Ich durfte den BER testen – und so war es
Vor Ewigkeiten schon gab es einen Aufruf: Wer den BER testen will, solle sich melden. Gesucht wurden insgesamt 25.000 Leute, verteilt auf mehrere Termine. Bei der Menge rechnete ich mir eine reale Chance aus, dabeisein zu können. So meldete ich mich an. Rolf tat es mir nach.
Dann kam Corona und ich dachte, der Test würde bestimmt abgeblasen. Wurde er aber nicht, nur die Teilnehmerzahl wurde verringert. Aber man musste sich noch einmal bewerben. Wieder wurde unsere Teilnahme bestätigt – und so ging es am 20. August erst mal bis zum S-Bahn Flughafen Schönefeld und von dort mit Sonderbussen zur BER-Baustelle.
Wir wurden schubweise ins Gebäude gelassen, natürlich nur mit Maske. Die sollten wir ab da den ganzen Tag aufbehalten und nur zum Essen und Trinken kurz mal absetzen.
Jeder bekam seinen Reiseplan für den Tag. Unsere Aufgabe: die Abläufe testen, also so tun, als würde man wirklich abfliegen oder ankommen. Außerdem sollte man im Flughafen selbst alles angucken und aufschreiben, wenn etwas unlogisch oder nicht klar genug gekennzeichnet ist.
Mein erster (imaginärer) Flug sollte nach Poznan gehen. Dafür nahm ich mir einen Koffer vom Gepäckband und los ging's: Auf der Abflug-Tafel suchte ich den Check-in-Schalter, zeigte dort meine "Flugunterlagen", gab den Koffer auf, ging durch die Sicherheitskontrolle... alles, wie bei einem richtigen Flug eben. Die Sicherheitskontrolle funktioniert, das können wir bestätigen: Die Mitarbeiter fanden prompt das Taschenmesser, das Rolf im Rucksack hatte, weil er es einfach immer dabei hat (man könnte ja mal einen Apfel schälen müssen!)
Weil Rolf das Taschenmesser dann wegbringen und nochmal durch die Kontrolle musste, hatten wir es dann eilig, zum Gate zu kommen. Ein bisschen konnten wir uns aber schon mal links und rechts umschauen. Das meiste ist fertig, an einigen Ecken wird noch gebaut. Café-Tische stehen, in Folie eingewickelt, bereit.
Am Gate stiegen wir in einen Bus, der uns zum Flugzeug bringen sollte. Der Bus fuhr los – an der Stelle war der erste Test dann zu Ende. Wir stiegen also nicht wirklich in ein Flugzeug. Vielmehr gab es dann eine Tour über das Flugfeld, eine Art Stadtrundfahrt.
Es ging zurück zum Terminal, wir waren nun imaginär gerade beim Rückflug gelandet. Nun hieß es, das richtige Gepäckband zu suchen, und los ging die zweite Test-Runde. Diesmal sollte mein imaginärer Flug nach Grenoble gehen, und mir war Sperrgepäck verordnet worden, das ich am entsprechenden Sonderschalter aufgeben sollte. Hier gab es ein bisschen Hin und Her, weil mein Sperrgepäck zwei Kilo schwerer war, als es am Checkin-Schalter notiert worden war. Ich aber konnte noch froh sein: Ein anderer Komparse musste eine Hochsprung-Stange als Sperrgepäck aufgeben. Niemand wusste, wie lang die war und niemand wusste, wie lang Sperrgepäck maximal sein darf.
In den Abläufen fanden wir nicht viel zu "meckern". Eher waren es Wegweiser, die wir nicht klar genug fanden – Symbole, die wie Toiletten-Hinweise aussahen, sollten zu den Aufzügen weisen, solche Sachen. Oder die Abfahrttafel für die Bahn: Da ist nur recht klein ein DB-Symbol zu sehen. Wer zum Beispiel als Tourist nicht weiß, dass DB die Bahn ist, könnte daran scheitern. Ein Zug-Symbol wäre sinnvoller. Ja, das klingt nach Kleinkram, aber wir waren ja zum "Meckern" eingeladen. Und dass es an den Sitzen an den Gates keine USB-Buchsen zum Aufladen gibt, wussten wir vorher – der Flughafen wurde schließlich zu einer Zeit geplant, als das noch nicht so weithin üblich war.
Um einen Trinkbecher, ein Schlüsselband, eine Plastikkarte reicher wurden wir am Nachmittag wieder entlassen. Es hat Spaß gemacht – und so viele Gelegenheiten, den BER vor Eröffnung zu sehen, werden wir wohl (hoffentlich) nicht mehr haben.
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