Der brave Soldat S. - oder: Das erste Mal
Das hab ich jetzt davon!
Ich sitze unter meinen Kameraden vom Springerlehrgang in einer lärmenden Transall, die einkurvt zum Anflug auf die Absetzzone.
Mir ist schwammig im Bauch. Nicht, weil mir die Düse geht davor, dass ich in Kürze aus der Seitentür eines vollkommen intakten Flugzeuges springe, mein Leben an ein irrwitzig dünnes Stück Nylon hängend, sondern weil mein Innenohr rebelliert, weil ich schnell luftkrank werde, und ich vergessen habe die dämliche Tablette zu nehmen.
Eins ist klar, der Anflug hier muss klappen, es darf kein zu starker Wind in der Absetzzone gehen, denn so wie die Lage sich gerade darstellt, wird es für mein Innenohr, und für den Inhalt meines Magens keinen zweiten Anflug geben.
Aber wenn ich mich so umsehe, scheint es ein paar anderen ähnlich zu gehen. Aber da kanns auch die Aufregung sein.
Ich muss dann doch lachen, weil ich mir vorstelle, wie die Elite des deutschen Heeres vollgekotzt dem Feinde entgegensegelt.
Nun ja….
Die letzten Wochen laufen vor meinem inneren Auge ab. Die Trockenübungen, der erste Sprung vom Turm, und das damit verbundene erleichterte Gefühl, wenn man die Gurte an den Schultern spürt, die einem dann die Gewissheit geben, das man nicht unten aufs Gras schlägt und sich sämtliche Knochen bricht.
Der Pilot hat seine Kurve beendet.
Hinten im Flugzeug wird es hell, die Seitentüren wurden geöffnet.
Es ertönt das Kommando zum Aufstehen und Einhaken.
Vor mir brüllt einer: „ Jetzt geht’s lohos!“
Meine Pumpe geht wie die Sau.
Ein Summer ertönt, vorne setzt Bewegung ein.
Los geht’s!
Je 30 Mann auf jeder Seite des Flugzeugs schuffeln nach vorne zur Seitentür, knallen dem Absetzer an der Tür den Haken in die Hand und machen den entscheidenden Schritt aus der Tür.
Im Schuffeln zur Tür blicke ich aus den Augenwinkeln hoch zum Haken der Reißleine, ob der auch wirklich, also wirklichwirklich in dem Stahlseil eingehakt ist. Er ist es.
Ich bin an der Tür, mache den energischen Schritt hindurch. Die Luft trifft mich mit den 240 km/h, die die Transall fliegt, und reißt mich förmlich aus der Maschine. Irgendwie schaffe ich es noch das Kinn auf die Brust zu drücken. Das ist sehr wichtig, weil es ansonsten passieren kann, dass einem die Gurte des sich öffnenden Fallschirms ziemlich unangenehm an den Kopf, die Ohren schlagen. Schon ziemlich direkt merke ich den Zug an den Schultern. Der Schirm hat sich geöffnet. Ach so….ja, nach oben gucken,……eins-eintausend, zwei-eintau….ach egal, der Schirm ist auf.
Der Lärm in der Transall und des Luftzugs sind einer fast vollständigen Stille gewichen. Entfernt hört man noch die Motoren des Transportflugzeuges, irgendwo plärrt einer, wie geil das doch ist.
Ja, echt geil. Der absolute Hammer!
Das hier war die Mega-Attraktion , die Y-Tours einem bieten konnte.
Ich nehme mir vor mich direkt wieder anzustellen, wenn ich unten bin.
450 Meter Absetzhöhe sind am Schirm relativ schnell überbrückt. Zeit sich auf die Landung vorzubereiten. Füße zusammen, da kommt auch schon der Boden. Abrollen.
Es ist windstill, der Fallschirm fällt in sich zusammen. Mit Wind würde es etwas schwieriger werden ihn zu reffen, im Extremfall zieht einen der gut 80 Quadratmeter große Fetzen quer über den Acker, ohne das man sich da groß dagegenstemmen könnte. Man käme auch gar nicht auf die Füße.
So reffen wir alle unsere Schirme und trotten zum Sammelpunkt. In Grüppchen erzählt jeder seine Eindrücke. Die Begeisterung ist bei jedem groß.
Ich grinse.
Das war geil!!!
Ich will noch mal!
Glück Ab!
Damit ihr euch auch einen bildlichen Eindruck machen könnt, gibts hier noch drei Videos:
Einmal Eindrücke des Lehrganges mit Mussick:
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Einmal mit Sound:
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Und einmal vom Springer gefilmt:
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