Psoriasis-Behandlung in Ost und West
Ich durchforste gerade ältere Unterlagen – und stieß dabei auf einen Bericht von mir darüber, wie sich meine Therapie der Schuppenflechte in den letzten 25 Jahren verändert hat. Ich denke, das passt zum heutigen Tag der deutschen Einheit.
Wie ich den Wandel erlebte
Mit der Schuppenflechte bin ich groß geworden, in Berlin-Pankow, damals noch DDR. Lange waren die Hautärzte unsicher, ob es sich bei meiner Hauterkrankung um eine Psoriasis oder ein Ekzem handelt. Die Diagnose kris- tallisierte sich erst allmählich heraus. Weil die Hauterkrankung hartnäckig eine langfristige Verbesserung verweigerte, wurde ich irgendwann vom Hautarzt in die Poliklinik der Charité überwiesen. Dort sollte ich fortan öfter mehrere Stunden verbringen, aber auch Wochen auf Station. Meine Eltern haben irgendwann nachgerech- net: Am Ende meiner Schulzeit hatten sich meine Fehlzeiten wegen Kuren und Krankenhausaufenthalten auf ein ganzes Schuljahr summiert. Das Abitur legte ich trotzdem ab.
Ich wollte danach an der Universität in Leipzig Journalistik studieren. Dafür musste zuvor eine Auswahlwoche absolviert werden – in einem Internat. War ich vorher einer Diskriminierung erst in der Oberschulzeit begegnet, sollte ich nun richtig erfahren, was das heißt: Als ich im Internat ankam, be- stellte man mich zum Gespräch. Ich sollte beweisen, dass meine offensichtliche Hauterkrankung an den Händen nicht ansteckend ist. Damit hatte ich nicht gerechnet und daher auch keine Bescheinigung mitgebracht. Eine nachträgliche Beschwerde beim Ministerrat der DDR half nur so viel, dass mir ein berufsbegleitendes Fernstudium in der Außenstelle in Berlin ermöglicht wurde. Das begann 1988 – und dann kam die Wende dazwischen.
Die Therapiemöglichkeiten haben sich seit dem Mauerfall 1989 dramatisch geändert, und das nicht nur wegen des Gesellschaftssystems. Der Stand der Medizin ist heute ein anderer. Vorher waren Teersalben, Bäder in Kaliumpermanganat und mehrmals wöchentlich UV-Bestrahlungen in der Charité an der Tagesordnung. Für ein Kind war es aus heutiger Sicht ganz schön anstren- gend, oft vor dem Unterricht mit der Straßenbahn eine Dreiviertelstunde vom Norden Berlins „in die Stadt“ zu fahren, bei jedem Wetter die zugige, damals sehr breite Invalidenstraße hinunter zur Charité – das sitzt bis heute tief in der Erinnerung. Inzwischen be- komme ich innerliche Medikamente, die ich mir zu Hause spritzen kann.
Manches aber hat sich kaum verändert. Berliner, deren Schuppenflechte hartnäckig eine langfristige Verbesserung verweigert, finden früher oder später auch heute noch den Weg zur Charité. Und: Die Wartezeiten in der Poliklinik sind nicht wesentlich kürzer geworden.
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