Regividerm-PR von Dr. Kaske: Profis sind so nich'
Die PR-Agentur Dr. Kaske ist wenige Tage vor der Sendung „Heilung unerwünscht“ in die Pressearbeit für "Regividerm" eingestiegen. Was sie sich aber bisher leistet, sieht so gar nicht nach professioneller PR aus. Der Vorwurf an den Filme-Macher, das ganze wäre ein "genialer Marketing-Coup", passt jedenfalls nicht zu dem, was diese PR-Agentur ihren Adressaten zumutet.
Am 16. Oktober 2009, drei Tage vor der Sendung, bekommen wir die erste Mail. Darin wird auf den Film aufmerksam gemacht. Völlig unhandlich verweist man auf die ARD-Mediathek („damals“ noch mit dem Trailer) - mit einem ellenlangen, schlecht umbrochenen Link. Den PR-Profis scheint unbekannt zu sein, dass es für so etwas entweder Kurz-Links (via bit.ly oder tinyurl) gibt oder man den Link in eckige Klammern setzen muss.
Am gleichen Tag kommt das Ganze noch einmal per Post. Auf die ARD-Mediathek, die man sich unbedingt anschauen soll, wird in gedruckter Form hingewiesen. Das sieht dann so aus: http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/3134360;jsessionid=53ED226BF99FD2C701C16917D10791EB?pageId=487872&moduleId=739072&categoryId=&goto=1&show.
Erwarten die Mitarbeiter von Dr. Kaske ernsthaft, dass sich jemand die Mühe gibt, diesen Link abzutippen?
In diesem Schreiben wird unter anderem auch die „Sendung auf CD“ angeboten. Der gesamte TV-Beitrag auf einer CD? Benötigt man dafür nicht eine DVD mit 4,7 GB? Oder will man einen MPEG-Film in stark verminderter Qualität anbieten? Der WDR (Redaktion „die story“) hat uns wissen lassen, dass Dr. Kaske überhaupt keine Erlaubnis dazu hätte. Eine PR-Agentur, die „Raubkopien“ anbietet? Klingt nicht sehr professionell!
Am Sendetag, dem 19. Oktober, wird noch einmal per Mail an den Beitrag erinnert. Dagegen kann man nichts haben.
Drei Tage später, am 22. Oktober, erhalten wir eine weitere Mail: „Ergänzend zu unserem TV-Tipp erhalten Sie anbei einige Auszüge aus Foren, die zur Sendung ‚Heilung unerwünscht’ im Internet diskutiert wurden.“ Es gibt aber keinen Anhang. Nun kann es immer einmal passieren, dass man so etwas vergisst. Aber irgendwann muss man es merken. Die Mail wird jedenfalls nie korrigiert.
Dafür kommen am 28. Oktober die sechs Tage vorher angekündigten Auszüge aus Internetforen - per Post: 53 akribisch ausgedruckte Seiten mit Beiträgen der verschiedensten Internetportale. Alles wird mit abgedruckt: Die mehr oder weniger geschliffen formulierten Forenbeiträge inklusive der (Privat-) Fotos und Signaturen der Schreiber. Es gibt sinnlose Seiten, auf denen nur irgendwelche Disclaimer oder Formulare zu sehen sind. Der Hauptartikel vom Psoriasis-Netz und die Kommentare dazu werden über mehrere Seiten doppelt abgedruckt. Auf vier Seiten werden aus dem „ForumRomanum“ nicht die Beiträge selbst kopiert, sondern nur die Namen der Schreiber und das Datum. Selbst sachfremde Anreißer auf den Internetseiten („13 Sätze, die ER sich im Bett verkneifen sollte“ oder „11 Hinweise, dass Sie eindeutig betrunken sind“) werden mit ausgedruckt. Ist das wirklich professionelle PR-Arbeit? Darf man es jemanden zumuten, sich durch diese Masse ungefilterter Forumsbeiträge durchzuarbeiten? Müsste man die Forenbetreiber nicht vorher fragen, ob sie mit dem Abdruck dieser manchmal sehr persönlichen Beiträge einverstanden sind? Weshalb gab es keine Zusammenfassung der wesentlichen Positionen?
Während auf der einen Seite rigoros alles kopiert wurde, gab es keine Ausdrucke von kritischen Stellungnahmen. Weder aus dem Psoriasis-Netz noch von Medien wie SPIEGEL online oder dem Hamburger Abendblatt. Auch die Presse-Erklärungen der Patientenverbände wurden nicht mit verschickt. Die waren nämlich überwiegend kritisch. Weil aber nun jeder, der sich mit dem TV-Beitrag „Heilung unerwünscht“ und dem Präparat „Regividerm“ beschäftigt, von dieser Kritik weiß, ist es nicht sehr professionell, sie zu unterschlagen. Besser wäre es gewesen, sie zu widerlegen oder zu kommentieren.
(Und nein - wir haben weder CD noch Unterlagen oder Muster geordert.)
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