Mit einer Behandlung der Psoriasis sollte möglichst sanft begonnen werden – nach dem Motto: "Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen". Deine Haut dankt es dir, wenn du sie nicht unnötig quälst.
Aufbauend auf der „Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris“ von 2011 hier einige Erweiterungen der Empfehlungen zur Behandlung mit rezeptpflichtigen Präparaten:
Vor der eigentlichen Therapie
Zunächst sollten die Stellen entschuppt werden, damit die eigentlichen Medikamente da hinkommen, wo sie wirken sollen. Oftmals reichen dazu einfache Cremes, in hartnäckigeren Fällen welche, die Harnstoff oder Salicylsäure enthalten - in Vaseline oder Öl. Bei Salicylsäure ist darauf zu achten, dass sie nicht großflächig aufgetragen werden sollte.
Aber: Wer Salicylsäure nicht mag oder verträgt, muss noch lange nicht verzweifeln. Ölbäder tun es auch, und dabei muss es nicht das teure Öl aus der Apotheke sein.
Auch für die schwer zu erreichenden Herde auf dem behaarten Kopf gibt es recht einfache Lösungen. In leichteren Fällen reichen besonders entwickelte Shampoos oder Cremes. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den Kopf mit einer Salicylsäure-Öl-Kappe über Nacht zu behandeln. Etwas aufwändig, aber sehr effektiv.
Nähere Informationen bzw. Quelle: www.dermatologie-berlin.de/
Die wichtigsten Wirkstoffe
Darauf folgt die eigentliche äußerliche Behandlung – und da gibt es verschiedene Mittel. Wir haben sie hier mal danach sortiert, welche am häufigsten angewendet werden.
Vitamin-D-Abkömmlinge
Vitamin D3 normalisiert das Wachstum und die Reifung der Zellen in der Oberhaut. Die dem natürlichen Vitamin nachempfundenen Präparate sind seit knapp 20 Jahren im Dienste der psoriatischen Menschheit. In Deutschland bekommt man seit 1992 das Präparat Daivonex oder Psorcutan. Später folgte Curatoderm.
Studien bewiesen, dass bei chronisch-stationären Herden eine ähnliche Wirkung erzielt wird wie mit einem mittelstarken Kortison - freilich ohne dessen Risiken. Als Nebenwirkungen treten bisweilen Hautreizungen auf, meist aber nur vorübergehend. Die Medikamente sollten nicht zusammen mit Salicylsäure angewendet werden und nicht im Gesicht. Calcipotriol und Calcitriol scheinen Untersuchungen zufolge gleich wirksam zu sein, etwas weniger Wirkung zeigt Tacalcitol.
Bekannte Präparate: Curatoderm (Tacalcitol), Silkis (Calcitriol); Daivonex (Calcipotriol), in Kombination mit Betamethason: Daivobet und Enstilar
Kortison
Bei Kortison handelt es sich um ein Hormon, das in der Nebenniere gebildet wird. Vorsicht ist bei diesen Präparaten immer geboten, denn weniger ist zuweilen mehr, und mehr ist zuviel, denn es macht die Haut dünn (Atrophie) und damit unendlich verletzlich. Starke Kortison-Salben sollten nicht auf Flächen angewandt werden, die größer als eine Hand sind. Tabu sind auch Kinderhaut, Gesicht, Hals und der Genitalbereich, weil hier die Haut ohnehin schon dünn ist. Als weitere Nebenwirkungen können Follikulitis, Dermatitis, Hautatrophien, Brennen, Rötungen oder Juckreiz auftreten.
Oft kommen die Stellen auch mit einer großen Wucht wieder ‘raus (Rebound Effekt). Deshalb wird empfohlen, Kortison -Salben nicht länger als zwei Wochen anzuwenden und die Behandlung nach Besserung langsam auszuschleichen, also eine Weile lang nur noch jeden zweiten, dann jeden dritten Tag zu schmieren. Eine interessante Alternative ist das folgende Verfahren: Dabei wird drei Tage lang eine Kortison -Salbe aufgetragen, vier Tage lang dann eine Pflege- oder andere Salbe.
Für gewöhnlich trägt man Kortison -Salben einmal am Tag auf. Nur an Handtellern und Fußsohlen darf zweimal geschmiert werden, denn da ist die Hornschicht dicker. An diesen Stellen kann Kortison daher auch längere Zeit aufgetragen werden ohne dass einen die genannten Nebenwirkungen gleich quälen. Manchmal kann ein abdeckender Verband die Wirkung verstärken.
Auf dem behaarten Kopf und an den Nägeln ist die Gefahr von Kortison -Salben nicht so groß. In allen Fällen sollte auf Kortison verzichtet werden
- bei Infektionen
- während der Schwangerschaft und
- in der Stillzeit.
Bekannte Präparate:
- Wirksamkeit sehr stark (Klasse IV): Clobegalen, Dermoxin, Karison (Clobetasol-17-propionat);
- Wirksamkeit stark (Klasse III): Amciderm (Amcinonid); Diprosone (Betamethasondipropionat), Benesol V und Celestan V (Metamethasonvalerat); Topisolon (Desoxymethason); Ecural (Mometasonfuroat); Jellin (Fluocinolonacetonid)
- mäßig stark (Klasse II): Triamgalen und Volon A (Triamcinolonacetonid); Dermatop (Prednicarbat); Adnatan (Methylprednisolonaceponat) Betnesol V mite (Betamethasonvalerat), Hydrocortisonaceponat;
- schwach (Klasse I): Hydrocortison Wolff, Hydroderm HC (beides Hydrocortison); Linola HN (Prednisolon), Ebenol (Hydrocortisonacetat), Dexamethason Creme.
Zwei Studien ergaben, dass Cremes genauso wirksam sind wie Lotionen oder Schäume.
Dithranol – ein synthetisches Teerpräparat
Auch dieses Medikament hat seine Jährchen "auf dem Buckel": Seit 1916 reguliert es genau den Knackpunkt der Schuppenflechte, die vermehrte Zellteilung. Dithranol blockiert auch die Immunreaktion, die an den entzündlichen Hautveränderungen schuld ist. Eingesetzt wird der Wirkstoff bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris.
Der größte Nachteil von Dithranol ist, dass es – wie die natürlichen Teerprodukte auch - alles und jedes braun verfärbt. Langzeitbehandlungen mit 12 bis 24 Stunden "Aufenthalt" des Dithranols auf der Haut sind deshalb fast nur in Kliniken möglich.
Eine höhere Dosierung wird nach zunächst 10 und nach langsamer Steigerung auf 20 Minuten mit lauwarmem Wasser (ohne Seife!) abgewaschen und kann daher auch ambulant verwendet werden. Darüber hinaus existiert eine Anwendung, die nur eine Minute auf der Haut bleibt. Bei der Eigenanwendung sollten unbedingt Einmalhandschuhe getragen werden. Interessant ist die Kombination mit Harnstoff wie bei Psoradexan oder mit Salicylsäure wie bei Psoralon. Beide Substanzen fördern die Freigabe von Dithranol aus der Salbe in die Haut und somit die Wirksamkeit.
Ein Teil der Patienten berichtet von Nebenwirkungen wie Hautbrennen und –rötungen. Nicht angewendet werden darf Dithranol bei erythrodermischer Psoriasis, Psoriasis pustulosa und in der Nähe von Schleimhäuten sowie der Augen. Vorsicht auch – wie immer - bei Schwangerschaft und in der Stillzeit.
Seit 1997 auf dem Markt war das Dithranol-Präparat Micanol. Der Hersteller Galderma versprach, dass nichts mehr verfärbt, wenn man die Salbe mit höchstens lauwarmem Mittel abwäscht. Der Hersteller hat das Micanol jedoch 2017 vom Markt genommen.
Bekannte Präparate:
- in Kombination mit Harnstoff Psoradexan (1%), Psoradexan mite (0,5%), Psoradexan forte (2%)
Teer
Schon seit mehr als 100 Jahren werden chronische Hautkrankheiten mit Steinkohlenteer behandelt. Die Substanzen darin hemmen sowohl die übertriebene Zellteilung und Verhornung als auch die Entzündung. Außerdem lindert Teer den Juckreiz . Teer ist aber nichts für lebhaft rote oder nässende Stellen und schon gar nichts während der Schwangerschaft, Stillzeit oder für Säuglinge. Vorsicht ist in Hautfalten und am Hodensack geboten. Shampoos dürfen heutzutage keinen Steinkohlenteer mehr enthalten, einige Produkte wurden wegen des Verdachts auf erhöhte Krebswahrscheinlichkeit vom Markt genommen.
Vielleicht aus diesen Gründen werden Teerprodukte nach der „Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris“ als Monotherapie nicht empfohlen. In Kombination mit UV-Behandlungen soll die Therapie erfolgreicher sein als mit Teerpräparaten allein. Andererseits existieren unerwünschte Begleiterscheinungen bei der Kombination von Teerprodukten mit starker UV-Exposition und/oder photosensibilisierenden Substanzen. Die Farbe und der unangenehme Geruch der Präparate trugen ebenfalls nicht gerade zu deren Beliebtheit bei. Inzwischen werden neuartige Teerprodukte beworben, die solche Nachteile laut Herstellerangaben nicht haben sollen. Näheres ist hier zu lesen.
Neue Präparate: Scytera; Psorent
Bekanntes Teerpräparat: das Teer-Shampoo Tarmed-Shampoo
Vitamin-A-Abkömmlinge
Dieses Medikament ist für leichte bis mittelschwere Psoriasis gedacht. Klinische Studien bescheinigen ihm, dass 70 Prozent der hartnäckigen Stellen abheilten. Dicke Schuppenherde bildeten sich zurück, wie sie es sonst nur bei starkem Kortison tun. Tarazoten darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, unangenehme Begleiterscheinungen könnten Pruritus, Hautbrennen, Erytheme und Irritationen sein. Außerdem sollte höchsten ein Zehntel der Körperoberfläche damit behandelt werden. Die Therapie ist kombinierbar mit Kortison, Phototherapien und der Photochemotherapie namens PUVA. Allerdings wird Tarazoten in Deutschland nicht vertrieben und kann nur über Auslandsapotheken erstanden werden.
Bekanntes Präparat: Zorac (Tarazoten)
Mahonia aquifolium
Der Wirkstoff wird aus einem nordamerikanischen Zierstrauch gewonnen. Die chemischen Substanzen nehmen Einfluss auf die Zellteilung und Entzündung. Das Medikament eignet sich vor allem für eine Langzeitbehandlung, wobei allerdings 2- bis 3-mal täglich geschmiert werden muss. Wissenschaftler verglichen ihre Wirkung mit Standardbehandlungen mit Dithranol sowie Daivonex und fanden heraus, dass die Stellen zwar langsamer zurückgebildet wurden, dafür aber fehlten unschöne Begleiterscheinungen. Die Betroffenen empfanden die Pflanzensalbe durchweg als angenehmer.
Bekanntes Präparat: Rubisan (nicht verschreibungspflichtig)
Aktuelle Studienergebnisse sind in der Kurzfassung hier zu lesen: www.rosenfluh.ch/ Die Studien beziehen sich aber immer nur auf die 10-prozentige Mahonia-Creme (Rubisan). Belixos enthält nur 1,6 Prozent des Wirkstoffes.
Calcineurin-Inhibitoren
Relativ neu sind die Wirkstoffe Pimecrolismus und Tacrolismus. Beide Substanzen sind seit 2002 zugelassen für atopische Dermatitits (Neurodermitis) und (noch) NICHT bei Psoriasis vulgaris, obwohl die Wirksamkeit bei Psoriasis durch Studien belegt werden konnte – jedoch nicht im ausreichenden Maße. Daher können die Substanzen nur im so genannten „off label use“ verschrieben werden. Die Wirkung beruht auf einer Hemmung spezieller Moleküle, die für das Immunsystem zuständig sind, weshalb die Substanzen auch als topische Immunmodulatoren bezeichnet werden. Die Wirksamkeit wird Untersuchungen zufolge mit der eines Klasse II Kortikoides verglichen, wobei die Calcineurin Inhibitoren jedoch in kortkoid-sensiblen Körperbereichen wie im Gesicht, in Hautfalten und im Genitalbereich gut angewendet werden können. Binnen sechs bis 12 Wochen berichteten etwa die Hälfte der Patienten von einer deutlichen Verbesserung oder gar kompletten Abheilung der Läsionen. Als Nebenwirkungen traten bisweilen Hautbrennen und –infektionen auf. Wegen mangelnder Erfahrungen ist auch diese Therapie während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfehlenswert. Eine Kombination mit UV-B Photobehandlungen oder PUVA schließt sich ebenfalls aus.
Bekannte Präparate: Protopic (Tacrolimus); Elidel (Pimecrolimus)
Natürlich gibt es noch weit mehr Behandlungsmöglichkeiten. Darüber kannst du in den Rubriken "Themen", "Medikamente" und "Therapien" und nicht zuletzt im Forum sehr viel nachlesen.
Tipps zum Weiterlesen
- In diesem Artikel geht es vor allem um rezeptpflichtige Cremes, Salben etc. Rezeptfreie Produkte, die aus unserer Sicht einen Versuch wert sind, findest du in unserem Artikel "Rezeptfreie Mittel gegen Schuppenflechte".
- Wir bieten auch eine Übersicht der rezeptpflichtigen äußerlichen Medikamente und ihrer Darreichungsformen.
- In unserem Forum: Erfahrungen mit Medikamenten gegen Schuppenflechte
- Was man bei Schuppenflechte von außen tun kann: Woraus besteht eine gute Hautpflege? Wie wirken Kortisonpräparate? Welche anderen Mittel zum Auftragen kommen infrage? All das wird bei gesundheitsinformation.de erklärt.
- Warum ein Schaum manchmal besser als Creme oder Salbe ist: In diesem Artikel der Pharmazeutischen Zeitung wird erklärt, welchen Vorteil ein Schaum gegenüber Creme oder Salbe hat. Es geht um Clarelux, Deflatop und Enstilar.
Das Wichtigste im Video erklärt
Dr. Uwe Schwichtenberg erklärt in diesem Video, womit die Psoriasis äußerlich behandelt werden kann. Er hat seine Praxis in Bremen und ist dort auch im Hautärzte-Netzwerk PsoNet aktiv.
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