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Pflegenotstand


Gast kaschek

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Geschrieben

Zahlen die nachdenklich machen: Es wird in den nächsten Jahren zum Kollaps kommen, da der Pflegenotstand jetzt schon spürbar ist. Die zunehmenden Zahlen demenziell erkrankter Menschen sind erschreckend hoch. Weltweit sind 35 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, in 20 Jahren wird sich die Zahl verdoppeln und bis 2050 wird es weltweit 115 Millionen Erkrankungen geben. geben. Ab dem 85. Lebensjahr wird jeder 2. dement. Wer soll die pflegen? Wer soll uns pflegen? Das Heim in dem ich arbeite, werde ich mir ganz sicher nicht leisten können. Einige Senioren leben teilweise schon über 10 Jahre bei uns. Wer soll das in der Zunkunft bezahlen? :unsure:

"Demenz ist der Preis, den die Menschheit für die höhere Lebenserwartung zahlt"

Drauzio Varella, brasilianischer Onkologe:

"In der heutigen Welt wird fünfmal mehr in Medikamente für die männliche Potenz und Silikon für Frauen investiert als für die Heilung von Alzheimer Patienten.

Daraus folgernd haben wir in ein paar Jahren alte Frauen mit großen Titten und alte Männer mit hartem Penis, aber keiner von denen kann sich daran erinnern wozu das gut ist."

Traurige Wahrheit.

Immerhin hat der Gesetzgeber erkannt, dass Pflege allein nicht ausreicht, sondern dass mit Zuwendung sehr viel erreicht werden kann. So wurde das Geld für die Betreuung von 400 Euro jährlich auf 1200 - 2400 Euro pro Jahr erhöht. Je nach Schwere der Erkrankung. Geld, das auch privat bei den Pflegekassen beantragt werden kann, für Leute die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Allerdings wissen das viele Angehörige nicht. Rechnet man das pro Tag aus, so billigt man den Kranken 20 Minuten! täglich Beschäftigung bzw. Betreuung zu. Dabei geht noch 1/3 meiner Arbeitszeit täglich für die Dokumentation drauf.

Ein Thema, das uns alle betreffen wird.

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

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Geschrieben

Hallo Kaschek,

ich kenn das . Bevor ich an die Schule gewechselt bin (abgeworben), war ich in der Geronto-Psychiatrie. Die Dokumentation hab ich in meiner Freizeit gemacht, um mehr Zeit für die Alzheimer -Patienten zu haben. Es ist ja nicht nur ein schwerer Job, auch ein sehr Erfüllender. Ich hatte eine Dame betreut, die wunderbar malen konnte und ihre Kinder wollten keines ihrer Bilder. Ich habe mir eines schenken lassen, hängt nun bei mir in der Wohnung.

Eines konnte ich mir nie abgewöhnen: Ich habe die Leute zu sehr ins Herz geschlossen und wenn einer starb, hab ich mich nicht mehr eingekrigt, vor Heulen. Ein Opi machte mir täglich einen Heiratsantrag, der Alzheimer-Patient war so ein Vornehmer, ganz lieber. Eines morgens komm ich an seinem Zimmer vorbei - leer. Ich wollt am Liebsten wieder nach Hause fahren, so erschüttert war ich.

Und wenn ich jetzt dran denke, daß immer Heime voll dementer Leute sind, aber das Geld für Heime zusammengestrichen wird, immer weniger Personal da ist, gruselt mir :wacko:

Geschrieben

hallo, kaschek und Fuchs -

ja, das ist wirklich ein Thema, über das ich auch schon lange nachdenke. Zum Glück oder auch Unglück lebe ich allein, habe zwar einen Lebensgefährten - wir haben Patientenverfügungen geschrieben, wie wir im Demenzfall oder auch als Komapatient behandelt werden möchten - wichtig für uns beide ist, keine lebensverlängerten Behandlungen.

Mein Ex-Mann und ich haben Schwiegereltern und meine Eltern verloren, es war nicht schön. Wir haben sie gepflegt, selbstverständlich mit einem Pflegedienst - anders war es nicht möglich, denn mein Mann war oft die Woche über beruflich nicht zu Hause und ich habe damals noch ganztags gearbeitet. Meine Eltern wohnten in Bremen und wir haben die untere Etage unseres Hauses umgebaut, also Rollstuhlgerecht - Türschwellen raus, Haltegriffe in der Toilette usw.

Ja, die Pflegedientbeschäftigten haben es wirklich nicht leicht - der Bruder meines EX-Mannes ist schwerbehindert, kann aber Dank eines Betreuers und mit Hilfe, die dreimal täglich kommt, allein leben.

Die Kosten steigen, nicht nur bei der Pflege - ich mag nicht an später denken, ein kleines Blutgerinsel reicht und man ist auch behindert -

ehrlich gesagt sind mir die Kosten dann egal - Hauptsache ist, dass man schmerzlos sterben kann. Und das sollte jedem Menschen zukommen.

ein sehr emotionales Thema -

nette Grüsse sendet - Bibi -

Geschrieben

Hallo Fuchs und Kaschek! - Und hallo Bibi, Dein Beitrag war noch nicht da, als ich zu schreiben begonnen habe.

Hier bahnt sich eine menschliche Tragödie an. Leider steht bei der Bewertung von pflegerischen Leistungen der sachliche Teil immer noch sehr im Vordergrund, während vergessen wird, dass hier kein Gegenstand bearbeitet wird sondern ein Mensch versorgt wird. Wer hier in der Pflege arbeitet und nicht zur Zynikerin / zum Zyniker geworden ist, merkt die Not und wird auch darunter leiden.

Aus eigener Erfahrung kenne ich aus meiner klinischen Zeit ein wenig die Psychogeriatrie und private Altenheime. Für mich selbst hoffe ich, dass ich sterbe, bevor ich dement werde. Wenn ich das genau von mir wüsste, würde ich mich rechtzeitig umbringen. In der Psychogeriatrie war die personelle Ausstattung recht gut. Aus den Altenheimen kenne ich es, dass trotz Klingelns niemand kam, wenn eine Verwandte von mir, die im Altersheim war, auf die Toilette musste. Bei Bettlägerigen kam es immer wieder zum Dekubitus. Vieles passierte, weil die Altenpflegerinnen und -pfleger überfordert waren.

Nachfragen und Beschwerden führten aufgrund dieser Situation nur vorübergehend zu Verbesserungen.

Um den zu erwartenden Notständen zu begegnen wird es notwendig sein, sich gute Strategien zu überlegen. Die Unterbezahlung der Pflegeberufe kann nicht die Lösung sein, andererseits wird es nötig sein Wege zu finden, dass das Ganze bezahlbar bleibt. Vielleicht werden wir eines Tages statt zum Militärdienst zum Pflegedienst rekrutiert.

Grüße von Kuno

Geschrieben

hallo, Kuno -

ich wollte es nicht so drastisch ausdrücken, aber ich gebe dir vollkommen Recht - wenn ich hilflos bin und noch eine Hand bewegen kann, dann bringe ich mich um - oder ich lasse mich nach Holland bringen zwecks Sterbehilfe, falls ich meinen Wunsch dann noch äussern kann.

In Bremen gibt es ein Sterbehospitz, das hat einen sehr guten Ruf - die Menschen werden dort schmerzfrei gehalten und dämmern dem Tod entgegen -

puh, ein sehr emotionales Thema - ich muss erst mal tief durchatmen -

nette Grüsse sendet - Bibi -

Geschrieben (bearbeitet)

Ich würde jedem jungen Menschen abraten heute in die Pflege zu gehen. Obwohl es ein schöner Beruf mit Zukunft ist. Zu schlecht bezahlt und wenn ich bei uns die Pflegerinnen sehe, was die für einen Knochenjob machen. Manchmal tun sie mir wirklich leid. Die Schwestern sind teilweise gefrustet, weil sie die Menschen wie Maschinen versorgen müssen. Für Zwischenmenschliches ist keine Zeit. Jede Tätigkeit wird minutiös abgerechnet. Und wir Therapeuten haben 20 Minuten pro Tag und Bewohner.

Auf einer Schulung vor ein paar Wochen erzählte die Dozentin, die früher selbst in der Pflege gearbeitet hat, dass bei einer MDK Prüfung, die Prüferin beanstandete, dass einer alten Dame nach dem Essen die Hände gewaschen wurde. Nach Ansicht des MDK überflüssig, da die Dame ja das Essen gereicht bkeomme. :(

Unser System ist wirklich bescheuert. Für den MDK zählt nur die Dokumentation. Nur, was in der Doku steht ist die Wahrheit. Die sehen sich nicht die Menschen an. Ein Beispiel: Steht in der Pflegeplanung der Patient wird Montags geduscht und die Pflegekraft vergisst die Doku, dann wurde der Patient auch nicht geduscht. Anders herum: Duscht sie ihn nicht, macht aber denoch in der Doku den entsprechenden Eintrag, dann wurde der Patient für den MDK geduscht. Und alles ist in bester Ordnung. Nirgends wird soviel gelogen, gerade auch bei Trinkmengen u.s.w.

Bei den neuen MDK Prüfungen werden Noten nach dem Schulsystem vergeben, die Ergebnisse im Internet veröffentlicht. Hätte ich ein Elternteil in ein Heim zu geben, würd ich mich niemals auf diese Beurteilungen verlassen.

http://www.pflegelotse.de/%28S%28ltbwu245a31vj2bshzty5z55%29%29/presentation/pl_suche.aspx

Ein junger Pfleger sagte mir neulich: Ich werde niemals Demenz bekommen, weil ich hoffentlich vorher an Lungenkrebs sterbe. :unsure:

Jetzt werden wir dank der Medizin steinalt und sitzen verblödet in Heimen herum, wo sich niemand mehr um uns kümmert.

bearbeitet von kaschek
Geschrieben

Hallo,

mein Mann und ich haben auch eine Patientenverfügung. Wir wollten seine Mom übereden, Eine zu verfassen, keine Chance. Sie sagte immer, daß ich schon das Richtige tun würde. Doch was ist richtig, was wünscht sich ein geliebter Mensch, der nie drüber spricht?

Eines Morgens riß Schwiegermama ein Hirngefäß, alle 4 Ventrikel waren eingeblutet, nach kurzer Zeit fiel sie in ein tiefes Koma. Das war vor 10 Jahren. Hätte sie eine Patientenverfügung gehabt, wäre sie nie von der Intensiv in eine Spezialklinik geflogen worden. Mein Mann wurde nicht um seine Meinung gefragt. Ärzte entschieden. In der Neurochirurgie wurde eine Ableitung gelegt, nach 14 Tagen kam sie auf die Intensiv zurück. Von da auf eine Pflegeintensiv-Station im Altenpflegeheim. Von anfang an wußten die Ärzte, daß Mom nie wieder aufwacht, nie wieder mit uns Karten spielt, die Wochenenden mit uns verbringt, über die Streiche der Katzen lacht, im Pool ihre Freude hat.

Nie und nimmer hätte ich der OP zugestimmt, Mom hätte ihren Frieden. Nun liegt Schwiegermama da, in sich gefangen, hört meine Stimme, kann nicht antworten, lächelt, wenn ich sie leicht massiere oder singe oder macht laute Schnarchgeräusche, als ob sie gar nichts mitbekommt. Es ist immer anders. Warum hat niemand mit uns gesprochen? Wir bekamen gesagt, daß keine Patientenverfügung da war, also treffen Ärzte die Entscheidung. Das kann echt nicht sein, wenn Angehörige erreichbar sind.

Es ist nicht nur für den Komapatienten schlimm, in sich gefangen zu sein, tod zu sein, und doch zu leben, zu leben, und doch irgendwie bereits tod zu sein. Die Angehörigen leiden auch und die Behörden, die die Betreuer kontrollieren, daß alles seine Ordnung geht, schicken vorgedruckte Post raus, nur das Datum und der Ort wird eingesetzt. Niemand liest über den Text. Und so bekommt meine Schwiegermama 2 mal im Jahr Post, daß Konto und Pflege geprüft werden, und sie möchte doch bitte anwesend sein. Wo soll sie schon sein, in der Eckkneipe, ein Bier schlürfen par enteral?

Und wenn ich dann sehe, wie oft das Pflegepersonal wechselt, überhaupt zu wenig Leute in dem Heim arbeiten und im Gegensatz dazu sich die Politiker mehr Diäten gönnen, alles abrechnen dürfen, was uns verwehrt wird und dann frech sagen, daß die Bevölkerung überaltert und das Geld nicht reicht, könnt ich glatt bei Tante Merkel und Co übern Tisch springen (wenn das meine Gelenke zulassen ). Die Obersten in Berlin gönnen sich immer mehr von dem Geld, was die arbeitende Bevölkerung schwer verdient hat und zur Pflege reicht das Geld nicht. Das kann nicht gerecht sein.

Geschrieben

Für mich selbst hoffe ich, dass ich sterbe, bevor ich dement werde. Wenn ich das genau von mir wüsste, würde ich mich rechtzeitig umbringen.

Wenn du es dann noch kannst, dazu in der Lage bist! Es vergeht kein Tag an dem ich den Satz: Ich will sterben oder bitte helfen sie mir, ich möchte endlich sterben, höre.

Was die Toilettengänge betrifft, so werden die alten Menschen einfach gezwungen in die Windel zu machen. Bei einer fortgeschrittenen Demenz merken sie es nicht mehr. Da ist dann auch der Bezug zu menschlichen Ausscheidungen nicht mehr vorhanden. Warum nicht die Dinge beim Namen nennen: Wir haben eine Frau, die macht regelmässig Frikadallen. Es ist halt so, wie es ist.

Im Anfangsstadium merken sie schon den Blasen- oder Darmdrang. Kein Personal, das mit ihnen die Toilette aufsucht. Das ist schrecklich und sie sind völlig verzweifelt. Bei uns ist es eigentlich recht gut. Aber z.Zt. sind viele PKs krank, überarbeitet, nervlich am Ende. Die, die noch da sind und arbeiten, sind fix und fertig. Wir fordern ggl. Zeitarbeiter an, die kommen aber meist nicht. Stellenanzeigen sind sinnlos, es bewirbt sich niemand. Oder eben nicht qualifiziert.

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