Erstens kommt es anders, und zweitens… 5 – oder: Es lebe die Altbausanierung
Mittagschicht! Es gibt nichts was ich mehr hasse, als Mittagschicht!
In der Regel ist die Zeit morgens nie genug, und man hetzt sich ab um alles irgendwie noch unter einen Hut zu bringen. Eine Renovierungsaktion macht dies nicht einfacher.
Ich habe mir angewöhnt, wenn es denn mal möglich ist, vor der Mittagschicht gar nicht erst große Dinge anzufangen. Frühstücken, die notwendigsten Besorgungen im Ort erledigen, kochen, ab zur Schicht.
Mein alter Herr, der mir bei der Renovierung hilft, fummelt für sich alleine. Im Moment sind eh nur Arbeiten dran, bei denen man sich zu zweit auf den Füßen steht.
Kurz bevor ich aus dem Haus gehe, zur verhassten Mittagschicht, kam die Alarmmeldung
„Ande!“ Schon am Tonfall habe ich bemerkt, dass dem pensionierten Inschinör eine Ungereimtheit aufgefallen ist.
Muss das unbedingt jetzt sein?
Ich also um die Ecke zum Bad, da steht er auch schon in der Tür mit dem Meter in der Hand.
„Wasn?“
„Wie haschen du die Glas - Dier bestellt? Das do is nämlich kähn normales Moß. Die do hat jo nur sechsesiebzich fünf!“
In meinem Kopf beginnt die komplizierte Mechanik zu klappern und zu rattern.
„Zja, dann is die nei Dier 10 cm breiter als die alt!“ stelle ich fest. „Mir hann nämlich e Nullachtfuffzehn satiniert Glasdier bestellt!“
„Heischt das dann, dass die nei Dier gar net passt?“ die Auffassungsgabe der Bauherrin ist bemerkenswert.
„ Dann misse ihr anrufe unn die neu Dier im annere Moß bestelle.“ sagt der Inschinör.
„Durch so e schmali Dier komm ich aber net mim Rollstuhl durch!“
Die Bauherrin hat soeben den Vogel abgeschossen!!!! Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen.
„Was haschen du vor?“ frage ich, und lache immer noch.
„Ich denke halt ans Alter!“ meint sie.
„Zja, du Rolli-Pilotin in spe, dan dreh dich mol um unn gugg dir die Trepp ahn. Unn dann sahsche mir, wie du mit deinem Rolli später mol in das Geschoss komme wilschd!“
Wie zum Beweis dafür, dass die Tür zu schmal ist, macht mein Vater einen Bleistiftstrich an die Wand.
„Sondermaß an ner Glasdier….die koschd e Schweinegeld! Mir mache das Loch größer! Alles annere is Quark!“ entscheide ich.
„Langt das dann aach noch mit eure Badmöbel?“ fragt mein Vater.
„Reicht das mit dem Türsturz?“ frage ich.
„Unn mit meinem Wäscheschacht?“ will die Bauherrin wissen.
„Das könne ihr heut middaach rausfinne!“ grinse ich. „Ich muss schaffe!“
Als ich abends um halb elf nach Hause komme ist der Feind überall!
Feiner, weißer Staub. Der ganze Flur ist damit überzogen. Überallhin ist der Mist gezogen. Ein Zeichen dafür, dass mein alter Herr Mauerwerk rausgebrochen hat.
Die neue Tür wird passen. Mit den Badmöbeln, dem Türsturz und dem Wäschehschacht wird es keine Probleme geben.
Für heute und das Wochenende ist erstmal Pause angesagt. Die Ecke, in der Estrich gemacht wurde muss ihre Ruhe haben.
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