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Hilfe! Ich bin sehr verzweifelt und weiß nicht mehr weiter!


Nico N.

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Geschrieben

Guten Tag an alle Foristen,

ich bin ein Mann, Ende 30 und ich bin sehr verzweifelt und im Moment bin ich psychisch total ausgezerrt. 

Meine Schuppenflechte im Gesicht belastet mich extrem. Sie hat sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert (ab und zu tritt eine Besserung ein) und geht vom Haaransatz (ganze  Kopfhaut auch betroffen), über die Augen und Nase bis runter ans Kinn und die Wangen, hinter den Ohren sowie die Ohrmuscheln. Ich gebe im Monat um 100 EUR für Psoriasiscremes und Feuchtigkeitscremes aus der Apotheke aus. Auch Kortison (Rezept) kommt zum Einsatz . Nichts hilft richtig. 

Ich habe vor 5 Jahren meinen Bürojob in einem Buchhaltungsbüro verloren, nachdem sich Kunden über mein "abstoßendes und ekelerregendes Aussehen" mehrfach beschwert haben.  Seitdem suche ich einen Arbeitsplatz. Bei meinen Vorstellungsgesprächen um eine neue Stelle, merke ich, dass die Gesprächspartner schon bei meinem Anblick ein ablehnendes Verhalten zeigen und das Gespräch fast immer sehr kurz halten. Reaktionen per E-Mail wie zugesichert kommen fast nie, ab und zu reagiert eine Firma mit einer kurzen Absage.

Einmal hatte ich Glück, da war die Pso kaum im Gesicht vorhanden und ich konnte eine Stelle antreten, leider nur kurz. Nachdem die Pso wieder ausbracht, habe sich die Kollegen derartig mies verhalten und mir auf meinen Sitzplatz im Pausenraum über die Sitzfläche des Stuhles, die Stuhllehne un d auf den Tisch davor größflächig Zeitungspapier ausgebreitet wegen der Schuppen. Sie fühlten sich angeekelt. ich kann das sogar nachvollziehen, mich ekelt es auch selbst an. Aber ihr Verhalten war widerlich.  Ich war danach fix und fertig.

Gleichzeitig terrorisiert mich das Jobcenter immer massiver. Es wird mit Leistungsentzug gedroht, obwohl ich nichts dafür kann, wenn mich niemand einstellen möchte. Inzwischen habe ich große Existenzängste und meine Schuppenflechte hat sich durch den Dauerstress sehr verschlechtert. 

Meine Dermatologin ist freundlich, hat aber nie Zeit. Da kriege ich kurz ein Rezept für Advantan Lösung und -creme ausgestellt, sie schaut kurz ins Gesicht, das war's dann. Neulich habe ich einen anderen Dermatologen aufgesucht um eine 2. Meinung einzuholen.  Den fand ich noch schlimmer. Er sagte nur. "Ach da ist ja nur ca 1% von Ihrem Körper betroffen.

Auf meinen Einwand, dass dieses 1% aber eben genau im Gesicht und auch Kopfbereich ist, ich es also nicht mit Kleidung abdecken kann, ich Probleme bei der Jobsuche habe, reagierte er nur kühl abwinkend. " Da kann ich nichts machen, ich stelle Ihnen aber ein Rezept für Kortison aus" war seine Antwort.  Aber das halt gar nicht, sondern hat nur wahnsinnig auf dem Kopf und im Gesicht gebrannt. 

Der ständige Dauerstress durch die Schuppenflechte selbst und zusätzlich noch durch das Jobcenter haben zu einer extremen Verschlechterung der Pso geführt.

Meine Wohnung ist für mich zum Gefängnis geworden. Ich schäme mich so "entstellt" auf die Straße zu gehen, fühle mich in meiner Haut absolut unwohl, kriege gerade noch meine Einkäufe (mit Basecap und großer Sonnenbrille) irgendwie erledigt. Ansonsten meide ich Kontakte zu Menschen, wo es nur geht, da diese meist ohnehin abfällig beleidigend oder angeekelt auf die Pso reagieren. Da gab es mehrere sehr unschöne Vorfälle beim Friseurbesuch oder in Bus und Bahn, die mir sehr zugesetzt haben.

Jeder Termin, jede Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel ist ein Spießrutenlauf und kostet mich unglaublich viel Kraft.  

Die ganze Situation belastet mich sehr. Mittlerweile bin ich sehr erschöpft und habe keine Kraft mehr. Ich weiß nicht wie es überhaupt weitergehen soll. 

Ich würde mich freuen, falls jemand von Euch einen guten Dermatologen in Berlin empfehlen kann oder Tipps hat,  wie ich irgendwie die Pso gut behandeln und in den Griff kriegen kann. 

 

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

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Geschrieben

Hallo Nico N,

Deine Situation ist sehr mißlich und Du suchst verzweifelt Hilfe.

Aus meinen Erfahrungen heraus kann ich Dir die Hautklinik in Leutenberg empfehlen. Erstens ist es eine Akutklinik und zweitens werden sie Dir auch ohne Kortison  helfen können, da bin ich mir ziemlich sicher. Es gibt hier im Forum verschiedene Berichte über die Klinik ( auch von mir ). Allerdings beträgt  die Behandlungsdauer dort mit mindestens 3 Wochen. Nur Mut! LG Waldfee

Geschrieben

Hallo NicoN

Sicher ist eine Akutklinik nicht verkehrt. Die Charite hat doch sicher auch eine Hautambulanz. 

Vieleicht ist das  ein Gedanke wert sich in ambulanter Behandlung zu begeben. 

Ansonsten sind hier noch einige Berliner im Forum die sich mit den Ärzten in Berlin besser auskennen als ich.

Wird sich sicher noch jemand dazu melden

LG Donna

Geschrieben

Hallo Rolf,

eine super Information!

Bezüglich Leutenberg muß ich ein wenig korrigieren:

Als schwer behandelbare Patientin mit PSO und Erythrodermien und ohne Fumaderm etc.mit einem PASI von 49,8 hat die Klinik es immer wieder geschafft,  mir zu helfen, auch im Gesicht/Kopf.  Ich mußte diesen Weg gehen, nach vielen Jahren der Krebsfreiheit habe ich mir dann  erlaubt, mich mit  Biologics behandeln zu lassen, nachdem auch die PSA und Nägel dazukamen. Das Ergebnis nach mehrmaligen Versuchen und trotz Dauerstress : alles gut und so schön einfach. LG Waldfee

 

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Nico,

Du schilderst Deine Situation sehr emotional und detailreich. Du zeichnest ein sehr deutliches Bild, wie sehr eine Krankheit den Alltag negativ beeinflussen kann und wie stark man mit Vorurteilen zu kämpfen hat und wie all das zusammen Dich auch seelisch beeinträchtigt. Außerdem finde ich in Deinen Zeilen das wieder, was mir einmal ein Arzt in einer Klinik bezüglich der ambulanten Behandlung sagte: "Mit der Krankheit werden sie da draußen ziemlich allein gelassen." 

Da Du bereits selbst einen zweiten Dermatologen gefunden hast, sollte ein Dritter sicherlich auch auffindbar sein. Die Tips aus den bereits geposteten Beiträgen hier im Thread können Dir dabei vielleicht helfen. Ich drücke Dir fest die Daumen, dass Du den passenden Dermatologen findest. Sollten die seelischen Beschwerden nicht nachlassen oder zunehmen, gibt es auch in diesem Bereich sehr gute Hilfsangebote.

Was hast Du ausser Kortison denn noch probiert? Und sind die Feuchtigkeitscremes die Du verwendest stark parfümiert oder parfümfrei? Weiterhin würde mich interessieren,  ob Du bereits auf Allergien auf bestimmte Stoffe oder Lebensmittel untersucht wurdest.

Zunächst gute Besserung und auch für die Jobsuche viel Erfolg! Nicht den Kopf in den Sand stecken! Und halte uns auf dem Laufenden.

Viele Grüße

Ratinacage

bearbeitet von Ratinacage
Geschrieben

Hallo Nico, ich kann gut nachvollziehen, was Du schilderst. Für mich war die psychische Belastung auch immer sehr hoch wenn ich mich in meiner Haut gar nicht mehr wohl fühlen konnte. Das sagst Du ja auch sehr klar und ich würde dir raten, dies auch als Anlass für eine längere Krankschreibung zu nehmen, die dir auch Dein Hausarzt geben kann. 

Eine Krankschreibung gilt auch für das Jobcenter, so dass Du von dem Druck dort geschützt werden kannst. Ich könnte mir vorstellen, dass das erst einmal das wichtigste ist, um Dich um die Verbesserung der Gesundheit überhaupt kümmern zu können. Berufliche Zukunft und Perspektiven inkl. weitreichender Entscheidungen solltest Du nicht dann treffen wenn es Dir psychisch so schlecht geht. Ich wünsche Dir endlich einen guten Dermatologen und ein hilfreiches Medikament. 

 

Geschrieben

Hallo Nico,

Glückwunsch, den wichtigsten Schritt hast Du gemacht. Du bist nicht mehr allein mit Deinem  Problem. 

 

Was  mir dazu einfällt, da Du um Rat gefragt hast:

  • Es ist wirklich schwer, in so einer Situation nicht den Mut und die seelische Kraft zu verlieren. Da kann für kürzere oder längere Zeit ein Antidepressivum (macht im Gegensatz zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Alkohol nicht süchtig!) helfen und die nötige Belastbarkeit für den Kampf mit der Krankheit und den Institutionen wiederherstellen (mehr macht so ein Mittel nicht).  Sprich mal mit Deinem Hausarzt darüber. Leichte Mittel kann er selbst verschreiben oder Dich ggf. an einen Facharzt überweisen.
  •  
  • So gestärkt, kannst Du hoffentlich jede Hilfe, Austausch- und Infomöglichkeit nutzen, die sich gerade in Berlin bietet.  Stichwort Akutsprechstunde und Selbsthilfegruppen mit Gleichgesinnten, wie von den Vorrednern beschrieben. Du bist nicht  allein und Du hast ein Recht auf Hilfe! Fordere sie ein! Nicht telefonisch, sondern persönlich am Arzttresen: "Seht mich an, es geht so nicht weiter. Ich brauche hier und heute Ihre Hilfe!"
  •  
  • Hast Du schon einen guten Hausarzt? Wenn nicht, suche Dir erst mal den, das ist etwas einfacher, und der guckt Dich als Ganzes an und nicht nur Deine Haut. Das ist gerade bei möglichen Begleiterkrankungen der Pso (z.B. Depression, Rheuma ...) wichtig - und eine wichtige menschliche Stütze.
  •  
  • Ich war Anfang des Jahres wegen meiner PSO an Händen und Füßen (und einer entstehenden Rheuma-Erkrankung) auch sehr verzweifelt. Das Kortison brachte nix, außer Nebenwirkungen, die ich heute noch spüre. Nach monatelangem Herumdoktern konnte ich zeitweise kaum noch laufen oder etwas anfassen. bin zu meiner auch nicht gerade engagierten Dermatologin (immerhin kam ich zwischendurch dran) gegangen und habe auf einer Alternative zur Kortisonsalbe bestanden. Die bekam ich in Form von Vitamin-D-Salbe. Ich hätte es nie erwartet, aber meine Haut ist inzwischen fast vollständig abgeheilt, nur eben immer noch sehr trocken, empfindlich und gerötet. Aber damit kann ich gut leben. Vielleicht ist es bei Dir auch so einfach, vielleicht hilft etwas anderes. Aber: So wie es ist, muss es nicht bleiben.
     
  • Viel Kraft und viel Glück! Und viele neue Erfahrungen und Glücksmomente beim Austausch mit Gleichgesinnten!
Geschrieben (bearbeitet)
vor 18 Stunden schrieb Spätberufene:

Antidepressivum (macht im Gegensatz zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Alkohol nicht süchtig!)

Das ist nicht richtig! Auch und ganz besonders im Umgang mit Antidepressiva ist ein verantwortungsbewusseter Umgang gefragt - was im übrigen auch für die hier im Thread erwähnten sog. Biologikas gilt, die durch ihre Wirkungen dirket ins Immunsystem eingreifen!

bearbeitet von Ratinacage
Geschrieben

Das bestreitet wohl ernsthaft niemand, Ratinacage, dass man mit Medikamenten und eigentlich allem auf der Welt verantwortungsbewusst umgehen sollte.

Antidepressiva können Nebenwirkungen haben, ja, z. B. Gewichtszu- oder -abnahme, aber nach dem mir bekannten Stand der Wissenschaft machen sie nicht süchtig. Kann und sollte man auf einschlägigen seriösen Medizin-Seiten selbst nachlesen. Wenn Du eine andere Quelle hast, nenne sie doch bitte. Und wenn sie verschrieben werden, wird vom Arzt regelmäßig gefragt, wie sie vertragen werden, ob sie noch nötig sind (aber bitte nicht ohne Rücksprache absetzen) oder ob etwas anderes ausprobiert werden sollte. Oft wird damit erst die Grundlage dafür geschaffen, dass sich Betroffene begleitend auf eine Therapie einlassen und aus ihrer Abwärtsspirale herauskommen.

Und natürlich haben auch Biologika wie so ziemlich jedes Medikament Nebenwirkungen. Am Ende muss doch jeder selbst, nach reiflicher Information und  Überlegung sowie hoffentlich guter ärztlicher Beratung,  für sich entscheiden, was für ihn persönlich mehr zählt: die oft schwerwiegenden realen Auswirkungen der Krankheit oder die möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung, die nicht bei jedem eintreten müssen.

Geschrieben

Hier geht es um eine Definitionsfrage. Was ist eine Sucht und was sind Absetzsymptome?

"Sucht" ist im "Klassifikationssystem für psychische Störungen" (DSM) definiert und beinhaltet z.B. ein "starkes Verlangen nach der Substanz" oder "Vernachlässigung von Interessen". Das trifft beim Absetzen von Psychopharmaka nicht zu. Allerdings können sich Entzugsreaktionen entwickeln, die teils wiederum einer Depression ähneln. Eine ärztliche Begleitung ist also sinnvoll. Ein Artikel im Spektrum der Wissenschaft ist für Interessierte vielleicht interessant "Die dunkle Seite der Stimmungsaufheller"

@Nico N., ich hoffe du hast schon einen Ansatz für deine Pso gefunden. Nach deiner Beschreibung ist es auf jeden Fall gut, wenn du sofort Hilfe suchst und nicht auf einen Termin bei einem Dermatologen wartest. Es gibt Akut-oder Polikliniken wo dir auch zeitnah geholfen werden kann. Nimm deinen Mut zusammen und geh hin. Du hast schon viel ausgehalten - da schaffst du das auch! Erfolg.

 

Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb Spätberufene:

Am Ende muss doch jeder selbst, nach reiflicher Information und  Überlegung sowie hoffentlich guter ärztlicher Beratung, ... 

Und genau hier greift der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Wie viele Stimmen haben allein hier im Forum ihren Leidensweg samt Arzt-Hopping beschrieben. Und wo genau erhält man diese ausführliche Information, damit man abwägen kann? Mein Rheumatologe zB hat nix zu den Nebenwirkungen verlauten lassen. Selbst als ich sie hatte, hat er bestritten, dass dem so ist. Überhaupt habe ich noch keinen Arzt erlebt, der diese erwähnt hätte. Wie Rheumatologe Nr. 1 von 4 meinte: Wenn man den Beipackzettel nicht liest, kriegt man auch keine Nebenwirkungen. Ich finde es sehr deprimierend, dass das immer so hingestellt wird, als wäre alles in Ordnung. Wenn dem so wäre, müssten nicht so viele ständig den Arzt wechseln. 

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Kitty1389:

Und wo genau erhält man diese ausführliche Information, damit man abwägen kann?

Das ist eine gute Frage und du hast recht, es ist schwierig die richtigen Ärzte für sich zu finden. Ich denke aber nicht, dass es hier immer so hingestellt wird, als wäre "alles in Ordnung".

Ärzte sind Menschen - mit allen Stärken und Schwächen.  Es gibt gute und schlechte, engagierte und desinteressierte, welche, die sich weiter bilden und welche die es nicht tun... die Liste ist beliebig fortzusetzen.

Das ist mit ein Grund, warum es gut ist, sich über seine Erkrankung zu informieren. Auch die Zeit zu nehmen und die Arbeit zu machen, den passenden Arzt für sich zu finden. Das gilt ganz besonders für eine chronische Erkrankung.

Und wie macht man das? Woher weiß man, ob der Arzt "gut" ist? Das kann man lernen. Ich hatte schon mehrmals eine Liste gepostet was selbst dazu tun kann. Dazu gehört z.b. ein Liste mit Fragen die man hat zu erstellen, ein Symptom-Tagebuch zu führen (da werden Häufigkeiten und evt. Regelmäßigkeiten deutlich) und auf jeden Fall eine Person seines Vertrauens mitzunehmen.

Und sicher, man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass es anders sein müsste. Ja, das wäre schön. Sich aber gegen Realitäten stemmen tut nur einem selber weh und nicht dem Arzt.

 

 

 

bearbeitet von sia
tippo
Geschrieben
vor 16 Stunden schrieb sia:

Ich denke aber nicht, dass es hier immer so hingestellt wird, als wäre "alles in Ordnung".

...doch, das wird es.

vor 16 Stunden schrieb sia:

Ärzte sind Menschen - mit allen Stärken und Schwächen.  Es gibt gute und schlechte, engagierte und desinteressierte, welche, die sich weiter bilden und welche die es nicht tun... die Liste ist beliebig fortzusetzen.

Das ist mit ein Grund, warum es gut ist, sich über seine Erkrankung zu informieren. Auch die Zeit zu nehmen und die Arbeit zu machen, den passenden Arzt für sich zu finden. Das gilt ganz besonders für eine chronische Erkrankung.

In erster Linie sind Ärzte Ärzte. Sie haben diesen Beruf gewählt und sie haben damit Verantwortung gegenüber dem Patienten übernommen. Das der Patient eine Eigenverantwortung hat ist klar! Ärzte werden für ihre Arbeit bezahlt - und das nicht schlecht - und sie sind verdammt nochmal dazu verpflichtet Patienten über Behandlungen aufzuklären.

Und mal ganz ehrlich,  @sia , nenne doch mal bitte die Realitäten beim Namen, die Du meinst, wenn Du schreibst:

vor 16 Stunden schrieb sia:

Und sicher, man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass es anders sein müsste. Ja, das wäre schön. Sich aber gegen Realitäten stemmen tut nur einem selber weh und nicht dem Arzt.

 

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Ratinacage:

In erster Linie sind Ärzte Ärzte. Sie haben diesen Beruf gewählt und sie haben damit Verantwortung gegenüber dem Patienten übernommen.

in einer perfekten Welt wäre das sicher so, leider ist die Welt nicht perfekt. Die Realität habe ich beim Namen genannt: Ärzte sind Menschen.

Motivation ist in der Regel nicht eindimensional. Ein Teil der Ärzte den Beruf gewählt, weil sie Menschen helfen wollten. Ein Teil, weil sie Ansehen und Prestige erwarteten, ein Teil, weil die Eltern es sich gewünscht haben, ein Teil, weil sie eine bestimmte Person bewunderten, .... und wahrscheinlich noch einige mehr und die meisten haben als Motivation eine Mischung von vielen Gründen.

Da kann man 100 Mal meinen, es müsste anders sein, ist es aber nicht.

Ärzte verdienen zwar nach erstem Augenschein viel – Einsteigergehalt in der Facharztausbildung um die 4.300 Euro brutto. Stellt man dem Gehalt den Einsatz gegenüber dann nivelliert sich das allerdings:

Mindestens 12 Semester Studium (6Jahre), Facharztausbildung nochmal mindestens 5 Jahre. Dem Gehalt stehen dann idR 60-80 Stunden Arbeitszeit, Wochenend- und Nachtdienste gegenüber, oft muss BAföG abbezahlt werden. Nach der Facharztausbildung evt. Praxiseröffnung, die Einrichtung und der Unterhalt sind teuer, Kredite, Arbeitszeiten von selten unter 60 Wochenstunden.

Inzwischen sind wir also mindestens 12 Jahre von der Motivation der Studienwahl (mit 18) gemacht wurde weg.

Man braucht sicher kein Mitleid mit Ärzten haben, aber man muss sie auch nicht verteufeln und allen eine schlechte Arbeitsauffassung unterstellen.

Wer in einer Situation – da ist es egal ob es ein Arztbesuch oder etwas anders ist, jeglichen eigenen Anteil ablehnt und alle Verantwortung von sich abschiebt, macht sich zum Opfer und vergibt jegliche Chance auf die Situation Einfluss zu nehmen.

vor 2 Stunden schrieb Ratinacage:

und sie sind verdammt nochmal dazu verpflichtet Patienten über Behandlungen aufzuklären.

Ja, dazu sind sie verpflichtet. Und es ist das Recht eines jeden Patienten die Aufklärung einzufordern. Das kann man nachdrücklich und unhöflich oder nachdrücklich und höflich tun. Was wird wahrscheinlich mehr Erfolg haben?

Und ein informierter und gut vorbereiteter Patient, am besten mit Begleitung, wird sicher bessere Aussichten haben, als jemand der kaum eine Frage formulieren kann. Und ja, in einer perfekten Welt könnte sich ein Arzt eine Stunde Zeit nehmen und alles erklären. „Verdammt nochmal“ die Welt ist nicht perfekt.

Über Ärzte die sich nicht korrekt verhalten, kann, soll, muss man sich beschweren. Die Ärztekammer hat in jedem Bundesland eine Beschwerdestelle.

Im Übrigen habe ich schon viel mit Ärzten zu tun gehabt, als Patient ebenso wie im Bekannten und Freundeskreis. Und es gibt eben auch eine andere Seite. Von Zwängen und Vorschriften denen Ärzte unterliegen, von Zeitdruck, von Frustration darüber, dass sie ganz anders arbeiten müssen als sie gerne würden und von Patienten mit völlig überzogenen Erwartungen.

Geschrieben (bearbeitet)

Das die Verantwortung des Patienten klar ist hast Du aber schon gelesen? Und mal ehrlich, wenn Du hier die persönlichen "Problemfelder" der Ärzteschaft so "detailiert" schilderst (und die Ärzte als Opfer des Systems skizzierst), dann solltest Du Dich - fairerweise - vielleicht auch mal fragen, wie realistisch es z.B. tatsächlich ist, dass ein Patient immer mit Begleitperson beim Arzt erscheinen kann. Und klar: jeder Patient kann eine Aufklärung über eine Behandlung einfordern - Tatsache bleibt, dass der Arzt verdammt nochmal verpflichtet ist diese  Aufklärung über die Behandlung durchzuführen, und zwar unaufgefordert!

vor 3 Stunden schrieb sia:

Über Ärzte die sich nicht korrekt verhalten, kann, soll, muss man sich beschweren. Die Ärztekammer hat in jedem Bundesland eine Beschwerdestelle.

Wie schreibst Du es so schön: 

vor 3 Stunden schrieb sia:

in einer perfekten Welt wäre das sicher so, leider ist die Welt nicht perfekt.

Und im Übrigen: es liegt nicht allein in den Händen der Patienten etwas zu ändern - Ärzte, die bereits in Kammern und Verbänden zusammengeschlossen sind hätten weitaus bessere Möglichkeiten als Patienten. Wenn hier jemand etwas ändern könnte dann wohl die Ärzteschaft selbst - aber das muss man natürlich auch wollen.

bearbeitet von Ratinacage
  • + 3
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Geschrieben (bearbeitet)
Am Monday, July 22, 2019 um 14:08 schrieb Spätberufene:

nach dem mir bekannten Stand der Wissenschaft machen sie nicht süchtig. Kann und sollte man auf einschlägigen seriösen Medizin-Seiten selbst nachlesen. Wenn Du eine andere Quelle hast, nenne sie doch bitte.

Dann solltest Du den Dir bekannten stand der Wissenschaft wohl mal ein wenig auffrischen und Dir die aktuellen Quellen heraussuchen, denn das wirst Du sicher können. Erst diesen Monat wurde exakt dieses Thema in der Vorlesung Klinische Psychologie behandelt: auch Antidepressiva verfügen als psychoaktive Substanzen über Suchtpotenzial. Im übriegen finde ich diese "von oben herab" Art und Weise, auf die man hier im Forum immer wieder trifft, echt schäbig. Kein Wunder also, dass der eröffner des Themas @Nico N. noch nicht wieder reagiert hat.

bearbeitet von Ratinacage
Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb Ratinacage:

- Tatsache bleibt, dass der Arzt verdammt nochmal verpflichtet ist diese  Aufklärung über die Behandlung durchzuführen, und zwar unaufgefordert!

Dann wünsche ich dir mit deinem "verdammt nochmal" viel Erfolg.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 5 Stunden schrieb sia:

Dann wünsche ich dir mit deinem "verdammt nochmal" viel Erfolg.

Herzlichsten Dank. Schade finde ich allerdings, das Du die sachlichen Aspekte meines Beitrages unkommentiert lässt und Dir lediglich den emotionalen Aspekt herausgepickt hast um darauf zu reagieren. Aber dafür hast Du sicher Deine Gründe. Auch Dir viel Erfolg!

bearbeitet von Ratinacage
Geschrieben

Bei Euren wissenschaftlichen Ausführungen kann ich nicht mithalten, möchte aber mal anmerken, dass es ja gar nicht immer eine ausgewachsene Depression ist und zudem Antidepressiva dafür bekannt sind, dass nicht jedes Medikament jedem hilft. Manchmal geht das sogar nach hinten los. Depressive Verstimmungen, Resignation und Rückzug können auch Reaktionen auf belastende und überfordernde Lebenssituationen sein. Wir sollten von hier aus keine Diagnosen stellen, denn das ist wirklich Sache von Ärzten. Gegen akute Belastung und Überforderung hilft am besten Entlastung also Pause vom Job, reden können und jemand der einem etwas abnimmt. 

  • + 1
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Geschrieben

Ja, die Diagnose ist Sache der Ärzte. Aber informieren kann und sollte man sich, z. B. hier:

www.deutsche-depressionshilfe.de

 

Mit diesem Linktipp möchte ich mich aus der Diskussion verabschieden.

Geschrieben

Herzlichen Dank an Euch alle. Eure Tipps und Hinweise, Empfehlungen und guten Wünsche haben mich aufgebaut und mir gezeigt, dass ich nicht allein bin. Und ich habe auch wieder Hoffnung gefunden, obwohl es schwer ist. 

Leider konnte ich bisher nicht reagieren, da mir einfach die Kraft dazu gefehlt hat. Im Moment wird es langsam besser.

Ich habe mich irgendwie in die Charité geschleppt und einen Arzt gefunden, der sich meine Haut auch endlich mal genau angeschaut hat und es wurden Hautproben mikroskopisch untersucht, eine Blutabnahme gemacht.

Dabei wurde eine Histaminintoleranz festgestellt. Der Arzt nimmt an, dass dies der Auslöser für die Psoriasis ist.

Seit ca. 2 Wochen bin ich auf Diät (Auslassungsdiät oder Eliminierungsdiät) und die Haut im Gesicht hat sich sichtlich gebessert.

Es scheint je gesünder ich mich ernährt habe, mit viel Obst und Gemüse, je schlimmer wurde die Schuppenflechte. Aber das ist mir jetzt erst bewusst geworden. Wer denkt denn daran, dass gesunde Ernährung krank machen könnte.

Die Schuppen haben sich von Tag zu Tag mehr gelöst, die Rötungen verschwanden. Mein Gesicht sieht jetzt wieder fast normal aus. Auf dem Kopf scheint die Schuppung hartnäckiger zu sein, aber hat sich auch etwas gebessert.

Die Diät soll ich jetzt 6 bis 8 Wochen durchhalten. Dann ist der nächste Arzttermin. Und dann muss ich erstmal sehen, wie ich mich weiterhin ausgewogen ernähren soll, wenn vieles Gesunde nicht mehr "essbar" für mich ist und dadurch wieder die Psoriasis ausbricht.

Hat jemand von Euch von einem Zusammenhang von Psoriasis und Histaminintoleranz gehört?

Nochmals vielen lieben Dank an Euch alle für Eure Unterstützung.

Nico

Geschrieben

Die Frage nach der Histaminintoleranz kann ich zwar nicht beantworten, aber es freut mich zu hören, dass du den Weg in die Charité gemacht hast und es dir schon besser geht. 

Geschrieben

Hallo Nico

Ja, ich habe auch beides- Pso und HIT...

Was davon aber Henne ist , und was Ei kann mir keiner sagen.

Meine Logik: Pso produziert natürlich Unmengen von Histamin im Körper. Wenn man eine Abbaustörung hat, egal ob durch Enzymmangel oder Mikrobiomstörungen,  kann jeder Krümel weiteres Histamin aus der Nahrung "das Fass zum Überlaufen bringen".

Es gibt dazu sehr gute Literatur. Ärzte interessieren sich leider noch nicht so sehr für das Thema ( meine Erfahrung).

Unter der strengen Ernährung hat sich meine Haut nur am Körper gebessert, die Hände interessieren sich leider nicht dafür. Zusätzlich kam zu allem Übel auch noch eine Casein Allergien (Milcheiweiss). Ich habe aber über die Krankenkasse eine gute Ernährungsberaterin gefunden,  die mir trotz allem Wege zu einer ausgewogenen Ernährung aufgezeigt hat.

Ich drücke dir die Daumen!

Schwäbische Grüße vom halben Zwilling

Geschrieben
Am 30.7.2019 um 10:33 schrieb Nico N.:

Herzlichen Dank an Euch alle. Eure Tipps und Hinweise, Empfehlungen und guten Wünsche haben mich aufgebaut und mir gezeigt, dass ich nicht allein bin. Und ich habe auch wieder Hoffnung gefunden, obwohl es schwer ist. 

Leider konnte ich bisher nicht reagieren, da mir einfach die Kraft dazu gefehlt hat. Im Moment wird es langsam besser.

Ich habe mich irgendwie in die Charité geschleppt und einen Arzt gefunden, der sich meine Haut auch endlich mal genau angeschaut hat und es wurden Hautproben mikroskopisch untersucht, eine Blutabnahme gemacht.

Dabei wurde eine Histaminintoleranz festgestellt. Der Arzt nimmt an, dass dies der Auslöser für die Psoriasis ist.

Seit ca. 2 Wochen bin ich auf Diät (Auslassungsdiät oder Eliminierungsdiät) und die Haut im Gesicht hat sich sichtlich gebessert.

Es scheint je gesünder ich mich ernährt habe, mit viel Obst und Gemüse, je schlimmer wurde die Schuppenflechte. Aber das ist mir jetzt erst bewusst geworden. Wer denkt denn daran, dass gesunde Ernährung krank machen könnte.

Die Schuppen haben sich von Tag zu Tag mehr gelöst, die Rötungen verschwanden. Mein Gesicht sieht jetzt wieder fast normal aus. Auf dem Kopf scheint die Schuppung hartnäckiger zu sein, aber hat sich auch etwas gebessert.

Die Diät soll ich jetzt 6 bis 8 Wochen durchhalten. Dann ist der nächste Arzttermin. Und dann muss ich erstmal sehen, wie ich mich weiterhin ausgewogen ernähren soll, wenn vieles Gesunde nicht mehr "essbar" für mich ist und dadurch wieder die Psoriasis ausbricht.

Hat jemand von Euch von einem Zusammenhang von Psoriasis und Histaminintoleranz gehört?

Nochmals vielen lieben Dank an Euch alle für Eure Unterstützung.

Nico

Hallo Nico, 

na das klingt doch schon ganz anders als am Anfang :-) sehr schön! Gut, dass Du nun einen Arzt finden konntest und mit der Ernährung und der Auslassdiät wünsch ich Dir ganz viel Erfolg - Tipps hierfür hast Du ja sicher schon bekommen bzw. gefunden. Allerdings gilt auch bei der Ernährung, ähnlich und vielleicht sogar noch mehr als bei den Medis: was dem einen hilft, kann dem anderen schaden. Also verlass Dich auch nicht zu sehr auf alles was Du gerade im Internet zu lesen bekommst. Schau auf Dich, was Dir gut bekommt und was nicht und richte Dich dann am besten nach Deinen eigenen Erfahrungen - was natürlich nicht heißen soll, dass Du Dir keine Anregungen im Netz holen kannst.

Weiterhin viel Erfolg.

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