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Hallo, Füchslein wieder gelandet


Fuchs

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Geschrieben

Ich war lange nicht da. Und das hat zwei Gründe. Der Erste: Ich stelle gern selbst  Crem, Lotionen usw. her, baue Heil-Tee an, probiere viel aus, um mir selbst zu helfen, und habe dies hier sehr oft gepostet. Ein Kosmetikhersteller hat meine Rezepte "geklaut" - abgekupfert, oder wie sonst es bezeichnet werden kann. Hat dann in die Lotionen, Crems und Salben Zusatzstoffe untergemixt, damit sich das Ganze lange hält. Ich kann schließlich nicht jedes Rezept patentieren lassen, aber es wäre freundlich gewesen, wenn diese Firmen mich fragen würden. Ich war nun so enttäuscht, daß ich mich für eine Weile zurückziehen wollte. Daraus ist dann eine sehr lange Zeit geworden und hätte ich heute nicht die liebe E-Mail von Claudia vom Netzwerk erhalten - auweija, hätte es wohl noch länger gedauert - und das aus dem 2. Grund:

Viele, die mich kennen, wissen, daß mich nicht nur die Schuppenflechte auf der Kopfhaut, im Gehörgang, auf Hand- und Fußflächen und anderen Stellen nervt, sondern daß die PSO-Arthritis meine HWS und LWS mit Anbauten versehen hat und die  Wirbelsäule im Rückenmarkskanal derart verengte, daß eine OP notwendig wurde. Und statt daß der Neurochirurg ordentliche Arbeit abliefert, hat dieser mich in den Rollstuhl operiert. Nur durch eine Not-OP lebe ich noch, da durch den Fusch die Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) auslief. Ich war 12 Wochen im Krankenhaus.

Ihr könnt jetzt sagen: Menno, im Rolli kannst du doch auch schreiben und dich trösten lassen - ja, das könnte ich. Aber kämpfte auf 4  Kriegsschauplätzen: 1: Amt für Versorgung und Soziales. Die Leute dort begriffen nicht, daß mir mit einem vollständigen Querschnitt, nicht funktionierender Blase und Darm ein Schwerbehinderten-Ausweis zusteht. Ich mußte klagen. Nach "nur" 12 Monaten bekam ich 80 Grad der Behinderung, Merkzeichen G, aG und B (Begleitung notwendig, ich komme ohne Hilfe weder in Zug und Bus) zugesprochen. Mit diesem Ausweis bekam ich endlich auch den blauen Parkausweis, der mich berechtigt, auf Rolliparkplätzen zu parken. Übrigens: Wer solch einen Ausweis hat,  sollte in  Rostock  lieber nicht auf einem Rolliparkplatz parken. Ich bekam wegen "nicht zu lesendem Ausweis" ein Köllchen. Das Ordnungsamt ließ nicht mit sich reden. Also kam der Vorgang vor Gericht. Mein Anwalt und das Rostocker Gericht lachten sich schlapp. Nach 6 Monaten wurde das Ansinnen des Ordnungsamtes zurück gewiesen. Trotzdem hat mich der Unsinn 890,00 Euro für den Anwalt gekostet. Gerichtskosten trägt das Ordnungsamt.

Den 2. Kriegsschauplatz beanspruchte meine Krankenkasse. Die hat nicht begriffen, daß ich dank der Rollstuhlpflicht Hilfe benötige. Naja, Ehemann und Kinder helfen doch gern und machen alles, was notwendig ist. Wozu also Pflegestufe. Ich habe 6 Jahre geklagt. Nicht mal das Landesgericht war einsichtig. Ich habe die Kasse gewechselt und kurze Zeit später hatte ich Pflegestufe 2 (Jetzt heißt es Pflegegrad). Und wer jetzt denkt: "Menno, du hast doch einen med. Beruf und kennst dich in den Gesetzen aus ", dem muß ich sagen; "Je besser Du Dich auskennst, desto mehr streiten sich die Behörden mit dir. So ging es mir.

3. Kriegsschauplatz: Die Rentenversicherung zerrte ich mehrmals vor Gericht: Ich wollte trotz Rollstuhl weiter arbeiten. Ich liebe meinen Beruf. Aber die Rentenversicherung wollte weder den Plattform-Treppenlift (Kostenpunkt 18 000 Euro), noch den Autoumbau (Rolli-Einzug,  Kostenpunkt 5000 Euro) bezahlen. Nach einem Jahr hat die Rentenversicherung aufgegeben. Ich ging dann noch 3 Jahre arbeiten. Mein Arzt verordnete mir dann eine Reha, weil die Schmerzen in der Wirbelsäule, die Nervenschmerzen in gelähmten Gliedmaßen und ständigen Nierenentzündungen immer schlimmer wurden. Die Rentenversicherung lehnte die Reha ab, darauf hin schrieb mich mein Arzt dauerhaft krank. Die Krankenkasse teilte der Rentenversicherung mit, daß meine Arbeitsfähigkeit dauerhaft in Gefahr sei. Der Rentenversicherung war es egal. Also beantragte ich zwangsgewissermaßen Rente. Und jetzt kommt das Schärfste: Ende Dezember 2016 wurde EU-Rente bewilligt, Mitte Januar 2017 wurde mir mitgeteilt, daß die Rente gestrichen wird, da ich arbeiten gewesen bin. Ich frage mich, wie die Rentenversicherung auf dieses schmale Brett kommt. Also wieder Klage eingereicht. Nach 6 Monaten mußte die Rentenversicherung die EU- Rente bewilligen.

Den längsten schlimmsten Kriegsschauplatz Nr. 4 bescherte mir der Neurochirurg mit seiner Haftpflichtversicherung. Laut zweier Gutachten hatte der operierende Arzt von 5 möglichen Fehlern lediglich nur 4 Fehler gemacht. Da sollte doch eine Entschädigung ohne Artillerie möglich sein. Nix da: Der Arzt behauptete nun, ich wäre selbst schuld gewesen. Klar doch, ich operiere mich ja auch selbst am Rücken ???? 😟 Dann wurde behauptet, ich sei gar nicht gelähmt und nun wurde noch ein Gutachten eingefordert. Der Gutachter beschrieb ausführlich meine Lähmungen, die durch Schädigungen der WS durch den zerschnittenen Nerv hervorgerufenen zusätzlichen Erkrankungen, und daß mein Querschnitt niemals Rückläufig werden wurde, im Gegenteil: Die Schmerzen würden schlimmer werden. Gibt jetzt die Haftpflichtversicherung auf? Ach i wo. Warum auch. Mal schauen, wann ich endlich aufgebe, haben die sich gedacht. 

Schmerzensgeldangebote: 1000 Euro - ich: Nein // 3000 Euro - Ich: das reicht ja nicht mal für Pysiotherapie // 10 000 Euro - Ich: Ich werde meinem Anwalt die Klage nahelegen, ich hatte lange genug Geduld (da waren bereits 5 Jahre ins Land gegangen) // Treffen zwischen Anwalt und Haftpflichtversicherung, Angebot: 30 000 Euro - Ohne Nachbesserung doch Klage, Sie kennen mein Angebot, ich kann rechnen // 100 000 Euro - Ich:   Wenn Sie sich meinen Vorstellungen nicht annähern, reiche ich im Mai Klage auf 500 000 Euro ein. Nun sind 7 Jahre des Streites um. Ohne eine Rechtschutzversicherung hätte ich keine der Klagen einreichen können. Frage des Tages: Bekommen wir Gerechtigkeit, wenn sie uns zusteht?

Wie viel hätten zwischendurch aufgegeben? Durch die ganze Streiterei wurde die PSO-Arthritis schlimmer, ich bekam krasse Schübe. Meine Hände kann ich in die Mülltonne schmeißen.

Seid lieb gegrüßt vom Füchslein vom Dienst 🦊

 

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

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Geschrieben

Lass dich drücken, Füchslein, ganz doll. Schön, dass du dich wieder zeigst! 

Herzlich willkommen zurück 🤗

  • Like 1
Geschrieben

Hallo Fuchs,

da muss ich mich ja doch noch einmal hier melden. Bin sehr erfreut von DIR zu hören; habe mich oft gefragt, wo DU wohl bist. Wobei DEIN "Kampf" ja in die Unendlichkeit geht. 

Ich kämpfe (aktuell) an ähnlichen Fronten mit der Rentenversicherung und der Justiz. - In DEINEN beiden Beiträgen steht sehr viel Wissenswertes, für diejenigen die bereit sind  zu kämpfen. 

Es freut mich sehr, dass DU wieder da bist.

LG Richard-Paul

  • + 1
Geschrieben

Hallo Richard -Paul,

so kann es bezeichnet werden - die Unendlichkeit eines Kampfes. Auch wenn es zermürbend ist. Dadurch hatte ich überhaupt keine Kraft mehr, wenigstens ab und zu hier zu lesen. Es könnte ja sein, daß Mitstreiter eine Antwort haben, wie unsereiner die Rentenversicherung zur Vernunft bringen kann.

Außerdem habe ich mich ja auch gegen die Auswirkungen der kompletten lumbalen Querschnitterkrankung zu erwehren. Wenn Blase und Darm nicht mehr funktionieren, greifen Ärzte schnell zu krassen Mitteln, also Katheder für die Blase. Meiner sollte fest installiert werden. Das führt schnell zu einwandernden Keimen. Irgendwann versagen dann die Nieren. Überlebensrate im Durchschnitt ca. 10 Jahre. Dazu bin ich zu jung.

Und da es mein Job ist, Patienten beizubringen, wie sie die Blase überzeugen können, sich eigenständig zu entleeren, nun, habe ich selbst den Kampf aufgenommen. Für die Darmfunktion reicht Milchzucker (Lactulose-Sirup). Blasenfunktion kostet viel Konzentration und warten, bis die Blase leer ist. Trotzdem schleppe ich ständig Bakterien ein, habe Blasen- und Nierenentzündungen. (Ab heute wieder Eine, die erste, in diesem Jahr).  Ärzte und Gutachter sagen immer wieder, wenn sie     es bei mir nicht sehen würden, daß ich ohne Hilfsmittel lullern kann, würden sie es nicht glauben, weil die Schädigung des Nerven diese Funktion verhindert.

Daß aber die Justiz in das gleiche Horn bläst, wie die Krankenkassen und Rentenversicherungen, sagt mir, daß diese sich nicht mit den entsprechenden medizinischen Themen beschäftigen. Sie glauben z.B., was der medizinische Dienst schreibt. So eine Mitarbeiterin, die nicht einmal wußte, was der Unterschied zwischen Querschnitt und Schlaganfall bedeutet, schrieb: "Frau … kann einige Schritte laufen!" Des Weiteren war sie der Überzeugung, daß eine Badtürbreite von 68 cm völlig ausreichend sei, und die anderen Hindernisse in der Wohnung nun wirklich nicht hinderlich seien. Wie bitte schön soll ich mit tauben Beinen laufen?  Und wie komme ich mit Rollstuhl durch die schmale Tür, u.s.w. Ich bin bei der Verhandlung mitten in den Saal gerollert, habe gerufen: "Na dann teste ich doch mal, wie gut ich laufen kann!" Mein Mann stellte sich links von mir auf, mein Anwalt rechts, dann habe ich mich auf den Lehnen hochgestützt, mein Mann hat die Fußrasten hoch geklappt, meine Füße auf den Boden gestellt und schon bin nach vorn gefallen. Mein Mann und mein Anwalt fingen mich auf. Na gut, Fallen ist eine andere Form des Laufens, oder? 🙄

Als wir nach dem Prozess nach Hause kamen, habe ich gleich die Krankenkasse gewechselt. Eine Mitarbeiterin hat den ganzen Schriftkram bei mir zu Hause gemacht. 4 Wochen später hatte ich MdK -Termin. Und jetzt wird es lustig. Die Mitarbeiterin, die als erstes  vor Jahren bei mir aufschlug, und so viel Unsinn verzapfte, staunte über den behinderten-gerechten Umbau, ob der schon beim Einzug so war. Nein, hat mein Mann gesagt, das waren Fachfirmen (mein Anwalt hatte die Haftpflichtversicherung des Arztes, der mich in den Rollstuhl operiert hatte, gezwungen, den Umbau zu bezahlen, nebst Pflegewanne - Wanne mit Tür). Dann kamen einige medizinische Fragen, die Gutachten wurden angeschaut, die Diagnosen abgeschrieben und dann sagte die Dame, einen Satz, bei dem ich mich zwingen mußte, nicht loszulachen: "Natürlich brauchen Sie Hilfe, die Pflegestufe ist gerechtfertigt!" 

Damit wäre erwiesen, daß die Bewilligung von  Pflegestufen oft von den Krankenkassen abhängig ist.

  • 7 Monate später...
Geschrieben

Jetzt ist fast September, und ich muß feststellen, daß der beginnende Herbst mir gar nicht gut tut. Außerdem ist der Querschnitt schlimmer geworden, so böse es klingt, die Blasenentzündungen wechseln sich mit  Nierenbeckenentzündungen ab, der Facharzt spricht von beginnendem Nierenversagen. Ich werde meine Zeit nutzen, viel Lesen, im Garten relaxen. Und damit hier Keiner in Tränen ausbricht, werde ich mich liebevoll verabschieden.

Seid alle lieb begrüßt vom Füchslein 🦊

Geschrieben

Hallo Füchslein,

es kommen doch noch paar schöne, warme, sonnige Tage – da bin ich ganz sicher ☀️

Liebe Grüße

Claudia

Geschrieben
  Am 10.1.2020 um 03:17 schrieb Fuchs:

Bekommen wir Gerechtigkeit, wenn sie uns zusteht?

Mehr davon...  

Nein!!!!

... auch ich habe mich mit dem Sozialgericht wieder "rumgequält" ...; es kostet nur Nerven.  --- Der 86. (und wohl auch der letzte) Richter meinte zwar, dass nicht alles richtig gelaufen sei und ich solle nochmals "von vorne" klagen. ...    n e i n !!!!!; es ist Schluss. 

  Am 28.8.2020 um 18:17 schrieb Fuchs:

... und ich muß feststellen, daß der beginnende Herbst mir gar nicht gut tut ...

Mehr davon...  

... diese Worte habe ich meinem besten Freund auch gesagt. - Und irgendwann macht mein Immunsystem und meine Nieren (1960: Nierenbeckenentzündung) auch nicht mehr mit. 

Liebes Füchslein

als ich deine Worte gelesen habe, habe ich eine Träne in meinen Augen gesehen: "Glück schätz man erst richtig, wenn man es verloren hat". Auch wenn Spuren im Sand verwehen, Spuren im Herzen bleiben ....

Es war eine schöne Zeit, mit dir in diesem Forum zu lesen 

Danke

Richard-Paul

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