Die Selbsthilfegruppe für Neurodermitis&Psoriasis Ostheim vor der Rhön hatte Gelegenheit am Patienteninformationstag des Universitätsklinikums Würzburg am 24.11.2012 teilzunehmen.
Zu unserem großen Bedauern konnten wir nur Teile der Vorträge, die alle für uns nützlich waren, mit nach Hause nehmen.
Hier dir Namen der Vortragenden, deren Ausführungen wir „ausbeuten“ durften:
Dr. Sandrine Benoit, Würzburg
Dr. Dr. Andreas Eggert, Würzburg
Prof. Dr. Matthias Goebeler, Würzburg
Prof. Dr. Wiebke Ludwig, Mannheim
Sabine Schallmayer, Gießen
Dr. Eva Christina Scharbatke, Würzburg
Hier unsere „Jagdbeute“:
Der erfahrene Dermatologe diagnostiziert die Schuppenflechte durch Blicktechnik. Die Haut wird einer sorgfältigen Inspektion unterzogen. Es werden insbesondere neben Ellenbogen und Bauchnabel auch eher verborgene Körperstellen wie Pofalte oder Gehörgang auf Läsionen untersucht.
An verschuppten Hautpartien werden mit einem Holzspatel die weißen Schuppen entfernt. Dann wird die darunterliegende dünne Deckschicht abgeschabt. Es erscheinen Blutströpfchen. Diese Untersuchung ist schmerzarm.
Außenweltfaktoren als Verursacher (nicht Auslöser!) von Psoriasis:
-Streptokokkeninfektion
-Alkohol, Rauchen,Arzneimittel
-Streß
-Mechanische Reize (Beispiele: Kratzen, Tatoo)Je nach Auslöser werden Art und Ausmaß der Therapie gewählt. Minimaltherapie spart: Belastung des Patienten; Aufwand des Therapeuten; Belastung des Kostenträgers. So wenig wie möglich, so viel wie nötig!
Zu Begleiterkrankungen:
Psoriasis ist nicht ansteckend. Ist Psoriasis jedoch als „harmlos“ zu bezeichnen? Hat Psoriasis gar eine systemische Wirkung, zieht sie also im Organismus andere Erkrankungen nach sich?
Es wurden Studien vorgestellt, aus denen ein Zusammenhang von Psoriasis mit anderen Erkrankungen hervorging. Die Psoriasis-Arthritis als Folge von Psoriasis ist bekannt und scheint geklärt.
In anderen Fällen, in denen eine auffällige Begleiterkrankung belegt ist, fehlt die Erkenntnis über den Mechanismus.
Neigen Diabetiker eher zu Psoriasis als Nichtdiabetiker oder haben Psoriatiker ein höheres Risiko an Diabetes zu erkranken?
Beobachtet wurde das Auftreten von Fettstoffwechselstörungen, Metabolischem Syndrom, Koronarer Herzkrankheit, Schlaganfall, Herzinfarkt, Rheuma, Morbus Cron, Uveitis.
Von Psoriasispatienten mit schwerer und mittelschwerer Form der Erkrankung aus einem europäisch-nordamerikanischen Register waren 80 % übergewichtig (BMI über 25) oder sogar adipös (BMI über 30).
Übergewicht -Bauchumfang in Nabelhöhe über 102 cm bei Männern und 88 bei Frauen, sowie BMI über 25- scheint den Ausbruch von Psoriasis zu begünstigen (Bauchfettgewebe begünstigt Botenstoffe für Entzündung!). Übergewicht verschlechtert auch das Ansprechen auf Therapien.
Das Metabolische Syndrom tritt bei Menschen mit Psoriasis gehäuft auf: Triglyzeride erhöht, HDL (das sog. „gute“ Cholesterin) gesenkt, Blutdruck erhöht, Nüchternblutzucker erhöht, Übergewicht wie beschrieben.
Übergewicht tritt meistens als Folge der heute zum „Wohlbefinden“ gehörenden, krankheiterzeugenden Gewohnheiten auf:
Kalorienreiche Ernährung
Alkoholkonsum
Bewegungsmangel.
Diese milde als „Gewohnheit“ abgetanen Lebensfehler tauchen bei vielen Erkrankungen als Ursache (und Auslöser) auf. Ihr vermißt das Rauchen? Hab` ich weggelassen, weil es keine brauchbaren Studien über das Dickwerden durch Rauchen gibt, jedoch werden die Finger gelb und die Haut wird grau, die Gefäße leiden. Claro ?!
Die bequemen Gewohnheiten können sogar der Beschwichtigung dienen:
„trotz Alkoholkonsums sind meine Leberwerte gut“.
„er raucht wie ein Schlot und bekommt keine Bronchitis“.
„sie bewegt sich nicht, paßt nicht mal mehr in einen Kinosessel und ist doch nicht zuckerkrank“.
Vielleicht hat die erste Person ein Zwölffingerdarmgeschwür, die zweite eine koronare Herzkrankheit und die dritte Durchblutungsstörungen, -und alle drei Psoriasis.
Psychische Erkrankungen stehen im Zusammenhang mit anderen Krankheiten, auch und gerade mit Hautkrankheiten.
Die Depression wirkt auf Herz, Hirn und Haut und vieles andere.
Die Angst, der Streß, die Unruhe schlagen auf Magen Darm und Nieren und vieles andere.
Auch hier stellt sich die Frage , ob unsere Empfindsamkeit („Dünnhäutigkeit“) die Psoriasis begünstigt oder ob die psychische Situation durch Psoriasis hervorgerufen wird (Selbstwert, Stigmatisierung, Tabuisierung, Psychosoziale Beeinträchtigung). Auf dem Weg zur Heilung müssen beide Krankheiten beachtet werden: Haut und Psyche.
Es wurde eine Studie vorgestellt (Hamburg), aus der das häufigere Vorkommen von Begleiterkrankungen bei Psoriasispatienten hervorgeht. Die Zahl der betrachteten Psoriatiker lag bei 34000, die der nicht von Psoriasis betroffenen Personen bei 1300000. Der Faktor gibt an, um wieviel mal höher die angegebene Krankheit bei Psoriatikern vorkommt als bei Nichtbetroffenen.
Bluthochdruck 1,7
Diabetes 2,0
Cholesterin/ Übergewicht 1,7
Koronare Herzkrankheit 1,9
(Psoriasis-)Arthritis 4,0
M.Cron 2,0
Begleiterkrankungen sollten möglichst früh erkannt werden, möglichst vom Dermatologen. Hierzu wäre eine halbjährige Überprüfung notwendig (BMI, RR, Triglyzeride, Cholesterin, Nüchternzucker).
Die psychische Befindlichkeit ist anzusprechen. Es wäre die Frage nach einem Krankheitsgewinn zu stellen. Die Initiative (Fragestellung) wird in der Regel vom Arzt ergriffen. Der aufgeklärte Patient geht in sich und sucht das Arztgespräch.
Wir sind den Vortragenden dankbar für die bereichernden Referate.