherweise auch einigen Rheumatologen die Besonderheit der Erkrankung nicht bekannt. Denn die Psoriasis Arthritis führt bei einem Teil der Patienten zwar zu lokalen, örtlich begrenzten, entzündlichen Aktivitäten, jedoch nicht unbedingt mit einer systemischen entzündlichen Aktivität, die den gesamten Körper betrifft. Das heißt: Die Entzündung lässt sich in vielen Fällen durch Blutuntersuchungen nicht nachweisen. Daher dauere es oftmals viele Jahre oder gar Jahrzehnte, bis die Krankheit endlich erkannt wird. Wertvolle Zeit, die bis zum Einsatz einer zielgerichteten Therapie verstreicht. So erleiden die Patienten entzündliche Veränderungen an den Knochen und Gelenken, der Wirbelsäule und anderen Strukturen des Bewegungssystems, die bei rechtzeitiger Einleitung einer angemessenen Behandlung in vielen Fällen zu vermeiden wären, so der Experte.
Wie bei allen Erkrankungen und Beschwerden sollte demnach äußerste Sorgfalt darauf gelegt werden, die wahre Ursache so schnell wie möglich zu finden. In der Hauptsache wird versucht, die Psoriasis arthritis von der Rheumatoiden Arthritis zu unterscheiden. Dafür braucht es ausgiebige körperliche Untersuchungen und intensive Patientenbefragungen zu den Anzeichen der Krankheit. Blutwerte dienen der näheren Eingrenzung.
Blutwerte allein reichen allerdings nicht aus. Das gilt übrigens nicht nur für Blutwerte bei Gelenkerkrankungen. Beispielsweise können erhöhte Cholesterinwerte auf eine zu fettreiche Ernährung hindeuten, aber ebenso auf Alkoholmissbrauch, bei vielen wird diese Neigung sogar vererbt. Zu hohe Leberwerte hingegen bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Alkoholkrankheit vorliegt. Ebenso entstehen Leberschäden durch Medikamente, Hepatitis oder Darmparasiten. Ähnlich verwaschen ist die Aussagekraft der Blutwerte, die bei Gelenkschmerzen herangezogen werden. Das erklärt Professor Joachim Peter Kaltwasser, Leiter der rheumatologischen Tagesklinik in der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim, in einem Beitrag im Forum der Rheuma-Liga.
Von der Hautkrankheit erzählen
Wer an Psoriasis leidet und zusätzlich von Gelenkschmerzen geplagt wird, sollte den Rheumatologen unbedingt von seiner Hautkrankheit informieren. Aufgrund dieser Tatsache mag die genaue Diagnose und der Beginn einer entsprechend spezifischen Therapie leichter fallen. Doch auch dann wird weiterhin Blut abgenommen. „Einmal sind die Sicherheitskontrollen für die jeweils laufende medikamentöse Therapie zu beachten, die von Substanz zu Substanz etwas unterschiedlich sind“, sagt Krüger. So soll sichergestellt werden, dass die Medikamente nicht mehr schaden als nutzen. Sofern die Entzündungsparameter erhöht seien, können sie Aufschluss über Erfolg oder nicht Erfolg der Behandlung geben. Zusätzlich sollte gelegentlich eine Kontrolle der Leber- und Harnsäurewerte erfolgen, da sie bei einem Teil der Psoriasis Arthritis Patienten erhöht sein können.
Laut Professor Krüger gibt es keine für Psoriasis Arthritis typischen Laborwerte. Doch es existieren Blutwerte, durch die Psoriasis Arthritis (PSA) von einer Rheumatoiden arthritis (RA) recht gut unterschieden werden können:
Anti-CCP-Antikörper (auch: CCP-AK , Anti-CCP, ACPA) werden gegen cyclische citrunillierte Peptide gebildet. Wird dieser Wert nachgewiesen, bedeutet das in etwa 90 Prozent der Fälle, dass eine Rheumatoide Arthritis vorliegt. Insbesondere in Kombination mit dem Rheumafaktor, der bei 75 bis 80 Prozent der Betroffenen auf eine Rheumatoide Arthritis hindeutet. Allerdings tritt der Rheumafaktor auch bei fünf bis neun Prozent aller Patienten mit Psoriasis arthritis auf, oder bei anderen Autoimmun- beziehungsweise Infektionserkrankungen. „Rheumafaktor und ACPA sind nur mit der Rheumatoiden Arthritis assoziiert, bei der Psoriasis Arthritis hingegen in der Regel negativ“,:so Krüger. Ausnahmen gäbe es jedoch immer.
Spezifischer für eine Psoriasis Arthritis erweist sich der Wert HLA-B27. Dieses genetische Merkmal tritt bei 60 bis 70 Prozent der Patienten mit Psoriasis Arthritis auf, und nur bei zehn Prozent der Rheuma Patienten. Allerdings kann HLA-B27 auch bei anderen Erkrankungen nachgewiesen werden, etwa bei Morbus Bechterew oder Morbus Reiter. „Bei zwei Subtypen der Psoriasis Arthritis, nämlich axialem Befall und oligoartikulärem Befall, ist HLA-B 27 häufiger positiv“, sagt Krüger. Allerdings ist auch eine Erhöhung dieses Wertes kein eindeutiger Beweis.
Unspezifische Entzündungszeichen:
- Eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) deutet ganz allgemein auf eine Entzündung im Körper hin, sei es durch Infektionen, aber auch durch rheumatische Erkrankungen.
- Das C-reaktive Protein (CRP) tritt ebenfalls bei diversen Entzündungsreaktionen vermehrt auf, wie beispielsweise Harnwegs-, Atemwegsinfekten, Blinddarmentzündungen oder eben entzündlichen Gelenkerkrankungen. Aber: „Es gibt Patienten mit einer hochaktiven und rasch fortschreitenden Psoriasis Arthritis, bei denen die Blutwerte, wie Blutsenkung oder CRP, vollkommen normal oder nur gering verändert sind“, erklärt Langer. Laut Krüger finden sich Fälle mit normalen Entzündungswerten bei Psoriasis Arthritis deutlich häufiger als bei der Rheumatoiden Arthritis.
Zusammenfassung einiger typischer Merkmale
Psoriasis arthritis | Rheumatoide Arthritis |
---|---|
Die lokalen Entzündungen der Psoriasis arthritis sind insbesondere gekennzeichnet durch typische Ruhe- und Nachtschmerzen, die mit der Dauer einer Ruhephase zunehmen und sich bei Bewegung bessern. | Frühsymptome sind auch hier die Morgensteifigkeit der betreffenden Gelenke, die sich über den Tag bessert. |
Meist gehen den Gelenkschmerzen die Hautveränderungen einer Psoriasis voraus. | |
Die geschwollenen schmerzhaften Gelenke treten auf beiden Körperhälften meist asymmetrisch auf. | Die geschwollenen schmerzhaften Gelenke treten auf beiden Körperhälften meist symmetrisch auf. |
Nur bei fünf bis neun Prozent der Betroffenen wird der Rheumafaktor gefunden – somit kann das Fehlen dieses Wertes auf eine PSA hindeuten. | Bei 75 – 80 Prozent der Betroffenen ist ein Rheumafaktor nachzuweisen. |
Sehr spezifisch ist der Nachweis des Anti-CCP-Antikörpers. In Kombination mit dem Rheumafaktor kann zu nahezu 100 Prozent von einer Rheumatoiden Arthritis ausgegangen werden. |
» Und wie sieht die Gelenk-Schuppenflechte nun aus? Hier sind Bilder von der Psoriasis arthritis.
Inga Richter
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