"Eine echte Igel-Leistung"
Einmal im Jahr klinken wir uns für fast eine Woche aus unserem Alltag aus, um uns die volle Packung zu geben: Dann hören wir uns an, was es Neues auf dem Gebiet der Dermatologie im Allgemeinen und der Psoriasis im Besonderen gibt. Diese Woche ist jetzt. Wir sind zu Gast bei der Fortbildungswoche der Hautärzte in München. Der Tagungsleiter – diesmal wieder Professor Thomas Ruzicka aus München – ermöglicht es uns, kostenlos dabei zu sein. So viel Fachwissen auf einmal ist für uns nirgendwo zu haben, deshalb ist uns das so wichtig. Was wir hier erfahren, können wir dann hier in der Community, in Artikeln oder in unserer Berliner Selbsthilfegruppe weitergeben.
Einen Überblicks-Artikel wird es Anfang nächster Woche geben. In diesem Blog wollen wir Eindrücke und kurze Ausschnitte festhalten.
Den 1. Preis für den unterhaltsamsten Vortrag hätte gestern Henning Hamm aus Würzburg mit nach Hause genommen, wenn es ihn denn gäbe: Er referierte über Hautprobleme von Jugendlichen, was natürlich an sich gar nicht lustig ist (zumal Jugendliche schon einen Pickel für eine große Katastrophe halten können). Unter den Fällen, die er zeigte, war der einer jungen Frau, deren kleiner Finger nach einer Infektion komplett entzündet war. Verursacher war das Haustier – ein Igel. Und was ist das dann? „Eine echte Igel-Leistung.“ Und das aus dem Munde eines Vertreters genau der Berufsgruppe, die gern als fleißige IGeL-Leistungs-Verkäufer geschmäht wird
Mit einer Igel-Leistung konnte Professor Diamant Thaci aus Lübeck nicht aufwarten. Dafür hatte er aber in seinem Duell (mit dem Rheumatologen Frank Behrens aus Frankfurt/M.) ein Beispiel aus unserer Community im Gepäck – siehe Foto oben. Das Psoriasis-Netz hat es also bis in die Fachtagung der Hautärzte geschafft In seinem Beispiel ging es um eine Studie zu Stelara®, die damals auch an der Uni-Klinik in Frankfurt/M. lief und über die Nutzer hier berichteten.
Fachlich interessant am Duell war indes ein Fakt: Werden genau die gleichen Psoriasis-Patienten von einem Hautarzt und von einem Rheumatologen eingehend untersucht, haben bei ersterem drei Prozent der Leute eine Psoriasis Arthritis. Der Rheumatologe dagegen kommt auf 20 Prozent. Das heißt nun nicht, dass der eine in der Diagnostik schlechter ist, sondern dass der andere einfach mehr Erfahrung und mehr Untersuchungsmöglichkeiten hat.
Ein anderer Fakt aus diesem Vortrag: Während eine Psoriasis an den Nägeln oder in der Analfalte schon häufiger dafür spricht, dass jemand auch eine Psoriasis Arthritis hat, ist das bei einer Psoriasis vulgaris palmoplantaris nicht der Fall.
Beim letzten fachlichen Teil des Tages ging es unter anderem um den Zusammenhang zwischen Haut und Psyche – einen Bereich, der sowohl bei uns Patienten als auch bei den Ärzten mehr Aufmerksamkeit gebrauchen kann. Das gleiche gilt für den Zusammenhang zwischen Haut und Darm. Darüber aber andermal mehr.
Den Abend beschlossen dann ein Zauberer und das richtig gute Quartett „Quadro Nuevo“ – nach so viel Fachwissen zuvor ein guter Ausklang. Das Wetter in München jedenfalls lockte uns gestern keineswegs aus den Sitzungssälen oder gar in einen Münchner Biergarten – denn es regnete. Und regnete. Und regnete. Das muss heute aber anders werden!
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