Hier sind sich alle Experten einig und antworten mit einem klaren: Ja! Aber warum? Gibt es Unterschiede zwischen Bier, Wein und Schnaps?
Einerseits wirkt sich Alkohol auch auf gesunde Haut sehr negativ aus. Beispielsweise führt der regelmäßige Konsum zu Veränderungen der Durchblutung und der Hautstruktur. Außerdem schädigt häufiger Alkohol“genuss“ den Magen-, Darmtrakt und die Leber, wodurch sich der Haushalt von Vitaminen und Mineralstoffen zum negativen verändert. Andererseits hemmen Bier, Wein, Schnaps und Co das Immunsystem.
Genauer: Studien zufolge sorgte regelmäßiger Alkoholgenuss für einen erhöhten Spiegel des Enzyms TACE (TNF-alpha converting enzyme). TACE bewirkt im Körper die Bildung des TNF - alpha (Tumornekrosefaktor-alpha, TNF-a), der bekanntermaßen Entzündungsprozesse – auch in der Haut – fördert.
Besonders hohe Werte ergaben sich bei Menschen, die zwei- bis dreimal die Woche mehr als 40 Gramm reinen Alkohol tranken, also jeweils einen Liter Bier oder einen halben Liter Wein.
Kurz: Je mehr Alkohol, desto mehr TNF-a, desto schlechter der Hautzustand, vor allem bei bereits bestehender Psoriasis. Außerdem wird bei erhöhtem Konsum der Erfolg von Therapien – nicht nur mit den TNF-a hemmenden Medikamenten wie Etanercept, Infliximab oder Adalimumab – aufgehoben oder zumindest stark eingeschränkt.
Allerdings scheint einer weiteren Studie zufolge* für das Ausbrechen der Krankheit nur Vollbier - und nicht etwa Wein oder Schnaps - ein Risikofaktor zu sein.
Alkohol und seine Wirkung auf die Haut
Das Deutsche Ärzteblatt widmete dem Thema Alkohol eine Serie. In Heft 41/2002 waren auch die Auswirkungen von Alkoholmissbrauch auf die Haut ein Thema. Weil der Artikel arg von Medizinerlatein durchsetzt ist, hier ein "übersetztes" Fazit.
Chronischer Alkoholismus kann auch an Hautveränderungen erkannt werden. Bekannte Krankheiten dazu sind
- Facies alkoholica - "anfallartige" oder ständige Gesichtsrötung, manchmal mit einer vermehrten Talgproduktion
- Palmarerythem - eine Rötung der Handinnenfläche, nicht nur alkoholisch bedingt
- Spider naevi - Gefäßneubildungen, meist ein zentrales Gefäßknötchen mit sternförmig abgehenden feinen Gefäßen; besonders im Gesicht.
Die Fettverteilung am Körper verändert sich: Fett sitzt dann oft am Stamm, die Beine sind eher schmächtig.
Körperbehaarung nimmt ab, weil sich der Hormonhaushalt verändert. Und: Bestehende Hautkrankheiten können verschlimmert werden.
Auf die Haut wirken auch Veränderungen
- im Vitaminhaushalt
- im Nervensystems
- im Magen- und Darm-Trakt
- in der Leber
Alkohol "unterdrückt" das Immunsystem, setzt dessen Funktionsfähigkeit herab. Der Körper ist daraufhin empfänglicher für Pilz- und bakterielle Infektionen. Ein guter Hautarzt erkennt an typischen Hautveränderungen den Alkoholmissbrauch.
"Alkohol ist die weltweit am meisten konsumierte Droge", weiß der Verfasser des Artikels. Grund: Sie ist "vergleichsweise billig, legal und sozial weitgehend akzeptiert". Für gewöhnlich würde von dem, der auf Alkohol verzichtet, eine Erklärung erwartet - nicht aber von dem, der Alkohol konsumiert.
Weitere Zeichen:
- Die Haut wird elastischer.
- Die Haut blutet.
- Die Haut wird papierdünn.
- Venen in der Bauchdecke erweitern sich.
- Nägel färben sich weiß oder verändern sich gar in ihrer Form.
Bier erhöht das Psoriasis-Risiko bei Frauen
Frauen, die mehr als fünf "normale" Bier pro Woche trinken, gehen ein Risiko ein - ihr Risiko, an Schuppenflechte zu erkranken, ist dann fast doppelt so hoch. Das haben Forscher bei einem recht großen Test herausgefunden: Sie beobachteten fast 83.000 Krankenschwestern, die anfangs zwischen 27 und 44 Jahre alt waren. Alle hatten zu Beginn keine Schuppenflechte. Im Verlauf des 15-jährigenVersuchs bekamen dann 1.150 von ihnen eine Psoriasis.
Für die Forscher war der Zusammenhang des Ausbruchs mit dem Alkoholkonsum deutlich. Auf den Fragebögen hatten sie aber auch nach der Art des Alkohol gefragt, den die Frauen tranken. In der Auswertung stellte sich heraus, dass es nur das Bier war - andere Alkoholsorten wie Leichtbier, Weißwein oder Schnaps steigerten das Risiko nicht.
In Zahlen ausgedrückt:
- Bei Frauen, die 2,3 Bier pro Woche tranken, hatte sich das Risiko auf das 1,72-fache erhöht.
- Bei Frauen, die 5 Bier pro Woche tranken, hatte sich das Risiko auf das 1,76-fache erhöht.
Warum das alles so ist, können die Forscher nicht sagen. Sie mutmaßen in ihrem Fazit, dass die Stärke aus der Gerste eine Rolle spielen könnte. Auslöser könnte auch Gluten sein. Bei einigen Betroffenen verbessert eine glutenfreie oder -arme Kost die Psoriasis.
Ein paar Worte zu der Studie
Die Studie ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern eher ein Baustein. Die Forscher um Abrar Qureshi aus Birmingham schreiben das auch selbst.
Geachtet wurde nur auf Frauen, die die Schuppenflechte neu bekommen haben - gezählt sind nicht die, die sie schon hatten. Über einen Zusammenhang von Alkohol und Psoriasis bei Männern wurde keine Aussage getroffen - an der Studie nahmen schließlich nur Krankenschwestern teil.
Gesagt wurde auch nichts darüber, warum Psoriatiker im Allgemeinen und Frauen im Besonderen zum Alkohol greifen. Ist es die Psoriasis, die sie damit vergessen wollen, ist es der Alltag drumherum, der Stress?
Es ist weder klar noch behauptet, dass das Bier der Auslöser der Psoriasis ist – zumal das Ergebnis mit Leichtbier schon anders aussah.
Erfahrungsbericht eines Betroffenen
Ich bin seit ca. 6 bis 7 Jahre vollkommen schuppenfrei. Darüber bin ich sehr froh und nach 50 Jahren erleichtert. Angefangen hat es vor ca. zehn Jahren, dass ich mit Alkohol strikt aufgehört habe. Von einen Professor erhielt ich einmal darüber den Hinweis. Denn beides kommt und geht über die Leber. Über diesen Erfolg bin ich sehr stolz und vorallen glücklich. Es ist zu empfehlen und hart durchzustehen.
Erich, Berlin
Quellen:
- "Tumour necrosis factor (TNF) alpha converting enzyme and soluble TNF-a. receptor type 1 in psoriasis patients in relation to the chronic alcohol consumption" in: Journal of the European Academy of Dermatology and Venerology 2008, Onlineversion
- "Haut und Alkohol" in: Deutsches Ärzteblatt, 41/2002
- * "Alcohol Intake and Risk of Incident Psoriasis in US Women" in: Archives of Dermatology, 12/2010
- Informationen von der 19. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, Juli 2004
- "Alcohol Intake and Risk of Incident Psoriasis in US Women" in: Archives of Dermatology, 16.08.2010
Weiterlesen zum Thema
Wie sich die Organe erholen, wenn man auf Alkohol verzichtet
(NDR – Ratgeber Gesundheit, 28.01.2022)
Mancher beginnt das neue Jahr mit einem Verzicht auf Alkohol für einen Monat. Mancher fragt sich, was es seinem Körper bringt, wenn er mal eine Weile von Bier, Wein und Co. lässt. Bei "Visite" gab es Antworten.
So wirkt sich Alkohol auf die Haut aus
(desired, 21.06.2019)
In diesem Artikel geht es zwar darum, was Alkohol mit der Haut von ansonsten gesunden Menschen macht. Die dort angesprochenen Tipps sind aber für jeden gut.
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