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Alltagswahnsinn

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ande71

Also dann doch jetzt!

Also! Klappt doch!

Nachdem sich das Bewerbungsverfahren jetzt seitMitte Januar hingezogen hat, und ich zweimal in dem Unternehmen war zur Vorstellung und zum Kennenlerntag, habe ich gestern den Anstellungsvertrag unterschrieben, und meine Kündigung bei meinem jetzigen Arbeitgeber.

Ab Juni werde ich dann in Pforzheim neue Aufgaben übernehmen und fortan im Ländle wohnen.

Zuerst noch als Wochenendpendler, irgendwann dann zieht wohl der Rest der Family nach.

Der Medizintechnik bin ich treu geblieben, jetzt jedoch auf der ersehnten Technikerstelle.

Bei meinem jetzigen Arbeitgeber gab es in die Richtung keine Perspektive.

Auf zu neuen Taten!

:D

ande71

"Glück Auf" nach Copiapó

Seit 1996 bin ich jetzt nicht mehr aktiv im Bergbau tätig.

Aber Bergmann ist man ein Leben lang.

In Köln würde man vielleicht sagen:

„Berchmann is kein Beruf, Berchmann es ne Jeföhl.“

Deswegen glaube ich nicht, dass irgendein Bergmann, aktiv oder ehemalig, die Rettungsaktion in der Atacama nicht verfolgt hat.

Seit den ersten Minuten der Fernsehübertragung der Rettungsaktion saß ich vor dem Fernseher, habe meine Platz auf der Couch und die Fernbedienung verteidigt.

Ich habe sie alle gesehen, wie sie wieder an die Oberfläche gekommen sind.

Mit vor Müdigkeit brennenden Augen hab eich mir heute morgen, als der letzte aus der Kapsel ausgestiegen ist, ein Flächschen saarländischen Gerstensaft aus dem Kühlschrank genommen und auf das Wohl der Kameraden in Chile angestoßen.

Und ich habe festgestellt, dass es damals ein Fehler war, aus dem Bergbau auszuscheiden.

Glück Auf!

ande71

Danke fürs Gespräch

Man bildet sich neben seiner vollkontinuierlichen Wechselschicht weiter. Verzichtet vier Jahre lang auf alles was Spaß macht im Leben. Man macht den Spagat zwischen Familie, Beruf, Weiterbildung und eigenen Bedürfnissen, gönnt sich wochenlang nur ein paar Stunden Schlaf pro Nacht, und hält dann am Ende die Urkunde in der Hand, die einem die angestrebte Qualifikation staatlich bescheinigt.

Man bewirbt sich intern, ist mehrfach in der „engsten Wahl“. Man stellt fest, dass lange vor der Stellenausschreibung bereits die Auswahl entschieden war.

Man bewirbt sich extern, sammelt die Absagen.

Dann bekommt man endlich ein Gespräch. Man erklärt sich zu Überstunden bereit. Ist bereit eine sichere Stelle aufzugeben, wegen der besseren Perspektive, ist bereit ins kalte Wasser zu springen und ist überdurchschnittlich motiviert.

Drei Tage später bereits die Zusage vom Chef inklusive Begrüßung als neuer Mitarbeiter. Man geht noch einmal ins Gespräch, diesmal mit allen Projektleitern. Der Oberprojektleiter will einen der praktische Erfahrung auf dem Gebiet hat.

Dan der Anruf.

Man entscheidet sich dann doch für einen anderen Bewerber.

Danke fürs Gespräch!

ande71

Die Schlafzimmertür geht auf, jemand kommt ins Bett gekrabbelt und kommt wie selbstverständlich unter meine Decke. Dabei grinst er immer wie ein Honigkuchenpferd.

„Unn du?“ nuschele ich.

„Hi Papa.“

Er kuschelt sich in die richtige Position.

„Papaaa?“ Wenn er das so sagt, dann muss man sich generell auf eine Frage gefasst machen.

„Hhhmmmmm?“

„Was is kosmische Strahlung?“

:blink:

Ich greife über ihn hinweg zum Wecker und drücke auf den Knopf sodass die Displaybeleuchtung für ein paar Sekunden aufleuchtet.

07:08!

„Till!“ nuschele ich.

„Ja?“

„Um siwwe Uhr acht gibt `s noch kähn kosmisch Strahlung!“ sage ich.

Till kichert, weil er weiß wie ich das gemeint habe.

Von rechts kriege ich einen Fuß gegen den Hintern gedrückt.

Die Chefin teilt meine These nicht.

:wacko:

Ich seufze.

„Kosmische Strahlung sinn hochenergetische Teilcher, die ausem Weltraum uff die Erd treffe.“ Ich nuschele immer noch.

„Aha.“ höre ich. „Unn was sinn das für Teilcher?“

Nutzt nix, ich muss mir den Rotz aus den Augen reiben, um klarer denken zu können.

Der Zehnjährige bei mir im Bett möchte ein Referat aus dem Bereich der Astrophysik. Nur gut, dass ich in jungen Jahren Unmengen an Geld für Bücher ausgegeben habe. Und gottseidank gibt es einen Professor Harald Lesch, der auf BR3 Laien die kosmischen Zusammenhänge erklärt, so dass es jeder versteht.

Ich setze mich also auf und falte die Hände.

„Kosmische Strahlung is eigentlich kähn Strahlung, wie jetz zum Beispiel Radiowelle, oder Licht oder Microwelle…“

„Microwelle sinn auch Strahlung?“

„Jo.“ sage ich. „Awwa das erkläre ich dir e anner Mol, jetz ist kosmisch Strahlung dran.“

Auf die Frage am nächsten Samstag bin ich gespannt.

„Friejer hat ma das für Strahlung gehall, weil man noch net richdich wusst was es is. Heit wähs ma, dass es sich dodebei um elektrisch geladene Atome, oder Protone oder Elektrone hannelt.“

„Unn wo komme die her?“

„Von der Sonn, de Sterne, oder von explodierende Sterne. Wenn so e Stern explodiert, dann schleudert der sei äußer Hüll weg, und das mit ner so groß Kraft das an der Schockfront die Teilcher sehr stark elektrisch uffgelad genn unn durchs All sause. Unn do könne die nadeerlich uff die Erd treffe.“

„Unn was passiert dann?“

„Erschdmol gar nix, weil die vom Magnetfeld von der Erd abgelenkt genn.“ Das es primäre und sekundäre kosmische Strahlung gibt erwähne ich erstmal nichts.

„Ma kann die kosmisch Strahlung dann aach manchmol siehn.“

„Die kamma siehn?“

„Jo! Fillmee die Auswirkunge von der kosmisch Strahlung. Wenn die Teilcher uff das Erdmagnetfeld treffe, dann werre die abgelenkt unn am Nord- unn Südpol kamma dann siehn wie die die Luftteilcher zum Leuchte anrege. Das sinn dann die Polarlichter.“

„Polarlichter komme von kosmischer Strahlung?“

„Jo. In dem Fall kommt dann die Strahlung von der Sonn.“

„Aha. Cool!“

„Ja, gell. Ich würd sahn, mir stehn jetzt mol uff. Ich brauch jetz e Kaffee!“ :mellow:

ande71

Randy`s Geschenk

Zwischen 1986 und 1994 hatte ich viel Kontakt zu US-Soldaten. Bei meiner Tante im Haus gegenüber lebten immer wieder US-Soldaten in der Mietwohnung, die im nahen US-Stützpunkt Baumholder ihren Dienst taten.

Die Standortkommandantur der Amerikaner sucht in jedem Jahr deutsche Familien, die sich bereit erklären, vor allem über die Weihnachtsfeiertage, junge US-Soldaten die ohne Familienanschluss in Deutschland sind, aufzunehmen, um ihnen ein Weihnachten in familiärer Atmosphäre zu ermöglichen. Das hatte vor allem den Hintergrund, das Ende der achtziger Jahre die Selbstmordrate unter den hier stationierten Soldaten erschreckend hoch war.

Und so kam es das erst zu Weihnachten, später zu allen mögliche Feiertagen und auch an gewöhnlichen Wochenenden bis zu 20 GI´s bei meiner Tante am Tisch saßen.

Das hatte viele Vorteile für uns. Es gab tonnenweise billige Zigaretten, Alkohol und noch manches andere, was man in Deutschland nicht bekam.

Viele Freundschaften sind damals entstanden, die zum Teil bis heute bestehen. Mit vielen hab ich auch heute noch Kontakt.

Einer ist schon lange aus dem aktiven Dienst ausgetreten und arbeitet bei einer Ölfirma in Gulfport am Golf von Mexico. Bei ihm und seiner Frau Mary war ich schon dreimal zu Besuch in den Staaten. Einer ist Polizist in Texas, einer Fernfahrer, einer bei einer Spezialeinheit der Navy in Afghanistan, wo er an Missionen teilnehmen muss über die er nicht reden darf, und einer…zja, Randy halt.

Randy war aus Texas, nicht gerade der Größte, aber ein Großmaul, wie es im Buche steht. Aber irgendwie auf seine Art in Ordnung. Nur manchmal musste man ihm auf die Finger hauen.

Da ich an Wochenenden oft mit den Jungs unterwegs war, entweder in Baumholder durch verschieden Clubs oder auf irgendwelchen Dorfdiscos, hatte ich so manches Erlebnis mit ihnen.

Einmal waren wir in einem alten BMW unterwegs zu einer Open-Air-Dorfdisco.

Der BMW war in einem mehr als fragwürdigen technischen Zustand. Der Verschluss der Motorhaube war defekt, sodass auf dem Weg zur Disco bei jeder Unebenheit die Motorhaube aufging und mir, der ich fuhr, die Sicht nahm. Vier-, fünfmal mussten wir anhalten um die Motorhaube wieder zuzudrücken.

Auf der Disco lief erst alles normal. Man zerstreute sich etwas im Volk, ich redete mit alten Schulfreunden, die US-Boys versuchten ihr Glück bei der saarländischen Weiblichkeit.

Irgendwann dann merkte ich, wie in einer bestimmten Ecke der Wiese Tumult aufkam. Mir schwante nichts Gutes. Hier war sicherlich einer meiner Amis drin verwickelt.

Während ich zu der Menschentraube lief, kreuzte ich die Flugbahn von….Randy, der in hohem Bogen in etwa anderthalb Meter Höhe über den Platz flog.

Im Sinne der Kameradenhilfe blies ich zur Attacke und drängte mich zum Ausgangspunkt seiner ballistischen Kurve und stand plötzlich vor einem Berg von Kerl, der im Begriff war Randy hinterher zu sprinten um ihm wahrscheinlich den Fangschuss zu geben.

Als ich merkte, was da vor mir stand habe ich mir das mit Attacke erstmal wieder überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass hier die Diplomatie das besser Mittel ist. Und gesünder.

Der Typ war gut einen Kopf größer als ich, damit zwei Köpfe größer als Randy, und er spielte wie sich herausstellte bei Kaiserslautern in der American Football Bundesliga.

Ich konnte ihn soweit besänftigen das er Randy nicht nachsetzte und ihn am Leben ließ.

Mittlerweile hatte die anderen meiner Amis das Ganze mitbekommen und die esten waren schon dabei Randy in Schach zu halten, der offensichtlich noch nicht genug hatte. Auf dem Weg zu ihnen lief mir noch einer vom Orgateam der Disco vor die Füße.

„Kennst du die?“ fragte er.

„Jaja, die gehören zu mir.“ sagte ich, leicht genervt.

„ Die sollen aufhören Stunk zu machen, sonst rufen wir die MP!“ sagte er.

„ Nicht notwendig. Wir schnappen uns unseren Helden und hauen ab!“ sagte ich.

Bei Randy angekommen, war der immer noch nicht beruhigt und wollte immer noch dem Hünen eins aufs Maul hauen. Der war mittlerweile auch bei uns angekommen und die Sache drohte erneut zu eskalieren. Während ich Goliath in Schach hielt und ihm deutlich machte, dass wir unseren David wegschaffen würden traf mich irgendwas im Kreuz. Es war Singer, der von Randy in dessen Rage gestoßen wurde und auf mich fiel. Auf dem Boden liegend sahen wir uns beide an und sagten simultan: „That`s enough!“ Jetzt reichts!

Zu viert stürzten wir uns auf Randy und vermöbelten ihn nach Strich und Faden.

Irgendwann kam ein „Ist gut, ich hab genug.“ Von ihm und wir ließen von ihm ab.

„Wir hauen ab!“ sagte ich, und wir gingen alle zum Auto.

Auf der Rückfahrt wurde dann der Grund für den Krach mit Goliath ergründet.

Der Hüne muss wohl eine doofe Bemerkung gemacht haben, die Randy nicht passte.

„Selbst wenn der eine blöde Bemerkung gemacht hat, der ist einen ein Fuß größer als du und wahrscheinlich doppelt so schwer. Such dir für deine Rache nächstens einen in deiner Größe, du Esel!“ sagte ich.

Als wir bei meiner Tante am Haus ankamen, war man dort über unser früher Erscheinen verwundert.

Wir erklärten es kurz und tranken noch ein paar Bier.

Als ich am nächsten Morgen hoch kam, saßen die Amis bereits beim Frühstück.

Randy hielt sich den Arm.

„What`s up?“ fragte ich.

Sein Arm tue ihm tierisch weh, und er könne ihn nicht richtig benutzen.

Wir fuhren mit ihm nach Baumholder in das dortige US-Hospital.

Ein junger Arzt im Rang eines Leutnants untersuchte ihn und wollte wissen wie es passiert sei. Jetzt war das so, dass man bei der Army sehr darauf bedacht war ein gutes Verhältnis zur deutschen Bevölkerung zu haben. Das bedeutete, dass Vergehen jeglicher Art seitens Militärangehörigen gegen Deutsche sehr streng gehandhabt wurden. Das beinhaltete auch Verletzungen die man selbst erlitt während man sich am Wochenende mit irgendwem prügelte.

Der Doc hatte natürlich den Braten gerochen und wollte wissen wie das passier ist.

Er sei gefallen, antwortete Randy.

Der Doc sah skeptisch.

Ich sagte dem Doc, dass ich zu der deutschen Gastfamilie gehöre, bei der er seine Wochenenden verbringt und ich bestätigen könne, dass er bei uns die Treppe runter gefallen sei.

Der Doc nickt und meinte, wir sollten dann mal das Moos von der Treppe entfernen, denn Randy hätte noch Grasflecken auf Hose und T-Shirt. Damit war die Sache erledigt.

Irgendwann war auch Randy`s Zeit in Deutschland vorbei, und er packte seine sieben Sachen um zurück in die Staaten zu gehen. Es war zur Zeit des Golfkrieges.

Die US-Streitkräfte nahmen die Sicherheit ihres Personals sehr ernst. Konnte man vorher ungehindert in den amerikanischen Teil Baumholders ein und aus gehen, so gab es jetzt nur noch eine Zufahrt und eine Ausfahrt. An beiden standen Schützenpanzer und Soldaten. An der Zufahrt wurden die Autos kontrolliert.

Randy rief mich an und meinte er hätte da ein paar Dinge, von denen er glaubte, es könnte mich interessieren. Ich solle doch mal kommen.

Als ich an seiner Unterkunft ankam ging er mit mir auf seine Stube, wo schon allerhand Kisten standen.

„Willst du die haben? Ich kann sie nicht mitnehmen.“ Sagte er und zeigte i eine Ecke des Raumes.

Dort stand eine 155-mm-Granate, natürlich ohne Sprengstoff. Ein Anschauungsmodell.

„Öööö, klar.“ sagte ich.

Okay, dann laden wir sie in dein Auto.

Und so trugen wir das Teil quer durchs Gebäude und über die Straße zu meinem Renault 19 und legten sie in den Kofferraum.

Nach einem Bierchen trat ich dann den Rückweg an.

An der Ausfahrt aus dem Areal, stand an einer großen Kreuzung mit Ampelregelung, ein Schützenpanzer und einige bewaffnete Soldaten. Ziemlich spät bemerkte ich, dass die Ampel auf „rot“ gesprungen war und musste ziemlich energisch bremsen.

Hinter mir krachte es zweimal und als ich nach hinten blickte, lag die Granate auf dem Kardankanal. Sie war beim Bremsen nach vorne gerollt, hatte die Rückbank umgelegt und lag jetzt für ein Dutzend GI´s gut sichtbar in meinem Auto.

„Super!“ sagte ich. Es blieb mir nix übrig als „e dumm Gesicht unn e langer Hals zemache“ und darauf zu warten das die Ampel grün wird. Aber die Soldaten interessierte das alles irgendwie wenig.

Als dann die Ampel umsprang fuhr ich weiter nach Hause.

Beim Räumen im Keller habe ich das Teil wieder gefunden, sehr zur Freude meines Sohenmanns.

Der wollte wissen wo ich die her habe und so erzählte ich es ihm.

„Und wo is der Ami jetzt?“ wollte er wissen.

„Zja“, sagte ich, „der Randy hat großen Mist gebaut und sitzt im Gefängnis.“

ande71

Nachtschicht mit Pipi Langstrumpf

Die letzte Nachtschicht.

Alle zwei Tage wechselt die Hälfte der Mannschaft. Ein über den anderen Tag ist somit auch der Thomas J. auf unserer Schicht. Er ist voll in Ordnung, dürfte so um die 40 sein. Aber er hat auch irgendwie etwas Komisches an sich.

Mit dem bedienen der Maschinen hat er es nicht so, was zum einen sicherlich an einem nicht so gut ausgeprägten technischen Verständnis liegt, und zum anderen daran, dass sein Vorarbeiter ihn deswegen zumeist in die Materialschleuse zum Aus- und Verpacken ordert.

Letzte Nacht war er mit mir im vorderen Bereich der Linie eingeteilt. Dort haben wir zusammen 5 Maschinen zu betreuen. Unter anderem die beiden Stopfenautomaten, in denen auf etwa 5 mm lange Kunststoffstöpsel O-Ringe mit 2 mm Durchmesser aufgezogen werden. Die fertigen Stöpsel benötigen wir für unser Hauptprodukt. Und mit eben diesen Stöpseln sind wir ziemlich klamm.

Etwa eine halbe Stunde nach Schichtbeginn kam mein Kollege Chris nach vorne.

„So“, sagte er und klatschte in die Hände, „der Danni hat gesaht, dass ich mit euch Stoppe fahre soll! Die Stoppeaudomaade solle ma mit zwo Mann fahre.“

„Aha“, sage ich, „ der Danni hat jo mol Ideeje.“

Nun waren wir also zu dritt, wo man zu zweit sich schon oft die Arbeit gegenseitig abnahm.

Es nahte die Zeit Kaffeepause.

„ Seebär, gehen ma in die Paus?“ fragte Chris.

„ Ei nadeerlich!“ antworte ich.

Wir geben dem Thomas ein Zeichen und Dackeln in Richtung Personalschleuse.

Kaum das wir mit unserem Kollegen Andre richtig im Pausenraum sitzen, kommt Vorarbeiter Danni und streckt seinen Kopf durch die Tür.

„Den Sinn davon dass na mit drei Mann vorne sinn is euch ja geläufich!?“ sagte er, mich anblickend.

„Jo, so sinn ma ruckzuck mit der Pausenablösung ferddich unn dann schnell widder zu dritt an da Stoppe.“ antworte ich.

„Noher geh na enzeln.“ sagt er und dreht sich zum gehen.

„Jaja.“ Sage ich und die Tür fällt zu.

„Vollidiot!“ meint André.

„Schwachkopp!“ sage ich.

„Blödmann!“ meint Chris.

„Der kritt das ähnfach net off die reih, dass ma mit dem Dreier do vorne nix guttmache.! Das bringt gar nix!“ sage ich.

„Wahrscheinlich hat er gesiehn, wie beim Thomas drei Station am Stoppautomat rot ware, unn jetzt wird der schon nervös!“ meint André.

Als wir wieder in die Linie kamen hatte der Thomas natürlich alles gut im Griff.

Thomas ist schon etwas komisch, was sich darin äußert, dass er ständig pfeift. Und zwar immer dieselbe Melodie. Über Jahre war es immer dieselbe Dreiton-Melodie.

Ti-taa-taa-taaa.

Immer. Alle paar Minuten dieser Dreiklang.

Seit ein paar Wochen jedoch hat er ein neues Lied.

Pipi Langstrumpf!

Und zwar immer nur bis zu der Stelle „..die macht was ihr gefällt.“

So auch während dieser Schicht. Egal wo und zu welcher Uhrzeit oder bei welcher Tätigkeit man dem Thomas begegnete, es erklang Pipi Langstrumpf.

Irgendwann gegen 5 Uhr morgens hielt ich es dann nicht mehr aus. Ich ging für ein paar Minuten an das andere Ende der Linie.

„Wasn loss?“ fragte mein Kollege Engel, als ich bei seinem Automaten ankam.

„Wenn der Thomas net ball offhehrt Pipi Langstrumpf zu peife, dann duhn ich ne knebele!“ drohte ich.

Engel grinste. „Wat peift der? Pipi Langstrumpf?“

„Schon die ganz Naacht! Von geschter Owend zehn Uhr bis jetzt Pipi Langstrumpf, an ähner Tour! Ich genn do vorne ball bekloppt.“ Klagte ich.

„Der hat Samestau!“ meinte Engel, der mit Thomas schon einmal auf der einen oder anderen Ü-30-Party war und wusste, dass Thomas schon eine sehr sehr lange Zeit Single war.

„Dann soll er sich mol ens suche.“ sagte ich.

„Der müsst mo an so e richdiches Luder gerohde, wo ne anstännich fordert!“ sagte Engel.

„Jo damit der sich mol widder richtich freischießt. Dann hört das mit dem Peife vielleicht mol uff. Oder vielleicht wechselt wenigstens mol die Melodie.“ sage ich und kehre zurück zu meinen Maschinen und dem pfeifenden Thomas.

Noch ne dreiviertel Stunde und das Drama Nachtschicht ist vorbei.

Ich muss kurz in die Materialschleuse.

Hier sehe ich neben vier meiner Kollegen auch unseren Herrn Vorarbeiter, die offensichtlich schon geraume Zeit in gemütlicher Runde klönen.

„Hann ihr nix zu duhn?“ frage ich übertrieben ernst. „Wenn eich langweilich is, dann könne ner rinnkomme, am Stoppeautomat könne mir immer Leit gebrauche. Falls dort schon zu viel Betrieb is, könne ner aach an die Deckeldrucker, denn die bedruckte Deckel sinn das nächschde was uns ausgeht.“ sage ich und blicke dabei den Herrn Danni an, der im Übrigen während dieser Nachtschicht insgesamt vier Stunden durch Abwesenheit glänzte, und den Rest der Schicht vor dem PC saß und Emails las.

Als wieder zurück in die Produktion gehe, beschließe ich, dass der Danni sich beim nächsten Chargenwechsel dumm und blöd rechnet, und ich dafür sorgen werde, dass die Chargenmappe nicht stimmt.

„Der Danni hat gemennt, mir hätte jo doch gutt stoppe gefahr.“ Sagte Chris, als ich wieder reinkam.

„Die hätte mir aach zu zwott gefahr, ohne das ma sich stännich in de Fieß rumlaaft.“ sage ich.

„Gutt das gleich Feierowend is!“ meint Chris.

Um fünf vor sechs gehe ich demonstrativ am Vorarbeiterraum vorbei in Richtung Schleuse. Danni schaut mich blöd an. Ich winke ihm und verschwinde durch die Tür.

ande71

Und plötzlich geht’s ratzfatz!

Schon bevor ich die Prüfung zum Maschinenbautechniker abgelegt habe, habe ich mich intern und extern um entsprechende Stellen beworben.

Nix wars!

Extern hatte gerade die Wirtschaftskrise voll zugeschlagen, intern gibt’s genuch mit einer entsprechenden Quali. Ich war mehrmals in der engeren Wahl, um dann zum Teil mit fadenscheinigen Argumenten gegenüber dem ( schon vor der Stellenausschreibung feststehenden ) Wunschkandidaten den Kürzeren zu ziehen.

Irgendwann sagte mein Chef mal, bewirb dich doch mal bei der Firma XY. Die bauen Sondermaschinen und haben die meisten unserer Maschinen in der Abteilung gebaut.

Eigentlich wollte ich meine Firma aber nicht verlassen, denn der Dialysemarkt hat eine jährliche Wachstumsrate von mehr als 7%.

Als ich jetzt aus dem Urlaub kam, dachte ich, es wird mal wieder Zeit Bewerbungen rauszuhauen, und so durchstöberte ich den Stellenmarkt von Saarland Online.

Und was war das? Besagte Firma XY sucht gleich vier neue Mitarbeiter, unter anderem einen Montageleiter.

Allé Hopp, dann, schreiben wir eine Bewerbung.

Freitag weggeschickt, Dienstagmorgen klingelt das Handy, bis ich dran war hatte es bereits auf die Mailbox umgeschaltet.

„Ja, guten Morgen, Herr S. Hier ist H. von XY. Ich habe hier ihre Bewerbung liegen und würde sie gerne zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Rufen sie mich doch bitte zurück, damit wir einen Termin machen können.“

Mittags um 1500 saß ich gegenüber von Herr H. und Herr S.

Das Gespräch war sehr angenehm. Der Umstand, dass sie die Maschinen bei uns kennen, sowie meinen Chef, taten wohl einiges dazu.

Hauptsächlich redete Herr. H, der mir erzählte was alles auf mich zukommt, sollte ich die Stelle bekommen. Ich kann nur sagen:

Hau mir ab! Das ist einiges!

Er gab mir zwei Tage Bedenkzeit, damit ich genug Zeit habe, um alles abzuwägen. Schließlich gebe ich einen sehr sicheren Job auf, und es gibt ja immer noch die Möglichkeit, dass sich im Laufe der Einarbeitungszeit herausstellt, dass ein plötzliche Aufstieg in eine Führungsposition doch nicht das Rechte für mich.

Jetzt habe ich mich informiert, welche Perspektiven ich in dem jetzigen Unternehmen habe, und gegenüber der Perspektive bei XY abgewogen. Eindeutig ist die Chance auf einen Aufstieg in eine Position, wie sie mir jetzt bei XY angeboten wird schlechter.

Also habe ich mich für XY entschieden, den Sprung ins eiskalte Wasser. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, und nichts wurmt einen mehr als eine verpasste Chance.

Und so werde ich nun, voraussichtlich am 1. Oktober die neue Stelle antreten, und dann fachlich wie disziplinarisch für 18 Mitarbeiter verantwortlich sein, und noch für einen ganze langen Schwanz an anderen Dingen, wie Kalkulation von Aufträgen, Einhalten von Terminen, und und und.

Entschädigt werde ich mit nur noch EINER Schicht, nämlich Frühschicht, und natürlich mehr Geld, ganz zu schweigen von einer sehr interessanten und anspruchsvollen Aufgabe.

ande71

Der Urlaub naht

Donnerstag und Freitag nochmal arbeiten und dann drei Wochen Urlaub.

Nachdem wir jahrelang im Ausland unseren Urlaub verbracht haben, und im letzten Jahr in Lörrach nach drei Unwetternächten den Rückzug angetreten hatten, machen wir in diesem Jahr den zweiten Versuch in Deutschland den Urlaub zu verbringen.

Für mich war schnell klar, dass es mal wieder ins Gebirge gehen muss!

Das letztemal war ich vor zwölf Jahren in den Alpen, damals in der Steiermark, in dem Ort aus dem mein Vater stammt. Auch damals hatten wir Wetterpech.

Mein Sohnemann war noch nie im Gebirge. Die Steiermark war mir jetzt aber etwas zu weit, ich will in Deutschland bleiben.

Ein befreundeter Geocacher und ehemaliger Gebirgsjäger hat mir Berchtesgaden empfohlen.

>>Fahr doch an den Obersalzberg. Da kannst du scöne Tourenmachen und geile Caches!<<

Ein Blick auf die Geocachingseite zeigte, dass die Gegend dort mit jeder Menge interessanter Caches aufwarten konnte.

Wie man weiß, hinterließ "ER" allerhand gescichtsträchtige Orte, viele davon haben Geocacher mit einer "Dose" versehen.

In Berchtesgaden befindet sich noch die Kletersteigschule. EIne gute Gelegenheit Frau und Sohn an die Kraxelei zu gewöhnen.

Somit war das Ziel klar.

Ein Morgen auf meinem Speicher förderte meine alpine Ausrüstung zutage.

:wacko:

Seit damals war ziemlich was an Zeit ins Land gegangen. Klamotten passten nicht mehr, der Hüftgurt hatte seine 10-Jahresfrist der Benutzbarkeit lange ünberschritten und taugte nur noch zum sentimentalem Schwelgen in Erinnerungen.

Die Schuhe hatte ich schon vor JAhren verhunzt.

Es zeichnete sich ein Tag beim Outdoorausrüster ab. Bei dem gedanken daran drei Personen mit entsprechender Kleidung und Schuhwerk auszustatten zeigte sich doch die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn. Die Preise hatte ich so ungefaähr im Kopf und beim Überschlagen des Sümmchens, das sich da ankündigte, stellte ich fest, dass wir mehr für die Ausrüstung ausgeben würden, als für den Urlaub selbst.

Naja, nutzt ja nix. Die Meldung, dass kürzlich eine Frau in Krocks, das sind diese Gummischuhe in Knallfarben, von der Bergwacht mit dem Heli gerettet werden musste, bestärkten mich in meine LIeblings-Outdorrläden zu fahren, und insegsamt 600 Euro für unser Schuhwerk auszugeben.

Hinzu kommen noch Softshelljacken, Biwaksäcke ( man weiß ja nie! ).

Die Planung geht jetzt in die heiße Phase. Die Truppe will unterhalten werden, und so gilt es für jeden Tag irgendwas tolles zu orgaisieren.

EIn Höhepunkt wird eine Fahrt zum Dachstein ( womit ich dann doch in der Steiermark wäre ), wo wir mit der Seilbahn hoch zum Skywalk fahren werden. Der Gipfel mit seinen 2995 m ist nah und der Klettertseig ndorthin gut gesicher, allerdings sind die ersten Meter des EInstiegs ungesichert, damit Ungeübte "Halbschuhtouristen" am Einstieg gehindert werden. Somit fällt der Gipfel für uns mit der ungeübten Frau und dem Bergfrischling aus, und muss verschoben werden.

Macht aber nix, um Berchtesgaden herm gibts genug leichte Gipfel, wo der Knirps sein Gipfelerlebnis haben kann.

Jetzt muss sich nur noch das Wetter halten, damit wir alle die geplanten Touren auch machen können.

ande71

Komische Welt

Also, wenn ich etwas verkaufe, das ich gar nicht besitze, sagen wir mal bei ebay, dann ist das laut:

§ 263

Betrug

(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Der Versuch ist strafbar.

(3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter

1. gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenfälschung oder Betrug verbunden hat,

2. einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeiführt oder in der Absicht handelt, durch die fortgesetzte Begehung von Betrug eine große Zahl von Menschen in die Gefahr des Verlustes von Vermögenswerten zu bringen,

3. eine andere Person in wirtschaftliche Not bringt,

...

Im Falle der ungedeckten Leerverkäufe an der Börse ist das dann so:

Ich verkaufe über ebay, sagen wir mal einen DVD-Spieler, den ich gar nicht besitze für 100 Euro. Das bedeutet im Gegenzug, dass irgendwo ein Depp ist, der mir einen DVD-Spieler abgekauft hat, der gar nicht existiert und mir 100 Euro dafür gezahlt hat.

Nach oben angeführtem § 263 (1) reicht das für den Tatbestand des Betrugs schon aus.

Dann kaufe ich mir irgendwo nen DVD-Spieler, der nur 60 Euro kostet, und hab 40 Euro gut gemacht.

Schön! Aber Betrug bleibt Betrug! Und trotzdem werde ich dafür nicht belangt.

So wie es aussieht müssen sich die Gesetze des Finanzmarktes umd die Gesetze in einem Rechsstaat nicht scheren.

Komische Welt, in der wir leben.

ande71

Das hab ich jetzt davon!

Ich sitze unter meinen Kameraden vom Springerlehrgang in einer lärmenden Transall, die einkurvt zum Anflug auf die Absetzzone.

Mir ist schwammig im Bauch. Nicht, weil mir die Düse geht davor, dass ich in Kürze aus der Seitentür eines vollkommen intakten Flugzeuges springe, mein Leben an ein irrwitzig dünnes Stück Nylon hängend, sondern weil mein Innenohr rebelliert, weil ich schnell luftkrank werde, und ich vergessen habe die dämliche Tablette zu nehmen.

Eins ist klar, der Anflug hier muss klappen, es darf kein zu starker Wind in der Absetzzone gehen, denn so wie die Lage sich gerade darstellt, wird es für mein Innenohr, und für den Inhalt meines Magens keinen zweiten Anflug geben.

Aber wenn ich mich so umsehe, scheint es ein paar anderen ähnlich zu gehen. Aber da kanns auch die Aufregung sein.

Ich muss dann doch lachen, weil ich mir vorstelle, wie die Elite des deutschen Heeres vollgekotzt dem Feinde entgegensegelt.

Nun ja….

Die letzten Wochen laufen vor meinem inneren Auge ab. Die Trockenübungen, der erste Sprung vom Turm, und das damit verbundene erleichterte Gefühl, wenn man die Gurte an den Schultern spürt, die einem dann die Gewissheit geben, das man nicht unten aufs Gras schlägt und sich sämtliche Knochen bricht.

Der Pilot hat seine Kurve beendet.

Hinten im Flugzeug wird es hell, die Seitentüren wurden geöffnet.

Es ertönt das Kommando zum Aufstehen und Einhaken.

Vor mir brüllt einer: „ Jetzt geht’s lohos!“

Meine Pumpe geht wie die Sau.

Ein Summer ertönt, vorne setzt Bewegung ein.

Los geht’s!

Je 30 Mann auf jeder Seite des Flugzeugs schuffeln nach vorne zur Seitentür, knallen dem Absetzer an der Tür den Haken in die Hand und machen den entscheidenden Schritt aus der Tür.

Im Schuffeln zur Tür blicke ich aus den Augenwinkeln hoch zum Haken der Reißleine, ob der auch wirklich, also wirklichwirklich in dem Stahlseil eingehakt ist. Er ist es.

Ich bin an der Tür, mache den energischen Schritt hindurch. Die Luft trifft mich mit den 240 km/h, die die Transall fliegt, und reißt mich förmlich aus der Maschine. Irgendwie schaffe ich es noch das Kinn auf die Brust zu drücken. Das ist sehr wichtig, weil es ansonsten passieren kann, dass einem die Gurte des sich öffnenden Fallschirms ziemlich unangenehm an den Kopf, die Ohren schlagen. Schon ziemlich direkt merke ich den Zug an den Schultern. Der Schirm hat sich geöffnet. Ach so….ja, nach oben gucken,……eins-eintausend, zwei-eintau….ach egal, der Schirm ist auf.

Der Lärm in der Transall und des Luftzugs sind einer fast vollständigen Stille gewichen. Entfernt hört man noch die Motoren des Transportflugzeuges, irgendwo plärrt einer, wie geil das doch ist.

Ja, echt geil. Der absolute Hammer!

Das hier war die Mega-Attraktion , die Y-Tours einem bieten konnte.

Ich nehme mir vor mich direkt wieder anzustellen, wenn ich unten bin.

450 Meter Absetzhöhe sind am Schirm relativ schnell überbrückt. Zeit sich auf die Landung vorzubereiten. Füße zusammen, da kommt auch schon der Boden. Abrollen.

Es ist windstill, der Fallschirm fällt in sich zusammen. Mit Wind würde es etwas schwieriger werden ihn zu reffen, im Extremfall zieht einen der gut 80 Quadratmeter große Fetzen quer über den Acker, ohne das man sich da groß dagegenstemmen könnte. Man käme auch gar nicht auf die Füße.

So reffen wir alle unsere Schirme und trotten zum Sammelpunkt. In Grüppchen erzählt jeder seine Eindrücke. Die Begeisterung ist bei jedem groß.

Ich grinse.

Das war geil!!!

Ich will noch mal!

Glück Ab!

Damit ihr euch auch einen bildlichen Eindruck machen könnt, gibts hier noch drei Videos:

Einmal Eindrücke des Lehrganges mit Mussick:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=ivGSgaejkXY&feature=related]http://www.youtube.com/watch?v=ivGSgaejkXY&feature=related[/ame]

Einmal mit Sound:

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Und einmal vom Springer gefilmt:

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ande71

Nein, das Bad ist noch nicht fertig!

Es schleppt sich etwas zäh dahin. Aber das Ende ist sehr nah, und gut Ding braucht Weile!

Aber eins nach dem Andern!

Irgendwann vorige Woche war Deckenvertäfeln an der Reihe. Bei der Gelegenheit wurden natürlich die Spots eingebaut. Die mussten natürlich erst einmal angepasst werden, weil so dicht wie man die mit dem bisschen Kabel dran hätte einbauen müssen, sah das nix aus, und ich hätte am Ende in summa 400 Watt Licht im Bad gehabt.

Das Highlight des Tages war die Inbetriebnahme der Beleuchtung, oder besser:

Die Nichtinbetriebnahme.

Mein Herr Maschinenbauinschinöhr tüdelte die Kabels zusammen. Die Erdungsleitungen ließen wir erstmal ausser Acht, ging ja nur drum, zu sehen ob da aus den Spots Licht rauskommt.

„Mach mo ahn!“ sage ich zu meinem Onkel.

Der drückte auf den Schalter und es passierte NICHTS!

Drei Augenpaare schauen wort- und ratlos zur Decke.

„Ääähhmm….vieleicht genn die Licht in ner anner Welleläng ab.“ Mutmaße ich.

Zwei Augenpaare sehen mich fragend an.

„Naja, Sichtbares Licht ist ja elektromagnetische Strahlung einer bestimmten Wellenlänge. Vielleicht leuchten die Spots im UV-Bereich. Oder da kommt Mikrowellenstrahlung raus. Wird’s einem von euch warm?“

Allgemeines Gekichere.

„Gibt’s jo gar net!“ sagt der Inschinöhr.

Derweil steht der Maschinenbautechnigga, also ich, schon auf der Leiter und überprüft die elektrotechnische Anschlussarbeit des Inschinöhrs.

„Zja…..sinn die richdiche Kabel!“ stelle ich fest, fummele noch etwas in dem Kabelwust rum der da aus der Verteilerdose schaut und kriege tierisch eine gebraten.

„WOW!“

„Wat is denn loss? Will mein Onkel wissen.

„Ei ich hann grad von der Erd ähn gewichst kritt!“ melde ich.

„Gibt’s net!“ sagt mein Vater.

„Gemmol der Stromprüfer.“

Ich halte den Stromprüfer an die Erdungsleitung. Tatsächlich sind da volle 230 Volt auf der Leitung!!!! Viel besser noch: Auf allen vier aus der Verteilerdose lose rausschauenden Schutzleitern sind 230 Volt!!!

„Also eigentlich sollte es jetzt mal wenigstens eine Sicherung raus hauen. Das geht jo gar net!“ sage ich.

Irgendwie ist das kaum zu glauben!

Fehlersuche.

Irgendwann nach einer halben Stunde brennen unter „Ohs“ und „Ahs“ die Spots, und sie lassen sich dimmen.

An der Verdrahtung hat sich im Prinzip nichts geändert, einen Fehler konnten wir nicht finden, und auf den Schutzleitern ist jetzt auch keine Spannung mehr. Wir beschließen nicht weiter drüber nachzudenken, und es unter „Unerklärliche Phänomäne Zamoniens“ abzulegen.

Nichtsdestotrotz wird in naher Zukunft mal ein genauerer Blick auf die Elektroinstallation geworfen. Der Vorbesitzer hat zwar angegeben, dass die Elektrik erneuert wurde, und zwar „von meinem Neffe, unn der hat Elektrischer gelehrt“.

Offensichtlich war er während seiner Lehre oft krank. Oder wieso sind, nur mal so als Beispiel, Anbau, Speisekammer, Keller, Garage, Kinderzimmer und Bad OBEN im ersten Stock in der Unterverteilung auf EINER Sicherung????

Naja, nutzt nix drüber nachzudenken. Das muss auf jedenfall schnell mal geändert werden.

Erst aber wird das „Projekt Bad“ abgeschlossen. Nächste Woche.

ande71

Zja, was soll ich sagen?

Irgendwie ist nix aufregendes passiert.

Das aufregendeste gestern war dei Änderng im Verlegemuster der Fliesen, die jetzt nicht versetzt ( so wie beim Mauern ), sondern standardmäßig verlegt werden. Nichts weltbewegendes.

Dann kam ich vor der Mittagschicht frisc geduscht aus dem Ersatzbad, um dann in einem mit feinen Gipsstaub zugenebelten Flur zu stehen.

Natürlich hatte niemand irgendwelche Zimmertüren vorsorglich geschlossen, oder irgendwelche Fenster geöffnet, damit der Qualm abzieht.

Nun ja...

Gestern Abend dann nach meiner Heimkehr ein Blick ins Bad.

So langsam kann man sich vorstellen wie das mal aussehen wird.

:)

ande71

Nachtrag zu Ostern:

Durch die Rolladenschlitze spitzen die Strahlen der aufgehenden Sonne.

Vor meinem träumenden Auge sehe ich ein fertiges Bad vor mir, die Bauherrin in der Wanne deutet mir mit dem Zeigefinger, wie die Hexe aus Hänsel und Gretel, ihr Gesellschaft zu leisten.

Ich öffne die Augen.

Eigentlich gar keine schlechte Idee. Mal sehen ob die Herrin des Hauses nicht schon Lust hat ein paar Ostereier zu suchen.

:überlegen:

Und so rutsche ich unter ihre Decke.

Oben hört man das Getapse vom Sohnemann .

Kaum das die Ostereiersuche richtig beginnt, klingelts an der Haustür. Es ist zehn vor Neun!

Jetzt muss man dazusagen, dass unser Schlafzimmertür eben genau einen Meter von der Haustür weg ist. Ging nicht anders, weil nur in das Zimmer die Schlafzimmermöbel passten.

Zu meinem und Meinem Entsetzen summt der Türöffner!!!!!

:schweigen

Einige Sekunden Pause, in denen Meins und ich uns mit ungläubigen Augen ansehen.

„DER OSTERHASE WAR DA!!!!!!!!!“ plärrts durch den Flur.

:altes-grübeln

Unsere Nachbarin Ingrid, eine rüstige ältere Dame so um dien 70, die den Sohnemann zu solchen Festen immer mit Süßzeugs versorgt. Ihre Stimme steht allerdings in keinem Verhältnis zu ihrer Liebenswürdigkeit! Sie ist zu laut, zu hell, zu schrill!

Unser Junge, selber noch im Schlafanzug, ist mittlerweile die Treppe hinunter gekommen und bedankt sich artig für das Osternest.

Ingrid befürchtet, sie habe uns alle geweckt ( Quatsch! ), und sie sei ja nur schon so früh auf, weil um halb elf Kirche sei. Aha!

Als die Haustür ins Schloss schlägt, ist die hausherrliche Ostereiersuche beendet.

Immer noch ungläubig über das eben erlebte trotte ich in die Küche und koche Kaffee.

Ostermontagabends:

Es nutzt nix! Die Grundierung muss auf die Wände. Also schnappe ich mir einen Eimer der Grundierung und beginne mit meinem Sohnemann die schweinchesrosa Masse mittels zweier Rollen auf den Fliesen zu verteilen. Irgendwie bin ich skeptisch, dass das Zeug garantieren soll, dass in den nächsten Tagen die Fliesen nebst Kleber an der Wand halten sollen. Aber so oft ich auch den Aufdruck auf dem Eimerchen auch lese, ich finde nix, was mich irgendwie darauf aufmerksam machen könnte, dass ich es anders verarbeiten muss.

Allé Hopp, dann!

Gestern

So langsam beginnt die heiße Phase. Die Ummauerung der Badewanne ist dran. Die Ytong-Steine sind rechteckig, die Mauer wird rund, und die Fliesen sind 33,5 cm breit.

Heißt also für jede Fliese extra Stein anpassen, damits am Ende auch passt.

Und eine Wartungsklappe soll ja auch noch rein.

Am Ende des Tages sind lediglich die Fliesen soweit geschnitten.

Heute

Jetzt geht’s ab. Die Ummauerung der Badewanne ist fertig, die Fliesen sind auch dran, die Duschtasse ist gesetzt.

Kurz vor dem Nachmittagskaffee, der dem Arbeitsende heute vorausgeht, hat die Bauherrin bedenken wegen der Sitzhöhe am Klo.

Sechs Augenpaare sehen sie ungläubig an, da sie der Meinung ist, das Klo hängt einmal zu tief.

Die ersten Andeutungen kommen, die Gipsplatte zu entfernen und die Wandmontage fünf Zentimeter zu erhöhen.

„Sinn ihr noch ganz kloar??? frage ich in die Runde.

„Das Ding bleibt wie es ist, basta! Mir rechne stunnelang rum unn messe uns e Wolf hier dahemm unn im Baumarkt, mache alles ferddich unn jetzt fange ma widda von vorne an? Nix, die Schüssel hängt richdich!“

Man sieht es ein. Gut, dass ich zuhause war und nicht auf der Arbeit!!! Die Kurve hab ich grad noch gekriegt! Sonst hätten die beiden Herren das Ding wieder aufgemacht.

Morgen wird angefangen die Wände zu fliesen, und für Freitag ist die Ankunft der Badmöbel angekündigt.

Das Licht am Ende des Tunnels wird heller!

ande71

Kleine Episoden geben dem Tag die Würze. Oder versalzen ihn schon beizeiten.

Heute Morgen musste der Toyota in die Werkstatt. Die Bremsen sind fällig, neues Öl ist auch mal nötig, und bei der Gelegenheit kann man dann mal schon die Sommerreifen aufziehen lassen.

Der Bauherrin behagte dies nicht, was sie schon VOR dem Frühstück kundtat.

Und das kann der Bauherr überhaupt nicht ab! Ich bin kein Morgenmuffel, aber ich werde zu einem, wenn man mich schon vor der ersten Tasse Kaffee anpflaumt.

Genutzt hat es der Bauherrin nix, um zehn fuhr sie den Toyota „zum Erich“, und ich mit dem Quad hinterher, damit meins nicht zwei Tage in der Werkstatt verbringen muss. Obwohl der Gedanke an sich schon verlockend war, gibt es doch auf dem Weg dahin einige Stellen, wo es noch alte Westwallbunker zu erkunden gibt.

Wieder zuhause wollte der Nachwuchs zur Oma gebracht werden, natürlich mit dem Quad. Ist ja nicht so, dass es Bindfäden regnet.

Als der Knirps auf dem Quad saß fiel mein Blick auf die Tankanzeige. Also dann vorher noch zur Tanke.

An der Zapfsäule ziehe ich erstmal Helm und Sturmhaube aus, denn nach einem Überfall vor ein paar Wochen darf die Tanke nicht mehr mit Helm und Sturmhaube betreten werden. Ich drücke dem Knirps mit einem „Hall mol grad feschd.“ Die besagte Sturmhaube in die Hand und gehe zahlen.

Wieder am Quad die Prozedur rückwärts.

„Gemma mol die Sturmhaub.“

„Die hann ich net!“

Till…!“ ich hole Luft. „Willsch mir jetzt erzähle, dass du no zwei Minutte nimme wäschd wo die Sturmhaub is?“

Ich ziehe also den Helm an ohne die Sturmhaube an. Bei dem Gedanken an die Regentropfen, die gleich bei 80 km/h gegen die Backe klatschen, tun die mir jetzt schon weh.

Kaum sitze ich fahrbreit wieder auf dem Sattel hält mir eine Kinderhand eine Sturmhaube vors Gesicht.

„Ich hann se gefunn!“

*seufz*

Also ab mit ihm zur Oma!

Wieder zuhause kommt schon die Bestellung für Streckmetall und Gips. Also den Hänger ans Quad und ab in den Nachbarort ins Raiffeisen. Dort wird erstmal das bullige Quad bewundert, und dessen Besitzer mit Fragen gelöchert.

Als ich den Sack mit dem Gips die Treppe hoch ins Bad wuchte stehet die Zarge schon.

Erstmal Mittagessen. Die Bauherrin hat frei Schnauze einen Nudelauflauf kreiert, der allgemeines Lob findet.

Mund abbutze, mit dem Hänger rückwärts an die Mörtelkübel mit dem Rest Bauschutt fahren und ab auf die Deponie.

Dort im Büro erstmal eine viertel Stunde Gespräch über alles Mögliche mit der Tante, die dort arbeitet. Das Ergebnis von fünfzehn Minuten Ohrkauen ist, dass der Hänger mit dem Bauschutt umsonst abgeladen werden kann.

Auch nicht schlecht! Allerdings hätte die Blonde dasein können, da hätte ich es in dem Bürocontainer wahrscheinlich länger ausgehalten.

:)

Als ich wieder aufsitze treffen mich ein paar Regentropfen. Ein Blick zum Himmel

„Wehe!“

Ich komme trocken nach Hause.

Dort gibt mein Vater alles beim Vergipsen der Tür.

Die Bauherrin hat schon Kaffee gekocht, der Kuchen steht schon auf dem Tisch.

Beim Kaffeetrinken wird der Rest an der Tür vergipst.

Als der Arbeitstag zu Ende ist und mein Vater nach Hause fährt, ist es sieben Uhr.

Die Bauherrin besteht noch auf die versprochene Quadtour.

Also fahren wir erst in den Nachbarort in den Wald zu einem Schaumeiler, denn dort liegt seit kurzem ein Geocache, den wir noch nicht gefunden haben. Ganz ohne technische Hilfsmittel finden wir die Wurzel unter der die Tupperdose versteckt ist.

Als ich nach einer halben Stunde Fahrt durch unsere Umgebung den Rückweg einschlagen, kriege ich einen Knuff in die Nieren und jemand schreit das er noch „durch den Wald will“.

Nun gut. Ich mache das zwar nicht so gerne, denn erstens darf mans nicht und zweitens hab ich keine Lust einem Waidmann zu begegnen. Aber die Ausrede ist schon parat:

Wir suchen unser entlaufenes Pferd.

Zuhause auf der Couch ziehe ich die Bilanz des Tages.

Keine unangenehme Überraschungen heute.

Schulterzucken. Irgendwie hat was gefehlt.

;)

ande71

Mittagschicht! Es gibt nichts was ich mehr hasse, als Mittagschicht!

In der Regel ist die Zeit morgens nie genug, und man hetzt sich ab um alles irgendwie noch unter einen Hut zu bringen. Eine Renovierungsaktion macht dies nicht einfacher.

Ich habe mir angewöhnt, wenn es denn mal möglich ist, vor der Mittagschicht gar nicht erst große Dinge anzufangen. Frühstücken, die notwendigsten Besorgungen im Ort erledigen, kochen, ab zur Schicht.

Mein alter Herr, der mir bei der Renovierung hilft, fummelt für sich alleine. Im Moment sind eh nur Arbeiten dran, bei denen man sich zu zweit auf den Füßen steht.

Kurz bevor ich aus dem Haus gehe, zur verhassten Mittagschicht, kam die Alarmmeldung

„Ande!“ Schon am Tonfall habe ich bemerkt, dass dem pensionierten Inschinör eine Ungereimtheit aufgefallen ist.

Muss das unbedingt jetzt sein?

Ich also um die Ecke zum Bad, da steht er auch schon in der Tür mit dem Meter in der Hand.

„Wasn?“

„Wie haschen du die Glas - Dier bestellt? Das do is nämlich kähn normales Moß. Die do hat jo nur sechsesiebzich fünf!“

In meinem Kopf beginnt die komplizierte Mechanik zu klappern und zu rattern.

„Zja, dann is die nei Dier 10 cm breiter als die alt!“ stelle ich fest. „Mir hann nämlich e Nullachtfuffzehn satiniert Glasdier bestellt!“

„Heischt das dann, dass die nei Dier gar net passt?“ die Auffassungsgabe der Bauherrin ist bemerkenswert.

„ Dann misse ihr anrufe unn die neu Dier im annere Moß bestelle.“ sagt der Inschinör.

„Durch so e schmali Dier komm ich aber net mim Rollstuhl durch!“

Die Bauherrin hat soeben den Vogel abgeschossen!!!! Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen.

„Was haschen du vor?“ frage ich, und lache immer noch.

„Ich denke halt ans Alter!“ meint sie.

„Zja, du Rolli-Pilotin in spe, dan dreh dich mol um unn gugg dir die Trepp ahn. Unn dann sahsche mir, wie du mit deinem Rolli später mol in das Geschoss komme wilschd!“

Wie zum Beweis dafür, dass die Tür zu schmal ist, macht mein Vater einen Bleistiftstrich an die Wand.

„Sondermaß an ner Glasdier….die koschd e Schweinegeld! Mir mache das Loch größer! Alles annere is Quark!“ entscheide ich.

„Langt das dann aach noch mit eure Badmöbel?“ fragt mein Vater.

„Reicht das mit dem Türsturz?“ frage ich.

„Unn mit meinem Wäscheschacht?“ will die Bauherrin wissen.

„Das könne ihr heut middaach rausfinne!“ grinse ich. „Ich muss schaffe!“

Als ich abends um halb elf nach Hause komme ist der Feind überall!

Feiner, weißer Staub. Der ganze Flur ist damit überzogen. Überallhin ist der Mist gezogen. Ein Zeichen dafür, dass mein alter Herr Mauerwerk rausgebrochen hat.

Die neue Tür wird passen. Mit den Badmöbeln, dem Türsturz und dem Wäschehschacht wird es keine Probleme geben.

Für heute und das Wochenende ist erstmal Pause angesagt. Die Ecke, in der Estrich gemacht wurde muss ihre Ruhe haben.

ande71

Letztern Sonntag war verkaufsoffener Sonntag in der Stadt. Im Baumarkt gab es 20% auf alles, Tiernahrung haben die keine.

Es fehlt bis jetzt noch die Kloschüssel, die Deckenpaneelen, die Funzeln, die das Bad mal hell erstrahlen lassen sollen, Drücker für den Wasserkasten und die satinierte Glastür.

Wenn nicht eine 20%-Aktion gewesen wäre, hätte ich mich aus dem Bereich St. Wendel weiträumig herausgehalten. Wir haben zwar, was die Renovierung des Bades angeht kein finanzielles Limit, allerdings kommen wir jetzt in einen Bereich, wo wir sagen: So langsam wärs mal gut jetzt!

Auf der Zufahrt zum Parkplatz standen wir schon mal im Stau, die ersten Nerven liegen Blank. Nicht meine, sondern die anderer Verkehrteilnehmer. Während des stop-and-go beobachte ich die, die am Seitenstreifen, oder zwischen den Autos mit ihrer Beute zu ihrem Auto zurückgehen. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich den Stress für eine Tüte Blumenerde und drei Löwenmäulchen oder einem Steig Usambaraveilchen antun. Also da hätte ich sonntags anders zu tun, und die fünf Euro die ich da mehr unter der Woche mehr zahlen müsste, hätte ich auch.

Ich lass die Bauherrin und den einjährigen Enkel am Eingang raus und drehe meine Runden auf dem Parkplatz. Schon nach fünf Minuten ergattere ich überraschenderweise einen Parkplatz. Mit Wägelchen wird’s schwieriger, aber ein resignierender Kunde, der es nicht gebacken kriegt sein Wägelchen an die Kette zu legen, und mir dadurch ein Transportmittel und einen Euro beschert.

Im Baumarkt, im Mittelgang schon eine Riesenschlange. Stört mich erstmal gar nicht, den ich werde noch eine Weile zwischen den Regalen verbringen.

Am vereinbarten Treffpunkt in der Sanitärabteilung treffe ich den Bruder meines Schwagers, aber nicht die Bauherrin.

Nach zehn Minuten fordere ich per Handy ihre derzeitige Position.

Der Wickelraum!?

Der Herr Enkel hat es sich nicht nehmen lassen sich i Baumarkt mal so richtig leerzudrücken.

Ich nutze die Zeit und kümmere mich schon einmal um das, was ich ohne der Bauherrin Rat, besser Zustimmung, aussuchen kann. Irgendwann erscheinen die beiden dann. Die Funzelspots, die ich ausgesucht habe, gefallen der Chefin dann natürlich doch nicht ( *seufz* ), also wieder hin zu ELEKTRO und andere nehmen. Eine Stunde später, bis auf die Deckenpaneelen ist alles in dem Wagen, stehen wir in der Schlange zur Kasse.

Der Herr Enkel beginnt allmählich die Nerven zu verlieren. Aber günstigerweise hat sich seine Mutter schon angekündigt, um ihn vor dem Baumarkt abzuholen.

Nach 20 min dann sind wir durch die Kasse. Als alles im Auto ist, geht’s zurück in die Holzabteilung, wo ich die Deckenpaneelen wenigstens bestellen will, um die 20% zu kriegen. Abholen werde ich sie in der darauffolgenden Woche. Nochmal werde ich mich nicht in die Kassenschlange stellen. In der Holzabteilung eine Riesenschlange vor dem Infopult. Ich suche das Schild AB HIER NOCH 30 MIN, finde aber keins.

Hier warte ich mindestens eine Stunde bis ich an der Reihe bin. Eher mehr.

Ich überschlage kurz:

An den Paneelen spare ich 26 Euro, eine Arbeitsstunde für mich als Maschinenbautechniker ist mir 25 Euro wert, gefühlte 2 Stunden warten, also lege ich hier drauf. Und von dem schönen Wetter an diesem Sonntag habe ich auch überhaupt nix mehr. Nö, da komm ich nächste Woche wieder und zahl den regulären Preis. Ich mache eine Kopfbewegung zur Bauherrin: „Rückzug!“

Es geht gegenüber zu Baumarkt Nr. 2

Die haben die Glastüren. Und es ist nicht so viel los, wie hier.

Nach etwa fünf Minuten sind wir dran. Wir bestellen die Glastür, mit Zarge, Beschlägen und der Drückergarnitur mit WC-Schloss.

Zeitweilig steht mir hier der kalte Schweiß auf der Stirn, die Drückergarnitur und die Beschläge kommen zusammen auf einen regulären Preis von über 300 Euro, der Krempel komplett regulär 565. Abzüglich 20% bleiben noch 450 Euro.

Die Bauherrin nickt. Mit dem Ausdruck zur Kasse, zahlen, unn ab hemm!

Dort gleicht der Wohnbereich einem Materiallager. Im Bad und im Keller ist nur noch Platz für den Kleinkram, die Paneele werde ich montags unter dem Esszimmertisch lagern müssen.

Im Bad selbst ist diese Woche die große Gipsaktion im Gange. Die Schlitze für Wasser-, Heizungs- und Stromleitungen werden vergipst. Freundlicherweise hat es sich eine Lötstelle am Warmwasserzulauf des Waschbeckens doch noch überlegt leck zu sein. Also das Ganze noch mal aufmachen. Die Gelegenheit wird genutzt und altes Rohr weitestgehend durch neues ersetzt. Die Wandmontage für das Klo wird in Wand und Boden verankert, es nimmt doch so langsam Formen an.

Heute wird noch der Rest der Wand badewannenseitig vergipst, etwas Estrich gemacht, und dann wäre es mir recht, wenn der Knilch vom Baumarkt anrufen würde, mit der Meldung, dass unser Fenster da ist.

Nach Lage der Dinge, verliere ich meine Wette mit der Bauherrin.

Ich habe gewettet, dass wir bis Ostern fertig sind.

Das wird eng!

ande71

Mei Nerve!

Gestern war großer Baumarkttag!

Mit einer eigentlich nicht großen Liste fuhr ich in den Baumarkt.

“Meins“ ( = saarl.: Ehefrau, Freundin/ Lebensgefährtin ), die Bauherrin und Herrin über den Batzen Geld, wollte wissen, wie viel ich den anGeld bräucht für die Einkaufstour.

„Och, gemma hunnert mit! Das wird lange!“

Ich also mit meiner Liste in den Baumarkt, belade das Wähnche mit dem Zeugs und fahre an die Kasse.

Das Fräulein scannt den Krempel, drückt auf ENTER

„Das macht dann 91,36 Euro.“

:nanu

„Is do das Wähnche dabei? Das brauch ich net! Nur das Zeich wo druffleit!“

„Hihihi, neee, das Wähnche ist nicht dabei!“ sagt sie.

Auf dem Weg zum Auto, ertönt die Msik von „Fluch der Karibik“.

Mein Vater ruft mich aufm Handy an.

„Äääää, Ande.“ So fängt er immer an am Telefon. „Bringsch noch das , dies unn jenes!“

Ich zücke meinen Geldbeutel, und sollte eigentlich happy sein, denn das was in der Schweiz bei CERN einen Milliardenaufwand notwendig macht, halte ich in Händen.

Ein schwarzes Loch!

Also zur Geldmaschine nachfassen.

Nach dem ich zwanzig Minuten später ein zweitesmal durch die Kasse bin, sind von den hundert Euro schon wieder 60 weg.

„Das geht jo heut wies Katzemache!“

Es dauerte ganze vier Stunden, da ruft der Senior wieder.

„Ei mir brauche das unn jenes. Und das känne ma so net mache, dodefier brauche ma noch das unn das!“

Allè hopp, aufsitzen und wieder 20 km in de Baumarkt.

Dort komme ich rein, endlich mal was erfreuliches. Ich treffe einen Kumpel von der Umschulung, ehemaliger Taxiunternehmer der jetzt sein Elternhaus renoviert.

„Unn?“ sag ich.

„ Aschloch. Warum melschd dich dann net emol?“ sagt er.

Wir schütteln uns die Hände und wärmen ein paar alte Stories auf.

Eine hübsche blonde geht an uns vorbei, das Gespräch stockt, zwei Köpfe drehen sich.

„Is immer noch es selwe!“ grinst er.

„Jo immer noch die gleiche Verhaltensmuschder!“ grinse ich.

Er muss weiter, der Termin für die Flasch Bier bei ihm in der Werkstatt ist fix gemacht.

Ich gehe wenig später ausm Baumarkt raus, wieder um gut 50 Euro ärmer.

Ich komme nach Hause, die Bauherrin zickt herum, weil wir so viel Geld in den Baumarkt tragen.

Erklärungsversuche scheitern, die Dame bleibt zickisch. Entweder prämenstruelles Syndrom, oder postmenstruelles Syndrom. Eine genaue Diagnose scheitert am Ruf meines Vaters, weil für das Klo, das wir vom großen Bad ins kleine Bad verfrachten wollen natürlich nix passt. Keine Schraubenlöcher, kein Abfluss, kein Spülzulauf.

„Du musch…!“

„Kannsch vergesse! Ich fahre jetzt net nochmo in de Baumarkt! Ausserdem is fünf Uhr! Feierowend!“ sage ich, und mache mit dem Meter eine Flasche Bier auf.

ande71

Ich habe meiner Frau einen Wäscheschacht im neuen Bad versprochen. Es bietet sich an, denn unter dem Badezimmer ist die Waschküche, und die drei Wäschekörbe im Bad haben mich die letzten Jahre ziemlich genervt. So groß ist jetzt unser Bad auch wieder nicht.

Während ich die letzte Woche Frühscicht hatte, hat mein VAter breits einige Arbeiten im Bad erledigt. Unter anderem hat er die Löcher für die Wasserleitungen und die Heizungsrohre in die Decke bzw. in den Boden gebohrt. Als ich dann von der Arbeit kam, meinte er, das Loch für den Wäscheschacht könne ich mal schön selber machen, genauso wie das Loch für den Toilettenabfluss.

Allè Hopp, ich legte los.

Kaum hatte ich richtig gestartet, entdeckte ich entlang der Wand ein Heizungsrohr. Aha, das muss die Leitung für den Badheizkörper sein, die wir nirgends finden konnte. Mit dem Flachmeißel begann ich den Estrich wegzupicken, als ich plötzlich auf ein zweites Rohr stieß, das genau in der Mitte des geplanten Wäscheschachtes verlief.

"Wasn das do jetzt? Noch e Heizungsrohr!"

Natürlich hatte ich dem Rohr schon eine mit der Meißelspitze verpasst. Zaghaft begann die Stelle am Rohr feucht zu werden.

"Ei klasse! Welcher Vollidiot verlegt denn so eine Leitung?"

Beim Bohren von ein paar Kranzlöchern hatte ich es geradeso verfehlt. Zum Glück!

Es war der Rücklauf der Badheizung, die uns den angenehm warmen Streifen mitten im Badfußboden bescherte.

Kurz war der Wäscheschacht in Gefahr.

:altes-grübeln

"Gutt, das is jetzt net sooo schlimm, weil der Heizkörper kommt eh weg und wird durch den Handtuchheizkörper ersetzt. Der bekommt seine Zuleitungen durch die Decke.

Das Leck in der Leitung war auch nicht tragisch. Alle zehn Minuten fiel ein Tropfen in den Eimer. Also weiter, voller Tatendrang.

Nach vier Stunden, in denen der Tatendrang merklich abnahm, war das Loch fertig.

Und wieder war ein Tag mit einer Überraschung auf der Baustelle zu Ende.

ande71

Hin und wieder wird beim Bund für die Obrigkeit etwas Schau gemacht. Meist sind dann irgendwelche hohen Offiziere anderer Länder oder Truppengattungen zu Gast.

Um denen dann bisschen zu zeigen was man drauf hat.

Für uns hieß das: „Scharfer Schuss mit Panzerabwehr-LFK MILAN“.

Ziel war ein orange angepinselter Schadpanzer.

Der Einsatz der Waffe funktioniert so:

Mit der Zielmarke 1, das ist der Pfeil auf der Visierlinie, wird das Ziel anvisiert.

Targetsight.MILAN.jpg

Die Waffe wird ausgelöst. Dabei wird der Raketenmotor des LFK ( Lenkflugkörpers ) gezündet. Der schießt nach vorne aus dem Startrohr, das Startrohr selbst fliegt nach hinten weg.

MILAN_18.JPG

Anschließend kann sofort nachgeladen werden.

Nach dem Abschuss senkt sich die Optik automatisch auf den Zielmarke 2, das Fadenkreuz in der Mitte des Sichtfeldes. Jetzt muss der Schütze nur noch den Leuchtpunkt des Feuerstrahl des LFK in diesem Fadenkreuz halten, und das Fadenkreuz natürlich auf dem Ziel. Die Sicherheitsstrecke war 75 Meter, das heißt, erst nach 75 Meter Flugbahn wird der Gefechtskopf scharf. Maximale Reichweite beträgt 2000 m. Die Lenksignale werden über einen Lenkdraht an die Steuerung des LFK gesandt, der sich nach dem Abschuss abrollt. Ganz einfach also!

Einsetzbar ist die Waffe gegen alle gepanzerten Fahrzeugen, auch gegen Panzer mit Aktiv-Panzerung und sogar gegen tief fliegende Hubschrauber!

Der brave Soldat S. wurde auserkoren den 15.000-Mark-Schuss abzugeben.

So richtig wusste er nicht, ob das jetzt eine Auszeichnung war, oder eine Strafe.

Die drei Tage vor der Vorführung waren geprägt von Trockenübungen. Der OG S. hätte ja gerne wenigstens einen scharfen Schuss im Vorfeld abgegeben, allerdings wurde der nicht genehmigt. Zu teuer.

Allerdings wurde ihm am Morgen der Vorführung bereits deutlich gemacht, dass wenn er den Panzer heute nicht treffen sollte „die Eier weg sind“!

Es geht nichts über ein paar motivierende Worte.

Ein Panzerabwehrtrupp MILAN besteht aus zwei Mann. Dem, der das Gerät bedient, und einem zweiten Mann, der das Rohr mit dem Flugkörper auf die Startvorrichtung setzt und gegebenenfalls nachlädt. Zweiter Mann war der Gefreite Ingo, und damit die beiden auch nicht kopflos waren, wurde ihnen der Fähnrich W., nur bekannt als „die Gießkann“ zugeteilt.

Ingo und S. waren darüber am meisten begeistert. Denn der Fähnrich S. war ein „Dummschwätzer unn Ahnung hott er aach kään“!

Der Tag der Wahrheit kam und eine dreiviertel Stunde vor Eintreffen der Besuchergruppe mit den Lamettaträgern wurden S. und die beiden anderen, nebst MILAN in die Nähe ihrer Abschussstellung gebracht. Die letzten 150 m mussten sie zu Fuß zurücklegen. Der Gefreite Ingo trug den Flugkörper in seinem Abschussrohr, der OG S. das gut 30 kg schwere Startgerät, die „Gießkann“ beschränkte sich auf das Tragen der Verantwortung und des Handfunkgeräts, über das der Feuerbefehl kommen sollte.

In der Stellung angekommen begann S. direkt mit dem Aufbau des Startgeräts, während. Ein Blick durch die Optik: kein Panzer zu sehen.

„Ich sehe kein Ziel!“ sagte der OG. S.

„Da oben auf der Erhebung steht er!“ sagte die „Gießkann“.

„Do is nix!“ wiederholte S. seine Feststellung.

„Sind sie blind? Sie werden doch einen orangen Panzer auf einer grünen Wiese ausmachen können!“ blaffte die Gießkanne.

Y-Zeit minus 20 min.

„Sie könne jo mol durch die Optik gugge! Do is nix! Nur Bääm!“ der OG S. war genervt, schließlich waren seine Eier in Gefahr.

„Der muss hinter den Bäumen sein!“ meinte der Gefreite Ingo.

Der Zielpanzer schien von Bäumen verdeckt. Aber durch die Bäume konnte man nicht schießen. Traf der Flugkörper einen Ast, oder berührten die Lenkdrähte einen Ast, detonierte er sofort.

„Oh Gott, oh Gott. Was machen wir jetzt? In fünfzehn Minuten kommen die!“

Die Gießkann geriet in Panik. Irritiert sahen der Gefreite Ingo und der OG S. der Gießkann zu, wie sie vollkommen die Nerven verlierend hin und her rannte.

Dabei war es ja S., der Grund für eine Panik hatte.

Y-Zeit minus 12 min.

Der OG S. sah sich um. Etwa 200 Meter weiter rechts sah es vielleicht besser aus, und sie könnten von dieser Position freies Schussfeld auf den Panzer haben.

“Stellungswechsel!“ plärrte S. und sprang auf, und lud sich das Abschussgerät auf den Rücken.

„Zu spät! Wir haben keine Zeit!“ Die Gießkann schien den Tränen nahe.

„Jammer net! LAAF! Unn saa üwwer Funk Bescheid, dass wir Stellungswechsel machen müssen.

S. und Ingo sprinteten los.

Vollkommen platt kamen sie in der neuen Stellung an.

Y-Zeit minus 8 min.

Gerät aufstellen, ein Blick durch die Optik.

„Scheiße! Noch ein Stück!“

S. sprang auf, Gerät auf den Rücken.

De Gießkann rief die Heiligen an.

Nach etwa weitern achtzig Metern stoppten sie.

Gerät aufstellen, durch die Optik schauen.

„Ich hanne!“

Y-Zeit minus drei Minuten.

S. rann der Schweiß in die Augen, während er die Waffe einrichtete und Ingo das Abschussrohr auf die Waffe aufsetzte.

„Wespe hat Feuerstellung erreicht!“ meldete die Gießkann.

Keine Minute später kam der Feuerbefehl:

„Hornisse an Wespe: Feuern, wenn bereit!“

Noch dreimal tief Luftholen.

„Weg aus dem Rückstrahlbereich!“

Zischend schoss der LFK aus dem Rohr.

Mit einer leicht zitternden Flugbahn schoss er auf den Panzer zu.

Nach gut zehn Sekunden war am Ziel eine Rauchwolke zu sehen, ein paar Sekunden später hörte man einen trockenen Knall.

“Sauwa in die Kapp geschiss!“ grinste S. „Mei Karriere als Eunuch wird noch e bißje waade misse!“

Der Blick des OG S. fiel auf den Fähnrich, der allmählich wieder Farbe ins Gesicht bekam:

“De nächschde Kriech, den verliere mir widda!“ sagte er zu Ingo, der nachdenklich nickte.

Und so sieht ein MIlan-Schuss aus, durchgeführt von Gebrigsjägern:

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ande71

Vor zwei Wochen haben wir Stunden im Baumarkt verbracht, und als wir dort rausgingen waren wir den Gegenwert eines sehr guten Gebrauchtwagens los und hatten einen Haufen Arbeit am Hals.

Unser Bad wird renoviert. Der Plan war quasi im Bad eine Sprengladung zu zünden, die Überreste zusammen zu kehren, und alles neu zu machen.

Gestern viel dann der Startschuss.

Doch schon nach den ersten Fliesen, die stückchenweise zu Boden fielen, fiel mir auf:

da war gar kein Fliesenkleber unter den Fliesen!

HÄ?

Da hat doch der Erbauer des Badanbaus tatsächlich damals beim Verputzen der Wand die Fliesen einfach auf den Putz gedrückt und anschließend verfugt!

Ah ja! :confused:

Kurze Denkpause, unn erschd mol e Flasch Bier.

Wenn ich die 30 m² Wandfliesen abschlage, dann kann ich sämtliche Wände neu Verputzen und vergipsen.

NÄ! Kään Bock!

Die Fliesen bleiben dran, es wird drüber gefließt.

Die Chefin des Hauses ist nicht begeistert und legt ihr Veto ein. ( War jo klar! )

Sie kann dennoch überzeugt werden, dass dies die bessere Lösung ist.

Also schnell den für heute mühsam noch kurzfristig ergatterte Bauscuttcontainer abbestellen.

Wir reißen die Badewanne raus, was stellen wir fest.

Der Estrich geht nur bis zur Abmauerung.

*seufz* :schweigen

Also noch Estrich machen.

Das hat jetzt allerdings den Vorteil, dass wir, da anzunehmen ist das unter der Dusche auch kein Estrich ist, wir doch eine bodengleiche ( und für uns im Alter angenehmere ) Dusche einbauen können, auf die wir wegen des höheren Aufwandes verzichtet hatte.

Naja, immerhin.

Bin mal gespannt, welche Überraschungen heute auf uns warten!

ande71

Wer beim Bund war hat immer irgendeine Geschichte zu erzählen. Vieles erlebt man während der Zeit der Grundausbildung, oder in den Monaten danach auf den Schießbahnen oder Übungsplätzen.

So geschah es, das auch der brave Obergefreite S. sich eines Tages auf dem Truppenübungsplatz Baumholder wieder fand. Zusammen mit seinen ganzen Kameraden vom Fallschirmjägerbatallion 261. Wie kaum anders zu erwarten wurde das Manöver wettertechnisch günstig in den Herbst gelegt. Es war nass, kalt und ungemütlich, also perfekt um tagelang in einem Biwak zu verbringen und im Wald rumzukrauchen. „Jägerwetter“ hieß das.

Die Tage auf dem Übungsplatz verliefen unspektakulär. Angriff, Verteidigung, Späh- und Stoßtrupps und Panzerabwehr wurden geübt. Unsere Kompanie zeichnete sich durch die heroische Eroberung einer Höhe 08/15 aus.

Das Ende des Manövers zeichnete sich ab, keiner schien mehr so richtig Lust zu haben, ausser natürlich den hohen Herren der Chefetage, die der Meinung waren, man müsste am letzten Manövertag noch einen Spähtrupp auf den Weg schicken, um eine Artilleriestellung aufzuklären. Wen traf es? Natürlich, die Gruppe S.

Der Obergefreite S., seines Zeichens Gruppenführer, wurde in den Gefechtsstand gerufen, damit man ihm die frohe Botschaft verkünden konnte.

„Obergefreiter S. meldet sich wie befohlen!“ Zackig kam die Meldung, denn die Herren Oberfallschirmjäger stehen auf so was.

“S., sie müssen eine Artilleriestellung aufklären. Ihre Gruppe wird mit einem Fahrzeug zu diesem Punkt gebracht.“ Die Finger unseres Hauptmanns strichen über die Karte.

„ Sie gehen durch die feindlichen Linien, klären die Stellung auf und kehren anschließend nach hier zurück. Sie bewahren Funkstille. Erst wenn sie wieder am Treffpunkt sind nehmen sie Funkkontakt auf, damit wir sie wieder abholen! Noch Fragen?“

„Jawohl. Wann sollen wir losgehen?“

„ Jetzt gleich natürlich“ war die Antwort.

„Jetzt gleich?“ Der Obergefreite S. klang ziemlich entsetzt.

„ Natürlich jetzt!“ Haben sie ein Problem damit?“ Des Hauptmanns Stimme hatte einen klitzekleinen, unschönen Unterton.

„Naja, heute ist letzter Tag.“ gab der OG S. zu bedenken.

„ Jaaaa, richtig! Sie haben also keine Zeit zu verlieren! WEGTRETEN!“ Der unschöne Unterton hatte eindeutig die Überhand jetzt.

“Wasn mit dir?“ fragte der Gefreite Lüders, als OG S. zu seiner Gruppe zurückkam.

„Packend eier Krempel, mir laafe e Spähtrupp!“

„ Jetzt?“ die Bestürzung war unüberhörbar.

„JO JETZT!“ bestätigte S. genervt. „Kein Gepäck. Mark und Ingo, ihr nehmt jeder noch Mun mit fürs MG.“

„ Solle mir jetzt die ganz Zeit die Mun-Kischde schleppe?“ fragte der Gefreite Mark.

„Mann, stelle ihr eich ahn! Näää, nadeerlich net! Holle die Gurte raus unn hänge se eich um! Ma mennt grad ihr mache so was zum erschdemol! Halle jetz bissje droff, in zehe Minutte fahre ma ab!“ sagt OG S.

Kaum eine viertel Stunde später kam ein Unimog auf dessen Pritsche die sechs Mann der Gruppe S. Platz nahmen. Kreuz und quer ging es über den Übungsplatz bis der Unimog irgendwann und irgendwo hielt und alle abstiegen. Wie bestellt fing es an zu nieseln.

„Klasse!“ knurrte S.

Die Gruppe verzog sich ins Unterholz, wo OG S. seinen Männern noch einmal die Aufgabe erklärte, die Vorgehensweise und letztendlich die Richtung in die sie sich bewegen mussten.

Niesel und Nebel, der immer dichter wurde. Beschissener konnte das Wetter nicht sein. Jeder maulte vor sich hin, mal laut mal leise.

Zu allem Unglück hatte sie sich auch noch verlaufen, was dem OG S. nicht gerade Lob von seinen Kameraden einbrachte, denn er war derjenige mit Karte und Kompass.

“Reche mich bloß net uff. Ich hann aach kään Bock mehr zu laafe wie unbedingt notwennich.“ versuchte sich S. zu entschuldigen. „ Do geht’s lang!“

Der Nebel wurde immer dichter, und nur durch Zufall bemerkten sie, dass sie aus dem Wald auf eine Lichtung getreten waren.

Plötzlich war ein Plumpsen zu hören und ein „Scheiße!“

Der Gefreite Ingo war hingefallen.

„ Fallsche üwwer die eigene Fies?“ frotzelte der Gefreite Mark.

„Ich bin üwwer das Kabel do gstolpert!“ erklärte der Gefreite Ingo in aller Ruhe den Umstehenden.

Alle sahen sich an, und wie auf ein telepatisch gegebenes Kommando hechtete jeder in irgendeine Deckung. Auf dem Bauch liegend sicherte jeder in eine andere Richtung.

Schemenhaft erkannte man im Nebel die Artilleriegeschütze. Sie befanden sich mitten in der feindlichen Stellung.

“Zereck in de Wald!“ befahl S., und alle sprangen auf und rannten zu den Bäumen und gingen dort in Deckung.

„ Unn jetzt?“ wollte der Gefreite Ingo wissen.

„Äääää...“ der Gefreite S. dachte laut nach. Dann flüsterte er:

„Ihr verteilt euch hier etwas hinter den Bäumen, Jochen und ich sehen uns die Stellung an. Wenn wir in einer halben Stunde nicht da sind, geht ihr zurück zu dem Treffpunkt. Asch jo: Unn wenn se uns schnappe, dann mache ner bißje Krach mim MG. Dann brauche ner ach die ganz Mun net mit reduhr ze trahn!“

Die Stellung schien verlassen. In aller Seelenruhe machte sich der OG S. seine Notizen und Skizzen. Nach zwanzig Minuten waren sie wieder bei den anderen.

„ So, jetz ab unn zwar jalla!“

Wieder gingen sie durch den Wald. Zum Treffpunkt war es etwas weiter, als erwartet. Es fing wieder an zu nieseln. Irgendwann nach einer Ewigkeit. kamen sie an einen Weg.

Der Obergefreite S. sah auf die Karte.

„ Äääääh, mir geh uff dem Wäch weida!“ entschied er.

“ Das dürfe ma doch net!“ gab der Gefreite Ingo zu bedenken.

„Wenn ich das sahn, dürfe mir das! Ausserdem hann ich jetzt kään Bock meh!“ brummte der OG S.

Sie gingen auf dem Weg weiter. Irgendwann kamen sie an eine offene Schranke mit einer Hütte dabei. Diese Schranke war geschlossen und das Wachhäuschen besetzt, wenn die Artillerie in das Übungsgelände schoss. Damit niemand unverhofft in einen Feuerschlag latschte oder fuhr.

Sie gingen in die Hütte um sich vor dem nun einsetzenden Regen zu schützen. Die Einrichtung bestand nur aus einem Tisch mit vier Stühlen. Dort ließen sie sich erstmal häuslich nieder.

„Funk mol unser Verein ahn. Mir wäre zum Abholle!“ befahl S. Lüders.

Gebannt starrten alle auf Lüders, der erfolglos versuchte Leben in das Funkgerät zu bekommen.

„ Geht net!“ stellte er resignier fest.

„ Ei klasse!“ knurrte S. „Das hat jo misse komme!“

Warten oder weiterlaufen? Da es immer noch regnete, entschied man sich zu warten und schimpfte währenddessen auf das Wetter, die Bundeswehr und den Auftrag!

Plötzlich kam der Ruf: „ Da kommt ein Fahrzeug!“:

Tatsächlich sah man in einiger Entfernung einen „Iltis“ kommen.

„Den schnappe ma uns !“

Sie schlossen die Schranke und versteckten sich links und rechts der Straße im Gebüsch.

Der „Iltis“ musste anhalten. Just in dem Moment als er gestoppt hatte, sprangen sechs Fallschirmjäger aus dem Gestrüpp rissen links und rechts mit viel Gebrüll die Türen auf.

Der Fahrer sah sich plötzlich sechs Gewehrmündungen gegenüber.

Ein vollkommen perplexer Major saß im Fahrzeug. Einer der Manöverschiedsrichter.

„Wer sind sie denn?“

Der Obergefreite S. drückte sein Kreuz durch und machte Meldung.

„Gruppe S., zwoter Zug, dritte Kompanie Fallschirmjägerbatallion zwo einundsechzig auf dem Rückmarsch vom Spähtrupp.“

„Ah ha!“ meinte der Oberst. „Wo haben Sie denn ihre Aufklärungsergebnisse, Obergefreiter? Mal her damit!“

S. reichte dem Major seinen kleinen Block mit der Skizze der Stellung und zeigte ihm die Lage der Stellung auf der Karte.

„Wunderbar!“ meinte der Major. „Bleiben Sie hier, ich schicke ihnen jemand, der sie abholt.“

Der Major fuhr ab und ließ die Sechs zurück. Die gingen wieder in das Häuschen und warteten. Und froren. Irgendwann wurde es ihnen zu bunt und zu kalt, und sie begannen zwei Stühle zu verbrennen, um ein bisschen Wärme zu bekommen. Nur gegen den Hunger hatten sie nix.

Irgendwann dann wieder der Ruf: „Da kommt ein Fahrzeug!“

Ein Bulli kam angefahren.

„Allé Hopp! Das selwe Spielche wie vorhin! Der is uns! Is mir jetzt scheißegal wer do drin huckt!“

Der Bulli stoppte an der Schranke, sechs wildentschlossene Fallschirmjäger sprangen aus der Deckung, rissen die Türen des Bullis auf, plärrten alle irgendetwas durcheinander, und verstummten urplötzlich.

„ Was isn mit eich los? Hann ihr se noch all?“ Der Stabsfeldwebel war sichtlich irritiert.

„Ooach, Herbert!“ frohlockte S., „Du bisch unser Rettung!“

Der Stabsfeldwebel war aus ihrer Einheit.

„Kannsch du uus mitholle?“ fragte der OG S., der einen seiner Nachbarn aus seiner Straße vor sich hatte.

„Dudd mir lääd, ihr Buwe, awwa ich hann Esse hinne im Bussje. Das muss ich in die Stellung bringe!“ entschuldigte sich der Stabsfeldwebel.

Essen! Das Herz der Sechs hüpfte!

„Das brauchsche gar net groß durch die Gechend zu fahre. Mir sinn am Verhungere!“ sagte S.

„Do degeje kenne ma was mache!“ meinte Herbert. „Hucke eich schommo ins Heisje!“

Keine zwei Minuten später klatschten je zwei Schnitzel pro Mann auf den nackten und schmutzigen Tisch im Wachhäuschen. Die Sechs fielen darart darüber her, dass sämtliche Hyänen der Serengeti sich vor Scham umgedreht hätten.

„Bleiwe do, ich schicke eich jemand der eich abholt.“ versprach er.

„Jo, jo. Das hat der Major Schiedsrichter vor zwei Stunn aach schon gesaat!“ winkte S. ab.

„Wersch siehn, in ner stunn sinner dehähm!“ versprach der Stabsfeldwebel erneut und fuhr ab.

Und tatsächlich! Keine Stunde später kam wieder ein Fahrzeug. Diesmal standen die Sechs an der Schranke und warteten einfach ab, bis die Karre vor ihnen stand.

„Willkommen an Bord ihres y-Tours-Busses!“ scherzte der Gefreite am Steuer.

„Schwetz net! Fahr!“ sagte S und ließ sich in den Beifahrersitz fallen.

Ein Gutes hatte der Tag dann doch!

Aufgrund der Aufklärungsergebnisse ihres Spähtrupps, musste die Artillerie noch kurz vor Manöverende einen Stellungswechsel machen. Und wer weiß, wie bequem die Herren Bumsköppe sind, der kann sich vorstellen, wie froh die an dem Tag darüber waren.

ande71

Gipfeltag – 5. Die Rückkehr

Die Rückkehr

Das Blatt hatte sich zu meinen Gunsten gedreht. Ich hatte jetzt sehr gute Chancen das Hochlager zu erreichen. Vom Mushroom Rock war ich nach meiner Schätzung eine gute halbe Stunde entfernt. Eine neue Flasche musste ich dort nicht mehr holen, mit dieser Flasche kam ich auf jedenfall bis zum Hochlager 4.

Ich war erschöpft, aber heilfroh dass ich jetzt wieder „einen richtigen Weg“ hatte. Die Dämmerung hatte eingesetzt und ich hielt an um meine Kopflampe wieder aufzusetzen. Dabei kam mir der Gedanke, dass ich eine zeitlang bewusstlos gewesen sein musste, denn als ich am Second Step war es kurz vor elf, oder so.

Na egal, ich war schon eine ziemlich lange Zeit in der Todeszone und es wurde Zeit das ich hier wegkam. Das bedeutete, dass ich nicht in Lager 4 auf 8200 m oder Lager 3 in 7900 m bleiben konnte, sondern absteigen musste nach Lager 2 auf 7500 m.

Lager 2 lag auf einer langen verschneiten Kammlinie. Immer noch über 7000 m Höhe, aber hier war die Chance doch noch die Höhenkrankheit zu bekommen geringer, als weiter oben.

Aber bis dahin war es noch ein langer Weg. Ich kam gerade an der Felshöhle mit „Green Boots“ vorbei. So langsam machte sich Müdigkeit in mir breit. Die letzten Stunden waren ziemlich anstrengend. Von der Uhrzeit her dürfte ich der letzte in dieser Höhe auf dem Berg sein. Die Knie taten mir weh, und meine beidseitige Hüftgelenksdysplasie war auch nicht sonderlich froh über diese Tortur. Aber es nutzte nix, ich musste nach unten. Immerhin ging es ja bergab.

Vor mir tauchte der First Step auf. Er bestand aus groben Felsblöcken und war nur aufgrund der Höhe über dem Meer ein Hindernis. Ich wurschtelte mich irgendwie nach unten. Dabei war ich heilfroh, dass es dunkel war, denn besonders professionell hat es sicherlich nicht ausgesehen.

Ich hatte Durst ohne Ende. Meine Kehle war knochentrocken. Das rührt zum einen von der Höhe, zum anderen vom Atmen des Sauerstoffs, der bei der Produktion all seine Feuchtigkeit entzogen bekommt. Dadurch trocknete er die Mundschleimhaut aus.

So trottete ich dahin. Immer weiter nach unten. Nur hin und wieder blickte ich vom Boden auf um mir einen Überblick zu verschaffen.

Plötzlich stand ich vor zwei Männern. Ich erschrak mich zu Tode!

„Andy?“ sagte eine Stimme. „Thangbu?“ (Wie geht es dir?)

Es war Lhopsang, zusammen mit Tenzing.

„Komba lasung!“ antwortete ich. Ich habe Durst.

Das Englisch vor allem von Tenzing war nicht sonderlich gut. Aber er hatte mir ein paar Brocken Sherpa beigebracht. Ich mag es, wenn man sich in einem fremden Land in der Landessprache etwas verständigen kann, und die Sherpas mögen es, wenn man sich für ihre Kultur interessiert. Während der Wochen des Aklimatisierens hatte man dafür jede Menge Zeit und konnte sie so sinnvoll nutzen.

Ich setzte mich in den Schnee und bekam von Lhopsang einen Becher gereicht.

Darin war Buttertee, jene für uns gewöhnungsbedürftige, wie eine dünne Brühe schmeckende Zubereitung aus Tee und Yakbutter. Die Erinnerung an meine erste Begegnung mit Buttertee verdrängte ich bei den ersten Schlücken. Er regt unter anderem die Verdauung an, was bei uns verweichlichten Mitteleuropäern fatale Folgen haben kann. Aber er war wie eine Geheimwaffe, die dem Körper Wärme, Flüssigkeit, Proteine und Fett zuführte.

Etwa 20 Minuten rast gönnten mir die beiden, dann ging es weiter. Vor mir Lhopsang, hinter mir Tenzing. So buchsierten sie mich durch die Exit Cracks. Als nächstes folgte Hochlager 4. Da das Gelände ziemlich ausgesetzt war und ich sehr erschöpft, nahmen mich die Beiden ans kurze Seil.

Als wir im Hochlager 4 ankamen war nur noch Dorje dort. Die anderen Sherpa und die Kunden stiegen nach dem Gipfelgang stets so weit ab wie möglich, um in eine geringere Höhe zu kommen.

Der gute Dorje begrüßte mich überschwänglich. Er war sehr froh, dass „sein Kunde“ noch am Leben war. Die Sherpa werden von den Anbietern angestellt. Und es wirft ein schlechtes Licht auf einen Sherpa, wenn „sein Kunde“, für den er am Berg die Verantwortung hat, dort oben umkommt. Es besteht dann die Gefahr, dass er in der nächsten Saison nicht mehr genommen wird und er unter Umständen kein Einkommen hat.

Von Lhopsang über meinen Hunger informiert, hatte Dorje ein paar Momos aufgewärmt, diese gefüllten Teigtaschen, an denen ich mich totfressen könnte.

Während ich im Schnee saß und aß, packten Dorje, Lhopsang und Tenzing den ganzen Kram zusammen. Ich bekam jetzt auch wieder ein funktionierendes Funkegrät und konnte mich zum erstenmal seit Stunden wieder mit Norman unterhalten. Der beglückwünschte mich zur Wiederauferstehung. Er wollte, dass ich auf jedenfall zu Lager eins auf dem Nordsattel auf 7000 m absteigen sollte. Notfalls sollten mich die Sherpas tragen.

Auch Sabrina befürwortete diesen Abstieg, zumal sich bei mir dann doch die ersten Anzeichen von Erfrierungen zeigten. Das bedeutete noch eine Abstieg von 1200 Höhenmetern. Ich war nicht gerade begeistert davon. Ich hatte das Hochlager 4 erreicht, das war mein Ziel. Die Motivation für ein Weitergehen war im *****.

„ Andy, let`s go.“ drängte Dorje.

“Bullshit!“ knurrte ich, stand auf und stapfte Dorje hinterher.

Irgendwann im Laufe der Nacht tauchte das Nordsattel-Lager unter uns auf.

Unsere bevorstehende Ankunft hatte sich herum gesprochen und es gab ein großes „Hallo“ und Schulterklopfen. Ich verkroch mich ziemlich schnell in mein Zelt. Zum erstenmal seid zig Stunden die Maske vom Gesicht ziehen, die Handschuhe und die Schuhe aus. Außer dem rechten kleinen Finger, an dem sich eine Kälteblase gebildet hatte, war es gar nicht schlimm. Nichts was mich irgendein Körperteil kosten könnte. Ich massierte etwas die Füße um die Durchblutung anzuregen und verkroch mich dann in meinen Schlafsack.

Viel Schlaf wurde mir allerdings nicht gegönnt. Der weitere Abstieg ins Basislager stand an. Gegen 10 Uhr machte sich unsere Karawane aus Kunden auf den Weg. Die meisten Sherpas blieben noch oben. Ihre Aufgabe bestand darin die Hochlager abzubauen.

Im Basislager auf 5300 Meter, wurde wir mit viel Applaus begrüßt. Wir gehörten jetzt zu einer exklusiven Gruppe von Menschen, die auf den höchsten Berg der Erde gestiegen sind und wieder zurückgekehrt sind.

Mein erster Gang nach dem Händeschütteln und Glückwünschen war in die „Praxis“ unserer Ärztin. Sie wollte meine Hände und Füße sehen.

„Nur die Füße?“ frotzelte ich, nachdem ich in das Zelt eingetreten war.

„ Nach einer Woche oben am Berg werde ich von einer „tiefergehenden“ Untersuchung absehen.“ grinste sie.

„Wirklich ein Jammer.“

Mein Körper sah aus, als wäre er von irgendeinem Witzbold grün, blau und lila angemalt worden. Ich war übersät mit Blutergüssen, einen ziemlich großen an meiner Hüfte.

„ Die Erfrierung am Finger ist nicht so tragisch. An der Hüfte das ist nur eine Prellung, da machen wir etwas Salbe drauf gegen den Bluterguss. Falls du Schmerzen hast, kann ich dir was geben, wenn du möchtest. Vorher gehst du aber duschen!“ sagte sie.

Ihr Wunsch war mir Befehl und so machte ich mich auf das Duschzelt ausgiebig zu nutzen.

Abends gab es noch eine große Party im Basislager, die von mehreren Anbietern organisiert wurde. Es war der Abschluss der Saison.

In Gesprächen mit den anderen, jeder wollte natürlich meine Story hören, war herauszuhören, dass ich so etwa 70 Meter die Nordseite herunter gefallen sein musste.

Ein Wunder eigentlich, dass ich mir nicht mehr geholt hatte als ein paar Prellungen und jede Menge Blutergüsse. Ich hatte ein Wahnsinnsglück gehabt!

Am nächsten Morgen wurde gepackt und die Rückreise angetreten.

Eine Woche später betrete ich die Bäckerei in unserem Ort.

Als wäre die Zeit stehen geblieben stand dort dieselbe Bäckereifachverkäuferin, wie am Tag meiner Abreise, vor 70 Tagen. Die Tatsache, dass sie die letzten Wochen nichts anderes gemacht hatte als Brötchen und Brot zu verkaufen, machte mir deutlich, welch ein Privileg es war diese Reise zu machen.

Diese Reise hatte mich einen Bausparvertrag, mein ganzes Erspartes und fast mein Leben gekostet. Im Gegenzug bekam ich die stärkste Erfahrung und einmalige, unvergessliche Erinnerungen.

Würde ich so etwas wieder machen?

Jo!

Keinen Achtausender mehr, und keinen Everest mehr.

Aber in 2011 werde ich vierzig. Es gibt da einen Anbieter der den Island Peak ( 6189 m ) und Lobuche Peak ( 6119 m ) anbietet. Oder eine Annapurna - Umrundung.

Mal sehen…

Vorerst geht’s gemächlicher im Gebirge. Diesen Sommer geht’s in meine 2. Heimat, die Steiermark. Zum gemütlichen Klettersteig-Gehen.

Übrigens, die Eisschrauben, die habe ich noch!

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Gipfeltag – 4. Der Griff nach dem Strohhalm

Der Griff nach dem Strohhalm

Zur gleichen Zeit unten im ABC, dem Advanced Base Camp, hatte Norman die schlechte Nachricht von Dorje längst erhalten. Dorje hatte angegeben, dass ich zusammen mit einem Chinesen abgestürzt und nicht mehr zu sehen war und er annahm, ich sei tot. Norman sprach sein Bedauern aus und orderte Dorje mit dem Abstieg weiter zu machen.

In so einem Fall, wenn der Tod eines Bergsteigers bestätigt ist, teilt man das in der Regel umgehend der Zentrale des Anbieters mit, die dann die Angehörigen benachrichtigen. Norman sollte aber dazu in den nächsten Stunden nicht kommen, was auch gut war.

Die Stimmung war trotzdem auf dem Nullpunkt. Fast schon wäre diese Saison ohne Verluste am Berg abgegangen. Jetzt waren gleich zwei auf der Liste.

Es klappte besser als ich dachte. Das Eis war nicht zu hart und ich fand mit Pickel und Steigeisen guten Halt.

Dennoch war es tierisch anstrengend. Ich keuchte wie ein Marathonläufer.

Ich schwitzte sogar.

Sehr oft musste ich anhalten und verschnaufen. Dabei ruhte mein ganzes Gewicht quasi auf den vier vorderen Zacken der Steigeisen und den beiden Eispickeln in meiner Hand. Es verschaffte einem aber ein paar Atemzüge ohne Anstrengung.

Weiter! Rechter Eispickel einschlagen, linken Pickel einschlagen, rechter Fuß nach oben, linker Fuß nach oben. Das ganze von vorne. Und ja nicht dran denken, das es hinter mir 3000 Meter abwärts geht.

Nach einiger Zeit war Schluss mit Aufsteigen. Es blieb mir nichts anderes übrig als auf einem schmalen Band zu queren, in der Hoffnung auf eine weitere Rinne zu stoßen, in der es weiter aufwärts ging. Erst einmal musste ich aber verschnaufen und mal einen Blick auf meine Sauerstoffflasche werfen. Ich drehte wieder die Eisschraube ein und sicherte mich. Langsam belastete ich die Schraube mit meinem Gewicht. Meine Beine brannten wie die Hölle und ich hatte das Bedürfnis mich für einen Moment in den Gurt zu setzen. Sie hielt. Das Gefühl die Beine entlasten zu können war traumhaft. Ich nutzte die Gelegenheit für einen Blick auf die Uhr.

Die Zeit drängte. Es würde bald dunkel werden und ich hatte keinen Bock eine Nacht in der Todeszone zu verbringen. Erst recht nicht in dem Hang! Also weiter!

Unten im Basislager schaute die Expeditionsärztin Sabrina durch das Teleskop, während Norman zurückgelehnt in seinem Stuhl saß und an seinem Tee nippte.

„Norman“, sagte sie, „ich sehe da jemanden unterhalb des Grates! Sieht aus, als klettere er eine Eisrinne hinauf.“

„Was?“ Norman ging zum Teleskop und schaute hindurch.

„Das gibt’s doch nicht! Ist das Andy?“ fragte Norman.

„Andy hatte einen roten Overal.“ meinte Sabrina. „Den haben die Chinesen allerdings auch!“

„Ja, aber die Chinesen haben keine schwarzen Rucksäcke, sondern gelbe!“ stellte Norman fest. „Lhopsang und Tenzing sind noch in Lager 4. ich schicke sie ihm entgegen.“

Beim näheren Betrachten des Bandes sank mein Mut.

Besonders gut sah das nicht aus, und ich war nicht unbedingt ein besonders guter Felskletterer, schon gar nicht ohne Seil in so einem Hang. Allein machte ich so was nie. Beim Höhenbergsteigen ist so etwas auch nicht unbedingt notwendig. Das schwierigste an der Besteigung des Mount Everest war die Höhe. Ansonsten war es bis auf wenige Stellen kaum mehr als eine Höhenwanderung. Halt in extremer Höhe. Jetzt ging mir die Düse ohne Ende. Hier an meiner Eisschraube fühlte ich mich sicher. Allerdings ewig hier bleiben konnte ich auch nicht. Links von mir war es auch nicht besonders. Wenn ich noch dieses Band queren wollte, dann musste das jetzt bei Tageslicht geschehen.

Ich entschied mich den Versuch zu wagen. Ich löste mich aus der Sicherung und betrat das Band. Bei näherer Betrachtung sah es doch nicht so schlimm aus. Der Fels war zwar brüchig, aber ich fand genug Tritte und Griffe, die sicher genug waren.

Die Wand machte einen leichten Bogen und gab den Blick auf die nächste Rinne frei.

Und den Blick auf den Grat. Ich befand mich noch gut dreißig Meter unterhalb.

Die Rinne reichte nicht so weit nach oben. Ich begann in ihr hochzuklettern.

Bis etwa zehn Meter unterhalb des Grates führte mich die Rinne. Die Hangneigung betrug hier nur noch etwa 45 Grad. Nach einer kurzen Verschnaufpause begann ich im Fels weiter zu klettern. Und kaum zu glauben, nach fast einer halben Stunde des Abmühens sah ich die Fixseile vor mir. Eine letzte steile Stufe noch. Mit dem Eispickel zog ich es zu mir und hakte den Karabiner ein. Dann zog ich mich nach oben und stand auf der Abstiegsroute.

Ich war vollkommen ausgepumpt und ruhte mich erst einmal aus. Mir war irgendwie komisch. Ich checkte die Sauerstoffflasche und stellte fest dass sie so gut wie leer war. Durch die Anstrengung habe ich mehr Sauerstoff verbraucht als ich dachte.

Ich wechselte die Flasche und atmete tief durch.

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Gipfeltag - 3. Katastrophe

Katastrophe

Benommen öffnete ich meine Augen und blickte in einen strahlend blauen Himmel. Ich atmete schwer unter der Sauerstoffmaske und mein Herz raste wie verrückt.

Ich war abgestürzt! Ich war tatsächlich abgestürzt! Ich war die Nordflanke des Mount Everest abgestürzt!

„Scheiße!“ brüllte ich. „So ein Scheißdreck!“

Ich hätte heulen können!

„Ich habe 25000 Euro bezahlt um wegen so einem Idioten den Abgang zu machen!“ brüllte ich. „Scheißdreck verdammter!“

Ich blickte gen Himmel und konnte es einfach nicht fassen.

Langsam begann ich mich zu bewegen.

„Aaaaahh“ Hau mir ab!“ keuchte ich.

Mir taten sämtliche Knochen weh. Ich war noch am Leben, aber wenn ich mir etwas gebrochen hatte war ich definitiv geliefert. Eigentlich war ich das sowieso schon.

Außer Schmerzen in der Hüfte und einem Brummen im Kopf war alles andere auszuhalten. So wie es aussah hatte ich keine Knochenbrüche, nur Prellungen.

Mein Blick fiel auf ein weiteres Beinpaar, das definitiv nicht zu mir gehörte. In einem dieser Beine steckte mehrere Zacken meines rechten Steigeisens. Die Beine gehörten dem dämlichen Chinesen der tot und eigenartig verrenkt unter mir lag. Den Eispickel hatte er immer noch in der Hand. Komischerweise war mir sein Tod in dem Moment vollkommen egal.

„Du bisch vielleicht e Vollidiot!“ entfuhr es mir. Ich hob meinen rechten Fuß an um das Steigeisen aus seinem Bein zu ziehen.

Wenn er nicht schon tot gewesen wäre, hätte ich ihm am liebsten den Hals umgedreht. Mit dem Eispickel hatte er wahrscheinlich das Fixseil gekappt, und wir waren beide aus dem Seil gerutscht. Eigentlich sollte meine Seilklemme so was verhindern. Egal jetzt. Die Katastrophe war da!

Ich begann mich umzusehen. Rechts von mir ging es bergab mit etwas 60 Grad Hangneigung, links von mir steil bergauf. Es war über mir niemand zu sehen. Die Stelle lag ungünstig und war wohl auch von oben nicht einzusehen. Mal ganz davon abgesehen hatte ich keine Ahnung wie weit ich den Hang abgerutscht war.

Ein Felsvorsprung hatte unseren Sturz aufgehalten. Der Körper des Chinesen hatte meinen Fall abgefangen, worüber ich sehr froh war.

Ich rief nach Dorje, bekam aber keine Antwort.

Was jetzt??? Wie kam ich aus dieser beschissenen Situation wieder raus?

Im Liegen checkte ich meine Ausrüstung. Klettergurt und Sicherungsseil waren noch intakt. Ebenso die Seilklemme. Jetzt könnte sich mein Schiss im Vorfeld der Expedition auszahlen. Ich hatte mir zuhause zwei Eisschrauben gekauft, das Stück für 35 Euro. Sie waren gedacht als zusätzliche Sicherung für den Fall das ich mich einmal zusätzlich sichern musste oder wollte. Ich hatte sie an den Schultergurten meines Rucksacks befestigt. Dorje und die anderen waren der Meinung es sei nur unnötiges Gewicht, das ich mit mir rumschleppte. Jetzt waren diese sündhaft teuren Teile Gold wert! An jeder war bereits eine Bandschlinge befestigt, in die man den Karabiner einhängen konnte. Ich schraubte sie in das Eis und hängte den Karabiner ein. Zumindest konnte ich jetzt nicht weiter die gesamte Flanke runter rutschen. Mein sicherer Tod wurde somit etwas weiter in die Zukunft gerückt, wenn auch wahrscheinlich nicht all zu weit.

Es war Zeit sich bei Dorje oder dem Expeditionsleiter zu melden, und zu sagen, dass ich noch am Leben war. Am Spiralkabel meines Funkgerätes hing allerdings ein völlig zertrümmertes Mikrofon.

„Na klasse!“ knurrte ich. Ich kam mir vor wie im falschen Film.

Langsam kam auch Panik in mir auf. Es war auch die beste Gelegenheit dazu!

Ich saß hier in gut achteinhalb Tausend Metern Höhe auf der Leiche eines Chinesen, an so ziemlich der beschissensten Stelle an der einem so etwas passieren darf, ohne Seil, ohne Haken, ohne Möglichkeit der Kommunikation und mit zur Neige gehendem Sauerstoff. Ich zwang mich Ruhe zu bewahren.

„Bleib ruhig und denk nach!“

Eine Bergung schied vollkommen aus. Ein Hubschrauber kommt mit Ach und Krach gerademal auf die Höhe des Basislagers. Eine Bergung von oben schied auch aus. Für so eine Aktion sind mehrere Männer notwendig, die sich stundenlang in der Todeszone aufhalten müssten. Das war ein Menschenleben hier oben nicht wert. Dieses Risiko ging keiner ein!

Das hier hätte einfach nicht passieren dürfen! So etwas war hier oben schlichtweg verboten!

Wenn ich hier wieder weg wollte musste ich nach oben, zurück auf die Route. Ohne Seilsicherung ein Himmelfahrtskommando. Ich hatte keine große Erfahrung mit Eisklettern. Ich hatte so was noch nie gemacht. Schon gar nicht alleine und ohne Sicherung. Wenn mir dann noch der Sauerstoff ausgeht und der Verstand nachlässt war es sowieso aus. Ich regelte den Sauerstoff runter und begann mich auf dem Chinesen rumzudrehen. Ich schaffte es mich irgendwie neben ihn zu knieen und begann seine Ausrüstung zu untersuchen. Als erstes nahm ich ihm den Eispickel ab. Den konnte ich beim Aufstieg zusammen mit meine eigenen gut gebrauchen. Ein Funkgerät hatte er keins dabei.

„War jo klar!“ knurrte ich.

Das war blöd, aber im ABC, dem vorgeschobenen Basislager, schaute Norman, der Expeditionsleiter für gewöhnlich während der Gipfeltage ständig durch ein Teleskop um die Mitglieder seiner Expedition im Auge zu behalten. Möglicherweise war er Zeuge des Vorfalls gewesen. Es konnte sein, das man wusste dass ich noch am Leben war.

Ich fand im Rucksack des Chinesen noch eine volle Sauerstoffflasche, die sogar von derselben Sorte war wie die unserer Expedition. Das bedeutete extra Sauerstoff für gut acht Stunden für mich. Die Flasche aus der der Chinese aktuell den Sauerstoff atmete war auch noch so gut wie voll. Er musste sich beide Flaschen am Mushroom Rock geholt haben. Egal wie, es würde mir helfen. Ich nahm auch diese Flasche und steckte sie zu der anderen in meinen Rucksack. Meine eigene Flasche hatte ich zwischen die Beine gestellt. Ich setzte mich und lehnte mich zurück an den Hang.

Bis jetzt hatte ich nichts weiter als einen Strohhalm an den ich mich klammern konnte.

Aber immerhin.

Mir war etwas kalt. In meiner Thermosflasche befand sich noch Tee. Ich trank etwas davon und aß einen Energieriegel.

Ich musste versuchen in einer der vereisten Rinnen bis nach oben zur Route zu kommen. Dort war der Weg durch die Fixseile markiert und gesichert, und die Chance auch groß andere Bergsteiger zu treffen mit denen man absteigen konnte. Es war meine einzige Chance!

Mein Blick fiel auf den Chinesen. Irgendwie tat er mir ja dann doch leid. Möglichweise hatte ihn mein Aufprall sogar getötet. Ich untersuchte seine Taschen nach persönlichen Papieren und steckte sie in meine Tasche.

Ich wechselte die Sauerstofflasche und nahm meinen eigenen Eispickel aus den Rucksackschlaufen. Dann zog ich den Rucksack an und stellte mich langsam auf die Füße. Den Sauerstoffregler hatte ich auf 2,5 Liter pro Minute eingestellt.

Ich stellte mich hin und blickte nach oben. Gut 20 Meter ging diese Eisrinne noch nach oben. Weiter konnte ich nicht sehen. Mit einem mulmigen Gefühl löste ich den Karabiner aus der Eisschraube und schraubte sie aus dem Eis heraus. Auf keinen Fall wollte ich sie zurücklassen. Vielleicht konnte ich sie noch gebrauchen.

Dann begann ich hochzuklettern.

© ande71

ande71

Gipfeltag - 2. König der Welt

König der Welt

Nach dem Second Step folgt noch eine dritte Felsstufe, der Third Step.

Weniger spektakulär als der Second Step. Dahinter folgte der Schneehang, den man queren musste um die Gipfelpyramide zu erreichen. Vom Third Step aus war es noch eine Stunde bis zum Gipfel.

Diese Aussicht war wie ein Zug am Joint. Als hätte ich eine Extraportion Energie bekommen, so fühlte ich mich jetzt. Trotzdem gings im Schneckentempo weiter. Selbst bei dieser “Geschwindigkeit“ verbrannte mein Körper jetzt 1000 Kalorien, pro Stunde!

Am Third Step hatte es begonnen zu dämmern. Jetzt auf dem Schneehang trafen uns die ersten Sonnenstrahlen. Bei einer Verschnaufpause nutzte ich endlich mal die Gelegenheit und blickte mich um. Am Horizont war bereits die Krümmung der Erde zu erkennen. Eine Sache, die mich unglaublich faszinierte, hatte dies doch etwas „ausserirdisches“. Dorje drängte zum Weitergehen. Also weiter, Schritt für Schritt. Nach so vielen Stunden des Aufstiegs hatte es etwas mechanisches.

Dann sah ich sie, die bunte Punkte am Gipfel. Die Gebetsfahnen, von denen die meisten im Schnee lagen. Das puschte mich noch einmal zusätzlich.

Und dann war es soweit!

Um 0635 am 26. Mai 2008 stand ich auf dem höchsten Punkt der Erde. Als Erster an diesem Tag. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ich schrie die Anspannung förmlich heraus. Dorje kam zu mir und gab mir die Hand. Ich konnte nicht anders als ihn herzlich zu umarmen. Ich bedankte mich überschwänglich bei ihm, denn ohne seine Hilfe, ohne die Hilfe der Sherpas, die wäre ich nicht hier oben, käme keiner von uns auf diesen Berg.

Dorje hatte unsere Ankunft am Gipfel bereits dem Expeditionsleiter ins vorgeschobene Basislager gemeldet. Er beglückwünschte mich über Funk und gab uns fünfzehn Minuten auf dem Gipfel, dann sollten wir den Rückweg antreten.

Ich fummelte meine Digitalkamera aus dem Overall und schoss ein paar Aufnahmen. Ein Rundumblick vom Gipfel. Um mich DIE Namen im Himalaya: Lothse, Nuptse, Ama Dablam, der Makalu, am Horizont aus dem Wolkenmeer herausschauend, der Kanchenjunga. Der helle Wahnsinn! Wie Leonardo DiCaprio breitete ich meine Arme aus und schrie wie verrückt. Unter mir, gut 2600 Meter unter mir und versteckt hinter dem Lhotse war der Island Peak, auf dem ich vor zwei Jahren stand. Ich machte noch eine Aufnahme von Dorje und mir zusammen, dann brachen wir auf.

Noch auf der Gipfelpyramide kamen uns die anderen aus unserer Gruppe entgegen. Dorje und ich ließen sie vorbei, und jeder beglückwünschte mich zum Gipfelerfolg.

Je weiter wir nach unten kamen, desto mehr Bergsteiger anderer Expeditionen kamen uns entgegen. Am Third Step mussten wir kurz warten ehe wir unseren Abstieg fortsetzen konnten. Es begann jetzt etwas, dass ich im Grunde hasste wie die Pest: das vorbeilassen des Gegenverkehrs! Der Pfad auf dem man sich entlang der Fixseile bewegte war kaum breiter als zwei nebeneinander stehende Füße, vielleicht 40 cm. Um einen entgegenkommenden Bergsteiger vorbeizulassen, beziehungsweise um an einem solchen Vorbeikommen, wenn dieser einen vorbeiließ, musste man sich zwangsläufig aus dem Fixseil aushaken. Anders als bei den Klettersteiggurten, wo man zwei Karabiner hatte, von denen immer mindestens einer im Sicherungsseil war, hatte man bei diesen Gurten nur ein Seil mit Karabiner am Hüftgurt. Man war also für einen Moment ungesichert. Die Tatsache, dass es hier auf dem Grat hinter mir dreitausend Meter nach unten ging, machte mir bei diesen Überholmanövern echt Sorgen!

Am Second Step dann der unvermeidliche Stau aufsteigender Bergsteiger. Für uns auf dem Weg nach unten hieß das Warten. Hier in 8600 m Höhe nichts Schönes. Die Temperatur lag aktuell bei – 29 Grad mit einem leichten Wind. Es dauerte nicht lange, und ich begann zu frösteln. Und das war nicht gut! Um Sauerstoff zu sparen, wurde der Regler bis auf ein vertretbares Maß heruntergedreht. Dadurch dass man weniger Sauerstoff bekam, wurde einem noch kälter.

Eine dreiviertel Stunde mussten wir warten ehe wir eine Lücke nutzen konnten um auf die Leiter zu steigen. In dieser zeit waren nicht weniger als 24 Bergsteiger an mir vorbei gezogen.

Auf die Leiter steigen hört sich einfach an, ist es aber keineswegs. Die senkrechte Steilstufe die durch die Leiter überbrückt wird macht es notwendig, dass man sich bäuchlings hinlegt und die Beine über den Abgrund schwingt. Man tastet dann mit den Füßen nach dieser Aluleiter. Kein gutes Gefühl. Hat man sich dann mit den Stegeisen die Aluleiter runtergewurschtelt, steht man in der Regel schon vor dem Nächsten auf dem Weg nach oben.

Unser nächstes Ziel war der Mushroom Rock, wo wieder die Flaschen getauscht wurden. Auf dem Weg dorthin kam uns eine chinesische Expedition entgegen. Die waren in den letzten Tagen durch ihren Dilletantismus und ihrem Auftreten der kommerziellen Expeditionen negativ aufgefallen. Sie war größtenteils aus Militärangehörigen zusammengesetzt und nicht wenige hier am Berg bezweifelten dass die wenigsten irgendeine alpine Erfahrung hatten. Ich beschloss mich gegen den Hang zu lehnen und den Chinesen das Vorbeigehen mit der damit verbundenen Gefahr zu überlassen.

Ich blickte mich um und sah Dorje etwa dreißig Meter hinter mir. Im Umdrehen fiel mein Blick den Steilhang hinunter. Ein Wahnsinns-Anblick.

Der nächste Chinese kam und war daran sich an mir vorbeizufummeln. Ich blickte nochmals zu Dorje, der auch stehen geblieben war, um jemanden vorbei zu lassen, als plötzlich der Boden unter meinen Füßen verschwand, und ich spürte wie ich fiel.

Ich fand mich plötzlich im Fixseil hängend etwa fünf Meter unterhalb des Pfades wieder, den Chinesen press an mir. Der Blödmann wurde berechtigterweise panisch und begann wie ein Idiot zu zappeln um wieder hoch zu kommen. Durch diese Zappelei löste sich oben einer der Schneeanker und wir rutschten noch ein Stück tiefer. Davon abgesehen hingen wir zu zweit an dem Seil. Und das war an sich schon nicht gut. Weitere Schneeanker lösten sich und wir rutschten weiter abwärts. Plötzlich hatte der Typ einen Eispickel in der Hand und begann nun wie doof mit dem Teil auf den hier nur mit einer dünnen Schneedecke bedeckten Fels zu hämmern.

Ich schrie ihn an, er solle endlich aufhören und versuchte seinen Arm mit dem Pickel zu fassen zu kriegen.

Plötzlich ging es rasant abwärts!

Wir rutschten und purzelten den Steilhang herunter. Ich knallte dabei unsanft auf meine linke Hüfte, rutschte weiter hangabwärts, krachte auf etwas seltsam Weiches und blieb liegen.

© ande71

Leider in englisch, aber man es handelt sich um den oben beschriebenen Abschnitt:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=O1wXEK5lsrg&feature=related]http://www.youtube.com/watch?v=O1wXEK5lsrg&feature=related[/ame]

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