„ Schlaf und Juckreiz „
Es gibt drei Schlafphasen die sich immer wieder wiederholen: den Leichtschlaf, den Tiefschlaf und den REM-Schlaf. In der ersten Hälfte der Nacht überwiegt der Tiefschlaf, in den frühen Morgenstunden eher der REM-Schlaf. Hier träumt man dann auch mehr. Im Durchschnitt durchlaufen wir vier bis sechs Schlafzyklen, von denen jeder ca. 90-100 Minuten dauert, mit unterschiedlich verteilten Anteilen der Schlafphasen.
Nächtlicher Juckreiz kann in allen drei Schlafphasen auftreten, in Studien zeigte er häufiger in der Leichtschlafphase – das Einschlafen fällt bereits häufig schwer. Im Tiefschlaf ist der Körper ein bisschen im Standby, man hat verminderte Wahrnehmung für Sinnesreize und entsprechend auch weniger Juckreiz, wenn man einmal im Tiefschlaf ist. Dieser wird aber leider im Verlauf der Nacht weniger.
Juckreiz in der Nacht sorgt für Schlafstörungen. Es gibt verschiedene Erklärungen warum, Menschen, die bereits unter Juckreiz leiden, nachts eine Zunahme des Pruritus bemerken. Juckreiz kann nachts ohnehin auftreten, verschiedene Mechanismen des Körpers begünstigen nächtlichen Juckreiz. Nachts sind viele Schlüsselfunktionen der Haut verändert, beispielsweise ist die Kerntemperatur des Körpers am frühen Abend am höchsten. Dies führt zu weitgestellten Blutgefäßen zur Wärmeableitung, was eine vermehrte Hautdurchblutung und einen Temperaturanstieg in der Haut bedingt. Dadurch kann ein Juckreiz ausgelöst werden Auch die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes und der Hautbarriere spielt eine Rolle, die Haut ist im Schlaf durch einen Wasserverlust etwas durchlässiger, wodurch es zu Irritationen und dem Eindringen proigener Substanzen in die Haut kommen kann, ähnlich wie bei einer Barrierestörung.
Auch psychische Faktoren und molekulare Transmitter können den Schlaf beeinträchtigen, so zum Beispiel die zirkadianen Rhythmen, die meist in einem 12 oder 24h-Rhythmus erfolgen. In der Nacht haben wir häufig die meiste Ausschüttung von Entzündungstransmittern wie Zytokinen oder Interleukinen, die teilweise auch bei entzündlichen Hauterkrankungen relevant sind, und von Prostaglandinen, den Nervenwachstumsfaktoren. Auch das merkt die Haut und kann mit vermehrtem Juckreiz reagieren.
Nächtlicher Juckreiz kann auch psychische Faktoren haben. Menschen mit chronischem Juckreiz haben häufiger Stress und Depressionen wegen der Hauterkrankungen. Diese psychischen Erkrankungen führen häufig auch zu einem veränderten Schlafmuster. So kommt man schnell in einen Teufelskreis: man hat durch den Juckreiz Probleme mit der Menge und Qualität des Schlafes, was unter anderem eine vermehrte Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche oder Veränderungen der Essgewohnheiten mit sich ziehen kann. Dies begünstigt dann auch die Entstehung einer Depression oder depressiver Episoden.
Neben ganz vielen verschiedenen Hauterkrankungen, unter Anderem der atopischen Dermatitis (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte), Urtikaria (Nesselsucht) oder der prurigo nodularis können auch Bettwanzen oder nicht-dermatologische Auslöser wie Lebererkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Erkrankungen des blutbildenden Systems, neurologische oder psychische Ursachen oder Substanzmissbrauch der Grund für nächtlichen Juckreiz sein. Die Möglichkeiten, das Jucken zu stoppen, hängen sehr von der Ursache ab – man sollte sich wirklich ganz individuell damit befassen, wo der Juckreiz herkommt, um dann entsprechend handeln zu können.
Neben medikamentösen Therapien für Menschen mit chronischem Pruritus für verbesserten Schlaf und Lebensqualität gibt es auch einige andere Tipps, die die Schlafqualität verbessern können.
- 4-6h vor dem Schlafengehen: Vermeiden des Konsums koffeinhaltiger Getränke: die Halbwertszeit von Koffein ist hoch, es verbleibt 4-8h an den Rezeptoren im Gehirn und auch danach noch im Körper
- Vermeiden von Rauchen während des Zubettgehens und Nachts: durch das Rauchen wird die Luftqualität beeinträchtigt, außerdem stellt es eine zusätzliche Belastung für den Kreislauf dar
- Kein Konsum alkoholischer Getränke vor dem Schlafen: die Schlafqualität wird durch Alkohol deutlich herabgesetzt
- Keine schweren Mahlzeiten am Abend, eher leichte Nachtmahlzeiten
- Lichtquellen, Lärmgeräusche und extreme Temperaturen eliminieren; hierzu gehört auch das Blaulicht durch Handy und Fernseher
- Erst schlafen gehen wenn man sich müde fühlt, nicht weil man schlafen möchte – es führt zu Frust, sich zu zwingen. Wenn man nach 15-30 Minuten merkt, dass man nicht schlafen kann sollte man aufstehen, in einen anderen Raum gehen, sich ablenken (man könnte zum Beispiel etwas lesen, Geräte wie das Handy oder den Fernseher sollte man nicht nutzen) oder etwas trinken; das kann man mehrmals wiederholen, wenn das Schlafen dann immer noch nicht klappt
- Aufbau einer morgendlichen Routine mit einer festen Zeit, zu der man aufsteht
Psychische Ursachen brauchen auch teilweise eine psychologische Intervention, durch die man therapeutische Verfahren und Techniken erlernen kann. Hierzu zählen unter anderem die die kognitive Fokussierung um beruhigende, angenehme Gedankenbilder zu fokussieren oder der Gedankenstop aus der Verhaltenstherapie zum Unterbrechen von sich wiederholenden oder belastenden dysfunktionalen Gedanken, eine Stressbewältigung oder Entspannungstherapie. Wenn Schlafstörungen psychisch bedingt sind, sollte man sich bei Bedarf um eine Psychotherapie bemühen, um Abhilfe schaffen zu können.
Zusammenfassung Amelie Weydringer
Referent Herr Hansen – Skinhealth Campus
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