Zum Inhalt

Lieblingsgedichte!


Gast kaschek

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Eine "Wunderbare Weisheit" nach Teresa von Avila:

Herr, du weißt,

dass ich von Tag zu Tag älter werde

- und eines Tages alt.

Bewahre mich vor dem Drang,

bei jeder Gelegenheit etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der großen Leidenschaft,

die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich und hilfreich,

aber nicht beherrschend zu sein...

Lehre mich die wunderbare Weisheit,

dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich.

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

Anmelden oder Registrieren


  • Antworten 515
  • Erstellt
  • Letzte Antwort

Top-Nutzer in diesem Beitrag

  • Matjes

    40

  • Sylvie.H

    12

  • grafikerin

    11

  • irmi

    8

Top-Nutzer in diesem Beitrag

Bilder in dieser Diskussion

Geschrieben

Matrosengesang

Herr Steuermann, ach Steuermann,

Mein Herz ist gar so schwer.

"So bind ein gut Stück Eisen dran

Und wirf es über Bord ins Meer."

Ob meine schwangere Liebste weint?

Eine Trän? Zwei Trän? Drei Trän?

Ho! Meine krumme Mutter meint,

Ich sei ein reicher Kapitän.

Ist Mutters Haus mit Stroh gedeckt,

Wie sie sich freuen kann.

Doch wie ein Sturm mit Branntwein schmeckt,

Das geht sie einen Hundsdreck an.

Ringelnatz

Geschrieben

Johann Wolfgang von Goethe

Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,

Mit Wolkendunst

Und übe, dem Knaben gleich,

Der Disteln köpft

An Eichen dich und Bergeshöhn;

Mußt mir meine Erde

Doch lassen stehn,

Und meine Hütte, die du nicht gebaut,

Und meinen Herd,

Um dessen Glut

Du mich beneidest.

Ich kenne nichts ärmeres

Unter der Sonn' als euch, Götter!

Ihr nähret kümmerlich

Von Opfersteuern

Und Gebetshauch

Eure Majestät,

Und darbtet, wären

Nicht Kinder und Bettler

Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,

Nicht wußte wo aus noch ein,

Kehrt' ich mein verirrtes Auge

Zur Sonne, als wenn drüber wär'

Ein Ohr zu hören meine Klage,

Ein Herz wie mein's,

Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir

Wider der Titanen Übermut?

Wer rettete vom Tode mich

Von Sklaverei?

Hast du nicht alles selbst vollendet,

Heilig glühend Herz?

Und glühtest jung und gut,

Betrogen, Rettungsdank

Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?

Hast du die Schmerzen gelindert

Je des Beladenen?

Hast du die Tränen gestillet

Je des Geängsteten?

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal,

Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,

Ich sollte das Leben hassen,

In Wüsten fliehen,

Weil nicht alle

Blütenträume reiften?

Hier sitz' ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht das mir gleich sei,

Zu leiden, zu weinen,

Zu genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten,

Wie ich!

Geschrieben

Noch etwas von Herrn Goethe:

Die Spinnerin

Als ich still und ruhig spann,

Ohne nur zu stocken,

Trat ein schöner junger Mann

Nahe mir zum Rocken.

Lobte, was zu loben war,

Sollte das was schaden?

Mein dem Flachse gleiches Haar

Und den gleichen Faden.

Ruhig war er nicht dabei,

Ließ es nicht beim alten;

Und der Faden riß entzwei,

Den ich lang' erhalten.

Und des Flachses Steingewicht

Gab noch viele Zahlen;

Aber ach, ich konnte nicht

Mehr mit ihnen prahlen.

Als ich sie zum Weber trug,

Fühlt ich was sich regen,

Und mein armes Herze schlug

Mit geschwindern Schlägen.

Nun, beim heißen Sonnenstich,

Bring ich's auf die Bleiche,

Und mit Mühe bück ich mich

Nach dem nächsten Teiche.

Was ich in dem Kämmerlein

Still und fein gesponnen,

Kommt - wie kann es anders sein? -

Endlich an die Sonnen.

Geschrieben

Mascha Koleko " Sozusagen grundlos vergnügt"

Ich freue mich, dass am Himmel Wolken ziehen und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.

Ich freue mich auch zur grünen Jahreszeit, wenn Heckenrosen und Holunder blühen.

- Dass Amseln flöten und die Immen summen.

Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.

Dass rote Luftballone ins Blaue steigen.

Dass Spatzen schnatzen.

Und die Fische schweigen.

Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht.

Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter, gefällt mir wohl.

Da steckt ein Sinn dahinter.

Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehen.

Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehen.

Ich freue mich.

Das ist des Lebens Sinn.

Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter.

Die Diele blitzt.

Das Feuer ist geschürt.

An solchem Tag erklettert man die Leiter, die von der Erde in den

Himmel führt.

Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben, -

weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.

Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne und an das Wunder

niemals ganz gewöhne.

Dass alles so erstaunlich bleibt,- und neu!

Ich freue mich,

dass ich...

dass ich mich freu.

Geschrieben

Also Matjes, das gefällt mir! Die Dame kannte ich auch noch nicht. Nur weiter so, da hab ich im Winter viele neue Bücher zu lesen.

Geschrieben
  Amadis schrieb:
Also Matjes, das gefällt mir! Die Dame kannte ich auch noch nicht. Nur weiter so, da hab ich im Winter viele neue Bücher zu lesen.

Na du, da hat deine Frau aber auch noch ein Wörtchen mitzureden! :):)

Geschrieben

Hallo Manuela!

Wir führen eine moderne Ehe. Ich lese was mir gefällt und meine Frau darf auch einmal in die Bücher schauen:D;)

(Im Frühjahr und im Herbst kauft meine Frau immer für sich taschenweise Neuerscheinungen. Unser Geschmack driftet leider immer mehr auseinander. Aber bei manchen Büchern treffen wir uns dann wieder. Z.B. "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier oder "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafòn.)

Geschrieben

Meeresstille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,

Ohne Regung ruht das Meer,

Und bekümmert sieht der Schiffer

Glatte Fläche ringsumher.

Keine Luft von keiner Seite!

Todesstille fürchterlich!

In der ungeheuern Weite

Reget keine Welle sich.

Goethe

Geschrieben

Brief eines alten kalifornischen Mönch

Könnte ich mein Leben nochmals leben,

dann würde ich das nächste Mal versuchen,

mehr Fehler zu machen.

Ich würde mich entspannen,

lockerer und humorvoller sein als dieses Mal.

Ich kenne nur sehr wenige Dinge,

die ich ernst nehmen würde.

Ich würde mehr verreisen.

Und ein bißchen verrückter sein.

Ich würde mehr Berge erklimmen,

mehr Flüsse durchschwimmen

und mir mehr Sonnenuntergänge anschauen.

Ich würde mehr spazierengehen

und mir alles besser ansehen.

Ich würde öfter ein Eis essen und weniger Bohnen.

Ich hätte mehr echte Schwierigkeiten

und weniger eingebildete.

Müßte ich es noch einmal machen,

ich würde einfach versuchen,

immer nur einen Augenblick nach dem anderen zu leben,

anstatt jeden Tag schon viele Jahre im voraus.

Ich gehörte immer zu denen,

die nie ohne Thermometer, Wärmflasche, Gurgelwasser,

Regenmantel und Aspirin aus dem Haus gingen.

Könnte ich noch einmal von vorne anfangen,

würde ich viel herumkommen,

viele Dinge tun und mit wenig Gepäck reisen.

Könnte ich mein Leben nochmals leben,

würde ich im Frühjahr früher

und im Herbst länger barfuß gehen.

Und ich würde öfter die Schule schwänzen.

Ich würde mir nicht so hohe Stellungen erarbeiten,

es sei denn, ich käme zufällig daran.

Auf dem Rummelplatz würde ich viel mehr Fahrten machen,

und ich würde mehr Gänseblümchen pflücken.

Nun bin ich 85 Jahre alt und weiß, ich werde bald sterben

Der Autor des obigen Textes soll der

argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges sein.

Geschrieben

Hier ist noch eins von Mascha Koleko, dass ich liebe.

"Für einen"

Die Andern sind das weite Meer.

Du aber bist der Hafen.

So glaube mir ; kannst ruhig schlafen,

ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme , die mich trafen,

sie ließen meine Segel leer.

Die andern sind das bunte Meer,

du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.

Kannst Liebster, ruhig schlafen.

Die Andern,... das ist Wellenspiel,

du aber bist der Hafen.

Geschrieben

Ich habe dich so lieb

Ich habe dich so lieb!

Ich würde dir ohne Bedenken

Eine Kachel aus meinem Ofen

Schenken.

Ich habe dir nichts getan.

Nun ist mir traurig zu Mut.

An den Hängen der Eisenbahn

Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei - verjährt -

Doch nimmer vergessen.

Ich reise.

Alles, was lange währt,

Ist leise.

Die Zeit entstellt

Alle Lebewesen.

Ein Hund bellt.

Er kann nicht lesen.

Er kann nicht schreiben.

Wir können nicht bleiben.

Ich lache.

Die Löcher sind die Hauptsache

An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb.

Ringelnatz

Geschrieben

Hey, Amadis,

war das Gedankenübertragung? Vorhin habe ich noch an dieses Gedicht gedacht und überlegt, ob ich es hier reinstelle. Es ist eines meiner Lieblingsgedichte.

Lieben Gruß

Geschrieben

Hallo Barb!

Hatte in einem anderen Thread von Liebe gelesen und da viel mir spontan dieses wunderschöne Gedicht ein.

Geschrieben

Mascha Kaleko " Langschläfer`s Morgenlied"

Der Wecker surrt. Das alberne Geknatter

reißt mir das schönste Stück des Traums entzwei.

Ein fleißig Radio übt schon sein Geschnatter.

Pitt äußert, dass es Zeit zum Aufstehn sei.

Mir ist vor Frühaufstehern immer bange.

...Das können keine wackern Kerle sein:

Ein guter Mensch schläft meistens gern und lange.

- Ich bild mir diesbezüglich etwas ein...

Das mit der goldgeschmückten Morgenstunde

hat sicher nur das Lesebuch erdacht.

Ich ruhe sanft. - Aus einem kühlen Grunde:

Ich hab mir niemals was aus Gold gemacht.

Der Wecker surrt. Pitt malt in düstern Sätzen

der Faulheit Wirkung auf den Lebenslauf.

Durchs Fenster hört man schon die Autos hetzen.

- Ein warmes Bett ist nicht zu unterschätzen.

...Und dennoch steht man alle Morgen auf.

Geschrieben

Ist leider ein kleiner Fehler enthalten, aber wer ihn findet, darf ihn behalten!

Habe eigentlich ein Gedicht zur Walpurgisnacht gesucht und bin bei Heine über dieses schöne Gedicht gestolpert.

Geschrieben

Ausgesprochen...

Erstaunt und Fassungslos zugleich

schau ich meinem Wort hinterher.

Kann selbst kaum glauben, dass

ich wahrhaftig sagte was ich

tatsächlich meinte.

In diesem Moment prallt es auf

Dein Gesicht, unverblühmt und

real wird es von dir eingeatmet.

Schmerzlich schnitzt die scharfe

Klinge die Buchstaben in Dein Herz.

Tausend süße Zuckerküsse

werfe ich ihm nach.

Lege all meine Sprachgewandheit

in die nächsten Sätze, duftende

Rosen sollen dem Schwert

die Kraft rauben und ihm Einhalt

gebieten.

Und doch sind weitere Worte

unnütz und vergebens, sie sind

lange nicht so ausdrucksstark

und besitzen nicht die Fähigkeit

entstehende Narben zu heilen.

Zurück bleibt nur das einzige, für

Dich wichtige, zu erst gesagte Wort.

Nichts wird sein wir vor dem

Augenblick als mein Verstand

auf Reisen ging.

( Evelin M. C. Kulow )

Lebe!

Sei stark! Das ist so leicht gesagt.

Weil selten jemand nach dem Innern fragt.

Wie geht es dir? Wird so oft erwähnt.

Mancher innerlich unbekümmert gähnt.

Wen interessiert´s was der andere denkt.

Wenn man sein eigenes Leben lenkt.

Sei wie du bist und kein Stück anders,

auch wenn du vom "normalen" abwanderst.

Leb für dich und deinen Traum!

Sich aufzugeben lohnt doch kaum.

Einfach mal egoistisch sein,

denn dein Leben gehört dir allein.

Mach was draus und sei vergnügt,

auch wenn´s mal etwas schlechter geht.

Blöde Tage gibt es immer mal,

mach daraus dir keine Qual.

Lebe wie es dir am liebsten ist,

Dann wirst du sicher auch geküsst.

( Evelin M. C. Kulow )

Mut in kleinen Schritten

Wie soll man

es in Worte fassen?

Ob´s richtig ist

oder falsch, vermag´s

auch nicht recht

zu wissen.

So wirklich Komplett

weiß ich eh

nur wenig.

Weiß nur es

wird nichts verändern

und doch wäre

vieles anders.

Greif mir ans

Herz und werd

es wagen,

kneife die Augen

zusammen und

spucke die Worte

aus, ein wenig

von Peinlichkeit

berührt.

"Entschuldigen Sie?"

"Der Popel dort in Ihrem Gesicht,

es tut mir Leid, doch er kleidet Sie nicht."

( Evelin M. C. Kulow )

Wie Regenküsse auf der Haut

Meine Bedenken werden mit deinen Augen

wie ein Blatt vom Wind verscheucht.

Deine Blicke verraten leichtes Saugen

denn sie sind mit Liebe verseucht.

Meine Skrupel werden mit deinen Fingern

wie eine Maus von der Katz verjagt.

Denn meine Ängste sind bald fern

weil dein Herz es schon so lange sagt.

Deine Lippen sind meine Versuchung,

die Sucht nach Ihnen wird aufgebaut.

Träume haben eine neue Bedeutung,

sie sind wie Regenküsse auf der Haut.

(Evelin M. C. Kulow)

Das sind ein paar meiner liebsten Gedichte. :D

Selbsthilfe-Hauterkrankungen
Geschrieben

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,

was keiner sagt, das sagt heraus,

was keiner denkt, das wagt zu denken,

was keiner ausführt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen,

wenn keiner nein sagt, sagt doch nein,

wo alle zweifeln, wagt zu glauben,

wo alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken,

wo alle spotten, spottet nicht,

wo alle geizen, wagt zu schenken,

wo alles dunkel ist, macht Licht.

Den Vers habe ich gestern gelesen, er hat mich zum Nachdenken angeregt!

Einen schönen Tag mit Sonnenschein im Herzen wünsche ich Euch,

Margitta

Geschrieben

Hallo Margitta!

Das ist ein Gebet von Lothar Zemetti. Man könnte ihm die Überschrift "Gegen den Strom" geben (na, wenn das der Papst liest:D)

Geschrieben

Konnte leider nichts zur Walpurgisnacht finden, daher hier der gute alte Goethe:

Der Zauberlehrling

Hat der alte Hexenmeister

sich doch einmal wegbegeben!

Und nun sollen seine Geister

Auch nach meinem Willen leben.

Seine Wort' und Werke

Merkt ich und den Brauch,

Und mit Geistesstärke

Tu ich Wunder auch.

Walle! walle

Manche Strecke,

Daß, zum Zwecke,

Wasser fließe

Und mit reichem, vollem Schwalle

Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!

Nimm die schlechten Lumpenhüllen;

Bist schon lange Knecht gewesen;

Nun erfülle meinen Willen!

Auf zwei Beinen stehe,

Oben sei ein Kopf,

Eile nun und gehe

Mit dem Wassertopf!

Walle! walle

Manche Strecke,

Daß, zum Zwecke,

Wasser fließe

Und mit reichem, vollem Schwalle

Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder;

Wahrlich! ist schon an dem Flusse,

Und mit Blitzesschnelle wieder

Ist er hier mit raschem Gusse.

Schon zum zweiten Male!

Wie das Becken schwillt!

Wie sich jede Schale

Voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!

Denn wir haben

Deiner Gaben

Vollgemessen! -

Ach, ich merk es! Wehe! wehe!

Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende

Er das wird, was er gewesen.

Ach, er läuft und bringt behende!

Wärst du doch der alte Besen!

Immer neue Güsse

Bringt er schnell herein,

Ach! und hundert Flüsse

Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger

Kann ich's lassen;

Will ihn fassen.

Das ist Tücke!

Ach! nun wird mir immer bänger!

Welche Miene! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!

Soll das ganze Haus ersaufen?

Seh ich über jeder Schwelle

Doch schon Wasserströme laufen.

Ein verruchter Besen,

Der nicht hören will!

Stock, der du gewesen,

Steh doch wieder still!

Willst's am Ende

Gar nicht lassen!

Will dich fassen,

Will dich halten

Und das alte Holz behende

Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!

Wie ich mich nur auf dich werfe,

Gleich, o Kobold, liegst du nieder,

Krachend trifft die glatte Schärfe.

Wahrlich! brav getroffen!

Seht, er ist entzwei!

Und nun kann ich hoffen,

Und ich atme frei!

Wehe! wehe!

Beide Teile

Stehn in Eile

Schon als Knechte

Völlig fertig in die Höhe!

Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer

Wird's im Saal und auf den Stufen.

Welch entsetzliches Gewässer!

Herr und Meister! hör mich rufen! -

Ach, da kommt der Meister!

Herr, die Not ist groß!

Die ich rief, die Geister,

Werd ich nun nicht los.

"In die Ecke,

Besen! Besen!

Seid's gewesen.

Denn als Geister

Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,

Erst hervor der alte Meister."

Geschrieben

.

Im Fühlen tief, im Denken licht,

im Wollen stark und rein -

versuchs's und lass Dein Leben nicht

vertan und nutzlos sein.

Otto Müller (aus: "Scheine Sonne scheine", Gedichte für Kinder)

.

Geschrieben

Einen brauchst Du - Emmy Grund-

Einen brauchst Du auf dieser Welt,

der mit Dir weint und lacht,

einen, der unbeirrt zu dir hält,

der Deine Probleme zu seinen macht.

Einen, der Deine Träume kennt,

Dir Deine Schwächen vergibt,

einen, Der Dich beim Namen nennt

und froh ist, dass es Dich gibt.

einen, der Dich in die Arme nimmt,

wenn eine Hoffnung zerbricht,

einen, der Deine Saiten stimmt.

Einen brauchst du als Licht.

Geschrieben

Theodor Fontane

John Maynard

John Maynard!

"Wer ist John Maynard?"

"John Maynard war unser Steuermann,

Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,

Er hat uns gerettet, er trägt die Kron',

Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.

John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,

Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;

Von Detroit fliegt sie nach Buffalo -

Die Herzen aber sind frei und froh,

Und die Passagiere mit Kindern und Fraun

Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,

Und plaudernd an John Maynard heran

Tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"

Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:

"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -

Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,

"Feuer!" war es, was da klang,

Ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,

Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,

Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,

Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,

Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,

Am Steuer aber lagert sich´s dicht,

Und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"

Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,

Der Kapitän nach dem Steuer späht,

Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,

Aber durchs Sprachrohr fragt er an:

"Noch da, John Maynard?"

"Ja, Herr. Ich bin."

"Auf den Strand! In die Brandung!"

"Ich halte drauf hin."

Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"

Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's

Mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"

Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,

Jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.

Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.

Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.

Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n

Himmelan aus Kirchen und Kapell'n,

Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,

Ein Dienst nur, den sie heute hat:

Zehntausend folgen oder mehr,

Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,

Mit Blumen schließen sie das Grab,

Und mit goldner Schrift in den Marmorstein

Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand

Hielt er das Steuer fest in der Hand,

Er hat uns gerettet, er trägt die Kron,

Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.

John Maynard."

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtig:

Diese Seite verwendet einige wenige Cookies, die zur Verwendung und zum Betrieb notwendig sind. Auf Werbetracker verzichten wir bewusst.