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Alltagswahnsinn

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Der brave Soldat S. - oder: Das erste Mal


ande71

1.058 Aufrufe

Das hab ich jetzt davon!

Ich sitze unter meinen Kameraden vom Springerlehrgang in einer lärmenden Transall, die einkurvt zum Anflug auf die Absetzzone.

Mir ist schwammig im Bauch. Nicht, weil mir die Düse geht davor, dass ich in Kürze aus der Seitentür eines vollkommen intakten Flugzeuges springe, mein Leben an ein irrwitzig dünnes Stück Nylon hängend, sondern weil mein Innenohr rebelliert, weil ich schnell luftkrank werde, und ich vergessen habe die dämliche Tablette zu nehmen.

Eins ist klar, der Anflug hier muss klappen, es darf kein zu starker Wind in der Absetzzone gehen, denn so wie die Lage sich gerade darstellt, wird es für mein Innenohr, und für den Inhalt meines Magens keinen zweiten Anflug geben.

Aber wenn ich mich so umsehe, scheint es ein paar anderen ähnlich zu gehen. Aber da kanns auch die Aufregung sein.

Ich muss dann doch lachen, weil ich mir vorstelle, wie die Elite des deutschen Heeres vollgekotzt dem Feinde entgegensegelt.

Nun ja….

Die letzten Wochen laufen vor meinem inneren Auge ab. Die Trockenübungen, der erste Sprung vom Turm, und das damit verbundene erleichterte Gefühl, wenn man die Gurte an den Schultern spürt, die einem dann die Gewissheit geben, das man nicht unten aufs Gras schlägt und sich sämtliche Knochen bricht.

Der Pilot hat seine Kurve beendet.

Hinten im Flugzeug wird es hell, die Seitentüren wurden geöffnet.

Es ertönt das Kommando zum Aufstehen und Einhaken.

Vor mir brüllt einer: „ Jetzt geht’s lohos!“

Meine Pumpe geht wie die Sau.

Ein Summer ertönt, vorne setzt Bewegung ein.

Los geht’s!

Je 30 Mann auf jeder Seite des Flugzeugs schuffeln nach vorne zur Seitentür, knallen dem Absetzer an der Tür den Haken in die Hand und machen den entscheidenden Schritt aus der Tür.

Im Schuffeln zur Tür blicke ich aus den Augenwinkeln hoch zum Haken der Reißleine, ob der auch wirklich, also wirklichwirklich in dem Stahlseil eingehakt ist. Er ist es.

Ich bin an der Tür, mache den energischen Schritt hindurch. Die Luft trifft mich mit den 240 km/h, die die Transall fliegt, und reißt mich förmlich aus der Maschine. Irgendwie schaffe ich es noch das Kinn auf die Brust zu drücken. Das ist sehr wichtig, weil es ansonsten passieren kann, dass einem die Gurte des sich öffnenden Fallschirms ziemlich unangenehm an den Kopf, die Ohren schlagen. Schon ziemlich direkt merke ich den Zug an den Schultern. Der Schirm hat sich geöffnet. Ach so….ja, nach oben gucken,……eins-eintausend, zwei-eintau….ach egal, der Schirm ist auf.

Der Lärm in der Transall und des Luftzugs sind einer fast vollständigen Stille gewichen. Entfernt hört man noch die Motoren des Transportflugzeuges, irgendwo plärrt einer, wie geil das doch ist.

Ja, echt geil. Der absolute Hammer!

Das hier war die Mega-Attraktion , die Y-Tours einem bieten konnte.

Ich nehme mir vor mich direkt wieder anzustellen, wenn ich unten bin.

450 Meter Absetzhöhe sind am Schirm relativ schnell überbrückt. Zeit sich auf die Landung vorzubereiten. Füße zusammen, da kommt auch schon der Boden. Abrollen.

Es ist windstill, der Fallschirm fällt in sich zusammen. Mit Wind würde es etwas schwieriger werden ihn zu reffen, im Extremfall zieht einen der gut 80 Quadratmeter große Fetzen quer über den Acker, ohne das man sich da groß dagegenstemmen könnte. Man käme auch gar nicht auf die Füße.

So reffen wir alle unsere Schirme und trotten zum Sammelpunkt. In Grüppchen erzählt jeder seine Eindrücke. Die Begeisterung ist bei jedem groß.

Ich grinse.

Das war geil!!!

Ich will noch mal!

Glück Ab!

Damit ihr euch auch einen bildlichen Eindruck machen könnt, gibts hier noch drei Videos:

Einmal Eindrücke des Lehrganges mit Mussick:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=ivGSgaejkXY&feature=related]http://www.youtube.com/watch?v=ivGSgaejkXY&feature=related[/ame]

Einmal mit Sound:

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]
[/ame]

Und einmal vom Springer gefilmt:

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]
[/ame]

6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Gast Redis

Geschrieben

Hallo ande71,

Hut ab! Ich habe vor jedem respekt, der sich da raus stürzt.

tolle schilderung und schöne bilder.

obwohl... mit wird schon beim zusehn übel.

Ich leide nämlich unter Höhenangst.

Sage immer bei mir: wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass ich fliegen kann wäre ich wohl ein Vogel geworden.... ;)

hmm... ob mastgänse auch fliegen können??? :D

Jedenfalls war es spannend zu lesen.

LG

Margret

baerbel

Geschrieben

Ich bin ja überhaupt kein Bundeswehr-Fan.

Aber du schreibst so toll, dass ich sogar deine BW Geschichten lese ;)

Nur schade......................diesmal nicht auf saarländisch :(

LG Bärbel

Gast Pittiplatsch

Geschrieben

Ne, auf solche Adrenalinkicks kann ich ganz gut verzichten, ich war zwar schon mal in nem Flugzeug aber das stand in Speyer im Technikmuseum.

Möllemann hat das Fallschirmspringen in Deutschland ja erst wieder richtig populär gemacht, schade dass nicht mehr Politiker so einem Hobby frönen.

Wenigstens koschts dich nix und aufm Everest hats dir sicher auch ein paar Vorteile gebracht, denk ich zumindest mal.

Ah ja, ein Spruch der damals bei uns die Runde gemacht hat lautete: Die Deppen vom Heer, die Männer der Luftwaffe und die Herren der Marine.

F.ck the Army!:zwinker-alt:

ande71

Geschrieben

Die Deppen vom Heer' date=' die Männer der Luftwaffe und die Herren der Marine.

[/quote']

Wir Dödels vom Heer hatten wenigstens einen Vorteil, zumindest dann, wenn wir nicht mit irgendwas durch die Gegend gekarrt wurden:

Man sitzt in keiner rollenden, fliegenden oder schwimmenden Konservendose, in der einem von irgendeinem Dödel mit ner Rakete das Licht ausgeknipst wird. Oder wo man nimmer sich wehren kann, weils Geschütz im EImer ist.

Wenn wir nix mehr zu schießen haben, dann haben wir weingstens noch den Klappspaten zum hauen.

:P

Gast Pittiplatsch

Geschrieben

Ich dachte dass Fallschirmspringer zur Luftwaffe gehören aber das war in dem Fall wohl ein Trugschluss.

Der doofe Spruch ist nicht auf meinem Mist gewachsen, die Deppen verteilen sich wohl eher gleichmäßig auf alle 3 Teilstreitkräfte.

Mir war dieser Verein schon am ersten Tag ziemlich unsympathisch, ich steh nicht so auf brüllende und anmaßende Autoritäten.

Unsere Ausbilder haben damals wohl zuviele Vietnam Kriegsfilme angeschaut, war zum Teil echt ätzend wies da abgegangen ist.

Das waren recht teure 15 Monate für mich und n paar meiner Kumpels, einer musste sogar noch 3 Wochen Bau absitzen als wir entlassen wurden.:altes-lachen

ande71

Geschrieben

Ich dachte dass Fallschirmspringer zur Luftwaffe gehören aber das war in dem Fall wohl ein Trugschluss.

Der doofe Spruch ist nicht auf meinem Mist gewachsen' date=' die Deppen verteilen sich wohl eher gleichmäßig auf alle 3 Teilstreitkräfte.

Mir war dieser Verein schon am ersten Tag ziemlich unsympathisch, ich steh nicht so auf brüllende und anmaßende Autoritäten.

Unsere Ausbilder haben damals wohl zuviele Vietnam Kriegsfilme angeschaut, wurden.[/quote']

Über Deppen beim BUnd könnte ich ein Buch schreiben!

:altes-lachen

Zu Adolfs Zeiten gehörten die Fallschirmjäger auch noch zur Luftwaffe.

Luftlandetruppen sind eine eigene Truppengattung innerhalb der Infanterie des Heeres.

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    • Burg
      Hallo @GrBaer185, hier mal die 2-jährige thailändische beobachtende muliticenter PROMPT-Studie mit 300mg Secukinumab, die die Therapie erstmals von Pso, PsA und AS - ankylosierender Spondylitis - unter Alltagsbedingungen beschreibt. PROMPT=Prospective Registry Of MultiPlex Testing Real World Data zur Anwendung von Secukinumab AU=Nadine Kretschmer, Gelbe Liste, 6.12.2024 https://www.gelbe-liste.de/dermatologie/real-world-data-secukinumab Real-Life Data of Secukinuma
    • Margitta
      malgucken Danke dir für die Wünsche, übrigens mein Wichtel Zeisig sitzt alle Jahre im Hausflur, liebe Grüße Gitti 
    • malgucken
      Dankeschön, Gitti. Ich wünsche dir auch eine schöne Adventszeit. 🧑‍🎄
    • Burg
      Noch lieber als Kräuterbonbons lutsche ich Halspastillen mit Isländisch Moos (isla) - diese müssen bei mir Zucker oder Saccharose enthalten, da ich alle Zucker-Austauschstoffe nicht vertrage. Nach dem Lutschen der Pastillen habe ich ein eher trockenes Gefühl im Mund (das ist nicht jedermanns Wunsch) aber das isländische Moos legt sich wie ein Film über die beim Beginn einer Erkältung gereizten Schleimhäute; das ist für mich sehr angenehm und verhindert in der Regel, dass sich der Infekt aus
    • SPONGEBOB
      Lang ists her.    Ja ich freu mich immer noch bei jeder Spritze die ich bekomme.    Dankbar und symtomfrei immer noch.    küsschen… 
  • 17 Juckreiz bei Schuppenflechte

    1. 1. Wie geht Ihr mit dem Juckreiz im Alltag um?


      • Ich nutze hauptsächlich kühlende Hautpflege und Kälteanwendungen (z.B. Cool-Packs).
      • Ich verlasse mich auf Entspannungstechniken und Stressmanagement (z.B. Meditation, Atemübungen).
      • Ich lenke mich aktiv ab und vermeide es, an den Juckreiz zu denken (z.B. durch Hobbys oder Bewegung).
      • Ich wende eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Hausmitteln an (z.B. Cortison plus Meersalzbäder).
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